Gut Bärenfels (Der Treueschwur)

  • Während der Hüter sich auf Reisen befand, blieb es friedlich im Bärengrund. Fleißig bauten die Männer und Frauen weiter an der Feste und erfreuten sich an deren immer stärker werdenden Mauern. Inzwischen hatte man sogar begonnen die Zisterne auszuheben.
    All das geschah im tiefsten Winterschnee.
    Wie eine Raupe die sich verpuppte, war der Bärengrund von der Außenwelt abgeschnitten, bis auf die Stadt Messan und ihren Hafen. Vereinzelt reisten Händler an, die durch ihre exotischen Waren selbst im tiefsten Winter Gewinn zu Schlagen verstanden.
    Sie brachten Berichte in den Rest Montralurs, die so faszinierend wie beachtlich waren. Das Dorf Bärengrund erstarkte, es waren im Winter viele Kinder geboren worden, und noch mehr Frauen schienen noch immer schwanger zu sein. Die Motte umfasste ein neuer Wall. Das Rittergut war wiederaufgebaut worde, und der Verweser, hatte regelmässige Patroullien und ein befestigtes Heerlager eingerichtet, in dem sich immer neue Rekruten einfanden.
    Der Ruf der Krieger des Bärengrundes hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und viele junge Männer wollten diesem Heer dienen, wenn es gegen die Nymbras ging.


    Aldhayn erhielt Berichte über das was geschehen war, allerdings wurde ihm ein Bericht vorenthalten. Der Zustand seines Gutes, das er nach Kiha-Nals übernahme hatte aufgeben müssen um in der noch unfertigen Feste zu wohnen, war ebenso aufgebaut worden, wie es war, und vielleicht sogar einen Ticken schöner.
    Dies war der Dank des Volkes des Bärengrundes für nahezu 2 Jahre unermüdlichen Kampf des Hüters gegen die Bedrohung der Nymbra.


    Aldhayn erließ einen Beschluß zur Stadt, nachdem Talris ihm gestattet hatte, sie den Derigiern zu übergeben.
    Um sicherzustellen, daß der Tribun Wort hielt, befahl er eine Garnison in Messan auszubauen, die im Herzen der Stadt, nahe dem Hafen Quartier bezog, und die natürliche Mauerverteilung derart veränderte, daß sie vom Rest der Stadt abgeschnitten war und trotzdem Zugang zum Meer gewährte.


    Sollte der Tribun sein Wort nicht halten, hätte er so einen Zugang für seine Truppen und ein Stadtzentrum, das lange Zeit aushalten konnte, bis Entsatz aus dem Bärengrund eintreffen würde.


    Er hatte aus den Ereignissen der Vergangenheit gelernt.

  • Der nahende Frühling brachte die Schneeschmelze. Grauquell und Schneeborn schwollen ein letztes Mal, genährt vom Tau der Berge, zu unpassierbaren Hindernissen an, bevor sie die Brücken und Furten endlich im dritten Monat freigeben sollten.
    Der Winter war hart gewesen, aber dennoch hatte der Bärengrund ihn gut überstanden. Gestärkt durch neue junge Männer, die in den Witwen des Bärengrund manches Mal ein neues Weib erkannten, hatte man selbst im Winter gearbeitet und seine Truppen aufgestockt.
    Die Offiziere der Bärenklingen, allesamt Veteranen des nymbrischen Winterfeldzuges vor einem Jahr, brachten ihnen bei, wie man als Soldat marschiert und kämpft.
    Bogner und Piekenmacher wurden ansässig. Ein Grobschmied, für Werkzeuge und Hufeisen und ein Waffenschmied, für allerlei Anderes.


    Bauern vermaßen Land für ihre Gehöfte und bauten erste, niedrige Hütten, um auch ja nicht die Zeit der Saat zu verpassen, und ihre Gesinde zu sammeln.


    Ein wahnwitziger Händler bereiste den Fluß nach Messan und brachte manches mal, so dringend benötigte Güter im Tausch für Handwerkzeuge und Felle.


    Der Bärengrund sah einen guten Winter.


    Nur einige wenige Bewohner des Bärengrundes hatten es nicht so gut.
    Die gefangenen Nymbras von Messan. Zwar hatte man ihnen ein eigenes Gehöft gebaut, mit hohen, ständig bewachten Palisaden.
    Doch anders als Ek-Sah und Na-Kira konnten sie sich nicht frei im Bärengrund bewegen.
    Eine handvoll Bärengrundler, die das Leid ihrer Familien zumindest für eine kurze Zeit verdrängen konnten, Angesichts der Jugend der Nymbrakinder, kümmerten sich um sie, und versuchten ihnen ihren Aufenthalt in Gefangenschaft so ertragbar wie möglich zu machen.


    Zwar wurde keine einzige Freundschaft mehr geschlossen, wie die zwischen Salan und Na-Kira, aber mit der Zeit fasste man Vertrauen zueinander. Und das Wort des Anderen gewann an Wert.
    Am Ende war es nur ein einziger junger Nymbra, der den Ausbruch versuchte, und dabei eine Wache verletzte. Doch dieser wurde von seinen eigenen Leuten bestraft, die zwar weder Angst vor dem Tod, noch vor den Bärengrundlern hatten, aber dennoch nicht wollten, daß ihre Situation sich verschlimmerte, bis endlich jemand käme um sie zu befreien.


    Dann kam der Tag an dem Kala-path-Zuss an einer mysteriösen Krankheit erkrankte, zu der nichteinmal Sven der Druide eine Medizin fand.


    Da die Gemeinschaft nun bald einen Winter lang zusammen lebte, und man sich aneinander gewöhnt hatte, entschied man, ihn zusammen mit seiner kleinen Schwester, und von einem Späher begleitet in die Freiheit zu entlassen.
    Man brachte sie , mit gebundenen Augen, und Rauchwerk um die Sinne zu verwirren in das Gebiet des Zackengebirges, von dem man wußte, daß sich dort Nymbras aufhielten, und hielt dort, derart auffällig Rast und Lager, daß man sicher sein konnte, das die Nymbra es erfahren würden.


    Leider erfuhr man im Bärengrund nie, ob es ein Erfolg war, denn der Späher kehrte nicht zurück, was mit ihm geschehen war, man konnte es nur vermuten. Wahrscheinlich ereilte ihn sein: SCHICKSAL

  • Die Tage und Wochen vergingen, inzwischen glaubte kaum noch einer, daß der Späher zurückkehren würde. Zu lange schon warteten sie auf ihn.
    Man hoffte nur, daß alles gut gegangen wäre.


    Inzwischen waren die ersten sachten Strahlen der Sonne zu kleinen Lichtlanzen geworden. Im Frühnebel kleine Löcher in den Schnee schmelzend, unter denen erstes junges Grün neugierig nach ihnen strebte. Was sollte das wohl für ein Ding sein? So warm und hell hoch oben am, instinktiv nannten sie es Himmel.
    Die warmen Strahlen ließen sie wachsen und gedeihen, und das tat gut, fanden sie, sie fanden es herrlich, die reinste Wonne und wenn sie untereinander flüsterten, am Abend, wenn sie warteten bis sie wiederkamen, da nannten sie sie Wonnestrahlen. Und das Ding da oben das sie zu ihnen schickte, Wonnestrahlending.
    Als der Schnee weniger wurde und die Strahlen häufiger, da gab es immer mehr junges Grün das sich über das Wonnestrahlending freute aber da es in der Sprache der Pflanzen so lange dauerte Wonnestrahlending zu sagen, überlegten sich die größten und ältesten und damit schon am reifesten vom jungen Grün ihm einen Neuen Namen zu geben.
    Sie wollten unbedingt, das es das schöne S von Strahlen dabei hat aber auch die Wonne sollte ihren Platz haben.
    Viele Nächte dachten sie nach und irgendwann hörten sie einen Halm im winde lispeln, der sichkaum ausdrücken konnte. Ein Armes und unbeholfenes Hälmchen, geknickt und krumm gewachsen und es konnte nicht Wonnestrahlending sagen. Es versuchte und versuchte Wonnestrahlending zu sagen und schaffte es nicht. Auch Strahlen von dem Wonne Ding ging nicht, obwohl es weicher und einfacher war.
    Also half ihm der Wind und brachte ihm das Flüstern bei, riet ihm, sich für das zu entscheiden daß er am Wonnestrahlending am schönsten fände.
    Das Hälmchen dachte lange nach und grübelte. Schließlich entschied er sich für die Wonne, doch mit dem leisen Lispeln zusammen klang das wie "Sonne".
    Aber das war egal, es war das schönste Wort der Welt für ihn und auch
    den Ältesten gefiel das.
    War doch alles enthalten und so sagten sie es in der näcshten Nacht weiter und seither kennen alle Pflanzen das Wonnestrahlending als Sonne und weil die Vögel die Bäume verstehen, nennen sie es auch so und die habens der Welt erzählt.
    Doch heute weiß kaum noch jemand, daß die Sonne eigentlich Wonnestrahlending heißt, und noch weniger wissen, daß die Pflanzen sie so getauft haben.
    Doch wenn man nahe an einem großen alten Baum steht, der älter ist als die Berge drumherum, dann kann man ihn manchmal vor Freude seufzen hören, wenn er sich von den Sonnenstrahlen kitzeln lässt.
    Und wenn man dann ganz genau hinhört, dann kann man ihn leise Wonnestrahlending flüstern hören.


    Doch das war nur eine Geschichte am Rande, wie sie die Arsoy ihren Jungen erzählen. Unwichtig? Nein, denn die Zeit begann, wo diese Geschichten wieder erzählt wurden, und dies hieß, das auch die Arsoy erwacht waren.
    In ihren Höhlen tief im Bärenwald hatten sie geruht und nun kamen sie zurück ans Tageslicht des Wonnestrahlendings

  • Man hatte die Antwort der Nymbras erwartet, doch sie kam spät. Viel zu spät um als solche zu gelten.


    Es war am Ende des dritten Monats, als sie kamen.
    Die jungen Soldaten des Bärengrundes in ein Schmarmützel verwickelten


    Es war am Ende des dritten Monats, daß sie den jungen Frieden empfindlich störten und das Blut wieder in den Boden des Bärengrunds sickern ließen.


    Es war am Ende des dritten Monats, und es war das Ende eines Kapitels.
    Denn als sie gegangen waren, gab es wieder Tränen, aber die Nymbrakinder gab es nicht mehr.
    Denn sie waren genommen worden. Sie waren wieder dort wo sie hingehörten und ihr Gefängnis war zerstört.


    Natürlich war der Angriff nur eine Ablenkung gewesen, und natürlich überlebte kein Nymbra diese Ablenkung, aber sie alle gaben ihr Leben gerne, weil sie wußten, das die Schattenläufer die Zukunft gerettet hatten, und daß das vergossene Blut ihrem Gott Ehre erbieten würde.

  • Die Nymbras hatten schnell und hart zugeschlagen. Zu schnell um den Soldaten die Chance zu geben sich -wirklich- vorzubereiten.
    Nur wenige Stunden vor dem Angriff selbst waren sie gesichtet worden, und das obwohl die Grenzen gut bewacht lagen.


    Der Morgen war still am Tage nach der Schlacht. Nicht unverhältnismässig viele Soldaten des Bärengrundes hatten ihr Leben geben müssen, aber es war doch ein ganzes Banner, das den Blutzoll zahlen musste.
    Die Zeit erkauften, bis Zivilisten in Sicherheit und die Garde gerüstet war; Tapfer durchhaltend.


    Es waren die Bärenschützen, die sie schließlich aus der kalten Umarmung nymbrischer Übergriffe befreit und mit einem Hagel von Wundschlägern die Wellen gebrochen hatten.
    Die Klingen, die sie ablösten und die berittene Garde die schließlich auch den letzten von ihnen jagte und erlegte. Ein Paradebeispiel Bärengrunder Kriegskunst


    Und doch hatten sie die Nymbrakinder verloren. Das kleine, wohlbehütete Fort, in welchem sie lebten, stand in Flammen, die Bürger und die Wachen waren getötet.


    Hauptmann Ratul ging durch das Lager und begutachtete die Verwundeten. Viele von ihnen würden den Abend nicht erleben, aber es war längst nicht so schlimm, wie noch vor einem Jahr, wo sie zahllose Verwundete mit dem Stillhammer erlösen mussten. Heute waren es nur drei, aber es waren die Jüngsten.


    Die Nymbras hatten sie nicht getötet, sie hatten ihnen nur die Gliedmaßen abgeschnitten. Der Feldscher beendete ihr Leiden schnell. Auch den Boten hatten sie gefunden, die Zunge herausgeschnitten, die Gehörgänge ausgebohrt, und die Augen vernäht.


    Sie hatten die Art ihrer Kriegsführung umgestellt. Sie begannen mit Greueltaten, um Bluttaten noch schrecklicher zu gestalten.
    DIe Opferrassen hatten keine Angst mehr, das wollten sie um des Todes Willen wieder ändern.

  • Fast ein halbes Jahr hatte der Bärengrund nun seinen unsicheren Frieden verteidigt, das Gebiet zwischen Gut und der Hafenstadt hieß nun Messania.
    Ein Zufall nur, daß dies in der Sprache der Nordländer soviel bedeutete wie "gesegnetes Land"
    Und gesegnet war es weiß Gott.
    Das Wissen, das die Bärengründer mit ihrem Leid erworben hatten, stand nun wie ein Wall zwischen den nymbrischen Angreifern und ihnen. Es war nicht mehr der einfache Kampf von Opferrasse und Jäger. Jedes Gefecht war ein Messen unter Ebenbürtigen.
    Ja geradezu ein Fest für Nymbra und Messanier, man respektierte einander, man stritt miteinander, man ehrte einander, und man tötete einander, doch nirgends auf Montralur so unerbittlich und gerecht wie im Land unter dem Zackengebirge.
    Es gab keine sinnlosen Gemetzel, keine hinterhältigen Überfälle, wenn die Nymbra Streit suchten, stellten sie sich offen und aller Gegenwehr zum Trotz erzielten auch sie ihre Erfolge.
    Das Land des Erben von Halwgar wurde zum Symbol des ewigen Kampfes zwischen Böse und Gut, wobei die Positionen je nach Perspektive natürlich vertauscht waren.
    Der Kriegsherr des Zackengebirges und die Messanier zogen ihre Grenzen im Westen blutig entlang der Dreymme bis hin zur Wetterbucht und im Osten an den Drehm und zu den Ausläufern von Godrea
    In den schmalen Streifen zwischen Sonnenhügel und Zackengebirge mit seinen vielen FLußarmen traute man sich nicht, auch wenn diese im Grunde gut zugänglich war und auch den Durchbruch in den singenden Wald vermieden die Messanier wohlwissend, so daß sich ein solider Puffer zwischen sie und das Inland Montralurs schob, wie schon so oft.
    Doch das kleine Lehen, das einstmals eng zwischen Schneeborn und Grauquell eingesperrt lag hatte mit den Befreiungsschlägen der letzten Jahre an Einfluß gewonnen und war durch den Gewinn einer ganzen Stadt zu einer Macht gewachsen, die sich im Süden vor kaum einer Bedrohung zu fürchten brauchte.
    Mehr noch, standen die Bärengründer vor wenigen Jahren noch vor der Vernichtung waren sie nun die Hüter des Montralurer Südostens geworden.
    Jene die Hilfe brauchten fanden sie und auch hatte das Entsatzheer Messanias die wichtige Stadt Nomerre gerettet.


    Diese Männer waren inzwischen zurückgekehrt und der milde Herbst gönnte ihnen den verdienten Lohn, so daß sie im ergoldenen Land bei jedem Sonnenuntergang aufs Neue sehen konnten, wofür es sich zu sterben lohnte.
    Auch wenn der Fortgang des Mon´tra´ar viel Unsicherheit erweckte, waren die Bärgengründer doch zuversichtlich. Ihre eigene Verwaltung, das Strategische Führungskommando und Hauptmann Ratuls wohlbestellte Berater ließen das Volk des Reichshüter fast zu einer kleinen Baronie erstarken und er dankte es ihnen mit immer treuem Kampf und der Verteidigung ihrer Interessen vor dem Rat.
    Fast wie ein echter Landadliger.


    Was sie nicht wußten war, daß seine letzte Reise ihn nicht in die Herrschaftsstadt geführt hatte. Vielmehr hatte er die guten Verbindungen zu den Zaroriern genutzt um endlich seinem Vater gegenüber zu treten.
    Doch auch als die Nymbra diese Nachricht in ihre Reihen sääten um sie zu verunsichern blieben sie stark im Glauben.
    Niemals würde sie ihr Anführer dauerhaft im Stich lassen, er würde sicher zurückkehren, sobald es ihm seine Pflichten erlaubten!


    Das würde er doch....?

  • Nebelbänder lagen über den Ebenen des Bärengrundes. Der ungewöhnlich milde Winter hatte kaum Spuren hinterlassen und die neue Straße die zwischen Messan und Bärenfeste zu wachsen begonnen hatte lag still und frei.
    Die Wachen der Motte überblickten das kleine Reich, daß der Hüter im Namen seiner Herren begründet hatte, als drei berittene Schatten über die Kuppe eines Hügels an der Grenze ihres Sichtfelds traten.
    Noch waren sie farblos, doch mit jedem Schritt den sie näher traten wurde klarer, wes Farben sie trugen. Der rot gepfählte Wappenrock in strahlendem Weiß verriet ihren Herren.


    Die prachtvolle Schwertlanze, und Rot leuchtende Federn die aus dem Köcher über den Rücken des Führenden ragten ihren Anführer.
    Hörner wurden geblasen, und Boten versandt...


    Reichshüter Aldhayn Grauquell vom Bärengrund zu Montralur, war zu den Seinen zurückgekehrt

  • ~~~ Nach langer Zeit ~~~


    Es vergingen Tage, Talris ritt unermüdlich mit Aldhayne als leblosen Körper durch Montralur, nur mit dem einen Ziel: Seinen Freund und ehemaligen ersten Hüter so früh es ging in Bärengrund anzukommen.
    Unterwegs fand Talris einen alten Freund, den er als Boten gewinnen konnte, der glücklicherweise auch noch Marthianna kannte. Er riss eine Seite aus seinem Tagebuch und schrieb einen Brieg an Marthianna.


    Dies war mehr oder weniger der einzige längere halt den er gemacht hat. einige kurze Male wechselte er Aldhayns Verbände und gab ihm einige Kräuter zur Linderung seiner Schmerzen.


    Durch Tag und Nacht nun seit etwa 15 Tagen oder gar mehr Tagen ohne Rast spürte auch er die Belastung in seinen Gliedern. Doch er durfte nicht aufgeben. Nicht bevor er mit Aldhayne die Pforten des Bärengrundes erreichte.

  • Am 18. Tag passierte er den ersten Grenzposten Messanias, die Grünweißschwarze Fahne des Lehens wehte im Wind und die Soldaten enboten ihm Respekt und Gruß.
    Aldhayns Körper war stark und dankbar für die ihm zugedachte Pflege. Er schien zu wissen, daß dieser Mann mit all seinem Sein daran interessiert war, ihn zu retten.


    es waren nun noch etwa fünf Tage bis zum Bärengrund und eine Woche nach Messan, der Hafen und inzwischen "Hauptstadt" des Lehens. Das Gut, mit seiner Feste war seine Heimat, die Stadt die Heimat all jener guten Männer, die nun ihr Glück in Messan zu machen suchten.

  • Talris´ Erschöpfung zwang ihn in die Knie, doch stetig näherte sich auf jener weiten grüne Fläche, geziert mit Hügeln zu seiner rechten die Motte, und linken die Bärenfeste. Er hatte beide noch nie im fertigen Zustand sehen können, doch er wußte, daß mittig zwischen ihnen das Gut Bärenfels liegen mußte, sein Zielort.
    Aldhayns Körper hingegen schien zu spüren, daß er heimatliche Luft atmete, und seine Züge wurden tiefer.


    Seinen Geist jedoch trieben andere Gedanken um, er suchte und besuchte zahlreiche Bekannte. Flüsterte ihnen von seinem Wohlbefinden ins Ohr und daß er noch immer am Leben sei. Manche traf er trauernd an, da sie ob seiner langen Abwesenheit vom Schlimmsten ausgingen, andere hingegen zornig.
    Nur sein Weib konnte er selbst mit der Geschwindigkeit eines Gedanken nirgendwo finden. Nicht auf Montralur, nicht in Aparcia, und auch dort wo sie einst ihr Band schmiedeten, war sie nicht zu finden.


    Eines Abends jedoch ging ein Stich wie Feuer durch das Herz seines Nebels, und er wußte, daß etwas geschehen sein musste... Er mußte sie finden!

  • Erschöpft passierte er einige Zeit später das Gut Bärenfels.


    Endlich war sein Ziel erreicht. Hoffentlich würde Aldhayns Körper wieder zur Genesung kommen.


    Langsam, sehr langsam, ritten sie auf das Tor zu......


    Seine Erschöpfung zwang ihn 2-3 Schritt vor dem Tor einzusacken. Schwindel machte sich vor seinen Augen breit. Verschwommen versuchte er vor sich Schemen von Personen auszumachen, immer dagegen ankämpfend nicht dem Schwindel zu erliegen....

  • Ein Monat war inzwischen vergangen. Der Vollmond war geschwollen und gewichen, das Gras begann die Farbe der Sonne anzunehmen und Aldhayn und sein Herr befanden sich im Bärengrund.


    Der Hüter des Landes, Herr des Bärengrundes, war noch immer nicht aus seinem unwirklichen Schlaf erwacht. Obschon Heiler, Boten und Gesandte ihn zahllose Male aufgesucht hatten. Es schien fast so, als wenn der kriegerische Lehnsherr seine letzte Schlacht geschlagen hätte.


    Zur Mitte des neuen Monats hin, begab es sich jedoch, das Hoffnung aufschimmern durfte. Aldhayn´s Körper tat einen tiefen Atemzug, so tief wie das Leben selbst und öffnete die Augen. Kurz nur, doch es schien, daß der Körper beschlossen hatte, ausschau zu halten nach dem, was ihm Leben einhauchte.


    Indes zog der Geist des Kriegers noch immer ruhelos über die Länder, erschien seinen Freunden und drohte seinen Feinden. Der Besuch bei seinem Weib hatte ihm Fürchterliches gebracht und nun war es an ihm eine Lösung zu finden. Nicht eher würde er ruhen, als das er die Verantwortlichen gefunden und zur Rechenschaft gezogen hätte.


    Es war wohl ein Fehler gewesen, dem Ruf seines Vaters zu folgen, doch nun war er hier und alle Dinge getan. Er konnte sich einfach aus der Affäre ziehen, indem er in das Reich seiner Ahnen ging, seinen Körper einfach sterben ließe, doch würde ihm das auch nur einer seiner Freunde vergeben?

  • Als Talris wieder zu Kräften kam, beschloss er hier zu bleiben und nach dem Hüter ausschau zu halten.


    Jeden Tag suchte er den Hüter auf und beobachtete seinen Schlaf. Er hoffte ein Zeichen in seinem Schlaf oder gar Träumen zu erkennen, das darauf hindeutete was mit ihm geschah. Doch vergeblich.


    Täglich versuchte er durch heimische Medizin Aldhayne's Vitalität wieder herzustellen. So gab er ihm Tee aus verschiedenen Kräutern und trug den Heilern auf ihm 4 mal am Tag verschiedene Heilkräuter aufzutragen, die er selbst zusammengestellt hatte.

  • Lange war Aldhayn krank gewesen, bevor er sich auf gemacht hatte nach Mithraspera.
    Und dort war es, wo er ein weiteres Mal Bekanntschaft mit dem Schicksal machen sollte.
    Länger als ein halbes Jahr war er nun schon bei den Linesti gewesen, lernte ihr Wesen und
    die Wege ihrer Schwertmeister kennen. Länger als ein halbes Jahr ohne den Geruch der Heimat.


    Dort wo er sich selbst am rechten Platz wähnte, war es ruhig. Der Winter war milde gewesen
    und so erlaubte sich der Bärengrund ein gesundes Wachstum stetig näher heran an Messan.
    In ebendiesem Hafen, ehemals nymbrischer Herrschaft,landete just in diesem Augenblick ein Schiff an.
    Es trug fremde Zeichen am Bug, und seltsam geschwungene Linien.
    Seine Besatzung hatte Gemenähnliche Ohren, und man hörte das eine oder andere Mal das wort Linesti.
    Am Bug in seiner polierten, doch nicht makellosen Rüstung erkannte man Aldhayn.
    Er war gealtert, die langen Seereisen bekamen ihm nicht gut. Und doch sah man ihm die Erleichterung an, endlich wieder die Luft seiner Wahlheimat atmen zu können.
    In wenigen Stunden würde er wieder in seinem eigenen Bett ruhen können...

  • Der Hüter befand sich jetzt schon einige Wochen wieder auf dem Gut.
    Viel galt es zu bearbeiten, Berichte zu lesen und sich wieder einzuleben.
    Der Empfang war herzlich gewesen, zwar hatte man auch die eine oder andere Mißmutsäußerung über seine lange Abwesenheit gehört, aber im großen und Ganzen freute sich der Bärengrund, seinen Hüter zurück zu haben.
    Schließlich gab es nicht mehr viele von ihnen.


    Der heutige Tag brachte Sonne, der Gesang der Vögel kündete vom Lauf der Welt und anders als die letzten Tage, wachte Aldhayn früh auf.
    Recht wohl gelaunt, mit einem Morgenrock bekleidet, schritt er über den Hof des Guts.
    Obschon die Bärenfeste fertig war, brachte er es nicht übers Herz seinem, mit den eigenen Händen erbauten, Heim den Rücken zu kehren.
    Ruß schmückte noch einige der Palisadenhölzer und erinnerte an die schmerzhafte Niederlage vor drei Jahren - Er strich mit dem Finger darüber.
    Nach all der Zeit wurden seine Finger dennoch schwarz.


    Die Erinnerung mahnte jeden Bewohner zur Vorsicht und glich einer Erklärung: "Genießt jeden Tag in Frieden, denn die Nymbra sind nur geschlagen, nicht besiegt!"

  • Es war kein Tag für Politik, auch keiner für Verwaltung. Aldhayn hatte an Form gewonnen.
    Seit nahe einem halben Jahr war er nun wieder auf dem Gut, lebte sein Leben, erfüllte seine Pflichten.
    Lange hatte er nichts mehr von seinen Freunden, Kameraden und Herren gehört.


    Der Frieden des Bärengrundes hatte sich gesetzt. Die Nordfront gegen die Bergnymbras stand, es gab ab und an Geplänkel, doch im Großen und Ganzen lief es ruhig und beschaulich. Der Wind warf ein Buch um, und des Hüters Blick fuhr zum Fenster. Es war nur ein Buch. Aldhayn erhob sich und ging hinüber, seine Augen glitten über die Ebene, ein Trauermarsch.
    Bauer Gimpel war gestorben, an Altersschwäche, was war dies doch für eine Seltenheit gewesen in den letzten Jahren.
    Inzwischen gab es einen Anger, und eine kleine Kapelle in der Aldhayn allen 13 Volksgottheiten Montralurs einen kleinen Schrein errichten ließ.
    Zwar war er der Einzige, der auch ab und an Vergodonas Tribut zollte, doch der feste Glauben an die Einheit aller Gottheiten dieser Insel gebot es ihm.


    Aldhayn stellte das Buch wieder auf und schloß das Fenster, sah auf die Rüstung die ihm der Bärengrund hatte schmieden lassen und lächelte.
    Er liebte sein Lehen und seine Lehnsleute liebten ihn. Keiner vergaß wie der unerfahrene Kampfwütige zu ihnen gekommen war und die sichere Niederlage vor den Nymbras abgewandt hatte.


    Die Derigier hatten inzwischen das Land verlassen, ihre Hoffnung, Messan als neue Heimat und Basis eines neuen Derigischen Reiches zu halten hatten sich nicht erfüllt. Mit Messan hatte der Bärengrund bald die Größe einer Baronie erreicht. Aldhayn hoffte daß sich niemand dazu hinreißen ließe ihm einen Baron vorzustellen. Doch bislang ließ der Rat ihn walten.


    Vielleicht war man auch einfach froh, daß der kriegerische und so häufig in Ungnade Fallende sich zurückgezogen hatte. Man würde ihn wahrscheinlich nicht rufen, bevor es eine neue Bedrohung gab.


    Seine Klinge hatte der Hüter lange nicht gebraucht. Das große Schwert und sein Bogen hingen an der Wand in der nähe des Kamins, wurden regelmässig gepflegt und fristeten ansonsten ein recht trostloses Dasein.


    Der Hüter beschloß einen Rundgang zu machen und verließ das Gutshaus...

  • Wiegend, fast tanzend, flog sie durch die Lüfte. Die spitzen Enden, bedrohlich scharf, rotierten unvorhersehbar und sie hatte ihr Ziel schon längst ausgemacht. Nichts ahnend stand Aldhayn an der einer der Zinnen der Bärenfeste. Oh wie liebte er das Leben seit ihn der Frieden wiederhatte. Ihm war sehr warm, obwohl er nur ein leichtes Hemd und den vielgetragenen dünnen Ledergambeson trug, der ihn schon so viele Jahre begleitete und seine Augen strichen gnädig, nein liebevoll über das Land das ihm untergeben war.
    Das Bild des Zieles wurde immer schärfer, schneller und schneller wirbelte die Zackenklinge auf den Hüter zu, es würde keine Gnade geben.
    Der noch immer junge Mann ließ die letzten Jahre Revue passieren, von den Unbillen eines Blitzkrieges über die langen zermürbenden Winterschlachten, die Ehe mit einem wunderschönen Weib, der Verlust derselben im selben Krieg.
    Der Schützling der ihm später selbst trost spendete und sich seiner Tochter annahm, nur um trotz Ehe von finsteren Zaubern von seiner Seite gerissen zu werden. Die Schlacht um Messan, so ruhmreich wie keine Andere die er zuvor geführt hatte, die Gräueltaten seiner Untertanen an den verhassten Nymbra.
    Er erinnerte sich an Alles.
    Nur noch wenige Schritte trennten die Unnachgiebige von ihrem Ziel, es würde eben so plötzlich wie überraschend kommen und er würde nicht lange Leiden müssen.
    Die Zeit mit Ek-sah, dem Sohn seines größten Widersachers, es war alles so vollkommen klar und scharf vor seinen Augen wie wenn es gerade erst passiert wäre. Kam es ihm auch ungewöhnlich vor, es war in Ordnung, er hatte seinen Frieden gefunden und war bereit sein Schicksal anzunehmen.
    Es war soweit, der letzte Schritt Distanz, nun galt es sich nicht von Wind noch Unachtsamkeit ablenken zu lassen. Das Ziel fest im Blick, frei jeder Gnade, ohne Reue, ohne Wankelmut; Nun war die Zeit es zu beenden.
    Aldhayn lächelte, es war wie das Lächeln eines Mannes der wußte was auf ihn zu kam, seine Haltung entspannte sich. Sein Atem ging ruhig, endlich war es soweit.
    Als es geschah fuhr er zusammen, er hatte es sich nicht so vorgestellt. So viele Male war er getroffen worden, doch dies war das schrecklichste was ihm je widerfahren war. Scharf zog er den Atem ein, bevor er ein letztes Mal kräftig stöhnend ausatmete.
    Sie hatte ihn getroffen, ihre blitzenden Klingen gruben sich tief in das Ziel. Sie spürte die Erregung des Wissenden, tiefer, noch tiefer, es musste sein, und wenn es das letzte war das die tat.
    Doch was war das? Eine Glut ergriff sie und ließ ihre Klingen stumpf werden, ihr eisiger Griff, fest und unnachgiebig wurde matt und kraftlos. Wie konnte es sein daß sie es nun war, die ihr Leben an sich vorrüberziehen sah? Wie konnte es sein, daß er sie doch noch besiegen konnte? Im quälenden Sog der Ratlosigkeit und Überraschung erlitt sie ihren Tod und die sengende Hitze beendete ihr Leben. Man hatte sie gewarnt, doch sie hatte es nicht glauben wollen, sie war gekommen einen Gott zu fällen und nun? Nun mußte sie sich seiner Macht beugen. Ihr Körper schmolz und bald war nicht mehr von ihr übrig als einen unbedeutende kleine Pfütze.


    Aldhayn fuhr sich mit dem Finger ins Ohr, die erste Schneeflocke des späten Winters hatte ihn kalt erwischt. Der widerlich ergreifend schöne Schauer der ihm über den Rücken fuhr wich der haltlosen Freude eines kleinen Jungen. Dieses Jahr war er froh über den Schnee, er hatte ihn schon vermißt.
    Der Hüter beschloss die Zinnen zu verlassen und sich einen Mantel zu holen...

  • Weitere Tage waren ins Land gegangen und Aldhayn saß wieder in seinem Studierzimmer. Der Kamin brutzelte in seinem Rücken, ein knurriger Wolfshund, der ihm im Wald zugelaufen war, lag auf dem Teppich und seine Feder fuhr über ein Pergament.


    Er hatte dieses Schriftstück nun schon mehrmals angefangen, aber jetzt war er der Meinung er müsse es endlich zuende bringen.
    Als er seine Unterschrift geleistet udn sein Siegel gedrückt hatte, rief er sich einen Boten und ließ ihn das Stück vervielfältigen.


    Am folgenden Tage konnte man folgenden Erlaß lesen:


    Am 43. Tag des 5. Jahres des Bären im Bärengrund zu Montralur erklärt der Lehnsherr, Sir Aldhayn Grauquell vom Bärengrund zu Montralur, Reichshüter Montralurs, Lehnsherr des Bärengrundes, und Protektor von Messania folgenden Erlaß


    Jeder Waffenfähige Mann im Bärengrund zwischen 16 und 66 Jahren hat sich von nun ab, so er nicht bereits in den Nymbrakriegen gedient hat, für 24 Monde in der Bärenfeste zum Wehrdienst einzufinden.


    Der Lehnsherr erklärt weiter folgende Gründe:
    Zum Ersten
    Jeder Bewohner des Bärengrundes soll sich in seinem Handwerk auskennen so wie er sich auch in der Verteidigung seiner Werkstätte auskennen soll.


    Zum Zweiten
    Der Frieden im Bärengrund wurde mit teurem Blut erkauft, seine Sicherung ist nur durch ständige Wachsamkeit zu gewährleisten.


    Zum Dritten
    Ein Jeder Bewohner des Bärengrundes soll in Krisenzeiten in Waffen stehen können, hierzu ist die gleichmässige Qualität seiner Ausrüstung, der gewissenhafte Umgang mit ihr und das Erlenen von Verhalten in einer Kriegsgesellschaft unerlässlich


    Dies ist der Preis der Freiheit und von jedem Bewohner zu Zahlen.


    Veteranen der Nymbrakriege finden sich jeweils zwei mal im Jahr auf Abruf zur Wehrübung ein.


    Das erste Los Wehrpflichtige wird am Ersten Tag des vierten Mondes einberufen, darauffolgend alle drei Monde ein weiteres Los.


    Die Verweigerung des Kriegsdienstes ist keine Option, Handeln wider den Erlaß ist unter Strafe gestellt. Bewohner die sich dem Erlaß nicht beugen verlieren den Schutz des Bärengrundes für sich und ihre Angehörigen.


    gezeichnet
    Aldhayn Grauquell
    Lehnsherr des Bärengrundes


    Verkündet und in Kraft gebracht am 44. Tage des 5. Jahr des Bären

  • Nachdem der Hüter Ciryon zurück aus Amonlonde war,machte dieser sich direkt auf den Weg zum Bärengrund.Ciryon war durch einen Boten kurz vor seiner Reise eingeladen worden sich mit dem Reichshürer Aldhayn auf Gut Bärenfels zu treffen.


    Sicher erreichte Er das Befestigte Gut und meldete sich bei der Wache an.


    "Meldet eurem Herrn das Hüter Ciryon seinem Wunsch gemäß für ein Treffen auf Gut Bärenfels eingetroffen ist!"


    Ciryon stieg vom Pferd,denn der lange Ritt hatte ihn all seine Knochen spüren lassen.