Die Küste von Renascân

  • Man sieht Bellaria und Eléna an der Küste entlang laufen, bis Bellaria zielstrebig anhält.



    So, hier sind wir. Wenn du bereit bist, dann konzentriere dich und beschwöre die Flamme. Wenn sie da ist, versuch, sie wachsen zu lassen, mit deinen Gedanken, mit deiner Willenskraft. Du darfst nicht an dir zweifeln. Du selbst musst davon überzeugt sein, dass du sie vergrößern willst und das auch kannst. Sonst wird es nicht gelingen können. Soweit alles klar?

  • Eléna nickt und atmet tief durch. Dann beginnt sie konzentriet ihre Beschwörungen zu murmeln bis die kleine Flamme schließlich aus ihrer Hand erwächst. Erleichtert, dass ihr dies wenigstens schon einmal gelungen ist, lächelt sie.
    Dann kneift sie verkrampft die Augen zusammen und lenkt ihren Willen darauf das Feuer größer werde zu lassen - es passiert nichts, die Flamme flackert nur ein wenig auf. Als sie das Feuer nicht mehr halten kann, lässt sie es enttäuscht verlöschen.


    "Was habe ich falsch gemacht?" ,fragt sie Bellaria.

  • Hab keine Angst. Es liegt nicht an deinem Talent - bestimmt nicht. Ich weiß, dass du ein großes Potential in dir trägst.
    Aber du hast Angst. Viel zu viel Angst. Du darfst es nicht kramphaft versuchen, dann wird es nicht gelingen. Du musst an dich glauben und du musst davon überzeugt sein, dass du es kannst und willst!
    Als du die kleine Flamme beschworen hast, warst du schon zu verkrampft.
    Du hast Angst, mich und dich selbst zu enttäuschen. Aber du kannst mich nicht enttäuschen. Du versuchst zum ersten Mal etwas, mit deinen Gedanken zu lenken. Das ist sehr, sehr schwer. Es ist normal, dass es nicht auf Anhieb klappt. Es braucht viel Übung.
    Magie ist kein Zwang, kein Krampf. Es ist eine Kunst, wie die Musik - wenn du krampfhaft versuchst, einen hohen Ton zu singen, dann hört sich der Gesang nicht schön an - und die verletzt damit deine Stimme. Wenn du jedoch weich und mit Selbstvertrauen ein hohes Lied singst, sind hohe Töne nicht mehr schwer, es tut deiner Stimme gut und der Gesang hört sich schön an.


    Bellaria lächelte verträumt und stellte zufrieden fest, dass Eléna als Zeichen des Verstehens nickte.


    So, nun probierst du das ganze nochmal. Stell dir vielleicht vor, wie du mit ein paar Freunden zusammen um ein Lagerfeuer sitzt, und dieses immer und immer größer wird... Stell dir eine entspannte Atmosphäre vor. Und vertrau in dich selbst, so wie ich in dich vertraue.

  • Elèna schließt die Augen und atmet noch einmal tief durch. Sie sucht nach einer schönen Erinnerung, daheim in den Wäldern Scoriens. Ihr fällt ein, wie ihr großer Bruder ihr vor vielen Jahren beigebracht hat einen Feeuerstein zu benutzen und wie stolz sie damals gewesen war, als es endlich geklappt hatte. Unwillkürlich umspielt ein Lächeln ihre Mundwinkel. [/I


    [I]Sie konzentriert sich wieder, spricht noch einmal die Formel. Wieder erscheint die kleine Flamme in ihrer Hand. Sie flackert, aber es kommt ihr zumindest vor, als ob sie wenigstens ein bisschen heller als zuvor wäre.


    Eléna lenkt ihre ganze Willenskraft aus das Feuer und schickt ein Stoßgebet zu allen ihr bekannten Göttern. Die Flmme wird kurz größer, allerdings nur, um gleich darauf wieder zu erlöschen.


    Die junge Frau lächelt. Das ergebnis war zwar nicht ganz so ausgefallen, wie sie es sich erhofft hatte, aber eine Steigerung war wenigstens zu erkennen gewesen.

  • Bellaria lächelt Eléna an.


    Das war schon besser! Du bist auf dem richtigen Weg. Aber du bist immer noch zu verkrampft... Entspann dich... Lass dem Feuer und dir Zeit... Lass es langsam wachsen, wie ein Kind. Du erschaffst diese Flamme, somit ist sie in gewisser Weise dein Kind. Sei behutsam und lass ihr Zeit. Es macht nichts, wenn die Flamme nicht sehr viel größer wird am Anfang. Wir haben Zeit, Eléna.
    Nun versuch es noch einmal.

  • "Kinder, ich hasse Kinder!!!" ,denkt Eléna. "Aber gut, sanft, sei sanft."
    Sie streckt die Hand aus und flüstert fast flehend die Worte, die sie ihr alterMeister Caravaggio vor so langer Zeit gelehrt hatte. Die kleine Flamme, die entsteht brennt diesmal gleichmäßig und hell.
    "Du kannst das Ela!", sagt sie sich selbst. Die Magieschülerin ist fest entschlossen diesmal keinen Fehler zu machen, nicht noch einmal Bellaria oder sich selbst zu enttäuschen. Sie starrt die Flamme an.
    "Wachse!", denkt sie. "Mach schon."


    Das Feuer wird heller und flackert. Dann wird es größer. Eléna lächelt triumphierend, doch gleich darauf bemerkt sie, wie die Flamme schon wieder am Erlöschen ist. Entspannung heißt jetzt wahrscheinlich das Zauberwort. Sie konzentriert sich auf ihre Hand und will das Feuer wieder größer werden lassen, doch in dem Moment weht ein scharfer Windstoß heran und es verlöscht ganz.


    Ein unzufriedener Laut entweicht ihr. Dann streckt sie die Hand noch einmal aus um es erneut zu versuchen.

  • Bellaria bemerkt Elénas Anspannung und die aufkeimende Enttäuschung. Es würde alles nur noch schlimmer machen, wenn sie sich jetzt entmutigen lässt, denkt sie.
    Dann wächst die Flamme.


    Gut, Eléna.


    Die Flamme wird kleiner und verlischt. Bellaria geht auf Eléna zu und nimmt sie an der Hand.


    Das war sehr gut für den Anfang. Aber nun probieren wir es anders. Knie dich bitte hin, Eléna.
    Gut. Wir werden das nun einmal gemeinsam machen, damit du ein Gefühl dafür bekommst.
    Vertraust du mir?

  • Bellaria kniet sich halb neben, halb hinter Eléna und legt ihre Hand unter die Elénas.


    Und jetzt entspannst du dich erst einmal.


    Bellaria lächelt Eléna aufmunternd zu und wartet, bis sich Eléna einigermaßen entspannt hat.


    Gut so. Nun, schließt du deine Augen, konzentrierst dich und rufst deine Flamme herbei. Versuch entspannt zu bleiben und denk an ein loderndes Feuer. Ich werde dir helfen, die Flamme wachsen zu lassen.


    Bellaria schließt ebenfalls die Augen und konzentriert sich. Sie braucht nun nichts mehr sehen, sie sieht alles vor ihrem geistigen Auge - ihre Umwelt und Elénas Gedanken und sie spürt die magische Energie, die durch ihre Finger fließt, als Eléna die kleine Flamme erzeugt. Die Energie ist nicht konstant, sie ist einmal schwächer und stärker - in dem Maße in dem Elénas Selbstzweifel stärker und schwächer werden...
    Eléna hört Bellarias Stimme in ihrem Geiste, die ihr sagt, dass sie das schaffe. Sie wisse es. Gleichzeitig spürt auch Eléna magische Energien, von Bellarias Hand ausgehen. Diese sind jedoch viel stärker als ihre eigenen und konstanter. Bellarias Trance und Magieströme scheinen Eléna mitzureißen und ohne, dass sie es merkte, ist auf ihrer Hand eine hohe Flammensäule entstanden...

  • Bellaria, die Elénas Gedanken lesen und mit ihren Augen sehen kann, kann ein breites Grinsen nicht unterdrücken und ist sichtlich stolz auf ihre Schülerin.


    Ja, Eléna, du kannst es. Auch ohne mich! Ich habe dir nur die Richtung gewiesen, aber du hast das Ziel selbst erreicht!


    Nachdem Bellaria dies gesagt hat, bemerkt Eléna plötzlich, dass Bellarias Hand nicht mehr unter ihrer ist und, dass sie die Flamme alleine halten kann.

  • Im ersten Moment erschrickt Eléna, als sie das bemerkt und sie ist schon wieder versucht sich zu verkrampfen. Doch dann lässt sie all diese Dinge hinter sich und konzentriert sich nur auf das Feuer, seine Kraft, die Hitze und das Spiel der Flammen. Sie hält die Hand ein wenig höher und bemert freudig, wie die Flamme dieser folgt. Daraufhin schwenkt sie die Hand hin und her, die Flamme brennt stetig weiter.

  • Du hast heute sehr, sehr viele Fortschritte gemacht und kennst nun das Prinzip. Das war der erste und schwierigste Teil und den hast du gut gemeistert.
    Das hat dich aber auch alles viel Kraft gekostet, auch wenn du das gerade nicht spürst. Die Erschöpfung kommt noch.


    Bellaria lächelt.


    Wir werden morgen weitermachen. Wenn du willst, kannst du das, was wir heute gemacht haben noch ein, zwei Mal ganz alleine machen. Aber ansonsten sind wir für heute fertig.

  • Erst jetzt, als Bellandria es sagt, wird Eléna bewusst, wie weich sich ihre Knie anfühlen und ihre Hände zittern. Sie lässt das Feuer erlöschen, steht wie eine alte Frau auf und sagt:


    "Ihr habt recht, Bellaria. Es strengt wirklich sehr viel mehr an, als es zuerst erscheint."


    Sie fährt sich durch das Haar und lacht.


    "Ich fühle mich wie 80!", fährt sie fort.


    Jetzt muss auch Bellaria lächeln.


    "Vielen Dank, alleine hätte ich es nie geschafft." ,sagt die junge Frau zu ihrer Meisterin. "Ich werde am besten morgen früh wieder zu Euch kommen, wenn es Euch recht ist."


    Ihre Lehrerin nickt.


    "Gut. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich sehne mich mach einem Stuhl. Schade, dass es hier noch kein anständiges Badehaus gibt!"

  • Du hast dir den Stuhl wohl verdient. In sechs Monden wird es auch hier ein Badehaus geben, Mirav und Hrothgar arbeiten daran. Aber nun geh nach Hause und erhole dich. Dann sehe ich dich morgen wieder in alter Frische.


    Bellaria nickte Eléna zu und zusammen verließen sie die Küste. Bald trennten sich ihre Wege und Bellaria lief auf das Präfekturgebäude zu.




    ---weiter im Präfekturgebäude---

  • Eléna atmet durch.


    "Gut, du kannst das!" ,versucht sie sich schnell zu motivieren.


    Sie streckt die Hand aus und beginnt ihre Formel. Heute scheint es ihr schon viel leichter die kleine Flamme zu rufen.
    Dannach konzentriet sie sich und sucht die richtigen magischen Ströme. Da liegen sie vor ihrem Geist, klar und mächtig. Die Flamme wird größer und größer, plötzlich schießt ein gewaltiger Flammenstrahl in die Höhe. Eléna schreckt mit einem Schrei zurück und lässt das Feuer schnell wieder ersterben.


    "Ich wäre ein guter Leuchtturm." ,entfährt es ihr ärgerlich.

  • Bellaria muss lachen...



    Ein guter Leuchtturm, oh ja...
    Aber, du brauchst dich nicht zu ärgern! Erstens hast du diesmal auf Anhieb und ganz alleine geschafft, deine Flamme größer zu machen und zweitens ist genau dieser Flammenstrahl das, womit du deine Feinde verletzten willst. Aber so weit sind wir noch nicht und ich werde dir auch beibringen, einen Ball zu werfen, nicht einen Strahl zu schießen.


    Gestern warst du gekniet und dadurch warst du auch nicht so verkrampft. Probier es noch einmal im Knien. Entspannt dich und versuche, die Energie zu spüren und zu lenken, so wie ich es dir gestern gezeigt habe.