Der Hafen von Maranakar

  • Mit einem Lächeln nimmt Johanna den Beutel zurück und sagt heiter:


    "Na, was für ein störrischer Knoten das ist. - So, hier. Bitte."


    Sie legt den Beutel in Nelas Hände zurück, sorgsam darauf achtend, dass die andere Frau ihn gut zu fassen bekommt und der Inhalt nicht auf den Boden fallen kann. Dann beschirmt sie ihre Augen gegen die spärliche, aber grellweiße Wintersonne ab und blickt über den Kai zu einem der Schiffe, das dort ankert.

  • Zufrieden nimmt Nela den Beutel wieder in Empfang und steckt eine Hand rein. Heraus zieht sie einen Apfel, dann einige Bonbons. Etwas ratlos schaut sie vom Apfel in der einen Hand zu den Bonbons in der anderen. Dann scheint sie eine Idee zu haben und beißt in den Apfel um dann sogleich ein Bonbon hinterher zu stecken. Glücklich grinst sie Johanna an.


    "Lecker." nuschelt sie mit vollem Mund. Dann hört sie aprupt auf zu kauen und schaut ein Schiff an, von dem gerade eine Planke an Land geschoben wird. Bald darauf kommen einige Männer herunter.
    Mit der Apfelhand zeigt sie auf das Schiff.


    "Das sieht schön aus." nuschelt sie nach wie vor mit vollem Mund. "Nehmen wir das, Johanna?"


    Als ob die Welt so einfach wäre.

  • Johanna stutzt kurz in ihrer Betrachtung und folgt Nelas Blick - der in eine vollkommen andere Richtung gegangen ist als der ihre. Also lehnt sie sich gegen eine andere Kiste und zeigt auf die Bark, die sie selbst im Auge gehabt hat.


    "Nein, wir nehmen das Schiff da hinten. Das ist auch sehr schön. Wir laufen mit der Nachmittagsflut aus. Die Männer vom Gasthof haben auch schon unser Gepäck dorthin gebracht."


    Mit der freien Hand, an der ein schmaler, goldener Ring sitzt, wischt sie sich flüchtig einige schwarze Haarsträhnen aus dem Gesicht, die die kühle Brise dorthin getragen hat.


    "Und denk bitte daran, Dich warm anzuziehen, Nela. Auf See soll es kalt sein."


    Zumindest hat sie das gehört, denn dies sind ihre ersten Schritte, die sie jemals außerhalb ihrer Provinz getan hat.

  • Mit ein wenig klebrigen Fingern rafft Nela schnell den Umhang um ihre Schultern.


    "Jaja, ganz fürchterlich kalt. Brrrrr."


    macht sie und zieht den Kopf zwischen die Schultern. Dann nimmt sie einen weiteren Bissen von ihrem Apfel. Dann schaut sie Johanna mit plötzlich klarem Blick an.


    "Aber die Überfahrt wird ruhig. Es ist ihr Wille, dem wir folgen und sie wird uns nichts zustoßen lassen."


    Kurz betrachtet sie wieder ihren Apfel und hält ihn dann der Priesterin hin.


    "Magst du auch? Bist du hungrig? Willst du.. Bonbons?"


    Das letzte Wort spricht sie verschwörerisch leise aus, als würde sie Johanna illegale Sachen verkaufen wollen.

  • "Hm. Warum nicht?" Johanna rechter Mundwinkel zuckt hoch, als sie zwischen dem angebissenen Apfel und dem Beutel hin und her blickt, um dann schließlich in den Beutel zu greifen und sich ein rot-weiß gestreiftes Bonbon in den Mund zu stecken. Genüsslich seufzt sie auf - sie kann Süßigkeiten auf Dauer einfach nicht wiederstehen.


    Bei Nelas plötzlichen Umschwung gleitet ernste Ehrfurcht über ihr Gesicht.


    "Ja, denn sie sorgt für jedes ihrer Kinder gleichermaßen" , gibt sie ein altes Sprichwort auf ihrem Kloster wieder. Dann kehrt das Lächeln auf ihr Gesicht zurück, aus dem deutliche Vorfreude auf die Reise spricht. "Komm jetzt, wir gehen an Bord. Auf Deine Bonbons passe ich ein wenig auf und gebe sie Dir später zurück." Sie nimmt den Beutel wieder an sich, verschließt ihn und knotet ihn an ihren Gürtel.


    Dann gehen die beiden Frau an Bord der großen Bark, um nach Renascân zu segeln.

  • "Aber pass gut auf." meint Nela mit erhobenem Zeigefinger und strengem Blick. "Die verschwinden immer. Einfach so. Schwupps."


    Nach dem Schwupps fängt sie an zu kichern. "Jaja, schwupps. Einfach so. Schwischwaschwupps." murmelt sie weiter und folgt Johanna.