Das Haus der Hexe

  • Der Hexer war aufgestanden, als es draußen hell geworden war. Vladim war in den verschneiten Wald gegangen, hatte sich die Umgegend um das Haus angeschaut und noch einmal eingehend den Schaden untersucht, den Melyannas Zauber bewirkt hatte. Es war ziemlich sicher, dass hier auf längere Zeit nichts mehr wachsen würde, soviel war sicher. Den Monsterjäger störte das nicht, denn somit gab es keine Kletterpflanzen, die das Haus beschädigen konnten und kein Unkräuter, die den Kräutergarten störten. Naja, die Kräuter waren halt auch hin, aber diese konnte man woanders wieder wachsen lassen.


    Als er von seiner Runde zurück war, schlief Melyanna immer noch. Leise nahm er sich etwas vom Essen und ging wieder hinaus. Dort holte er sich etwas von seinem stinkenden Käse und ging wieder tiefer in den Wald, um niemanden zu stören. Vladim setzte sich auf einen nahen Baumstamm und frühstückte dort.

  • Alanis hatte sich an diesem Morgen eher zögerlich aus dem Bett begeben, aber die Pflichten im Hospital warteten nun einmal nicht. Nach dem Frühstück und der Sichtung der Patienten mit ihrer Stellvertreterin und einem Gebet an die Fünfe zog sich die Geweihte warm an - ein grünes, robustes Wollkleid, Mantel, Stiefel und Umhang mit Kapuze. Sie atmete tief durch - vielleicht ein wenig ängstlich und zögerlich, aber sie hatte schon ganz andere Dinge in ihrem Leben getan und würde sich nun von ihrem Versprechen nicht abbringen lassen.


    Der Morgen war zauberhaft schön, weiß berieselt durch Schnee und Frost und die kalte Luft auf dem Weg in den Wald hinein tat der Geweihten gut. Ihre Wangen und Nase leuchteten rot vor Kälte, als sie über den Trampelpfad schritt, vorsichtig, um nicht auszurutschen. Es war ruhig im Gehölz um das kleine Häuschen, doch als sie sich näherte, nahm Alanis Bewegung wahr und je näher sie kam, desto eher war sie sich sicher, dass es nicht Vladim war, der vor dem Haus seine Waffenübungen abhielt.


    Also blieb sie irgendwann stehen, als sie die Lichtung erreichte, auf der ihr Ziel auf sie wartete und betrachtete, was sich ihr für ein Bild bot.


    "Guten Morgen", sagte sie irgendwann, als das Schwert in der Luft stillstand. Sie war sich sicher, längst bemerkt worden zu sein.

  • Melyannas Gedanken drifteten immer wieder ab und die Konzentration auf das korrekte Ausführen ihrer Übungen und das Fernhalten ihrer Gedanken lenkte sie von ihrer Umgebung ab. Hier und da hörte sie ein knirschen des Schnees, verband dies aber nicht mit einer Person. Als die Fremde sie ansprach setzte sie gerade aus der Ruhephase zu einem erneuten Hieb an und erschrak so sehr, dass sie auf dem Schnee in ihrer Bewegung für Sekunden ins rutschen kam und den Neuankömmling so mit einem wütenden und bedrohlichen Blick begrüßen ließ, der einem nicht bewaffneten Gegner gerne die Flucht hätte ergreifen lassen. Ihre Sinne zogen in sekundenschnelle ein Fazit : Aussehen sofern sie es mit ihren nicht gerade guten Augen erkennen konnte: friedlich, freundlich, vielleicht eine Bauersfrau? Stimme: höflich, Geruch: Kräuter, ein Hauch von Brot, Papier und Krankheiten... Also keine Primäre Gefahr. Mels Haltung optimierte sich schnell wie auch ihr Gesichtsausdruck der sich nun entsprechend angebracht anpasste, freundlich mit einem höflichen Lächeln begrüßte sie die Dame: "Den wünsche ich euch ebenso, verzeiht ich war abgelenkt!"

  • "Das habe ich gesehen", gab Alanis freundlich zurück, doch der mörderische Gesichtsausdruck der anderen Frau war ihr nicht entgangen. Sie grübelte, wann sie Melyanna das letzte Mal gesehen hatte. Das musste Jahre her sein. Sie war sich noch nicht einmal sicher, ob sie jemals offiziell einander vorgestellt worden waren.


    "Ich störe ungern, aber Vladim hat mich hergebeten und ich dachte mir, dass wir die Sache so schnell wie möglich angehen sollten."


    Sie trat näher. Schnee knirschte unter ihren Schuhen und ihr Blick fiel eher beiläufig auf Haus und Garten, die von einer weißen Schicht von Frost überzogen waren. Irgendwas war seltsam und sie konnte nicht genau sagen, was es war.


    "Ich bin Alanis", erklärte sie dann, für den Fall, dass Melyanna sich nicht mehr an sie erinnerte.

  • Der Prüfende Blick entging Melyanna nicht und als sie erkannte wer hier vor ihr stand war sie froh das die Schneedecke das Schlimmste verbarg. Ihr Blick wurde ein wenig kritisch aber nicht unhöflich " Die "Sache" so "schnell" wie möglich angehen? Mit Verlaub, was hat Vladim euch als Grund genannt?" Ihre Geste war elegant als sie Alanis bat mit ins Haus zu kommen, ihre hochgewachsene Statur und das unbeurteilbare fast erhabene Gebaren ließen sicher viel Raum für Skepsis offen, dennoch beschrieb Melyanna ihre Haltung mit bemühter höflicher Freundlichkeit. Was Alanis jedoch deutlich ins Auge fiel waren die immer steifer werdenden Bewegungen je länger sie sich hier draussen mit ihr unterhielt. Ihre Lippen nahmen einen leichten bläulichen Ton an wie auch einige Adern die sich auf ihrer Haut abzuzeichnen begannen.

  • Der Hexer kehrte genau in dem Augenblick aus dem Wald zurück, als Alanis und Melyanna sich begrüßten. Als ihm gewahr wurde, wie die Beiden miteinander kommunizierten, verbarg er sich hinter einem Baum und hörte auf das Gespräch der Frauen. Beide schienen mit der Situation nicht zufrieden zu sein. Als sein Name fiel, seufzte er tief und trat hinter dem Baum vor und trat wie unbeabsichtigt einen Ast beiseite, so dass er wahrgenommen werden konnte.


    „Oh, da komme ich ja genau zum rechten Zeitpunkt.“ Ein verhaltenes Grinsen begleitete die Worte des Monsterjägers.

    „Alanis, schön dich zu sehen.“ Begrüßte er die Geweihte. Melyanna galt ein einfaches Nicken. Dann betrat er hinter den Frauen das Haus und machte sich sofort daran Holz im Ofen nachzulegen, damit es wieder richtig warm wurde.

  • "Als Grund? Jemand könnte meine Hilfe gebrauchen. Das ist ein ziemlich guter Grund, sich schnell um etwas zu kümmern", gab Alanis zurück und runzelte leicht die Stirn, weil sie nicht unbedingt den Eindruck hatte, dass sie willkommen war. "Aber da er nicht von fehlenden Körperteilen redete, habe ich beschlossen, zumindest auszuschlafen, bevor ich komme", setzte sie dann freundlich hinzu.


    Ihr Blick glitt zu dem Monsterjäger hinüber und sie nickte ihm zu, deutlich entspannter als noch zuvor.


    "Hallo, Vladim. Guten Morgen."


    Sie nahm Melyanna kritisch in Augenschein und bemerkte die Anzeichen von Kälteeinwirkungen im Gesicht der Frau. In ihrem Kopf machte es irgendwo Klick - was man auch auf ihrem Gesicht sah - und sie beeilte sich, den beiden anderen ins Haus zu folgen.


    "Also, was kann ich tun?", fragte sie dann direkt und sah nur Melyanna an. "Kommunikation über Dritte ist immer schwierig, auch wenn sie meist das Beste wollen."

  • Als sicher war, dass genug Holz im Ofen war, schloß Vladim die Ofentür und lehnte sich an einen der Schränke in der Stube, wobei er die Arme vor seiner Brust verschränkte und den Damen die Bühne überließ. Alles, was er jetzt sagen würde, wäre vermutlich ohnehin gegen ihn verwendet worden. Manchmal was er besser, einfach zu schweigen und andere machen zu lassen.


    Sein Gesicht strahlte Gelassenheit aus, aber sein Mund war leicht nach oben gekräuselt, so dass der geneigte Beobachter nicht umhin kam, dass er über die Situation belustigt war.

  • Mels Blick striff Vladim kurz erstaunt ob seiner knappen Begrüßung, dann betrat auch sie das Haus. Sie bedachte Alanis mit einem knappen zustimmenden Lächeln das die Gedanken dahinter jedoch offen ließ. Einen Augenblick wärmte sie ihre Hände über dem Ofen während sie unauffällig die Regung des Hexers einzuschätzen suchte. Dann wendete sie sich mit Freundlichkeit auf dem Gesicht an Alanis:" Nun...ich kam eigentlich hierher um Vladim einen Besuch abzustatten, dann fanden wir heraus das unser beider Gefühlswelten nicht ungleich nur rudimentär vorhanden sind und er war der Auffassung, meiner Bitte nachkommend, das ihr die Richtige wärt jene zu optimieren. Was ihr letzthin tatsächlich tun könnt müsst ihr eröffnen oder besser gesagt fragt, was ihr wissen müsst." Ihre Art wirkte seltsam aufgesetzt, aber nicht falsch oder hadernd.

  • "Nun-." Die Geweihte zog ihren Mantel aus und hängte ihn an den Haken neben der Tür. Die Selbstverständlichkeit ihrer Handlung ließ nur den Schluss übrig, dass sie sich in dem kleinen Haus bestens auskannte. Dann zog sie sich einen Stuhl heran. "Ich schlage vor, dass wir uns setzen und uns vorstellen - Ihr und ich." Ihre grünen Augen ruhten auf Melyannas Gesicht. "Denn ganz gleich, was Vladim so für richtig hält, müssen wir beide letztendlich entscheiden, ob wir dieses Gespräch führen sollten."


    Ihr Blick wanderte zu dem Monsterjäger hinüber und ihr Mundwinkel zuckte hoch.


    "Und Du solltest Dich auch setzen, Vladim. Steh da nicht rum wie ein Ringrichter beim Boxkampf, der die Einhaltung der Regeln überwacht."


    Sie ließ sich nieder, ihre grünen Wollröcke raschelten angenehm, den Geruch nach Lavendel und Seife verströmend, die sie der Kleidung in ihrer Truhe immer beilegte. Dann kehrte ihr Blick wieder zu Melyanna zurück.


    "Ich bin Alanis Tatius, Geweihte der Fünf Elemente und die hiesige Oberärztin des Krankenhauses. Mein Glaube steht für die Heiligkeit des Lebens und dessen Mannigfaltigkeit. Ich fürchte ich kann beim Thema Optimierung nicht viel beitragen, denn ich bin keine Magierin, die die Dinge nach Belieben umformen kann. Das überlasse ich den Fünfen. Wohl aber kann ich seelischen Beistand geben und den Rat zu dem ein oder anderen weltlichen Bereich."

  • Vladim zog sich einen Stuhl heran und setzte sich darauf. Er hörte Alanis zu und warf dann ein:


    "Du könntest vielleicht noch schauen, ob es einen latent aktiven Zauber gibt und ob dieser mit mir verbunden ist." Dabei hielt er ein lange Zeit Augenkontakt mit der Geweihten.

  • Sie sah Vladim ein wenig ungläubig an als er Alanis um diese Nachverfolgung bat und rang sich ein verunsichertes Lächeln ab. Ihr Nicken zu Alanis war wiederum freundlich und höflich als sie ihr daraufhin antwortete: " Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel wenn ich noch einen Augenblick hier vor dem Ofen Platz nehme, meine Kleider müssen trocknen sonst erfriere ich" ihre Antwort klang ehrlich. Sie nahm sich einen Stuhl vom Tisch und klemmte ihn sich mit der Lehne nach vorn zwischen die Beine, damit ihr Rücken zum Ofen hin frei war, die Arme auf der Lehne verschränkt hörte sie Alanis weiterhin aufmerksam zu. Sie atmete tief durch, ihr Blick fiel auf Vladim, es schien ein wenig Sicherheit suchendes darin zu liegen, diese Situation die ihr die Offenheit abverlangte die sie sonst so gerne verbarg machte ihrer Sicherheit deutlich zu schaffen. Einen Augenblick später ruhte ihr Blick prüfend auf der Geweihten bevor sie mit ruhiger sachlicher Stimme antwortete: "Ich bin Melyanna Irima, Tochter der Khel´Grey, Akolythin Far ugh lagh´s, Bocore in der einen Welt oder Hexe in der anderen so wie es die einfachen Bauern vermutlich nennen würden. Mein Glaube steht für die Heiligkeit des Todes und dessen Mannigfaltigkeit. Und mein Problem ist keins magischer Natur, sondern beruht auf schlichtem Raubbau jener die mich für ihre Zwecke benutzten."

  • "Langsam, Vladim", lächelte Alanis und hob die Hand, um ihm zu bedeuten, die Dinge nicht zu überstürzen. Sie wusste, dass der Monsterjäger schnelle und pragmatische Ansätze bevorzugte.


    Dann wandte sie sich wieder der anderen Frau zu.


    "Es freut mich, Deine Bekanntschaft zu machen." Der Wechsel von der sehr höflichen, gestelzten Formulierung zu einem wirklich freundlichen 'Du' passierte ganz nebensächlich und ohne Ankündigung. "Die Heiligkeit des Todes ist ein gutes Credo, denn jeder Anfang braucht ein Ende, sonst würde diese Welt stillstehen oder im Nichts vergehen."


    Ihr Lächeln war kurz schmerzlich, so als würden ihre eigenen Worte an etwas rühren, das sie sehr bewegte.


    "Nun, eine Bocore ist meines Wissen nach eine Hexe, die alle Wege zu wählen weiß? Oder liege ich damit falsch?"

  • Mels Anspannung fiel deutlich von ihr ab und sie empfand das plötzliche Du als ein freundliches Entgegenkommen das sie gern erwiderte. Ihre Interpretation des Endes im Tod ließ Melyanna allerdings noch offen und versprach sich zu einem näher zueinander gefundenen Zeitpunkt hier über ihre Wege mit dem Tod genauer aufzuklären sofern Alanis weiteres Interesse zeigte. Das feine aufblitzen ihrer Regung zu diesem Thema blieb Melyanna nicht unbemerkt, auch dies behielt sie sich für einen noch kommenden Zeitpunkt in ihrem Inneren vermerkt. Ihre Antwort war nun etwas entspannter, was jedoch nichts an ihrer souveränen Haltung änderte. "Im Groben könnte man es so beschreiben, wir nutzten die guten wie die bösen Mächte, jeh nachdem was wir erreichen wollen, wobei wir Bocore mehr mit dem Tod verhandeln als mit dem Leben was uns rein synallagmatisch arbeiten lässt"

  • Das Schulterzucken Vladims war seine Antwort auf die Zurückweisung von Alanis. Ihre Show, ihre Regeln, dachte sich der Monsterjäger und lehnte sich gemütlich zurück, den beiden Frauen weiter zuhörend.

  • Alanis hörte sich die Erläuterung aufmerksam an und nickte schließlich.


    "Darf ich also fragen, in welcher Art und Weise man sich Deiner Fähigkeiten bemächtigt hat - oder hast Du freiwillig gegeben, was Du konntest?"


    Sie hob zu einer weiteren Erläuterung an.


    "Denn wenn Du sagst, dass Dein Problem kein magisches ist - wie meinst Du das genau?"

  • Ihr Körper straffte sich merklich und ihr war anzusehen das sie nach einer einfachen und vor allem kurzen Erklärung suchte:" Es würde die Erklärung vereinfachen wenn du schon einmal in Luxburg warst? Zufällig mit der Expedition die alljährlich dort wie die Heuschrecken über das Land herfallen? Und wenn ja, kennst du die Shor na far?"

  • Alanis schlug ein Bein über das andere.


    "Ich war noch niemals in Luxburg. Ich kenne lediglich die Erzählungen über glühende Steine, die vom Himmel fallen, uraltes Böses und die Tatsache, dass sich viele meiner Bekannten bemüßigt fühlen, dort regelmäßig hinzureisen, um sich halb umbringen oder traumatisieren zu lassen."


    Es war schwer zu sagen, ob ihr Tonfall traurig oder ironisch war. Vielleicht war er beides.


    "Was also sind die Shor na far?"

  • Auch Mels Gesicht verzeichnete Belustigung, dennoch wirkte es als würde hier die gegenerische Seite der Expedition über deren finales Fazit nach dem Besuch des Landes triumphieren, sie holte tief Luft :" Nun, das was du als Endergebnis der Reise beschreibst IST Luxburg, oder besser jene die die wahren Herren dieses Landes sind. Die Shor na Far sind nur eine Gruppierung der vielen die sich dort seit Äonen niedergelassen haben. Ich war selbst auf einer Reise in der wir in die Vergangenheit geraten sind dort um zu erkennen wie alt das Land und auch deren Völker sind und diese sind selbst nur Einreisende denn die Shor na Far zum Beispiel kamen von anderen Welten hierher. Mein Interesse an Ihnen lag damals darin, dass sie wie ich Schlangenwesen waren...mit noch einer Menge uraltem anderen Zeug in ihren Adern, aber eben dennoch am ähnlichsten zu dem was meiner Mutter entsprach. Ich dachte ich könnte von ihnen Lernen... so sein...wie sie...eine...Familie haben" Ihr Blick entglitt und die schwere dieser Gedanken stand Melyanna deutlich ins Gesicht geschrieben. "Ich hängte mich an den Waffenmeister der zudem nach Macht und Ruhm strebte und...mir...gefiel!" Ihre Hand glitt wie automatisiert zu dem Amulett welches normalerweise um Ihren Hals hing und sie schreckte auf als sie es nicht fand, ein kurzer Blick erhaschte es immernoch neben der Anubisfigur auf dem Tisch liegend und blieb darauf hängen "Er versprach mir mich mit sich zu nehmen und mich zu lehren, wenn ich ihm ein Gefühl schenken würde. Ihr Volk war nicht in der Lage Empfindungen zu haben, vielleicht lebten sie schon zu lange um jene noch mit sich zu tragen die ein normales Leben nähren, Traurigkeit, Glück, Furcht...Liebe...Ihre Regung bestanden nur aus Hader, Hass, Schmerz, Wut und Wahnsinn...Ich habe es zu spät erkannt." Sie riss ihren Blick los und blickte mit einem fast schmerzenden aber akzeptierenden Ausdruck Alanis an " Da ich mein vorheriges Leben wie die Fahrenden unterwegs war und meine Körper zu verkaufen wusste war das größte Gefühl das ich ihm beibringen konnte das der Liebe...und auch ...weil ich mich selbst schon darin an ihn verloren hatte. Sie nutzten eine Technik die ich nicht verstanden habe um die Gefühle aus deinem Körper zu extrahieren wenn du sie ihnen frei gibst...was du spätestens dann tust wenn sie dafür gesorgt haben das du sie frei gibst! Sie stoßen eine Nadel mit einem Gefäß daran in dein Herz, dann führen sie sich diese Gefühle zu und es ist für sie wie ein berauschendes Mittel, so wie andere Opium oder Alkohol zu sich nehmen, nähren auch sie sich für den Moment an jenen unbekannten Gefühlen die sie dann erleben und...ausleben, ich verstärkte mein Gefühl noch mit einem leichten Liebestrank der meine Gefühle zu ihm verstärkte und ihm so beweisen konnte wie sehr er von mir profitieren konnte!" Ihr Blick wanderte zu Vladim " und ich wünschte ich wäre damals nicht so fürchterlich naiv gewesen zu glauben das er mir helfen würde und er...mich nicht verletzten würde" Sie erhob sich während sie weiter sprach und kramte aus ihrer Tasche eine Flasche des Honigweins heraus den sie bereits am ersten Abend Vladim angeboten hatte, sie füllte drei Becher und verteilte sie an die anderen, nach einem großen Schluck mit dem sie wohl auch ihren Kloss im Hals herunterzuspülen suchte setzte sie fort : "VelsinAmos war so fasziniert das er mich mitnahm und mir alles versprach...was sich auch die erste Zeit so anfühlte. Dann ließ er mich immer mehr allein in den unendlichen wunderschönen Hallen unter den Bergen des Beleriand, ich vertrieb mir die Zeit mit ihren Studien aber ihre Schule ist grausam, egoistisch und rücksichtslos, wer nicht versteht bezahlt mit Schmerz und Blut...oder mit Gefühlen...und ich verstand wenig von einer Kultur die seit Äonen existiert und in der man als minderwertiges Schlammblut gilt. Dennoch lernte ich mehr als an manchen Akademien man sich zu lehren wagt in dieser Zeit. Der Preis dafür waren all jene Gefühle die unser Leben blühen lassen, immer wieder extrahiert oder ausgetrieben bis man gefügig genug war um zu Dienen, aber es war mir unter der Erde egal geworden. Vel lehrte mich als Waffenmeister den Schwertkampf, sodass ich als sein Schutzschild dienen sollte. Er wusste wie sehr ich ihn damals verehrte bis zu dem Tag an dem ich erkannte das ich nicht die einzige bin und seine Ziele größere waren..." Ihr Gesicht verzerrte sich schmerzhaft und Wut mischte sich in ihre Züge ebenso wie ihre Stimme die nun leise und bedrohlich wurde :" es war vor zwei oder 3 Jahren als ich spürte das seine Besuche Früchte getragen hatten und nach einer fürchterlichen Nacht die ich allein mit mir und der Geburt verbrachte präsentierte ich ihm stolz unsere Eier. Er nahm mich mit und wies mich freudlos an sie zu den anderen im großen Gelege zu bringen, es wäre sicher bei den anderen seiner Gefährtinnen, von denen ich bis zu diesem Augenblick nichts wusste, er verschloss die Tür und versicherte mir es würde ihnen nichts geschehen...in dieser Nacht fiel die Expedition ins Beleriand ein und zerstörte das gesamte Gelege der Shor na Far! Dieses Ereignis ließ die letzten noch vorhanden Gefühlsreste verdorren. Ich wollte fort von diesem Ort, was mir dann nach Monaten der Versuche gelang" Sie trank den Becher in einem Zug aus und schenkte sich erneut ein. Der Kampf der in ihrem Inneren tobte sprach Bände auf ihrem Gesicht. Ihre Augen trafen Alanis und sie blickten tief: "Ich erzähle dir sovieles damit man versteht warum ich diese Schritte gegangen bin und weshalb ich dies alles ertrug und aufgab auch wenn es für andersartige Wesen vielleicht nur schwer zu verstehen ist. Ich kam nicht mit dem Gedanken hierher meine Gefühlswelt ändern zu müssen, Hass schmerzt weniger als Liebe, Glück ist verletzlicher als Nüchternheit. Dennoch spielt seitdem ich dieses Haus betrat alles verrückt in meinem Inneren, es ist als würden plötzliche alle verkümmerten Regungen aufbegehren wollen und ich bin mir noch nicht sicher ob ich das nun gut oder schlecht finden soll" Ihr Blick war von Alanis zu Vladim gewandert und ruhte nun auf ihm, das Chaos in ihrem Inneren zeichnete sich für ihn deutlich ab auch wenn die Frau die nun hier saß ein völlig anderes Gebaren aufwies als er es in den letzten Tagen zuvor erlebt hatte.

  • Das bestätigende Nicken des Hexers galt Melyanna als Antwort genug. Er war überrascht, dass die Frau ihm und Alanis so viel erzählte. Nichts ausließ und auch der Schmerz des Verlustes über ihre Eier sichtbar und spürbar war.

    Es war, wie er erkannte, dass Melyanna an einem Scheideweg stand. Das Leben so zu leben, wie sie es Jahre, Jahrzehnte oder vielleicht Jahrhunderte getan hatte oder sich abwendete und etwas Neues begann.

    Ein leichtes Lächeln von Vladim galt dem Schlangenwesen vor ihnen, dass sich – aus seiner Sicht – vor ihnen sprichwörtlich häutete. Alanis kam nicht umhin zu bemerken, dass zwischen dem Monsterjäger und dem Monster vor ihr eine seltsame Beziehung bestand.

    Der Mann wollte etwas sagen, hielt sich aber dennoch zurück, denn Alanis hatte nun die Bühne, weswegen seine Aufmerksamkeit nun auf der Geweihten lag.