Das Haus der Hexe

  • Ein seltsames Gefühl kroch in ihr empor, es verursachte ein innerliches jucken und gleichermaßen reißen, sie wusste das ihr solche Situationen früher Mitleid abgerungen hatten. Sie versuchte dieses Gefühl zu erspüren aber auch dieses war eines der ersten nutzlosen Regungen die die Shor na Far für nicht sinnvoll hielten. Ihr aktuelles Kälteproblem machte die Situation nicht einfacher und kostete sie bereits enorme Energie. Sie hörte jedes Wort das Alanis zu ihm sprach und sah durch die offene Tür seinen Zustand und die Geschichte die ihn umgab nach Alanis Worten zu urteilen, was sie tatsächlich emotional irritierte, auch wenn sie das Gefühl nicht interpretieren konnte, wusste sie das dies wohl der schlechteste Zeitpunkt war um zu gehen...aber gewiss auch kein guter um zu bleiben. Sie war verunsichert, die Kälte ließ bereits ihre Gedanken langsamer werden, es würde nicht mehr lange dauern bis sie die unendliche Müdigkeit verschlang die weder dem Geist noch dem Körper eine Regung zuließen. Als Alanis an sie herantrat klang Mels Stimme verwaschen "Glaube mir Schwester, er würde es noch nicht einmal bis zum großen Portal schaffen, wenn er glaubt seinen Geist frei lassen zu müssen, daran musst du dir ab jetzt nicht mehr die Seele schmutzig machen! Ich bin mir nicht mehr sicher ob wir ihn hier jetzt so lassen sollten, was würde ihm helfen? Du kennst ihn besser" und diese Worte endeten in Anerkennung.

  • "Das letzte Mal, als er so war, hat er versucht, sich die Haut vom Arm zu schälen." Die Art und Weise, mit der Alanis die Worte aussprach - ziemlich trocken, ziemlich unaufgeregt, zeugte davon, dass die Priesterin wohl tatsächlich ein paar Dinge im Leben mehr gesehen hatte als nur Rodalben und verletzte Bauern. "Naja, da hat dann eine kräftige Ohrfeige etwas gebracht. Hier dann schon nicht mehr. Also bin ich tatsächlich ratlos."


    Ihr Blick legte sich erneut auf Melyanna, die hatte sehen können, dass das Wort 'Schwester' eine seltsame Regung in Alanis auslöste. Sehnsucht, vielleicht. Oder Traurigkeit. Vielleicht beides.


    "Ich fürchte ihn sich selbst zu überlassen für mich als Priesterin nicht ganz so einfach." Alanis Stimme war sanft. "Aber ich wäre Dir sehr dankbar, wenn ich mich um ihn kümmern könnte."


    Sie ließ den Blick über das Haus und den Brennholzstapel streifen.


    "Ich kann Dir ein Feuer hier draußen machen, wenn Du möchtest. Und meinen Mantel kannst Du auch haben."

  • Sie schnalzte mit der Zunge "Unsinn das fehlt noch! Vielelicht ist das der erste Schritt der Heilung, dass wir aufhören uns wie kleine Kinder zu benehmen und ich sollte versuchen solche Aussagen nicht zu ernst zu nehmen, für ihn reisse ich mich gerne zusammen. Wir gehen jetzt da rein...und du...kümmerst dich um ihn...und ich taue mich am Ofen auf..es war sowieso dumm von mir mich hier hinaus zu begeben, ich komme so keine 2 Meilen weit. " Sie drückte Alanis Arm, sanft und mit tatsächlichem Dank behaftet um sie dann vor sich her in die Hütte hinein zu schieben. Mels direkter Weg ging zum Ofen vor dem sie sich zusammen kauerte, die wenigen Augenblicke draussen hatten sie gezeichnet sie warf ungelenk Holz nach, wickelte sich dann in eine Decke und rollte sich vor dem Ofen zusammen wie ein Tier, ihre Augen schlossen sich flackend ein leises "Tut mir Leid, ich bin so fürchterlich müde" glitt noch von ihren Lippen und Alanis konnte erkennen wie sehr sie der Ausflug nach draussen Kraft gekostet hatte, lediglich ihre flache Atmung ließ erahnen, dass noch Leben in ihr war.

  • Selbst als es wieder voller wurde im Haus, ließ der Monsterjäger nicht erkennen, ob er die Dinge um ihn wahrnahm. Er schaute immer noch zur Wand hin, während sein Verstand auf ganz anderen Bahnen unterwegs war.


    Sein Geist beschäftigte sich gerade mit dem Problem, dass die Ordnung in der Hütte durcheinandergeraten war. All die Dinge, die dort so achtlos herumlagen in einer der Ecken. Messer, Schwerter, Dolche und auch sein Kukri. Der Zustand der Unordnung war so groß, dass es ihm ein inneres Bedürfnis war, dort aufzuräumen.

    Also stand Vladim auf und ging hinüber in die Ecke, während Melyanna sich schläfrig vor dem Ofen zusammengerollt hatte. Alanis war auch im Raum, der Löwenhexer nahm dies wahr. Aber seine volle Aufmerksamkeit lag in den ganzen scharfen Gegenständen, die Alanis so gut gemeint weggeräumt hatte.

    Er nahm den ersten Gegenstand auf – es war ein Filetiermesser – und betrachtete es genau. Es gehörte nicht in die Ecke, weswegen er es in Richtung der Anrichte warf, wo es klirrend im Holz der Arbeitsplatte stecken blieb. Als nächstes nahm er das Kukri auf, weil es im Haufen oben lag. Auch hier schaute sich Vladim das Werkzeug genau an und erkannte, dass es eine Scharte aufwies, die ausgewetzt werden musste. Also zog er den Schleifstein hervor, den er immer bei sich führte und fing an die Klinge zu schleifen.

  • Alanis widerstand der Versuchung, wieder einmal ihre Nasenwurzel zu massieren. Aber die Art und Weise, wie sie Melyanna ansah, war freundlich und durch Mitgefühl geprägt. Sie schaute darauf, dass auch genug Holz im Ofen lag und dass noch genug Vorräte bereitlagen, damit sie das Feuer auch weiter befeuern konnte.


    Fürsorge war nun einmal die Aufgabe einer Ärztin und Priesterin und darin war Alanis gut.


    Was Vladim anging, war die Sache mal wieder nicht so einfach und ihre Stirn furchte sich, als sie den Monsterjäger betrachtete. Wieder einmal fragte sie sich, ob das, was sie tat, richtig war.


    "Keine Ahnung, wie lange ich das mit Dir noch mitmache", murmelte sie und setzte sich dann auf einen Stuhl in der Nähe des Schleifsteins. Die Situation erinnerte sie an etwas, das sie bereits einmal gemeinsam durchgemacht hatten - und die damalige Lösung war schmerzhaft und ganz und gar unangenehm gewesen. Die Narbe in ihrer Handfläche hatte sie immer noch. "Immer auf der Suche nach jemandem, dem Du helfen kannst. Und dann beißt Du ein Stück zuviel ab und verschluckst Dich. Wäre mal schön, wenn Du erkennen würdest, dass Du Dein Netz, das Dich auffangen muss, ganz schön strapazierst."


    Sie wusste nicht, ob Vladim sie hörte. Und eigentlich war es ihr auch ganz gleich, denn die Worte mussten raus.

  • Wenn der Monsterjäger sie verstand, dann zeigte er es nicht. Eine Abfolge ihrer Worte ließ ihn kurz stocken und Vladim hielt mitten in der Schleifbewegung inne.

    „Beißt ein Stück zu viel ab.“ Murmelte er, dann nahm das Schleifen wieder auf. Er sah durch Alanis hindurch und nahm sie nicht wirklich wahr. Vor seinem inneren Auge focht ein anderer Kampf.

    „Abbeißen.“ Murmelte der Hexer wieder.


    Der direkte Blickkontakt zur Geweihten schien für Alanis, als wenn der Mann vor ihr zu sich käme. Aber er blinzelte nicht und als sie einen Schritt nach links tat, sah er direkt durch sie durch.


    „Hilfe.“ Murmelte er wieder, ließ aber Schleifstein und Messer sinken.

    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, dann kam ein Blinzeln und ein kurzes Kopfschütteln. Fragend sah Vladim die Priesterin der fünf Elemente und die Dinge in seiner Hand an. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, dass vor dem Ofen Melyanna schlief.

  • Alanis musste zugeben, dass die Rückkehr des Monsterjägers ins Reich der Wahrnehmung eine Erleichterung war.


    "Willkommen zurück, Vladim", sagte sie freundlich. Nun, da sie nicht mehr wachsam sein musste - sie war nicht sicher gewesen, ob sie Vladim nicht doch in Schlaf schicken oder ihm die Waffen entreißen musste - ging sie durch die Küche und setzte einen Kessel auf, um Wasser zu erhitzen.


    "Melyanna war kalt", erklärte sie und blickte hinunter auf die ruhende Frau. "Ich denke ich hätte Lust auf einen Tee. Bist Du müde?"


    Sie sprach, wie sie zu einem Kind sprechen würde.

  • Der Mann sah sie verwirrt an, nickte dann aber. Wieder sah Vladim auf die Dinge in seinen Händen und legte sie bereite. Kurz schloß er die Augen, bevor er Alanis antwortete.

    "Ich bin nicht müde, aber irgendwie...ausgelaugt. Wenn du einen Tee machst, mach einen für mich mit, bitte." antwortete der Monsterjäger. Wieder schloß er kurz die Augen und überlegte.


    "Was ist passiert? Ich weiß, dass ich mich mit Melyanna gestritten habe und dann?"

  • Alanis hob die Augenbrauen. Als ob sie nur für sich selbst Tee gemacht hätte. Manchmal fragte sie sich ernsthaft, was Vladim für eine Menschenkenntnis besaß - an manchen Tagen vermutlich gar keine.


    Sie legte noch ein wenig Holz nach, blickte prüfend zu der Schlangenhexe hinunter und stellte den Kessel auf.


    "Du warst weggetreten", erzählte sie dann in abgeklärtem Tonfall. "So wie damals in meinem Arbeitszimmer. Ich habe versucht, Dir die Waffen wegzunehmen, damit Du nicht wieder versuchst, Dir oder mir Schaden zuzufügen, aber Dein Fokus in diesem Zustand sieht wohl vor, dass Du Dich mit scharfen, spitzen Dingen beschäftigst."

  • Missmutig schüttelte der Hexer den Kopf.

    "Verdammt." knurrte er leise vor sich hin. Es war wohl langsam an der Zeit, dass er sich Hilfe bei dem Problem holte. Bis jetzt war das immer unter Freunden passiert, aber was war, wenn das mal in einer feindlicheren Umgebung passierte. Vladim rieb sich die Schläfen und seufzte leise.


    "Danke, dass du geblieben bist und aufgepasst hast. Ich sollte mir wohl deswegen mal Hilfe suchen. Kennst du jemanden, der darüber Ahnung hat?"

    Mit der linken Hand rieb er sich immer noch über die Stirn.

  • Alanis zog eine Augenbraue hoch.


    "Gern geschehen. Aus meiner bescheidenen ärztlichen Sicht kann ich Dir sagen, dass es mehrere mögliche Ursachen gibt. Ein davon wäre eine körperliche Reaktion - Dein Körper erlebt eine starke emotionale Belastung und entscheidet dann, dass es Zeit ist, Deinen Geist für eine Weile auszuschalten. Das ist natürlich die falsche Reaktion für einen Monsterjäger, für einen Körper, der unter dem Eindruck steht, angegriffen zu werden, gar nicht so übel. Dann wäre da noch ein Anfallsleiden auszuschließen. "


    Sie hob die Schultern.


    "Aber es kann natürlich auch ein Fluch oder so etwas sein."

  • Der Hexer schaute die Geweihte fassungslos an, bevor er mit den Augen rollte.


    "Ein Fluch? Dein Ernst?" fragte er trocken, bevor er mit dem Kopf schüttelte.
    "Ich gehe eher davon aus, dass es ein Anfallsleiden ist. Also eine Sache, die mich in der Vergangenheit gereizt hat und nun immer wieder denselben Weg findet sich zu kanalisieren. Vielleicht..." Vladim stockte, als ihm klar wurde, wohin diese Reise ging. Er barg den Kopf in seinen Händen. Alanis konnte ihn schwer atmen hören. Dann sah er sich wieder an und die Priesterin der fünf Elemente konnte wahre Verzweiflung auf seinem Gesicht erkennen.

    "Ich erzählte dir über die schöne Zeit, die ich mit den Kultisten des Succelus verbracht habe? Was ist, wenn sie mir einen Stopschalter verpasst haben?"

  • Alanis verschränkte die Arme und dieses Mal sah sie nicht mehr so freundlich aus.


    "Oh ja, Vladim, roll ruhig die Augen über mich und meine Dummheit." Ihre Stimme klang noch erstaunlich ruhig. "Tja, wenn Du also die Erkenntnis hast, würde ich vorschlagen, dass Du versuchst, Dich von Frauen fernzuhalten, die nicht das tun, was Du von ihnen erwartest."

  • Der Blick des Monsterjägers traf die Geweihte hart.

    "Ein Fluch? Auf mich? Wo ich..." weiter kam er nicht, als er selbst darüber nachsann, dass es vielleicht sogar Sinn machte. Aber warum ihm das noch nicht aufgefallen. Und wieso war jetzt erst darauf gekommen? Verdammt.


    "Hm...okay." murmelte Vladim als verstohlene Antwort. "Vielleicht könntest du Recht haben. Aber es wundert mich, dass mein Medaillon mich nicht gewarnt hat."


    Wieder überlegte er einen Augenblick. Er sah sie wieder an.

    "Außer..." überlegte er mehr laut, als das er es mit Alanis besprach."Außer, es ist die Quelle des Fluchs!" Damit sah auf den Löwenkopf hinab und verzog angewidert den Mund.


    "Dennoch - warum jetzt erst?"

  • Alanis warf einen prüfenden Blick auf den Kessel, dann schritt sie durch den Raum und befüllte die Teekanne mit der Selbstverständlichkeit einer Person, die sich in diesem Haushalt gut auskannte.


    "Vielleicht hat es jemand erst vor einer kleinen Weile verflucht? Ich vermute zwar, dass Du das Medaillon nicht so oft abnimmst, aber es wäre eine Möglichkeit."


    Sie hob die Schultern.


    "Ansonsten wartete der Fluch vielleicht auf ein bestimmtes Ereignis, dass er Dir dann von diesem Zeitpunkt an so richtig versauen sollte."

  • Der Blick des Löwenhexers glitt zu Melyanna hinüber. Es war diese Art von Blick, die vermutlich mehr sagte, als er wirklich wollte. Vladim glaubte nicht, dass es möglich war, dass sie...
    Er schüttelte den Kopf, bevor er Alanis wieder ansah und ihr antwortete:


    "Ich bin mir nicht sicher, ob ich kürzlich verflucht wurde. Schließlich ist die Geschichte bei dir schon ein paar Monde her. Und damals war die Situation noch schlimmer. Wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, die Succellus Kultisten etwas mit mir angestellt haben. Aber nicht das Medaillon. Das glaube ich einfach nicht. Kannst du nicht mit Zaubern herausfinden, ob ich verflucht wurde?"

  • Alanis Mundwinkel zuckten.


    "Ich kann die Elemente bitten, es mir zu zeigen. Wenn Du Magie willst, die sicher und eindeutig Ergebnisse zeigt, solltest Du einen Magier finden und befragen. Ich bin schließlich keine Gebetsmühle, die man dreht und die dann Ergebnisse ausspuckt."


    Ihr Blick ruhte ebenfalls auf der Schlangenhexe, dann kehrte er zu Vladim zurück.


    "Ich weiß, dass es Monate her ist. Vielleicht war es wirklich kurz davor. Und vielleicht sollten wir überlegen, ob es da eine Gelegenheit gab, Dich zu verfluchen. Und vor allem, worauf dieser Fluch zielt. Emotionale Aufregung in der Nähe von Frauen, die in einem schlafwandlerischen Zustand endet? Das ist schon ziemlich spezifisch, würde ich sagen."

  • Mit Alanis Blick glitt auch Vladims Blick hinüber zu Melyanna. Die Augen des Monsterjägers verharrten einen Augenblick länger auf der schlafenden Frau vor seinem Ofen. Dann zuckte Vladim mit den Schultern.


    "Ja, kann sein, dass eine meiner vielen Liebschaften mich verflucht hat. Wer weiß. Vielleicht, weil ich den Hang habe, Dinge zu verkomplizieren und dann versuche abzuhauen. Vielleicht warst du es sogar."


    Das Grinsen des Hexers machte klar, dass er das ganze mit Humor nahm. Wieder zuckte er mit den Schultern und seufzte.

    "Entschuldige. Ich versuche nur für mich eine Antwort auf diese Aussetzer zu haben. Mehr nicht."

  • "Nun, die offensichtlichste Antwort auf einen so gearteten Fluch - so es ihn denn gibt und wir uns nicht irren -, dass Du aufhörst, Dich zu verhalten wie die Axt im Walde und dann davonzulaufen."


    Alanis nahm mit Hilfe eines Topflappens den Kessel vom Herd und goss den Tee auf.


    "Aber da ich vermute, dass Vieles in Deinem Verhalten aufgrund Deiner Natur nicht für Dich kontrollierbar ist, können wir diese Lösung wohl vergessen."

  • Es war die ungefähre Antwort, die er von der Geweihten erwartet hatte. Ein tiefes Seufzen kam aus seiner Kehle, als mit den Dingen auf dem Tisch spielte - was keine spitzen oder scharfen Gegenstände waren.

    "Meinst du etwa, ich verhalte mich absichtlich so, damit ich möglichst viele Leute vor den Kopf stoße. Wobei, es sind ja immer nur Frauen, die ich derart verletze. Also nur fünfzig Prozent aller Leute, die ich kennenlerne."


    Seine Hände drehten eine fast heruntergebrannte Kerze in einem Messingständer hin und her.


    "Eigentlich wollte Hilfe für sie und nicht für mich." sagte er wie beiläufig.

    "Ich bin ein miserabler Liebhaber, Freund und Monsterjäger. Wäre wohl das Beste mich zur Ruhe zu setzen und Schweine zu züchten. In Bottenbach vielleicht." sagte Vladim leichthin.