Beiträge von Nezaniel

    Blinzelnd kommen nun auch weitere Gestalten an Deck. Gesäumt von der an Bord verbliebenen Wächtern und geleitet von einer Elbin in extravagant ausgearbeiteten Roben in schwarz und violett treten drei Elben hervor, die sich von den anderen durch einige Merkmale unterscheiden. Zum einen weist ihre Gewandung vermehrt Grüntöne auf, außerdem tragen sie nichts um ihre Augen zu schützen. Sie wenden sich teils neugierig, teils unsicher um, bewegen sich dann aber zielstrebig in Richtung Land. Dabei fallen die Verzierungen im Gesicht und an den Händen auf, die Wurzeln und Ästen ähneln - und beim genauen Hinsehen doch wie mehr als nur Verzierungen wirken.
    Jedenfalls hält sie nichts an Deck, sie folgen dem Rest der Gesandtschaft und wirken erleichtert, als sie wieder festen Boden unter den Füßen haben.

    Erneute Bewegung an Deck lässt Endúneath aufmerksam werden; es scheint als würde sich nun die restliche Gesandtschaft auf den Aufbruch vorbereiten. Ein Blick auf den Platz lässt ihn gewahr werden dass die Vorbereitungen abgeschlossen sind; Es kann losgehen. Damit begibt er sich wieder zur Landungsbrücke, wo sich auch die anderen Mondelben schon versammelt haben.

    Endúneath hat sich derweil mit den ersten an Land begeben. In den letzten Monden hatte er für seinen Geschmack viel zuviel Zeit auf See verbracht; Amonlonde war zwar nicht der Tawar en Lamath, aber die Wälder hatten sich schon als akzeptabler Ersatz herausgestellt - und er sehnte sich danach mal wieder einige Zeit im nächtlichen Wald verbringen zu dürfen, ganz ohne Untote, Kultisten, Dämonen-Geist-wasauchimmer...
    An Land erkennt er denn auch sofort die beiden Gestalten die sich in der Nähe der Landungsbrücke aufhalten. Er wendet sich ihnen zu - und wird noch bevor er zum Gruß ansetzen kann mit einem "Ser Indoryst..." von Shinoriel und mit einer Verneigung von beiden begrüßt. Etwas angespannt erwidert er den Gruß, bevor er erwidert: "Ich denke die Formalitäten könnt Ihr beiseite lassen - ich bin ungefähr als alles hier, nur nicht als Gesandter meines Hauses. Wie liefen die Verhandlungen?"
    Shinoriel lächelt. "Sagen wir - ertragreich. Alles kann verlaufen wie geplant, die Details werde ich gleich sera Conatha unterbreiten."
    Der Klingenträger nickt.
    "Nun denn, ich werde mich dann ein wenig... im Hafen umsehen."
    "Natürlich."
    Damit beginnt er über den Hafenplatz zu wandeln, den Blick stets sehnsüchtig zum Wald gerichtet.

    Das Abladen des Schiffes nimmt langsam Formen an. Als nächstes wird ein Karren vorsichtig über die Brücke geführt, gefolgt von einer mittleren Tierherde. Achtzehn Pferde kann man zählen, sowie vier Ochsen, die vor den Karren gespannt werden. Sämtlichen Tieren ist eine edle Abstammung deutlich anzusehen, zudem scheinen sie die Fahrt völlig unversehrt überstanden zu haben. Der Karren wird beladen; Futter für die Tiere, Zelte, Kisten, manche einfach vernagelt, andere geradezu hermetisch versiegelt. Das Treiben rumd um den Wagen wirkt auf den ersten Blick chaotisch, erweist sich aber als überaus effizient; es dauert nur wenige Augenblicke bis zwei Elben - im Gegensatz zu den anderen tragen sie grün-graue Gewänder und keine Kapuze - ihre Pferde besteigen und sich mit dem Ochsenwagen im Schlepptau langsam in Richtung Stadt aufmachen.

    Es ist später Nachmittag als vor der Küste die ersten grauen Segel über dem Horizont auftauchen. Für den gewöhnlichen Betrachter langsam, jedoch für den Fachkundigen mit erstaunlicher Geschwindigkeit nähern sie sich der Küste und schon bald ist unter den Segeln mehr zu erkennen und das Schiff stellt sich bald als ein vergleichsweise kleiner Dreimaster mit dunkelgrauem Rumpf heraus, der da auf den Seehafen zuhält. Durch ein Fernrohr kann man wenige Augenblicke später schon erste Details erkennen, zunächst größere Gegenstände wie die wenigen, nicht geladenen Ballistae auf dem Oberdeck, später die Mannschaft, die sowohl aus Menschen als auch aus Elben besteht. Besonders fallen die vielen Gestalten in den dunklen Kapuzenumhängen auf die auf Deck in Position gehen.


    Dann dauert es auch nicht mehr lange bis das Schiff auf einen der Anlegepunkte zusteuert; spätestens jetzt sind jedem der aufmerksam gewordenen Hafenbesucher auch die Symbole am Bug aufgefallen:
    [Blockierte Grafik: http://www.ghulbus.de/chaos/gfx/anor-sul.png]


    Langsam kommt der Dreimaster zum halten, die Landungsbrücke wird heruntergelassen, die Mannschaft beginnt mit dem entladen - und die Passagiere betreten das Festland. Die Anor Sûl hat Amonlonde erreicht.

    Die Elbinnen folgen gerne ihrer Aufforderung. Sie tun dies zügig, aber nicht überhastet. Während Elenoë bei ein paar Äpfeln und Scheiben Brot bleibt probiert Shinoriel neugierig vieles durch, bevor die beiden gesättigt aufstehen, sich standesgemäß bedanken und in Richtung Flusshafen mit Ziel Seehafen verabschieden.

    Die Mondelbinnen nicken Thiran und Arsinoe zu, Shinoriel wendet sich dann an Kassandra: "Der Grund warum wir hier sind: Die Anor Sûl hat signalisiert dass sie sich etwas mehr als eine halbe Nacht... Tagesreise vor der Küste befindet. Wir werden in Kürze zum Hafen aufbrechen um die Gesandtschaft dort zu zu empfangen. Wie erreichen wir den Katschmarek? Er wird sicherlich so schnell wie möglich darüber bescheid wissen wollen." Damit legt sie die beiden Schlüssel auf den Tisch, die Kassandra ihnen gegeben hatte.

    "Gemütlich..." Shinoriel legt den Kopf zur Seite und überlegt kurz. Elenoë legt bei dem Wort kurz skeptisch die Stirn in Falten, lässt sich aber sonst nichts anmerken. Die Elbin fährt fort:"Was Ihr ansprecht sind wohl alles Dinge die erst über die Zeit erkennbar werden." Das Lächeln ist indes nicht von ihren Lippen gewichen.

    Die Elbin lächelt.
    "Es ist nichts... Es erscheint mir nur bemerkenswert dass ein solcher Ort so - unscheinbar wirkt. Auf den ersten Blick..." Damit bleibt ihr Blick an der Feuerstelle hängen.

    Shinoriel nickt.
    "In der Tat. Die Gemeinschaft die bei uns innerhalb unseres Volkes existiert scheint hier in ähnlicher Weise Völker übergreifend zu existieren. Und mir scheint dass in diesem Raum alles zusammen läuft - ein wahrhaft faszinierender Ort." Sie sieht sich um als suche sie irgendetwas Besonderes, das ihr vorher entgangen war.

    "Nun, bei uns verlassen die Kinder in so jungen Jahren den Wald noch nicht. Und obgleich wir durchaus freundschaftliche Beziehungen zu unseren Nachbarn - sowohl den menschlichen als auch den elbischen - pflegen, so würden wir ihnen nie die Verantwortung für etwas so kostbares wie unsere Jüngsten übergeben."

    "Wir wollen nicht stören...," Shinoriel überlegt kurz, ändert dann aber ihre Meinung. "Andererseits haben wir heute noch nichts gegessen, insofern nehme ich Euer Angebot gerne an." Damit setzen sich die beiden und grüßen alle, deren Blicke sie treffen mit einem freundlichen Kopfnicken.
    "Ich bin überrascht, fährt die silberhaarige Elbin fort, während sie in die Richtung sieht in die die anderen gerade verschwunden sind. "Ich hätte nicht erwartet, Elbenkinder in diesem Haus anzutreffen."

    Shinoriel gähnt. Sie hat versucht in der Nacht genug Schlaf zu finden um den Tag zu überstehen, aber ob es reichen würde... Sie seufzt. Ab jetzt konnte, je nachdem wie günstig der Wind gestanden hatte, jederzeit eine Nachricht von der Anor Sûl eintreffen, und mit jeder Stunde die verstrich wuchs die Wahrscheinlichkeit. Zumindest war alles vorbereitet; Sie fühlte sich dank ihren Ausflügen in Stadt und Bibliothek gut im Bilde über die Verhältnisse im Land, mit den Waldelben war alles soweit geregelt; Dennoch würden die folgenden Tage sicherlich anstrengend werden. Und als Adjutantin der Conatha in einem fremden Land trägt sie nun mehr Verantwortung als je zuvor in ihrem vergleichsweise jungen Leben.
    Eine Bewegung am Fenster reißt sie aus ihren Gedanken. Gegen das blendende Sonnenlicht erkennt sie einen Vogel, der außen auf der Fensterbank sitzt und damit beginnt, gelegentlich mit dem Schnabel am Fenster zu picken. Das Herz der Mondelbin schlägt schneller, das könnte die erwartete Botschaft sein. Sie geht zum Fenster, den Blick leicht abgewandt, und öffnet selbiges. Der Vogel zögert keinen Augenblick, hüpft nach drinnen und auf ihren Arm. Sofort erkennt Shinoriel das Zeichen ihres Hauses.
    "Nauthon." flüstert sie dem Vogel zu, während sie den Arm auf dem Fenster streckt. Die Schwalbe sieht die Elbin noch einmal an, bevor sie abhebt und die Stadt in Richtung Küste fliegend verlässt.


    Shinoriel hat in der Tat verstanden. Sie wirft einen letzten Blick in den Spiegel; zwar sieht man ihr ihre Müdigkeit noch an, ansonsten sieht sie, aufgrund der Tatsache dass sie sich längst für den Tag bereit gemacht hat, schon durchaus bereit aus dem Haus des Katschmarek einen Besuch abzustatten.


    Sie geht nach draußen, schließt ab und klopft an Elenoës Tür. Diese öffnet direkt, ist ihrerseits schon zum Aufbruch bereit. "Heria." Die Wächterin nickt nur und verlässt ihrerseits ihr Quartier. Damit machen sich die beiden auf den Weg zu Malglins Haus.

    Aus der Küche zur rechten ist das Klappern von Geschirr zu vernehmen, als abermals zwei in dunklen Farben gewandete Gestalten vor der Eingangstür stehen und mit Klopfzeichen ihr Eintrittsgesuch zur Kenntnis geben.