Das Haus der Hexe

  • Alanis Mundwinkel zuckte amüsiert. Ihr Blick war freundlich, keinesfalls anklagend oder abwertend.


    "Na, ganz so schlimm wird es nicht sein. Immerhin schläfst Du nicht mit jeder Frau, die Du kennenlernst."


    Sie setzte sich zu Vladim an den Tisch und schlug die Beine übereinander.


    "Ich denke sie kommt klar", ergänzte sie dann mit dem Blick auf Melyanna. "Du hast vielleicht gerade keine Antworten für sie, aber das heißt nicht, dass es diese Antworten nicht gibt. Lade das nicht auf Dich - es gibt genug für Dich zu tun. Und nein, damit meine ich keine Schweinezucht."

  • Der Monsterjäger lächelte Alanis seicht an, als er ihr antwortete.


    "Ich habe über unser Gespräch von gestern nachgedacht." sagte er. "Ich denke, ich werde mit den Hexern der Greifenschule Kontakt aufnehmen. Und schauen, ob ich ihnen bei der Suche nach einer neuen Unterkunft behilflich sein kann."


    Vladim beobachtete die Geweihte und achtete auf ungewohnte Reaktionen bei ihr.


    "Aber keine Angst - nicht jetzt oder morgen, sondern erst wenn die Schneeschmelze einsetzt. Es ist bei ihnen, wie du gesagt hast. Sie haben eine familiäre Gemeinschaft, wonach ich mich sehne. Vielleicht..." Der Monsterjäger stockte kurz, bevor er weitersprach.


    "...vielleicht können sie mir bieten, was ich in meinem Innersten immer gesucht habe."

    Ein leisen Schnaufen entglitt ihm.


    "Das bedeutet aber nicht, dass ich hier nicht Leute zurücklasse, an denen mir wirklich viel liegt." Damit nahm er unvermittelt Alanis Hand in die seine und drückte diese sanft. Ein fieses Grinsen legte sich auf sein Gesicht.


    "Auch wenn du zu dem nicht unerheblichen Prozentsatz der Frauen gehörst, mit denen ich geschlafen habe."

    Dann wurde er wieder ernst.


    "Ich würde dich ja mitnehmen, wenn du magst. Ich bin mir sicher, du würdest die Greifen mögen. Sind sich niemals zu schmutzig dafür, immer wieder mit übelsten Verletzungen aus ihren Reisen zurückzukehren. Valerian, dem Großmeister der Schule, mussten sogar einmal seine edelsten Teile wieder angenäht werden, nachdem er in ein Scharmützel geraten ist."

  • Eine Schuhspitze traf Vladims Schienbein, allerdings nicht sonderlich hart.


    "Vladim, ganz ehrlich? Halt die Klappe."


    Sie grinste kurz, dann wurde ihr Gesichtsausdruck deutlich sanfter.


    "Ach Du", lächelte sie sachte und schüttelte leicht den Kopf. "Was soll ich denn an einem Ort, an dem mich niemand kennt und zu dem ich keine emotionale Bindung habe? Danke für das Angebot, aber ich muss ablehnen. Ich bin wirklich zu alt, um noch einmal ganz neu anzufangen."

  • "Ich weiß, aber anbieten wollte ich es dir trotzdem." sagte der Monsterjäger mitfühlend und dabei ebenfalls sachte lächelnd.

    Noch einmal glitt Vladims Blick zu Melyanna hinüber.

    "Trinken wir in Ruhe noch den Tee, bevor du dich wieder ins Hospital aufmachst? Ich glaube ihr helfen kannst du nicht mehr, als das, was du ihr gesagt hast. Und ich bin auch keine wirkliche Hilfe. Aber vielleicht war es eine Art Hilfe beim Start in ein neues, anderes Leben für sie."

  • Alanis schüttelte den Kopf.


    "Ich warte, bis sie aufwacht und wieder auf den Füßen ist. Es hat Euch beide ganz schön gebeutelt, ich will nicht, dass Ihr nochmal irgendwie aneinander geraten."


    Skepsis war auf ihrem Gesicht zu sehen, aber auch Zuneigung.


    "Ich meine, ich bin sicher, dass das gerade keiner von Euch plant, aber man weiß ja nie."

  • Ihre innersten Alarmsensoren hatte sie bei dem Schleifen des Messers nur wiederwillig zur Besinnung kommen lassen, sie war lange nicht in der Lage ihre Augen den Befehl zum öffnen zu geben und lauschte einfach nur den gesprochenen Worten von Vladim und Alanis. Ihre Gedanken spielten mit dem Gesagten und wogen Möglichkeiten und Verständnis ab. Ihr Körper richtete sich nach ihren letzten Worten leise auf, als sie auf den Beinen war, noch deutlich unsicher, strich sie sich wortlos die Kleider glatt. Ihr Blick traf seine Augen und für einen Augenblick spürte man deutlich welch tiefen Anker die kurze Zeit mit ihm, trotz all der Wirren in ihr Herz geschlagen hatte, dann wandelte sich ihr Blick mit einem kurzen Ringen nach Luft und Fassung ihrerseits als würde Vladims Anblick ihr den Atem nehmen. Sie sah ihn nun mit einer Mischung aus Verständnis und um Verzeihung bitten an. Sofern man ihr diese Regung zutraute. Ihre Worte waren nun ruhig und gefasst : "Vorab verspreche ich dir das ich sämtliche Regungen vermeiden werde die diese Apathie bei dir heraufbeschwören können! Zu euren Gedanken: Wenn du glaubst das es ein Fluch ist, dann kann ich ihn versuchen zu brechen, sofern du es möchtest, Flüche sind mein täglich Brot." Ihre Knie zitterten nach all dem erlebten der letzten Tage und sie setzte sich an den Tisch bevor sie weiter sprach "Fahrende arbeiten mit Flüchen...wenn SIE es war wollte sie damit vielleicht verhindern dich... zu verlieren" Ihr Gesicht verzerrte sich für einige Sekunden und sie riss ihre Augen von ihm los, als bereite ihr dieser Gedanke Schmerzen, ihre Hand presste sich irritiert auf eine Stelle über ihrem Herz. Eine plötzliche Zerbrechlichkeit ging von ihr aus, die man der eigentlich so emotionsarmen Kriegerin in diesem Maße nicht zugetraut hätte. Sie versuchte dennoch weiter in gleichem Ton zu bleiben:" Ich schaffe es nicht vor dem Frühjahr zurückzukehren, ich habe die letzten Mittel für eine Reise bis hier her verbraucht, den Rückweg schaffe ich nur wenn ich mich dauerhaft betrinke oder durch die Jagt eine deutliche Schneise durch das Land ziehe, bei beiden Wegen werde ich mein Ziel nicht erreichen...wobei..." Sie hielt wieder kurz Inne und schüttelte leicht den Kopf: "..ich eigentlich auch kein Ziel habe nachdem ich dem Wahnsinn in Dargaras und Daynon den Rücken kehrte"

  • Der Monsterjäger lächelte müde auf die Worte der Schlangenfrau, die wohl alles mitgehört haben musste. Ein Schulterzucken war seine erste Antwort auf Melyannas Angebot sich um seinen Fluch zu kümmern.

    „Das überlasse ich gerne den Fachfrauen. Aber ich kann dir sagen, Melyanna, dass diese Sache nicht von Serena kommt. Dafür ist sie selbst Fahrende genug, als dass sie so etwas nötig hätte. Wir haben uns auf ein – was der andere nicht weiß, macht ihn nicht heiß – geeinigt.“


    Damit setzte sich Vladim etwas gemütlich an den Tisch und schlürfte langsam einen Schluck Tee, bevor er weitersprach.


    „Du darfst so lange bleiben, wie du magst, Melyanna. Ich selbst habe auch keine Bestrebungen bis zur Schneeschmelze woanders hinzugehen. Entweder zieht dann Alanis hier ein, um uns davon abzuhalten, die Gurgeln durchzuschneiden oder wir verständigen uns auf einen temporären Nichtangriffspakt – die genauen Bedingungen können wir dann später klären. Ich bin nicht böse, nicht allein sein zu müssen. Zumal es noch diese Sache mit dem Schärfen von Klingen noch gibt – wo auch immer das herkommt.“


    Damit drehte Vladim sich der Geweihten mit einem freundlichen Lächeln zu.

    „Und du Alanis, bist hier wie immer gerne gesehen. Ob in deiner Rolle als Ärztin, Priesterin, Freundin oder mehr. Tut mir wirklich leid, mit welcher Regelmäßigkeit ich es schaffe, die Frauen, die mir nahestehen, immer wieder zu vergrätzen.“

  • Alanis räusperte sich.


    "Von der Schneise bitte ich abzusehen, das Land mag so etwas gar nicht gerne und ist ziemlich sensibel."


    Sie holte eine dritte Tasse hervor und goss allen Tee ein. Dann verteilte sie den Tassen an den Monsterjäger und die Schlangenhexe, bevor sie selbst über die heiße Flüssigkeit pustete und einen Schluck nahm.


    "Vladim, wiederhol das nicht immer. Ich bin nicht vergrätzt und so langsam bekomme ich den Eindruck, Du sagst es so oft, damit es wahr wird. Vielleicht solltest Du an Deiner Einstellung arbeiten, denn Taten folgen aus der inneren Haltung."


    Ihre Stimme war freundlich, doch eine gewisse priesterliche Ernsthaftigkeit war nicht zu verleugnen.


    "Waffenstillstand klingt auch für mich gut - ich möchte nicht, dass jemand zu Schaden kommt. Weder Wesenheiten noch das Land. Wenn Ihr etwas braucht, lasst es mich wissen."

  • Sie hielt ihre Gedanken mit einem inneren Schmunzeln bei sich als er von "Fachfrauen" sprach und kommentierte seinen Wunsch akzeptierend nicht weiter. Dankend nahm sie den Tee an und hielt ihn zwischen ihren Händen fast ein wenig zu fest umklammert. Mit ruhigem Gemüt hörte sie seinen wie auch ihren Worten zu und sprach dann mehr zu ihrem Tee als den Blick zu ihnen zu suchen. Oft irritierte ihr Gegenüber ihre Art mit Situationen umzugehen und ihre Haltung hierzu zu interpretieren. Ihre Worte waren jedoch betont schlichtend gewählt in Ton wie auch in ihrer Haltung : "Ich denke ich muss über eines aufklären, es tut mir leid wenn ihr meine Art und Worte so seht als wäre ich eine unkontrollierte Streit suchende Persönlichkeit, gerade das du mich so siehst und in solcherlei Licht rückst" *Ihr Blick heftete sich bemüht emotionslos an den des Hexers* "schmerzt mich, du hast gesehen was ich bin hinter all den Mauern und Masken und ich glaube auch du hast vielleicht ganz tief in dir erkannt was du für mich bist. Wenn meine Emotionen hochkochen " *sie sah Alanis nun erklärend an* "ist dies zu meisten Teilen getriggert von Hunger, Kälte, Schlafmangel oder Schmerz den man mir zufügt egal welcher Art, ja! dann! entgleiten mir meine Sinne und ich funktioniere nur noch in einer Art Überlebensmodus. Dennoch unterscheide ich immernoch mit Wertschätzung derer die sie verdient haben" * sie nickte ihr anerkennend zu bevor sie wieder Vladim ansah* "Du bist ein Meister darin mit deinen Worten und deiner Haltung einem auf der Seele herumzutrampeln und du bedenkst deine Schritte und die daraus folgenden Konsequenzen nicht...obwohl du mir Versprochen hast mir nicht weh zu tun...wie könnte ich dies einem Hexer zum Vorwurf machen...Trotz alle dem habe ich gesehen das tief in dir eine andere Regung existiert und ich finde es ist lohnenswert diese aus den Untiefen hervorzulocken auch wenn du dich so vehement gegen alles wehrst was dir zu nahe rückt" *ihr Kopf nickte leicht in Alanis Richtung weisend* "vermutlich ist es selbst dein Wunsch dies zu ergründen aber du kannst ihn noch nicht greifen. Eine große Herausforderung für wahr dennoch, es Bedarf keines Paktes oder Bedenken, dass ich dir etwas antun werde, denn jenen die einen Weg in mein Innerstes gefunden haben droht keinerlei Gefahr und ob sie es wollen, erwarten oder ablehnen ich werde für jene mein Leben geben um sie zu schützen denn es gibt nur 2 die diesen gut verborgenen Platz gefunden haben und der eine sogar noch mehr als der andere es vermochte." Ihre Augen waren wieder zu ihrem Becher gewandert den sie nun mit grübelnder Mine in den Händen hin und her drehte.