Rückkehr nach Burg Gerund

  • Es waren nun einige Wochen vergangen, seit Aldhayn aufgebrochen war um den Bärengrund zu erschließen. Die Arbeiten am Rittergut verliefen vielversprechend und das zu bauende Fort mit der zukünftigen Kaserne sah seiner baldigen Grundsteinlegung entgegen.
    Alles in Allem waren seine kühnsten Erwartungen bereits jetzt übertroffen worden, es blieben ihm kaum mehr ernstzunehmende Sorgen.


    Nichteinmal die ansässigen Bären, die dem Grund seinen Namen gaben waren eine Gefahr, gerade als hießen sie ihre neuen Nachbarn willkommen hatten sie bei Beginn der Arbeiten Allabendliche Versammlungen am Waldesrand abgehalten und die Menschen beobachtet.


    Nachdem Talris ihm auch noch seine Briefe beantwortet hatte, war Aldhayn der festen Überzeugung daß es Zeit war ein weiteres Mal nach Gerund zu reisen.


    Anna hatte viele der Aufgaben einer Gutsherrin übernommen und so überantwortete er entgegen seiner Natur die Aufsicht und das Kommando der Arbeiten an sie. Er hatte sich vorgenommen die Worte Tear´asel´s zu seinem Herzen dringen zu lassen. Wollte er in diesen Landen Fuß fassen, musste er sich zumindest mit den Lebensweisen vertraut machen.
    In gewisser Weise freute sich der junge Ritter auf das nächste Treffen mit der sich in seinen Augen ständig ungebührlich benehmenden Elbe.
    Und vor allem freute er sich auf das Treffen mit seinem Gönner und Herren, Talarions Sohn.


    Beschwingt von unzähligen Gedanken packte er sein Pferd, denn zumindest das Nutzreiten hatte er inzwischen lernen können.
    Wie sagte der Hufschmied immer: "Zum letzten Mal, ein Ritter heißt Ritter weil er reitet, sonst hieße er Läufer, also steig wieder auf und lern es endlich!"
    Den Göttern vermochte er oft zu danken, daß Glurfaxi ein gutmütiges Tier war. Fiarun Adyial sein vom Fürsten bestallter elbischer Lehrer hatte mehr als einmal sein allzuheißes Blut gekühlt und geduldig die Launen des Ritters ausgesessen. Ihm verdankte er die Beziehung zu seinem Reittier und das beginnende Verständnis der elbischen Sprache.


    Nun folgte er dem Ruf seines Herren um einmal mehr seinen Wert im Turnier zu beweisen. In gewisser Weise mißfiel es Aldhayn, daß er augenblicklich ein reiner Turnierritter war, zumal er gelernt hatte, daß es andernorts dem Adel vorbehalten war und es hier keinen Unterschied machte welchen Standes er war, gerade da seine Bemühungen diesen Stand zu erlangen nicht von geringem Range gewesen waren.
    Allerdings war er dem Ruhm nicht abgeneigt den die Rundensiege mit sich brachten und vielleicht würde er es nun auch endlich schaffen eines der Turniere für sich zu entscheiden.
    Sein großes Ziel war es, eines Tages reif für den Tjost zu sein oder vielleicht sogar einmal eine Battaille Royale für sich zu entscheiden.
    Doch dieses mal waren wohl wiedereinmal die Teilnahme mit Bogen und Schwert angesagt und er würde sein Bestes geben.


    Manchmal fragte er sich wann es wohl soweit wäre, daß ihn der Fürst ins Feld riefe. Sein Herz brannte nach neuen Heldentaten und doch tat ihm das geruhsame Leben eines Lehnsritters nicht minder wohl.
    Er genoß die Schönheit und Ruhe des Bärengrunds und hätte Talris ihn nicht nach Gerund gerufen, er hätte garnicht mitbekommen wie die Zeit verging.


    So wie jetzt als er über seinen Gedanken schon fast wieder das Packen vergessen hätte. "Träumst du schon wieder von großen Taten junger Edain?" holte ihn Fiarun zurück ins Jetzt. Er hatte wie üblich nicht bemerkt wie der Elb an ihn herangetreten war und so fuhr er überrascht zusammen. Etwas ärgerlich, denn er war außerordentlich entspannt gewesen, antwortete er: "Nein Fiarun, weniger träumen als ernsthaft nachdenken. Wißt ihr, es ist nicht Art eines Helden im Bett zu sterben und ich befürchte, wenn ich noch lange ein so ruhiges Leben führe gewöhne ich mich noch daran und werde nachlässig. Nach der Nachlässigkeit kommt dann Gewöhnung und Alter und ehe ich mich versehe habe ich meinen Platz an der Tafel der Ahnen verschenkt, weil ich die Gelegenheit versäumt habe ihn rechtzeitig einzufordern..."
    Der Elb reichte Aldhayn das Gepäck an, während er zunächst die Worte einen Augenblick in der Luft schweben ließ, schließlich griff er sie auf und antwortete.
    "Aldhayn Sohn des Halwgar," begann er, "Ritter von Montralur, denkt ihr nicht, daß ihr euren Platz schon mehr als verdient habt. Wieviele der Euren dienen als Ritter an der Seite eines Landesführers? Wieviele haben schon solche Abenteuer erlebt wie ihr es getan habt. Ihr seid für euer Alter und die bisherige Dauer eurer Reise schon zu beladen mit Heldentaten, wenn ihr mich nach meiner Meinung fragt. Ihr habt verlernt zu Leben und Leben zu schenken, seid froh um jeden Tag den ihr in Frieden leben dürft und sehnt nicht nach dem Krieg. Nehmt euch eine gute Gefährtin und lebt ein gutes Leben. Dann ehrt ihr euch und euren Herren, denn dies ist was er die Menschen zu lehren versucht."
    Fiarun sah seinen Schüler mit wohlwollender Miene an. Er wußte daß jener sich schwer tun würde die Worte anzunehmen, daran daß er sie verstand bestand keinerlei Zweifel.


    Fast ein wenig von den Worten beleidigt war es nun an Aldhayn mit der Antwort innezuhalten. Schließlich überwand er sich die alte Grundsatzdiskussion ein weiteres Mal aufzugreifen.
    "Fiarunihr seid ein guter Lehrer und ich halte mindestens so große Stücke auf Euch wie Talris selbst, aber zum ich hoffe letzten Mal sage ich euch: Es ist mein Schicksal als Held in der Schlacht zu fallen und nicht als alter Mann mit hundert Kindern im Bett. Versteht es endlich, ich strebe mach Göttlichkeit und die erlangt man nur durch Heldentaten!"
    Der Elb antwortete knapp und ohne Aldhayn aus dem Blick zu lassen:
    "Der Tod in der Schlacht erhält einen Namen für nur Hundert Jahre. Hundert Kinder dagegen tragen euer Erbe in sich und machen euch so wahrhaft unsterblich, Edain. Das Leben ist dem Tod stets vorzuziehen!"


    Aldhayn konnte und wollte die Argumente des Elben nicht niederreden, dies wäre zwecklos gewesen, wenn der Herr Adyial gewollt hätte, so hätte er Jahrtausende Zeit gehabt Aldhayn´s Argumente zu entkräften, ihm selbst dagegen blieben nur einige wenige Jahre, Jahrzehnte wenn das Geschick es so wollte, Kostbare Zeit die er der Suche nach dem wahren Heldenmut widmen wollte.


    Einer Suche die ein weiteres Kapitel in seinem Besuch auf Gerund finden würde. Als er mit Packen fertig war verabschiedete er sich von seinen Leuten und ritt los. Die Lehren des Elben auf der Schwelle des Gutshauses liegen lassend...

  • Zwei Tagesreisen später war es soweit. Nur wenige Meilen trennten ihn noch vom Stadttor. Aldhayn ritt näher und genoß den Ausblick. Bald wäre er wieder auf Gerund und würde seinen Herren treffen.


    So dachte er zumindest, denn als er schließlich den Burghof betrat war die erste Kunde die ihn erreichte, daß Sowohl Talris wie wohlauch die restlichen Gefährten zur Zeit alle absent waren.
    Von Talris erwartete man allerdings, daß er anlässlich der Feierlichkeiten wohl noch rechtzeitig zurückkehren würde.


    Der junge Ritter übergab sein Pferd einem Stalljungen und bezog Quartier, dann schritt er über die Burgmauer Gerunds und betrachtete die darunterliegende Stadt.


    Er war gerade dabei sich in der Schönheit der montralurischen Metropole zu verlieren, als er neben sich Schritte hörte.
    Er sah auf und erblickte.....

  • ... eine der Wachen Gerunds, auf seltsame Weise Demütig an ihm vorbeigehen. Es war ihm nicht direkt klar gewesen, doch als er an sich heruntersah offenbarte sich der Grund. Er trug den Wappenrock des Ritters. Bislang nur kenntlich durch den zusätzlichen Ehrenstreifen, bald von einem eigenen Wappen zu zieren. Die Reaktion der Menschen hatte sich verändert. Die Armen und Bürgerlichen sahen zu ihm auf.
    Die Soldaten beugten sich seinem Wort, entweder aus freiem Willen, oder weil es ihre Pflicht war. Der Adel verabscheute ihn.


    Ein Emporkömmling, kaum mehr wert als ein Bauer. So sahen sie ihn, und sie ließen es ihn über ihre Herolde wissen. Er fühlte sich so sehr er nach Ehre gestrebt hatte nach dieser Ehrung unwohl. Ein Held wollte er sein, ein Mann der Tat. Und nun zwangen ihn seine Aufgaben Taten zu unterlassen, die unter seiner "Würde" waren.


    "Wer bin ich?" fragte er sich selbst nachdenklich, "Was hält mich an diesem Ort?" Er dachte an jene die ihn von früher kannten, sie hatten gesagt er hätte sich wie eine Hure verkauft. War dem so? Hatte er sich zu leicht verlocken lassen von der Aussicht auf schnellen Ruhm?
    Er wusste es nicht um nachzudenken begab er sich in den "Stall" um sich ein wenig um Glurfaxi zu kümmern


    Weiter gehts im Stall

  • Fast ein Jahr war vergangen, seit Aldhayn an dieser Stelle gestanden hatte. Wie damals schweifte sein Blick über die nicht enden wollende Schönheit der Insel. Es war ein langer Tag, Sommersonnenwende, ein Festtag in seiner Heimat, und heute auch ein Festtag auf Burg Gerund. Anlässlich der Burgschenkung an den Orden der Hüter hatte er als Reichshüter beschlossen dem Volk und seinen Ordensbrüdern eine Festlichkeit zu schenken.
    Bescheidene Fröhlichkeit, verglichen mit den Turnierfestlichkeiten die vor nichtmal einer Woche hier stattgefunden hatten. Jedoch dies gereichte ihnen zum Vorteil.
    Schließlich waren noch einige Spielleute, Barden, Gaukler und Händler in der Nähe, die es sich natürlich nicht nehmen ließen, noch einmal ihre Waren feil- und ihre Künste dar- zu bieten. An dieser Stelle hatte er über den Sinn des Ganzen gegrübelt und es war diese Stelle, wo er sich wie damals unwohl fühlte in seinen Ehrungen. Aldhayn wollte noch immer Heldentaten vollbringen. Aber sein Ideal waren Taten gewesen, wo er als Einzelner mit wenig Leuten viel bewirken konnte. Wo im Falle einer NIederlage wenige etwas erleiden mussten.
    Diese Kriege auf Montralur widerten ihn an; Endloses Schlachten und unermessliches Leid wechselten sich ab mit Angst und Kummer in den Zeiten des Wartens - Wenn die Kunde von verlorenen Söhnen und neu anrückenden Feinden herangetragen wurden.


    Wie sehr fehlte ihm Fiarun Adyial , sein Lehrer und Freund. Wie alle anderen engen Freunde im Bärengrund hatte er beim großen Sturm an seiner Seite gestanden, und wie die meisten von ihnen war er an der Seite des Ritters gefallen.
    Er war sich sicher, auch Talris betrauerte diesen großen Verlust- mit ihm starben viele hundert Jahre Erinnerungen und Weisheit.
    Aldhayn dachte darüber nach, wieviele elbische Freunde Talris wohl schon in diesem Krieg verloren hatte. Ein jedes Mal gingen mit ihnen Gedanken an Jahrhunderte unter. War es das wert?


    Heute stand er hier, Aldhayn Grauquell vom Bärengrund, Sohn des Halwgar, Erster Hüter von Montralur, viel hatte er erreicht und viel über das Heldentum gelernt. Am meisten allerdings über die Bedeutung des Leitsatzes seines Vaters..
    "Heldentaten kann im Krieg mit Glück jeder vollbringen, Herz und Geist jedoch gebähren das wahre Heldentum - den Schlüssel zur Göttlichkeit."


    Hielt er diesen Schlüssel in der Hand? War sein Geist edel und tapfer, sein Herz voll von Mut und Ehre? Oder war er einer der zahlreichen Narren, die das Heldentum mit billigen Siegen entehrten. Er war Fett geworden.... das fiel ihm gerade auf... wie konnte man in Zeiten von Krieg und Entbehrung so aufgehen? Wieviel davon war Kraft und wieviel träge, wabernde Masse?
    Er ärgerte sich, beschloss sich einem reinigendem Training zu unterziehen.
    Aber erst morgen, heute war ein Feiertag, und es war Sünde an einem Feiertag den Koch zu schmähen.