Der Hafen von Maranakar

  • Der Hafen von Maranakar (Hauptstadt der Provinz Hrayland), gelegen im Nord-Osten der Insel Magonien.
    Neben Rokono die wichtigste Verbindung in die Festlandspräfektur Renascân und auch nach anderswo...
    Seit dem Friedenschluss nimmt hier das geschäftige Treiben beständig zu.

  • Der Nebel hing noch tief an jenem Morgen. Das Meer war ruhig, nur die üblichen kleinen Wellenschläge die langsam an den Strand geworfen wurden waren zu hören. Jenes leise Rauchen, das jedem hier so vertraut war.
    Die Wachen welche im Hafen Postiert waren ersehnten sich nach einer warmen Mahlzeit und einem weichen Bett. Sobald die Sonne ihre ersten warmen Strahlen durch den dichten Nebel bohren, und der erste Hahn den Morgen verkünden würde, währe die Wachablösung nicht mehr lange hin. Doch plötzlich hörte man ein tiefes Donnern, welches man schon seit Jahren nicht mehr zu hören bekommen hatte. Die Wache auf dem Wachturm hatte den Alarm ausgelöst und rief seinem Wachvorgesetzten zu das er unbekannte Schiffe gesichtet wurden. Sie scheinen immer wieder zu verschwinden in dem Nebel.
    Es dauerte nicht lange bis die gesamte Militär und Regierungsspitze am Hafen eingetroffen waren. Viele hatten Angst und brachten Ihre Kinder und Frauen in Sicherheit. Mann munkelte über die Schiffe ohne Flagge, waren es Piraten, oder gar schlimmeres. Untotenschiffe aus den Märchen der Kinder.?
    Eine Stunde war vergangen in den die angebliche Anzahl der Schiffe immer weiter stieg. Es waren 5. Nein jetzt sind es 7, doch 11.
    Sämtliche Militär Einheiten wurden mobilisiert, die Schiffe im Hafen zu Kampf vorbereitet. Jeder wartete innerlich auf den ersten Brennenden Pfeil oder irgend etwas was die Schiffe als Feind identifizieren würde. Doch alles blieb aus.
    Dann geschah es. Die Schiffe kamen aus der Nebelbank heraus, es waren 15 an der Zahl die allesamt auf gleicher Höhe in Richtung den Hafen einliefen. Sie waren groß und gewaltig, und lagen sehr tief im Wasser. Zur gleichen Zeit ließen alle Ihre Flaggen erscheinen. Diese bestanden aus zwei Zeichen, einem Drachen in blau und schwarz, und einer Krähe in rot und Schwarz. Kurze Zeit später hörte man einen Anker nach dem anderen rattern und ins Wasser fallen. Nur das Schiff in der Mitte sollte in den Hafen einlaufen.
    Es war beladen mit Stein, Holz und vielem mehr.
    Vorne an der Spitze des Schiffes standen zwei Personen, einmal war dies ein stämmiger kräftiger Zwerg, und ein Mann der eindeutig als Kapitän zu Identifizieren war.
    Sämtliche Schiffe waren beladen mit Rohstoffen um die ersten Türme und Mauern der Akademie zu errichten.

  • Zwei kleine Mädchen sitzen am Hafenbecken und spielen mit Puppen und kleinen Steinen.
    Die kleine Dunkelhaarige erzählt.


    "... und meine Mama hat gesagt, dass Papa bald wieder kommen wird. Wenn Mama das sagt, dann hat sie Recht. Eigentlich wollte ich Papa ja ein Kissen nähen, aber guck.."


    Eifrig hält sie ihrer Freundin ihre kleinen Finger unter die Nase.


    ".. hab mir immer weh getan und dann hab ich gedacht, Papa hat sicher genug Kissen da er jetzt ist."


    "Wo ist er denn, dein Papa?" fragt die andere ohne aufzusehen.


    Mit stolz geschwellter Brust meint die Kleine

    "Mein Papa, der kämpft für Magonien. Ja, das tut er. Und er sorgt dafür, dass alles in bester Ordnung ist, ja. Mein Papa ist nämlich ein Held. Mein Papa ist groß und stark und beschützt uns alle."


    Mit einem zufriedenen Grinsen streichelt sie ihre Puppe und flüstert dann


    "...und Mama hat gesagt, dass Papa bald zurück kommt und wieder bei uns ist. Ganz bald..."

  • Ein kleines, dunkelhaariges Mädchen hüpft zwischen den Passagieren des ankommenden Schiffes umher. Sie trägt ein zwar etwas ausgeblichenes aber trotzdem hübsches dunkelblaues Kleidchen und hat ihre Haare mit einem roten Band zusammen gebunden. In ihren kleinen Händen hält sie eine Puppe, die wohl auch schon bessere Tage gesehen hat oder einfach nur oft genutzt wird.
    Jeden der Ankömmlinge schaut sie aufmerksam an. Einige, z.B. ein dicklicher Händler mit vielen Ringen an seinen Fingern, scheinen sofort durch ihr Raster zu fallen. Auf Frauen achtet sie gar nicht. Als sie einen größeren Mann erspäht, der einen Blauschwarzen Wappenrock trägt und einen Säbel an seiner Seite, hält sie inne. Noch einen Schritt geht sie auf ihn zu. Der Mann unterhält sich angeregt mit einem Seemann und gestikuliert wild.


    .. immer noch nicht. Wie kann das denn sein? Wo sind wir denn hier? .. über der Zeit...


    Einige Gesprächsfetzen kann sie aufschnappen. Der Mann hat einen Vollbart und längeres, hellblondes Haar.
    Nach einigen Minuten seufzt die Kleine und wendet sich ab um sich auf einer Kiste nieder zu lassen von der sie einige Zeit später wieder verscheucht wird.
    Auch der scheint ihrem kritischen Blick nicht stand gehalten zu haben.

  • Am Rand der Kaimauer sitzend lässt Tia die Beine über den Rand baumeln. Auf ihrem Schoß liegt die geliebte Puppe. Immer wieder rupft sie Krümel von dem Stück Brot in ihrer Hand und wirft sie den Möwen zu, die etwa 2 Meter unter ihr im Wasser dümpeln und um sie herum staksen. Als das Brot fast leer ist, hält sie inne und stützt ihren Kopf auf die kleinen Hände.


    Suchend wandert ihr Blick über den Horizont, wo sich das ersehnte Segel einfach nicht zeigen will. Leise seufzt sie und streicht sich eine Strähne hinter die Ohren, die ihr vorwitzig ins Gesicht gerutscht ist.


    Einige Minuten verharrt sie in dieser Stellung. Dann wirft sie das letzte Stück Brot ins Wasser. Fünf Möwen gleichzeitig grabschen danach. Eine sechste fängt es im Sturzflug auf und verliert es gleich wieder als sie den Schnabel öffnet um zu krächzen. Tia nimmt ihre Puppe und steht auf, klopft sich den Staub vom Kleid.


    Na komm, Gerlind.


    sagt sie zu der Puppe.


    Wir gehen besser nach Hause, sonst wird Mama böse. Morgen kommt er bestimmt. Nur noch ein Mal schlafen. Bestimmt.


    Langsam trottet sie über den Platz und verschwindet in einer Gasse.

  • Als bei Sonnenaufgang die Fischerboote in den Hafen einlaufen, steht wieder das kleine Mädchen am Kai. Jedes Boot schaut sie aufmerksam an. Und ja, da ist eines, das anders aussieht als die anderen. Es ist kein Fischerboot, das sieht man sofort.


    Am Mast weht eine blau-schwarze Flagge mit einem goldenen Drachen in der Mitte. Das muss ein scorisches Schiff sein, denkt sich die Kleine aufgeregt. Eilig hüpft sie zwischen einigen Fischern, die gerade die Ladung löschen, auf das große Schiff zu, das gerade vertäut wird.


    Einige Matrosen laufen eilig an Bord hin und her und holen das Segel ein. Ein Mann brüllt laut Befehle. Etwas eingeschüchtert steht Tia auf der Kaimauer und schaut ehrfürchtig zu dem großen Schiff hoch.
    Just in diesem Moment wird eine Planke hinab gelassen.


    Ein prächtig gekleideter Mann steht erst kurz oben und geht dann mit großen Schritten die Planke hinab. Zwei Soldaten folgen ihm auf dem Fuß. Nur einige Schritte entfernt gehen sie an Tia vorbei und beachten sie doch gar nicht. Etwas verloren steht die Kleine da und schaut dem Trupp nach, der zielstrebig auf die Hafenmeisterei zuläuft.


    Plötzlich legt sich eine Hand auf ihre Schulter. Als Tia sich erschrocken umdreht, schaut sie in ein freundliches, rundes Gesicht. Die dicke Soldatin streicht ihr kurz über die Wange und drückt ihr dann einige Kupfer in die Hand. Noch einmal zwinkert sie dem Mädchen zu und eilt dann den anderen nach.


    Und zurück bleibt die kleine Tia, die auch auf diesem Schiff ihren Vater nicht vorgefunden hat. Stumpf starrt sie auf die Münzen in ihren schmutzigen Händen und dann der Frau hinterher, wieder auf die Münzen.

  • Eine Galeone aus Rokono liegt vor Anker.


    Vor dem Kai lassen zwei Sergeanten gerade ihre Trupps antreten.
    Dahinter versammeln sich Frauen und Kinder, die offensichtlich Angehörige der Soldaten sind.

  • Ein kleines Mädchen läuft auf die Soldaten zu und zupft einen stämmigen Krieger am Ärmel.


    Bist du ein Scorier?


    Sie stemmt ihre Hände in die Hüften und schaut gespielt grimmig drein.

    Ich bin nämlich auch aus Scorien. sagt die Kleine
    , obwohl sie Scorien noch niemals gesehen hat.


    Dann bist Du wohl die Tochter von Sergeant Navaresque... oder gar die Tochter von Leandro Tauroßtöter deinem Mut nach. sagt der Soldat und grinst.


    Lass den Mann in Ruhe, Tia! Eine junge Frau schnappt sich das Mädchen und bringt es weg von den Soldaten unter dem ungläubigen Blicken des Sergeanten.


    Kurz darauf trifft der Präfekt ein.Die Menschenmenge die sich mittlerweile am Kai versammelt hat,beginnt zu jubeln.

  • Vergeblich versucht Tia einen Blick während der Rede des Präfekten zu erhaschen, aber ihre Mutter hat die Kleine fest im Griff.


    Schließlich endet der Präfekt unter abermaligem Jubel mit seiner Ansprache.


    Sergeant Damar ihr habt das Kommando.


    Plötzlich lässt der Griff der Mutter nach, Tia nutzt die Gelegenheit und stürmt los genau in die Arme des Sergeanten der gerade Befehl gibt die Galeone zu bemannen.

  • Tias Mutter eilt ihrer Tochter nach. Als sie ihre Tochter erreicht, gibt sie dem Sergeanten eine schallende Ohrfeige. Bevor dieser irgendetwas erwidern kann, nimmt sie ihn leidenschaftlich in die Arme.


    Eine Stunde später legt die lorenische Galeone und eine kleineres hrayländisches Segelschiff ab. In ihren Bäuchen befinden sich neue Siedler und Gardisten für Renascan.

  • Von der Rede des Präfekten ist Lauro in seinem Entschluss bestärkt seine Heimat zu verlassen und in Renascân der Garde beizutreten.


    Als der Sergeant den Befehl zum Einsteigen erteilt setzt auch er sich augenblicklich in Bewegung um dann grinsend mit anzuschauen, wie der Sergeant von einer Frau geohrfeigt wird. Was er wohl ausgefressen hat, denkt er sich und geht in Gedanken ins Schiff ohne zu bemerken was weiter passiert, weil die anderen Männer ihm ob seiner Größe die Sicht nehmen.


    Eine lange Reise lag vor den beiden Schiffen und für den erst 20jährigen Lauro sollte ein neuer aufregender Lebensabschnitt in einem ihm bis jetzt unbekannten Gebiet beginnen.

  • Wie ein Schatten folgt ein kleines Mädchen stets dem Sergeanten D'amar. Immer mit einer abgerissenen Puppe in der Hand schaut sie den Vater mit großen ungläubig fragenden Augen an, verfolgt jeden seiner Handgriffe mit wachem Blick und nimmt jedes Wort in sich auf.


    Die sonst so gesprächige Kleine sagt wenig, folgt nur, schaut und hört zu.

  • Leandro schaut in Tias aufgewecktes Gesicht. Dann nimmt er sie vorsichtig auf sein Schulter. Sein schlechtes Gewissen ist ihm deutlich anzumerken. Immerhin hat die kleine Tia zwei Jahre ohne Vater aufwachsen müssen.
    Dir wird es bestimmt gefallen in Renascan. Dort sind viele Mädchen und Jungen in Deinem Alter. Außerdem ist das Funkeln des Kristallmeeres nirgends so schön wie in unserem Hafen. Wenn man nachts am Hafen steht, glaubt man jemand habe tausende von Laternen auf dem Meer angezündet. ...und die Wälder ... sind so schön wie in Scorien.
    So jetzt wird es aber Zeit an Bord zu gehen.


    Als letzte betreten die beiden das Schiff. Wenig später gibt der Kapitän das Kommando zum Ablegen.

  • Vergnügt quietscht die Kleine, als der so lang entbehrte Vater sie auf die Schultern nimmt. Fröhlich setzt sie die Puppe auf seinen Kopf und zupft an seiner Kopfbedeckun herum, dass die Puppe auch ja einen bequemen Sitz habe.

  • Leandro rückt sein Barett wieder etwas zurecht, das ihm durch den heimtückischen Angriff von Tias Puppe die Sicht verdeckt hat.


    Nachdenklich schaut er auf die Baustelle, auf der das Wahrzeichen der Stadt Maranakar, die Universität, entsteht.


    Langsam entschwindet die Stadt aus den Blicken der Passagiere der 'Senora de la frontera'.


    Leandro lächelt, froh seine Familie wohlbehalten vorgefunden zu haben.

  • Lange Tage ist die Senora de la frontera auf See und Tia hat alles gesehen, was interessant sein könnte. Die großen Fische, die sie die ersten Tage noch unglaublich faszinierend fand, scheinen ach nicht mehr ganz so groß wie am Anfang. Am Horizont zeigt sich kein Land und so langsam vermisst die Kleine ihre Freundinnen zuhause in Maranakar. zu hause... denkt sie sich und ärgert sich dann ein klein wenig über sich selbst, denn Renascan ist jetzt ihr zu Hause. Bei ihrem Vater und der Mutter.
    Ein wenig denkt sie darüber nach wie es da wohl aussehen mag. Anders als in Maranakar? Nachdenklich sitzt sie an Deck mit dem Rücken an die Reling gelehnt. Ihre Puppe sitzt natürlich auf ihrem Schoß, wie könnte es anders sein.

  • Auf einer Kiste im Hafen sitzt eine junge Frau. Leise summt sie ein Lied. Ihr Blick scheint irgendetwas zu fixieren, das nur für sie sichtbar ist. Ihr Körper ist gehüllt in weite, helle Gewänder. Auf ihren Rücken fallen lange, dunkle Haare. Ihre Haut ist so blaß, dass man an ihren Unterarmen und Handgelenken die Adern blau durchschimmern sieht. Kurz lächelt sie über etwas, was niemand sonst gehört hat. Langsam neigt sie den Kopf zur Seite und blinzelt, wendet aber den Blick nicht ab.


    Ihre Augen haben verschiedene Farben. Das eine braungrün, das andere schimmert in einem seltsamen grau.


    Um sie herum herrscht die rege Geschäftigkeit eines Hafens. Gerade löscht ein Schiff seine Ladung. Sie scheint aber dem regen Fluss des Treibens entrückt zu sein. Etwas verwundert senkt sich ihr Blick auf ihre Hand. Langsam bewegt sie ihre Finger und schaut, als ob sie zum ersten Mal in ihrem Leben diesen Teil ihres Körpers sähe.

  • Eine junge Frau kommt über den Pier. Mit der einen Hand hält sie die weiße Haube fest, die auf ihren schwarzen, bis zu Hüfte wallenden Haare sitzt, und die ihr der böeige Wind zur allzu gerne vom Kopf reißen möchte. In der anderen Hand trägt sie ein in Stoff eingeschlagenes Bündel. Die Hafenarbeiter werfen ihr den einen oder anderen Blick hinterher, manch einer davon ein wenig unverschämt, doch die meisten Männer tragen Respekt im Blick und jene, die das nicht tun, bekommen den ein oder anderen Rippenstübervon ihren Kameraden zu spüren.


    Weite, ockergelbe Röcke spielen um eher kräftige denn anmutige Beine, doch was an dieser Gestalt ein wenig plump erscheinen mag, wird durch einhübsches Gesicht und das Lächeln darauf wieder wett gemacht, das sich verbreitet, als sie Nela auf der Kiste sitzen sieht.


    "Hier bist Du also, Liebes. Ich habe Dir etwas mitgebracht."


    Sie reicht Nela das Bündel.

  • Langsam schaut Nela auf. Als sie Johanna erkennt erscheint ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Hastig greift sie nach dem Beutel und pfriemelt an dem Bändel herum, das sich aber störrisch wehrt und sich nicht öffnen mag.


    Am Ende hat sie den vorher lockeren Knoten wesentlich fester gezogen. Kurz scheint sie zu überlegen, dann hebt sie den Beutel hoch und streckt ihn Johanna entgegen. Auf ihrem Gesicht liegt ein fast schon komischer Ausdruck von Hilflosigkeit und Neugier. Eine seltsame Mischung.


    Sie schaut erst auf den Beutel in ihren Händen, dann der Frau ihr gegenüber ins Gesicht. Angestrengt kaut sie auf ihrer Lippe, dann strahlt sie Johanna an.


    "Geht nicht auf."


    Als habe sie lange nach den Worten suchen müssen und sei nun glücklich, dass sie sie endlich gefunden habe.