Ein kleiner Falke flattert durch das geöffnete Fenster in Talris' Arbeitszimmer. Auf dem Rücken des zutraulichen Tieres ist eine zusammengerollte Nachricht befestigt. Die Schrift lässt mit ziemlicher Sicherheit die Hand einer Frau erkennen, die Buchstaben wirken wie gemalt, als wäre die Schreiberin mit den Zeichen noch nicht wirklich vertraut. Nachdem der Falke von seiner Last befreit ist, hüpft er auf den Fenstersims, breitet die Flügel aus und verschwindet mit einer kleinen magischen Implosion.
Euer Durchlaucht!
Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, dass ich mich erst jetzt wieder bei Euch melde, um die näheren Umstände meiner Bewerbung auszuhaldeln.
Zu allererst möchte ich mich im Voraus entschuldeigen, sollte ich Euch in irgendeiner Weise mit meinen Worten brüsquieren. Ich bin den Umgang mit edlem Blut noch nicht wirklich gewöhnt, jedoch gelobe ich Besserung.
Doch nun zu meinem eigentlichen Anliegen:
Hiermit möchte ich mich noch einmal in aller Form zum das Amt des Herolds von Montralur bewerben. Vor drei Wochen wurde ich von Vier Winde in den Rang eines Persevanten von Drakisragh erhoben. Bei der Ernennung waren als Zeugen ein Ritter in den Farben Ancoraghans und Eures Ritters Sir Aldhayn anwesend. Letzterer sollte Euch mittlerweile ein Empfehlungsschreiben von Vier Winde überbracht haben.
Aber sicherlich interessiert es Euch, Näheres über meine Person zu erfahren. Seit nun etwa einem Jahr lebe ich im Silberauental bei Baron Vier Winde, der mich seit dem in der Kunst der Magie sowie seit Kurzem in Heilkunde und Heraldik ausblidet.
Meine eigentliche Heimat ist das Land CenWyn, das von den Mittellanden so weit entfernt liegt, dass auch ich nicht genau sagen kann, wo es sich befindet.Nach Beendigung meiner grundlegenen Ausbildung im Orden der Schwesternschaft der Zwei Berge begab ich mich wie es bei uns üblich ist auf die Wanderschaft und landete durch einen mir bis heute nicht erklärbaren Umstand in Zartonia, wo ich für etwa einen Monat bei Garon in die Lehre ging. Als ich jedoch erkannte, dass er sich als Dämonenpaktierer betätigt - auch wenn er sich heutzutage als Diplomat auszugeben pflegt, verließ ich das Land auf dem schnellsten Wege.
Ihr habt mich wahrscheinlich bei unserem Treffen für einen normalen Menschen gehalten, doch Eure Augen haben Euch getäutscht. Meine Mutter gehörte der Rasse der Lyccha an, die am ehesten mit den hier heimischen Garou zu vergleichen sind. Doch seid beruhigt, das Wilde Blut in mir ist schwach, selbst in der Nacht des vollen Mondes bin ich keine Gefahr für Andere. Da ich jedoch noch nie in Eurem Lande gewesen war und nicht wusste, wie man dort auf Wesen nichtmenschlicher Gestalt gegenübersteht, hielt ich diese Tarnung für angebracht. Bitte glaubt mir jedoch, dass kein Versuch mutwilliger Täuschung vorlag, ich bin leider schon oft genug Menschen begegnet, die lieber ein ihnen unbekanntes Wesen erst zu Boden schlagen und sich dann über dessen Intentionen Gedanken machen.
Ihr fragtet mich, ob ich die Absicht habe, mich in Montralur niederzulassen. Nun, ich denke, da meine zuküftigen Aufgaben es erfordern werden, dass ich mich in Eurer Nähe aufhalte, wäre es für mich von großem Vorteil, wenn Ihr mir ein Zimmer in der Nähe Eures Domizils zur Verfügung stellen würdet. Wie ich Euch gegenüber jedochbereits erwähnte, verhindern einige Pflichten in anderen Reichen, dass ich mich dauerhaft in Eurem Land niederlasse.
Was die Frage der Bezahlung angeht, schlage ich vor, Ihr stellt mir für die Dauer meiner Aufenthalte Kost und Logis sowie die mir enstehenden Reisekosten zur Verfügung. Sobald ich meine Ausbildung abgeschlossen habe und Ihr noch immer mit meinen Diensten zufrieden seid, können wir dieses Thema noch einmal aufgreifen.
Möge das Schicksal unsere Schritte bald wieder auf einen gemeinsamen Pfad lenken. Bis dahin verbleibe ich mit hochachtungsvollen Grüßen
Kal Su
Persevant von Drakisragh