Gut Bärenfels (Der Treueschwur)

  • Aldhayn war gerade im Hof, der große Hund, welchen er inzwischen Morgh getauft hatte, trabte gemächlich neben ihm her.


    Ein junger Rekrut kam herbeigelaufen, salutierte unsauber und berichtete die Ankunft eines Hüters.


    Aldhayn schmunzelte, und begab sich zum Tor, dort angekommen, stieg er auf den kleinen Turm und rief hinunter


    "Cyrion, du alter Rumtreiber!" erklang seine Stimme wie aus dem Nichts, noch bevor er die Palisade erreicht hatte, "Sei willkommen auf Gut Bärenfels"

  • Aldhayn schüttelte den Kopf und sah einmal in die Ferne, dann bedeutete er Cyrion durch einen Wink erst einmal hinein zu kommen.


    "Das besprechen wir am besten im Gut; der Wald hat Ohren"



    Es dauerte eine Weile bis Sie angekommen waren. Der Hüter, vermeintlich locker und entspannt hatte wache und aufmerksame Augen, als er Cyrions Pferd dem Stalljungen übergab.
    Nachdem sie sich weit weniger herzlich als üblich begrüßt hatten, dies war von Aldhayn ausgegangen, betraten sie das Gutshaus.


    Cyrion war lange nicht mehr hier gewesen und so durfte er die soliden Holzarbeiten sehen, mit denen das Haus verziert war. Es wirkte ein wenig urig, aber gemütlich.
    Offenbar war es Aldhayn wichtiger sich wohlzufühlen, als zu repräsentieren. Vermutlich war es die Steinerne Feste, welche gerade um einen Zweiten Verteidigungsringwall erweitert wurde, die zu diesem Zweck gedacht war. "Vielleicht wird es ja mal eine Burg" waren seine Worte zu Cyrion gewesen, nicht sonderlich zuversichtlich, aber auch nicht gerade ein Ausbund von Pessimismus.


    Als sie angekommen waren, bot ihm Aldhayn einen von Zwei Sesseln vor dem Kamin an und ließ sich einen Met kommen: "Du auch?"

  • Als der Dienstjunge, der mit im Raum war gerade in Richtung der Karaffe ging, erhob sich Aldhayn und machte eine beschwichtigende Geste. Offenbar wollte er das selber tun.
    "Nun," begann er, während er den Krug erreichte und einen Becher füllte, "ich bin nun fast ein Jahr wieder hier im Bärengrund, und seither hat mich nicht ein Bote erreicht." Er nahm den Becher und trug ihn zu Cyrion hinüber, wo er ihn mit einem auffordernden Nicken auf den Tisch stellte, bevor er zurück auf seinen alten Platz ging und es sich wieder gemütlich machte. "Keine Nachricht vom Rat, keine von den Talscharok, und auch aus der Ordensburg sind keine Neuigkeiten an mich herangetragen worden."


    Gemütlich trank er einen Schluck und lehnte sich zurück, "Meine Montralurische Seite, und mein persönlicher Wille ist damit hochzufrieden. Der Bärengrund und Messania stehen gut, der Handel floriert, die Grenzen sind gefestigt und mein Lehen erholt sich von den langen Kriegen."
    Er beugte sich ein stück nach vorne, fast als wolle er ein Geheimnis verraten, "Aber das göttliche Erbe meines Vaters kocht in mir. Ich fühle mich abgestellt und nutzlos. Kann es denn wirklich sein, das es auf ganz Montralur keinen Grund gibt sich zu schlagen und werden wir Hüter nicht mehr gebraucht? Gibt es keine Not für Montralurer Helden?"


    Er lehnte sich wieder zurück: "Mit wem sonst, als dir sollte ich diese Fragen erörtern, ohne daß jemand auf die Idee käme ich würde mich im Verrat üben wollen. Du bist mein Freund und hast mich schon gekannt als ich als "Held in Ausbildung" nach Montralur kam. Du weißt ich genieße den Frieden, aber wenn ich nicht bald wieder große Taten verbringe, gefährde ich mein Erbe und enttäusche meinen Vater...."

  • Wie in Trance nahm Ciryon die Worte von Aldhayn war und es hatte den Anschein das es für Aldhayn eine Ewigkeit andauerte bis Ciryon antwortete.


    "Verzeih mir Waffenbruder......sicherlich wir unsere Zeit einmal wieder kommen und dann wird man sich mit Stolz unserer Taten erinnern.Der Krieg ist wie es scheind zum stillstand gekommen,doch mehren sie die Berichte das jene verschwunden sind die die Grenze zum dunkelen Reich passieren.Der hohe Rat von Montralur tagt nicht mehr wie zu Zeiten Talris und er sieht nicht die Bedrohung die wieder im Norden anwachsen kann.Der Frieden ist trügerrich und das Land ist träge geworden.Ein jeder ist nur auf seinen eigenen Wohlstand bedacht.


    Talris zieht durch das Land um zusehen wie es um sein Erbe geschehen ist.......die Freunde von einst sind getrennt.......das Land ohne einen Fürsten.......!"


    Ciryon`s Gedanken schienen sich zuentfernen,auf der Suche nach seines Gleichen......Gedanken schienen zu rufen......doch wenn.....Talris.....Ancalima.......Bilder erschienen aus alten Tagen und gaben keine Antwort auf der Suche.........


    ".........Aldhayn es ist viel geschehen.......ich bin auch nicht zufrieden wie es im Moment ist,doch wenn wir daran was ändern wollen,müssen wir den Rat der Völker zusammen rufen.Sie allein haben die Macht den Talscharock den Weg zuzeigen......und......die Hüter müssen Talris wieder auf den Platz setzen,damit das Land wieder einen Anker erhält.!"

  • Kurz darauf erklang der Ruf eines Falken und Ciryon schaute zum Fenster.Dort auf dem Fenstersims hockte einer seiner Vögel aus der Herrschaftsstadt die ihm Nachricht bringen sollten.


    Ciryon stand auf und löste eine kleine Rolle von den Fängen und warf einen Blick darauf.


    "Verzeih mir Waffenbruder,aber ich werde im Norden gebraucht!"


    Ohne weiteres verließ Ciryon schnell die Räumlichkeiten und machte sich auf Richtung Herschaftsstadt.

  • Cyrion kam nicht ganz so schnell davon, wie er sich das vorstellte. Morgh, der riesige Wolfshund, den sich Aldhayn als Haustier hielt, blockierte seinen Weg um ihn ausgiebig zu beschnüffeln.
    Gerade lange genug, daß Aldhayn noch seine Worte zum Abschied an ihn richten konnte.


    "Wenn du in die Herrschaftsstadt kommst, nimm bitte die Meldedepesche mit, die neben der Tür liegt. Darin befinden sich ein Report zur militärischen, wirtschaftlichen und politischen Situation in Messania und Bärengrund." Er deutete auf eine Ledermappe mit Dokumenten, die wohl, wenn nicht Cyrion gekommen wäre, von einem Boten überbracht werden sollte.


    Aldhayn stand auf, ging ruhigen Schrittes zu seinem Waffenbruder, und "befreite" ihn von seinem Schoßhund.


    "Sag dem Rat, der Bärengrund ist bereit für jede Bedrohung Montralurs und sage Talris, wenn er meine Unterstützung benötigt, weiß er wo er mich findet, mein Treueschwur bindet mich ebenso wie ihn an dieses Land."

  • Aldhayn ging langsam auf den Hof, er wußte das es noch einige Augenblicke dauern würde, bis Cyrion weiter reiten konnte. Sein Pferd musste geholt und gesattelt, wenigstens ein bisschen Reiseproviant aufgenommen werden.
    Zeit genug um seinen Lieblingsplatz auf der Palisade zu erreichen, von dem aus er seinem alten Freund nachsehen konnte.


    Als der abreisende Hüter das Tor passierte, hatten Morgh und er ihre Position erreicht. Ein letzter Gruß zum Abschied, dann wurde der Hüter kleiner und kleiner, bis er letztlich am Horizont verschwand.


    Nun war Aldhayn mit seinen Gedanken alleine.
    Was wäre wenn die Talscharok den Entscheid des Rats nicht akzeptieren würden, was wäre wenn Talris tatsächlich zurückkehrte, würde er den Thron wieder für sich beanspruchen?
    Wenn er dies täte, und die Talscharok akzeptierten den Entscheid nicht, bedeutete dies Bürgerkrieg?


    All das waren wichtige Fragen, doch Aldhayn beschäftigte in diesem Augenblick nur eines: Würde er die Gelegenheit bekommen wieder zu kämpfen und zu siegen?

  • "Haltet sie auf! Treibt sie zurück!", die Stimme des Wachmannes klang laut und durchdringend, als seine Mannen sich den Unbekannten entgegenwarfen. Jene, in schneeweiße Umhänge gehüllt, hatten die Torwachen erschlagen, und den Gutshof schon fast durchquert. Ihr Ziel war das Gutshaus, und worin der Bärenritter schlief. Acht waren es an der Zahl. Unter den Umhängen trugen sie Lederrüstungen, und auf diesen zahlreiche Dolche und andere Wurfgeräte, mit denen sie Wache fällten.
    Als eine von ihnen nahe genug war, ließ sein gegenüber vom Werfen ab, griff unter den Umhang und riß zwei kurze Klingen hervor, die sich knirschend durch den Brustkorb des Unglücklichen bohrten.
    Gerade sank dieser röchelnd auf die Knie, als über seinen Kopf drei längliche schmale Schatten huschten. Es gab einen leisen Schlag, dann färbte sich der weiße Umhang rot - Die Bärenschützen waren endlich zugegen und glichen die Chancen mti ihren Pfeilen aus. Verbliebene fünf weiße Gestalten bahnten sich ihren Weg in das Gutshaus, wo ein weiterer sein Ende fand, gefällt von Niskia, des Mon´tra´ar´s Freundes bester Freund; Doch war ihm dieser Triumph nicht lange vergönnt, über des Leichnahms Körper kamen seine Gefährten gesprungen.
    Der erste riss den jungen Mann um, rollte sich ab und lief weiter. Der Zweite landete mit dem Knie - sich auf seiner Klinge abstützend, auf Niskia´s Brustkorb. Jener zerbrach unter der Last und sprudelte den übermächtigen Druck durch die vom Abstützen entstandene Wunde.
    Es ging schnell, Luft und Blut gingen ihm im selben Tempo aus. So verstarb Niskia und wurde ein Teil der blutigen Geschichte des Bärengrundes.


    Vier waren es noch, und fast hatten sie ihr Ziel erreicht, als die Türwache und zwei weitere von Ihnen sich gegenseitig das Leben nahmen.


    Die Tür sprang auf, ein Surren, dann sank der Vorletzte in sich zusammen, Aldhayn war wach, und sein Bogen bereit gewesen. Der Letzte Fremde rollte sich ab, und unter Aldhayns schwertziehenden Schlag hinweg. Der Hüter spürte einen dumpfen Schlag im Unterleib, doch wollte er nicht fallen ohne den Gegner mitzunehmen. Seine Klinge fuhr nach unten und tränkte den letzten weißen Umhang rot.
    Er sah dem Stöhnenden hinterher und suchte instinktiv nach der eigenen Wunde, fand jedoch nur eine Metallene Rolle, die der Fremde mit letzter KRaft weiterhin nach oben gestreckt hielt.


    Der Hüter nahm sie an sich, und erlöste den Sterbenden mit einem schnellen Streich. Es war eine Botenstaffel, jener innen hohle Stab mit dem man in vielen Ländern Schriftrollen transportierte. Erst jetzt erkannte er das Zeichen auf den Mänteln der Männer.


    Warum hatten sie seine Wachen angegriffen um hierher zu kommen? Sie wären jederzeit willkommen gewesen. Aldhayn las die Nachricht und nickte bedauernd.


    Die Linesti Schwertmeister riefen den Champion Aquas...

  • Die Ereignisse der letzten Jahre Revue passieren lassend, saß Aldhayn in der Bibliothek des Bärengrundes und suchte nach seinen Erinnerungen. Der Aufenthalt im Land der Lesath hatte ihn Einiges gekostet. Nun musste er es sich mühsam zurückholen.


    MIt jedem Bericht den er las erinnerte er sich auch an das dazugehörige Ereignis. Doch der Prozess war langwierig und seine Geduld begrenzt. Immer wieder bekam er Wutanfälle, immer wieder war er von seiner eigenen Leistungsfähigkeit enttäuscht, immer wieder überkam ihn der Gedanke, daß diese Suche völlig ohne Sinn und Nutzen für ihn war.


    Er war Vater eines Kindes, daß er nicht kannte. Vater eines Kindes, das im Feindesland groß wurde, Gatte einer Frau die sich nicht an ihn erinnerte, und Gatte einer Frau die ihn über alle Maßen hasste. Zwei Leben die so unvereinbar waren wie nur irgendetwas, und dann noch Eines. Als Krieger, als Champion zahlreicher Turniere, Länder und Gottheiten.


    Warum erinnerte er sich nicht mehr daran, daß er Aquas Antwort auf die Herausforderungen der anderen Lager war? Warum erinnerte er sich nicht daran, daß er als Schwertmeister der Linesti über besondere Kräfte verfügte? Warum funktionierten sie nicht? Warum hatte er seit zwei Jahren kein Turnier mehr gewonnen, geschweigedenn gekämpft? Wo waren seine Verbündeten, seine Knappen, seine Freunde?


    Alles woran er sich erinnerte war, daß er als Berater des Heerführers sein Lebenswerk präsentiert und erfolgreich angewandt hatte. Das mobile strategische Führungskommando Bärengrund-Messan hatte es dem Lager des Lichtes ermöglicht, sämtliche strategischen Ziele zu erreichen, die es sich ausersehen hatte.


    Es hatte die Angriffe der Feinde vorhergesehen, Gegentaktiken entwickelt, Informationen gesammelt und den Rat beraten, und es hatte ihn gut beraten. Er beschloss auf jeden Fall in das Land der Lesath zurückzukehren, um dieses Wissen weiter auszubauen.
    Dies war ein anderer Teil seiner Vergangenheit, er konnte seinen ewigen Ruhm als Gott des Krieges nicht auf dem Schlachtfeld erlangen, dafür war er zu alt, zu wenige Schlachten gab es zu schlagen und viele Andere hatten schon deutliche Vorsprünge erkämpft. Was er aber konnte, war das Gesicht des Krieges zu verändern, derart, daß es nicht mehr bloße Gemetzel waren, deren zahlenmäßig überlegene Seite siegte.


    Dies war ein Teil seiner Identität; Einer der tief verwurzelt lag, und mit dem er sich identifizieren konnte, den er verstehen und nachvollziehen konnte. Er würde sich ihm widmen, doch nun widmete er sich etwas Anderem.


    Aldhayn erhob sich von seinem Lesesessel vor dem Kamin und ging zu seinem Schreibtisch, wo er sich niederließ und einen Brief an einen alten Freund aufsetze.


    Geehrter Montra´ar Talris, viel Zeit ist ins Land gegangen, seit wir uns über die Geschicke unterhalten konnten. Meine so wie die des Landes, meines Lehens und der Nymbra. Ich schreibe an Euch in einer Zeit größter Verwirrung, wenn nicht gar Verzweiflung. Der kalte Hauch des Todes der mich im Lande der Lesath umfing, nahm mir Jahre meines Lebens, Jahre der Erinnerung, Jahre meiner Identität. Ich bitte, nein flehe Euch an, daß ihr mich im Bärengrund aufsucht, auf daß wir gemeinsam auf die Suche gehen können, nach dem Mann den Ihr einmal Freund nanntet. Bitte zögert nicht, mir in dieser dunklen Stunde beizustehen. Euer ergebener Aldhayn Grauquell vom Bärengrund zu Montralur Reichshüter seiner fürstlichen Hoheit Montra´ar Talris Protektor von Messan


    Als er geendet hatte, siegelte er den Brief und rief einen Boten zu sich. Er instruierte ihn, mit einer kleinen Gruppe, nicht mehr als fünf Mann Talris zu suchen, wo auch immer er ihn finden möge, und nicht ohne ihn zurückzukehren.


    Dann wartete er, Tage, Wochen, vielleicht auch Monate auf seinen alten Freund...

  • Inzwischen waren einige Monate ins Land gegangen, von Talris war keine Nachricht zu erwarten, und die Boten waren nicht zurückgekehrt. Aldhayn hatte sein schweres Trauma zurück in das Land der Lesath gebracht und zumindest vorerst Heilung erfahren.


    Wie es mit Messania weiterginge und was der Grund für die ausbleibenden Nachrichten aus der Herrschaftsstadt war, dies würde vorerst ein Rätsel bleiben. Im Augenblick boten die Gebirge Schutz vor den Gouldin und die Nymbrahochburgen waren zu einer lukrativen Handelsquelle für Messan geworden.


    Was dem Bärengrund und Messan lange Jahre nicht vergönnt war, Frieden und Wohlstand, erfreute sich im Schatten der Ereignisse im Norden einer Hochzeit.
    Angesichts der anstehenden Herausforderungen, ließ Aldhayn die zurückgelassene Flotte der Derigier auf Vordermann bringen und schickte ein letztes Mal Boten in die Herrschaftsstadt.


    Sollten auch diese nicht zurückkehren, so wäre das Schicksal Messanias besiegelt und nur mit der Feststellung der Unabhängigkeit die Souveränität seiner Bürger zu schützen.