Das Wachgebäude der Unterstadt (2)

  • "Da war dieser miefige Kerl. Hab den schon ne Weile beobachtet, weil ich schon erwartet habe, dass der bald Stunk machen würde."


    Er krauste die Stirn und guckte ein wenig finster. Es hätte fast beeindruckend sein können, wäre da nicht seine Nase gewesen, die enorm angeschwollen in der Mitte seines Gesichte prangte und rot leuchtete.


    "Und dann hat der angefangen diese Sache zu sagen. Ne, zu gröhlen. Gegröhlt hat der. Dass es jeder hören musste."


    Aprupt hielt er inne und hielt Mira die Hand hin. Er versuchte ein Grinsen, das fast nett hätte sein können, wäre da nicht seine Nase gewesen, die enorm... wie auch immer.


    "Ich bin übrigens Jell." sagte er.

  • Mira schüttelt Jell die Hand. "Ich bin Mira", stellt sie sich vor.


    "Er hat also Sachen gegröhlt?", fragt sie dann während sie mit einem kleinen Spatel in dem Tontöpfchen herumrührt, um dann ein weiteres Tuch herauszuholen, in den Eimer mit kaltem Wasser taucht und damit beginnt die Blutreste aus Jells Gesicht zu entfernen.

  • Narvi verstaute die Schriftstücke in ihrer Tasche, hielt die Hand darauf und beschleunigte weiterhin den Schritt so gut es ging.
    "Bis zum Frühjahr muss es einfach wieder schneller voran gehen bei mir, sonst kann man mich als Späher nur noch lachhaft finden..." denkt sie so bei sich und erträgt die harten Stöße des steinernen Untergrundes an ihrem immernoch ziehenden, geschwächten Bein.


    Beim Wachgebäude angekomen grüßt sie knapp die Wachhabenden.
    He, Adalbert! He, Jupp!


    Sie durchschreitet die Tür und wendet sich in den Gang zu --> Ashabas Schreibstube.

  • Tapfer verbeißt Jell sich jeden Laut des Schmerzes und verzieht nur ein wenig das Gesicht, als Mira ihm selbiges abwischt.


    "Ja. Hat gesagt..." Der Lappen fuhr ihm über die Lippen.

    "Er hat gesagt, dass wir hier alle unfähig sind. Ein Dre..."
    Wieder eine kurze Unterbrechung.


    "Ein Drecksnest hat er Renascân genannt." Dann schaute er zu Mira auf und hob ehrlich empört die Augenbrauen.


    "Drecksnest! Kannst du dir das vorstellen?!"

  • "Er war... bunt." schilderte Frederico die Erscheinung vom vergangenen Abend. Dabei blickte er fast tadelnd über die Ränder seiner Augengläser. Als ob der Sergeant etwas dafür könnte. Und als ob Buntheit seine Stube irgendwie verschmutzen würde.


    "Bunt. Hab ich schon gehört. Gut, dann bis später." erwiderte Ashaba, griff nach dem Zettel und faltete ihn bereits in Gehen auseinander. Geduld war nie ihre Tugend gewesen. Sie grinste kurz über das Gelesene und knüllte das Papier dann in ihre Tasche.

  • "Au, verdammt..." raunzte der junge Bursche, dessen schmale Schultern den Wappenrock nicht so recht auszufüllen wussten. In seinen Händen drehte er ein Schwert, das er gerade aus der Scheide gezogen hatte. In einer gut gepflegten Klinge könne man sich spiegeln, so hatte man ihm beigebracht. Allerdings traf das offenbar nicht zu, wenn man den feuchten Dreck, den das gute Stück vor drei Tagen abbekommen hatte, darauf beließ, so dass er in dieser Zeit wunderbar auf das Metall einwirken konnte.


    "Au verdammt..." wiederholte er, als er sich das beklagenswerte Ergebnis seiner Nachlässigkeit betrachtete "...das gibt Ärger."

  • Mira betrachtete den Rekruten mit kritischem Blick. Jetzt wo das Gesicht wieder sauber war sah er wieder ganz pasabel aus.
    "Wer hat das gesagt?", fragt sie.
    Sie nimmt den Spatel und bestreicht einen Streifen Stoff mit der klebrigen nun flüssigen Masse. Sie dufftet angenehm nach Bienenwachs und Harz. Dann legt sie den Streifen vorsichtig über die Nase und drückt ihn leicht an Nase und unter den Augen fest.
    "Jetzt nicht so viel bewegen!",fordert sie den Rekruten auf. Dann klebt sie 2 weitere Streifen über die Nase und wartet bis die paste wieder fest wird. Während dessen holt sie ein Fläschchen aus ihrer Tasche und gibt ein paar Tropfen davon auf den kalten Lappen aus dem zweiten Topf.
    "Hier halte das auf dein Auge und kühl den Lappen zwischendurch wieder mit dem Wasser. Dann schwillt das Auge nicht weiter zu."

  • "Kam wohl von irgendeinem Schiff, der Kerl." näselte der Patient. "Sah nicht so aus, als ob er so zuhauen könnte. Konnte er aber."


    Jell seufzte und sank ein bisschen zusammen.


    "Der Sergeant war ganz schön sauer. Meinte was von "Wir prügeln uns nicht." und "über dem stehen" und so."


    Vorsichtig betastete er seine Nase, kniff etwas die Augen zusammen.

  • Emma geht eilig auf das Wachgebäude zu und spricht die Wachen an.


    "Die Fünfe zum Gruße, ich suche Mira. Ich habe eine Kräuterlieferung für sie.", wiederholt sie, was sie den Wachen in der Oberstadt schon gesagt hat.


    Sie deutet lächelnd auf den Beutel und wartet.

  • Die Wachen nickten Emma freundlich, aber förmlich zu.


    "Zum Gruße! Zu Mira?"


    "Müsste grad Dienst haben, ja. Moment."


    Er pfiff durch die Zähne, dann erschien von drinnen ein dritter Gardist


    "Schau mal ob Mira da ist. Hier ist Kundschaft."


    Der dritte Gardist, ein noch recht junger Bursche, raunte ein kurzes "Jwl....", dann verschwand er recht schnell wieder im Wachgebäude

  • "Danke!", sagt Emma und sieht dem Gardisten nach, als er davongeht. Sie zieht ihr Schultertuch enger um sich und fröstelt ein wenig. Ein eisiger Wind weht vom Meer her. Während sie in Bewegung war, hatte sie ihn kaum bemerkt, aber nun kriecht er beißend unter ihre Kleidung. Der Wunsch nach einer Tasse Tee verfestigt sich und sie hofft, dass der Gardist Mira schnell findet..

  • Ein Gardist streckte seine rötliche Nase in die Tür


    "He, Mira. Da draußen wartet jemand auf dich. Irgendwas mit Kräutern, sagt sie."


    Er grinste breit


    "Oder soll ich mich drum kümmern? Also, um die Kräuterfrau, meine ich. Von Kräutern hab' ich zwar keine Ahnung, aber gegen mich is kein Kraut gewachsen."

  • Emma bedankt sich bei dem Gardisten, der ihr den Weg gewiesen hat und betritt den Raum, erleichtert, Mira gefunden zu haben.


    "Hallo, ich hab die Hustenkräuter, die neulich noch nicht fertig waren", meint sie und hält Mira das Bündel entgegen.

  • Mira trocknet sich gerade die Hände ab, als Emma das Zimmer betritt.


    "Hallo Emma! Komm rein.", meint Mira lächelnd. "Möchtest du auch eine Tasse Tee? Ich wollte gerade einen Aufstellen."
    "Die Kräuter kannst du da drüben auf die Truhe legen."

  • Mira schenkt Emma eine Tasse Tee ein.


    "Ja grade ist viel zu tun. Ich muss diesen ganzen Papierkram machen, seit Camill weg ist und blick da erstmal durch!", sie zeigt auf einen Tisch der übersäht von Zetteln ist.

  • Emma betrachtet den Wust an Papier und denkt, dass sie nicht mit Mira tauschen möchte.


    "Uff das ist viel! Ich halte dich auch nicht lange auf. Ich wollte die da nur loswerden", meint sie etwas mitleidig und zeigt auf die Kräutermischung. "Wird ja nicht besser, wenns bei mir rumsteht."


    Sie nimmt einen großen Schluck Tee.
    "Gibts sonst noch irgendwas neues bei dir?"

  • Mehrere Wochen später...


    Obwohl Mira den Papierkram mittlerweile gut im Griff hatte, kam sie nur schleppend voran. Sie war mit ihren Gedanken wo anders. Abwesend kritzelte sie auf einem Blatt Papier herum. Sie war vor wenigen Tagen aus Galadorn zurück gekommen. Sie Reise mit Isa war beschwerlich gewesen. Die Winterstürme hatten sie nicht verschont und die Fahrt auf dem Schiff war nicht schön gewesen. Sie hatte nette Leute in Galadorn kennen gelernt. Gerade mit Liri hatte sie sich sofort verstanden. Auch wenn sie mal wieder feststellen durfte wie anders es in anderen Ländern zuging. Seit sie Magonien verlassen hatte, hatte sie viele Menschen kennen gelernt. Einige waren gute Bekannte, ja sogar Freunde geworden. Aber sie waren weit verstreut. Und nur zu oft fragte sie sich wie es ihnen erging und ob sie wohl auf waren. Das trübe Winterwetter schlug ihr auf die Stimmung. Sie musste raus hier. Sie brauchte eine Pause und Bewegung. Dick in ihren Mantel gehüllt, verließ sie das Wachgebäude in Richtung Wald.