Wieder sieht er zu Boden, sein Gesicht wird härter. Er nimmt ihre Hand. "Ich befürchte du hast Recht." Er hebt seinen Blick zu ihr. "Ich habe deinen Namen von Anfang an als Omen angesehen. Als Zeichen das mein Weg, der neue, alte Weg der Richtige ist. Deine Vision bestärkt mich darin." Er lächelt, "Wir müssen nach Hause."
Nach Norden zum Gebirge
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Sie drückt seine Hand. Von dem, was er sagt versteht sie mal wieder nur die Hälfte, aber es reicht ihr, daß er nicht mehr so verloren aussieht.
"Nach Hause..." Da erwartet sie die Schimpfe des Jahrhunderts, so erpicht ist sie gar nicht drauf heimzukommen.
Doch sie wendet das Pferd und folgt ihm den Pfad entlang in Richtung der Siedlung.
"Dein neuer alter Weg... ist der, den der Drogoron nicht mehr geht? Das was in den alten Schriften steht, nicht in den neuen?", erinnert sie sich an die Diskussion vom Vortag. -
"Ja genau das ist er. Ich hoffe mehr von uns dahin zu führen. Aber ich bin nicht zuversichtlich. Selbst Arsinoe ist so voller Zorn, das ich denke es wird schwer werden."
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"Wenn du es dir in den Kopf gesetzt hast schaffst du das auch", sagt sie. "Die He... Arsinoe schien mir nicht jemand zu sein, der auf uns Menschen herabblickt und der Meinung ist, wir wären nichts wert..."
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Er lächelt vielsagend. "Sie ist sehr verständig. Das ist richtig. Es geht auch nicht nur um die Menschen. Sie kann den Wert eines Menschen sehr gut einschätzen. Oft besser als die Menschen selbst. Und sie weiß einen Menschen zu wertschätzen."
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"Das klingt nicht nach dem was du von den anderen Drogurim erzählt hast... Warum glaubst du dann, daß sie dir nicht folgen wird?"
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"Weil ich nicht weiß ob sie überhaupt noch jemandem folgt. Die Jahre bei den Nymbra, der Tod ihres Gefährten, der Fall Arakurs, die Ungewissheit über zwei ihrer Kinder, das alles hat sie verändert. Sie war schon immer eigen, aber jetzt. Ich bin mir ihrer nicht sicher."
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"Aber sie hat nur noch dich", gibt Jala zu bedenken. "Und du hast sie da rausgeholt, oder?" Sie erinnert sich dunkel an die Nacht-und-Nebel-Aktion, nach der Arsinoe im Haushalt des Katschmarek aufgetaucht ist.
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"Letztlich nein. Kassandra hat sie 'gesehen' und hat sie auch geheilt. Eine junge Geweihte hat sie gefunden. Ich war nur dabei. Sie hat ihre Tochter, und gute Verbindungen in ein Reich weit entfernt von hier. Sie braucht mich für nichts."
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Darauf weiß Jala erst mal keine Antwort mehr.
"Aber sie sieht immer so aus als ob sie dich dringend braucht...", sagt sie dann leise. -
"Ein Mensch wie sie hat viele Begabungen. Bei Menschen einen gewünschten Eindruck zu hinterlassen ist eine davon." Er denkt kurz nach. "Vielleicht hast du auch Recht. Das ist das Problem bei ihr, man weiß einfach nicht woran man ist. Vielleicht bin ich auch das letzte Bindeglied zu ihrem Leben mit Sardos, aber nein, das ist wohl eher ihre Tochter... Ich weiß es nicht. Aber glaub mir, wenn sie sich gefangen hat, und all die Schocks verkraftet hat, wird sie mich mit Sicherheit nicht mehr brauchen. Vielleicht noch um ihre Rache zu üben. Aber wir wollen nicht trübsinnig werden. Selbst wenn kein Drogurim mir folgt, kann es ein gutes Leben für uns werden. Brauche ich jemanden der mir folgt? Das hatte ich lange genug, und ich denke nicht wirklich das es mir fehlt. Ich erkenne jeden Tag ein bißchen mehr die Dinge, die wirklich wichtig sind."
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"Und das ist?"
Sie erinnert sich an die Männer, die das Haus für ihn bauen. Vielleicht folgen ihm keine Drogurim, aber andere Leute würden das wohl tun... -
Er dreht seinen Kopf zu ihr und lächelt. "Liebe, Freundschaft, Spaß am Leben, Freiheit und all das zu erhalten."
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Antworten muß sie darauf nicht, zumindest nicht mit Worten. Ihre Augen strahlen ihn an und sie greift wieder nach seiner Hand.
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"Oh Draug, ich bin ein rührseliger Philosoph geworden... " Er lacht, "Das glaubt mir eh niemand, also erzähl es keinem. Und jetzt lass uns ein bißchen sputen, bevor Kassandra uns tatsächlich einen Suchtrupp hinterherschickt."
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Jala lacht und treibt den Wallach an. Eben noch hat er sich die Seite gehalten, also behält sie ihn im Auge als sie Stück für Stück das Tempo erhöhen.
Trotzdem wird letztendlich ein Wettrennen daraus. Bauls Hengst ist stärker, aber er trägt auch schwerer. Der Wallach spürt das Gewicht des Mädchens kaum, doch ohne seinen Kameraden fühlt er sich einsam und so ist seine Motivation ihm davon zulaufen eher gering. Und so bleibt der Ausgang des Rennens längere Zeit unentschieden. -
Er läßt dem Mädchen den Vorsprung, und treibt den Hengst nur soweit an, damit er aufschließt. Bald schon erreichen sie die Abzweigung die zu Bauls neuem Haus führt. Langsam drosselt er das Tempo. "Nicht so hastig junge Frau. Gönn mir ein wenig Würde bei unserer Rückehr."
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Sofort zügelt sie den Wallach und läßt ihm wieder den Vortritt.
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Er lächelt sie an und setzt sich aufrecht in den Sattel. Dann kommen sie in die Stadt und er lenkt sein Pferd direkt zu Jalas Haus.
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Sie wirft ihm noch einen Blick zu, dann beschließt sie seinem Beispiel zu folgen und setzt sich ebenfalls sehr gerade hin. Obwohl ihr im Moment eher danach ist, heimlich durch die Hintertür hineinzuschleichen.
Die beiden Reiter folgen dem Ring um den Stadtkern und biegen beim Pfannkuchenhaus in Richtung Süden ab.