Die Küste von Renascân

  • "Aha." ,antwortet Eléna. "Dann versuch ich das doch mal."


    Sie kniet sich wieder auf den Boden, schließt die Augen und streckt die rechte Hand aus. Die kleine Flamme ist schnell gerufen. Eléna überlegt, was sie dieses mal anders machen könnte und schließlich geht ihr auf, dass sie wahrscheinlich zu vorschnell gehandelt hatte. Sie musste sich wahrscheinlich noch mehr entspannen.
    Ohne es zu merken, wiederholt sie die Zauberformel immer wieder, bis sie in einer tiefen Trance befindet. Erst dann wendet sie ihren Willen der Flamme in ihrer Hand zu, die größer wird und schließlich als heller Flammenstrahl stetig brennt.
    Eléna öffnet die Augen und lächelt Bellaria stolz zu.

  • Zuerst weiß Eléna nicht wie sie das anstellen soll. Aber dann erinnert sie sich an das erste, was sie je über Magie gelernt hat. ' Das wichtigste ist der Wille!'
    Aber als was soll sie die Flammen formen? Was ist wohl das Einfachte? Ein Ball, entschließt sie.
    Sie denkt an einen Ball, das glatte Rund. Wie bei sämtlichen Höllen soll ich eine Kugel aus sich bewegenden Flammen machen???
    Eléna versucht wieder die gleiche Konzentration zu finden wie zuvor, doch das Problem schwirrt ihr immer noch im Kopf herum. Die Flamme verändert sich kein Stück.
    "Hör auf zu denken!" ,ermahnt sie sich innerlich selbst. Sie findet ein gewisses Maß an Ruhe und stellt sich die Feuerkugel vor. Die Flamme verändert sich ein wenig, fast unmerklich. Sie wird ein bisschen dichter, aber einer Kugel ähnelt sie längst noch nicht. Eléna lässt ihren Atem langsam aus sich heraus strömen und entspannt sich. Sie denkt noch einmal an den Ball, und die Flamme verändert wieder ihre Form. Diesmal ist sie schon runder.

  • Bellaria kniet sich abermals neben Eléna. Sie legt eine Hand auf ihren Rücken. Eléna bemerkt wieder, wie sie von der Stärke der magischen Energie, die aus Bellarias Hand strömt, mitgerissen wird. Sie verfällt wieder in jene Trance, die sie vom Tag zuvor kennt. Alles war möglich, wenn sie es nur wollte!


    Ohne dass Eléna es bemerkt, nimmt Bellaria die Hand weg und stellt sich wieder auf ihre alte beobachtende Position.

  • ---weiter aus Bellarias Haus---



    Latoya kommt am Strand an und sieht schon von weitem 2 Gestalten.
    Die eine erkennt sie als ihre Meisterin Bellaria , die andere als Elena die am Boden kniet. Langsam und sehr leise nähert sie sich den beiden ,um bloss nicht zu stören.

  • Als Bellaria gerade zu ihrem Platz gegangen war, sieht sie Latoya kommen. Sie winkt sie zu sich und macht ihr mit Zeichen verständlich, still zu sein, um Elénas Trance nicht zu beenden. Sie nimmt sie an der Hand und zieht sie ein wenig hinter sich, damit das Feuer sie im Zweifelsfall nicht verletzen könnte.

  • Und plötzlich erscheint alles ganz einfach. Wie von selbst gelingt der Zauber und das Feuer in Elénas Hand formt sich zu einer Kugel. Eine Weile lässt sie die Flammen in dieser Position bestehen, dann versucht sie etwas anderes. Ein Würfel soll es diesmal sein. In ihren Gedanken sucht sie sich die zukünftigen Eckpunkte desselben und zieht. Das Wunder geschieht, abermals ändert sich die Form des Feuers.
    Schließlich lässt sie es wieder in seine ursprüngliche Flammen gestalt zurckkehren und schlägt die Augen auf. Sie ist ein wenig peinlich berührt, als sie Latoya bemerkt.


    "Und wie schaffe ich das alleine?" ,fragt sie schließlich.

  • Du hast es schon alleine geschafft, Eléna. Ich habe dir nur den Weg gezeigt.
    Wenn ich dich berühre, dann spürst du die Kraft, die durch meinen Körper fließt, aber gebündelt, in meiner Hand. Du musst lernen, deine Kraft ebenfalls zu bündeln.
    Am besten geht das, wenn man entspannt ist und sitzt oder kniet.
    Wenn du einen meditativen Zustand erreichst, dann spürst du dich und deinen Körper viel besser, kannst die Energien orten, zusammenführen und lenken.
    Hast du jemals gelernt, zu meditieren?

  • Dann sollten wir vielleicht erst das üben. Was meinst du?
    Das Formen hat sehr gut geklappt mit dem Anschubser, das brauchen wir heute eigentlich nicht mehr üben. Da wäre Meditation schon angebrachter... Damit kannst du deine Kräfte auch erneuern, wenn du einmal erschöpft sein solltest.
    Willst du heute noch mit dem Meditieren anfangen? Oder willst du lieber den Tag für dich nutzen?

  • Ja, das kann man wenigstens drinnen machen.
    Ich habe diesbezüglich schon mit Emerald gesprochen und wir suchen nach einer Lösung für die fehlenden Räumlichkeiten, aber solch ein großer Bau wie der der Akademie kann nicht innerhalb von Tagen errichtet werden. Wir reden hier von Monden.


    Seufzend und sichtlich bedrückt steht Bellaria einige Momente Gedanken verloren da.


    Nun, ihr beiden. Dann lasst uns zurückgehen in das Haus.
    Ach, Latoya - weshalb hast du mich eigentlich aufgesucht?


    "Ich wollte Euch meine Entscheidung mitteilen. Ich würde jedoch ebenfalls gerne lernen, wie man meditiert, wenn ihr es Eléna sowieso beibringt. Ist das möglich, Meisterin?"


    Sicher ist das möglich, sehr gut sogar. Dann werdet ihr beide heute mit der Meditation verbringen. Aber nun lasst uns gehen, es ist kalt hier.



    Zusammen gingen die drei Frauen den Weg entlang zu Bellarias Haus.



    ---weiter in Bellarias Haus---

  • ---weiter aus den Wäldern von Renascân---




    Bellaria lief an der Küste entlang und ließ sich nach einiger Zeit nieder.
    Hier begrüßte sie die Sonne und den neuen Tag und ließ sich von dem prächtigen Farbenspiel faszinieren.
    Tief in Gedanken versunken saß sie noch lange Zeit dort, bevor sie aufstand und sich auf den Heimweg machte.




    ---weiter in Bellarias Haus---

  • -- weiter aus Diadras Laden ---


    Diadra ging zielstrebig auf das Meer zu. Die Daemmerung war schon weit fortgeschritten, und nur knapp ueber dem Horizont war noch ein heller Lichtsreifen zu erkennen. Direkt ueber Diadra glitzerten schon die Sterne, wenn auch nur schwach.


    Diadra ging am Strand entlang, sehr nahe am Meer, und wich hin und wieder anrollenden Wellen des eiskalten Wassers aus. Immer wieder machte sie Halt, um aufs Meer zu blicken, oder bueckte sich nach einem Stein.


    Dann setzte sie sich im weichen Sand nieder, stuetzte das Kinn auf die Knie und seufzte tief.

  • Noch etwa eine halbe Stunde sass sie am Strand, dann waren ihre Finger und Fuesse so gefroren, dass Diadra beschloss, sie mit einem heissen Met aufzuwaermen.


    "Ein Krug Met bei Mirav, genau das Richtige," dachte sie sich und marschierte in Richtung Dorfplatz.


    -- weiter im Zaunkoenig --

  • Mitte des zweiten Monats des neuen Jahres, gut einen Monat vor dem heutigen Tage(!):


    Eine kühle Brise weht bei grauweiß bedecktem Himmel und raue Wellen prallen gegen die Küste von Renascân. Es ist gegen Nachmittag und obwohl der lange Winter bis dahin schon kältere Tage gesehen hatte, wünschen sich die vier Fischer, die sich dort am Strand in Richtung weg von der Anlegestelle bewegen, endlich wieder zu Hause zu sein. Sie sind schon den ganzen Tag auf ihrem kleinen Schiff unterwegs gewesen und haben versucht, trotz der unruhigen See ihr Tagessoll an Fisch zu fangen, um die Kolonie damit versorgen zu können. Das wäre ihnen vermutlich auch gelungen, hätte sich nicht, wohl durch eine ungünstige Fügung der Götter, das Netz von der Befestigung am Boot gelöst. Es blieb den vieren dann nichts anderes übrig als wieder vorzeitig anzulegen und sich am Strand auf die Suche nach dem Netz zu machen. Es besteht die gute Möglichkeit, dass es von den Wellen an die Küste geschwemmt worden ist, vielleicht sind ja sogar noch einige Fische drin, die sich nicht mehr befreien konnten. Was auch immer, dieser Fangausfall wird für die Männer auf jeden Fall einen unangenehmen Verdienstverlust bedeuten.
    Plötzlich deutet einer der Männer auf einen dunkleren Fleck weiter hinten am Strand, der sich leicht von dem hellen, rauen Sand abzuheben schien. Die Fischer beschleunigen leicht ihren Schritt und nähern sich der noch weit entfernten Sichtung. Es könnte durchaus ihr Netz sein, dass sich durch die darin gefangenen Fische verklumpt hatte und jetzt in dieser Form am Strand liegt.


    Beim Näherkommen scheint sich ihre Hoffnung allerdings zu zerschlagen.
    "Das, das ist doch ein Mensch"
    hört man den Jüngesten der Gruppe rufen, der wohl kaum das 18. Lebensjahr vollendet haben wird und dessen Worte von dem kühlen Wind rasch verweht werden. Die Männer fangen an zu zügig laufen, so schnell es der nasskalte Sand erlaubt.
    Dann stehen sie über der Person, haben sie von allen vier Seiten umrundet. Ein junger Mann, kräftig gebaut, liegt bäuchlings auf dem nassen Sand, mit dem Kopf zur Seite gelegt. Hat nichts als ein paar Fetzen am Leib und einige kleinere Wunden, die erst von kurzem zugefügt zu sein scheinen, aber durch das kalte Wasser ist die Blutung kaum mehr vorhanden. Eine Wasserleiche, ein armer Bursche, dem das Meer einen tödlichen Streich gespielt hat.

    "Was sollen wir mit ihm machen?"
    Es vergehen zwei Sekunden. Drei. Keiner der Männer antwortet auf die Frage des vermutlich kaum 18. jährigen Fischers. Alle drei anderen starren ungläubig auf die sich gerade öffnenden Augen des Fremden.
    Dann, nach vier Sekunden, hört man einen der Leute, ein alter Seebär mit grauem, dichten Bart, ungläubig stammeln:

    "Er... er lebt!"
    Ein offenes Paar verschleierter Augen scheint die Männer anzustarren, bevor es sich einige Momente später blitzartig wie gezwungen wieder schließt. Offensichtlich hat der Unbekannte wieder das Bewußtsein verloren.
    "Schnell!"
    Der alte Seebär zieht seinen Umhang aus und umwickelt den Ohnmächtigen damit. Seine tiefe Stimme wirkt trotz der Eile beruhigend auf die anderen.
    "Wir müssen ihn schnell in eine warme Stube bringen! Er ist vollständig unterkühlt, ein Wunder, dass er noch lebt! Los, packt mit an, wir müssen uns beeilen. Sonst stirbt er uns hier noch weg".


    Die Männer packen mit an und heben den Körper hoch. Dann machen sie sich so schnell wie es die Umstände erlauben auf den Weg zur Siedlung. Der alte, bärtige Seemann ruft den anderen laut zu, und trotz dem rauen Wind kommen alle Worte klar bei seinen Kameraden an:
    "Wenn wir ihn lebendig in meine Hütte bringen, dann werde ich dafür sorgen, dass sich der Bursche wieder erholt, das verspreche ich! Wenn er das hier überlebt hat, dann werden unsere Götter sicherlich irgendwelche Pläne mit ihm haben."
    Dann wendet er sich speziell an den jungen Fischer in der Gruppe:
    "Und sobald wir ihn oben in meiner Hütte haben, gehst du zum Präfekturgebäude und sagst dem Präfekten Bescheid, oder auch einem der Procuratoren. Je nachdem, wen du triffst. Verstanden?"
    Der Angesprochene nickt ehrfürchtig. Offensichtlich scheint er vor dem Alten den größten Respekt zu haben.
    Die Männer setzen derweil ihren Weg in die Siedlung fort und nach einer Weile, die allen wie eine Ewigkeit erscheint, erreichen sie das Haus des Seebären. Und, wie um ihn in seinem Glauben zu bestärken:
    Der Fremde ist immernoch am Leben!

    "Den Göttern sei Dank"
    hört man die Fischer nur murrmeln, als sie mit ihrem ungewöhnlichen Fund die bescheidene Hütte betreten.

  • ---weiter vom Dorfplatz---



    Talinor und Bellaria laufen Arm in Arm, immer wieder liebevolle Blicke austauschend, schweigend und einfach die Nähe des Anderen genießend, an der Küste entlang. Die Sterne strahlen, das Meer rauscht leise und der Wind weht eine leichte Brise.
    Schließlich lassen sich die beiden Barden nieder. Talinor legt seinen Arm um Bellaria und diese lehnt ihren Kopf sanft an seine Schulter.
    Bellaria schließt die Augen und genießt das Glück, ihren Liebsten bei sich zu haben.

  • Talinor genießt die Nähe ebenfalls


    Mir kommt da ein Lied in den Sinn...
    "On the open seas" ... Ich liebe dieses Lied...
    Die Leinen sind los, wir segeln über die grünen Wogen,
    weitab vom Land... einem friedvollen Morgen entgegen.


    Er räuspert sich und fängt an zu singen:




    Tha am ball air fhuasgladh
    Is tha sinn a' gluasad
    Air a' chuan, air a' chuan
    Tha sinn a' seoladh
    Tro thonnan uaine
    Air a' chuan, air a' chuan


    Air cursa deonach
    Tha sinn a' seoladh
    Air a' chuan, air a' chuan
    Fad bho thir
    Is an talamh aghmhor
    Air a' chuan, air a' chuan


    Is mi a' sealltainn man cuairt
    Is mi cho fada bhuat
    Cail ach muir, tonnan is cuan
    O mo run


    Tha a' ghaoth a' seideadh
    Nan tonnan fiadhaich
    Air a' chuan, air a' chuan
    Tro thonnan fiadhaich
    Is droch shide
    Air a' chuan, air a' chuan


    Cho domhain an cuan
    Cho luachmhor an uair
    Nach mair fada buan
    O mo run


    Sinn a' treabhadh
    Tron an oidhche
    Air a' chuan, air a' chuan
    Siubhal sabhailteachd
    Is madainn shunndach
    Air a' chuan, air a' chuan


    Thig crioch air an t-saoghal
    Is thig crioch air daoin
    Ach mairidh ceol is mairidh gaol
    O mo run


    Nachdem das Lieg verklungen ist wendet er sich zu Bellaria hin und gibt iihr einen langen innigen Kuß...

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    |alinor
    Meisterbarde zu Amonlonde
    und Renascân


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