Das Gebäude der Späher

  • "Diana." antwortete die junge Frau kurz angebunden.


    Sie hasste es, wenn diese ganzen Weiber hier her kamen und nach Gerion fragten. Wäre ja nicht so, als ob sie es nicht verstanden hätte. Sie schürzte die Lippen, betrachtete Mira dann abschätzend und zog dann eine Schnute.


    "Warte. Ich geh schauen."


    Für einen Augenblick verschwand Diana im hinteren Raum und leise Stimmen ertönten zu einem schabenden Geräusch. Dann tauchte Diana wieder auf.


    "Er ist grad nicht da, müsste aber bald wieder zurück kommen."


    Sie trat beiseite und hielt Mira die Tür auf.


    "Komm rein. Kannst drin warten."


    Dass ihr das nicht gerade passte, war offensichtlich. Scheinbar war es eine Order von weiter oben.

  • "Vielen Dank", sagte Mira, als sie eintrat.


    Ihr war Dianas Reaktion nicht entgangen. Innerlich musste sie daher grinsen, verriet nach außen aber nichts. Stattdessen musterte sie Diana von oben bis unten.


    "Diana, also", meinte sie dann zu ihr gewand, "das dachte ich mir schon."


    "Ich habe schon viel von dir gehört.", fügte sie hinzu.

  • Diana schaute über ihre schmale Schulter nach hinten.


    "Hast du das, ja?" fragte sie deutlich desinteressiert.


    Als sie das betraten, was wohl der Aufenthaltsraum der Späher war, sah Mira noch eine weitere Person im Raum: Lamask. Von dem hatte man sicherlich schon einiges gehört. Der gruselige Lamask. Er schärfte gerade einen Dolch. Das schabende Geräusch. Er schaute nur kurz auf, als die Frauen den Raum betraten. Unmerklich musterte er Mira, schenkte ihr ein beunruhigendes Lächeln und wandte sich dann wieder seinem Messer zu. Mit ruhigen Bewegungen zog er den Schleifstein über die Klinge.
    Der Rest des Raumes war recht dunkel. In der Mitte stand ein großer Tisch, Bänke drum herum. Eine Kochstelle befand sich daneben, die auch als Karmin genutzt werden konnte. Auf dem Sims lag eine Katze und schlief.
    Diana ging durch den Raum, nahm auf einer Bank Platz und zog die Beine nach. In ihrer Hand hielt sie einen Becher mit dampfendem Inhalt.


    "Im Kessel auf dem Feuer ist Tee. Becher sind auf dem Regal."


    Auch wenn sie ihr Handwerk von Gerion lernte, von Lamask hatte sie auch einiges aufgeschnappt. Die Stille wurde nur unterbrochen von dem regelmäßigen Schleifen des Metalls.

  • Als sie den Raum betraten, nickte sie Lamask freundlich zu. Da keiner der beiden anderen an einem Gespräch interessiert zu sein schien, nahm sie sich einen Becher, schenkte sich etwas Tee ein und setzte sich ebenfalls auf eine Bank.


    Schweigend wartet sie auf Gerion, wärend sie die schlafende Katze betrachtet, dem schleifen des Messers zuhört und ihren Tee trinkt

  • Nach einer Weile des Schweigens, nahm Diana die Beine von der Bank herunter und stellte den Becher vor sich ab.


    "Ich glaube der kommt so schnell nicht wieder." sagte sie und schaute dabei nicht Mira an, an die die Worte ja scheinbar gerichtet waren, sondern Lamask.


    Das regelmäßige Schaben des Schleifsteins wurde kurz unterbrochen, als der Späher die Klinge vor sich hob und kritisch betrachtete. Dabei zeigte das spitze Ende direkt auf Mira und sein Blick traf auch sie für einen kurzen, aber gruseligen Moment. Ein seltsames Lächeln verzog seine Lippen und ließ wünschen, dass er seine Aufmerksamkeit einfach weiter seinem Dolch widmen möge. Diana schaute von Lamask zu Mira, dann wieder zurück und sah wohl ein, dass sie von ihm keine Antwort bekommen würde.
    Also stellte sie ihre Füße auf die Bank und warf Mira zwischendurch immer wieder giftige Blicke zu. Sie hatte ihren Dolch aus der Scheide gezogen und popelte nun kleine Löcher in das alte Holz der Bank. Dass sie Lamask nachahmte, war klar. Nur ob bewusst oder unbewusst, war nicht zu ersehen.

  • Gerion schlenderte pfeifend durch die Hintertür in das Spähergebäude. Er hatte ein Leinenbeutelchen unter dem Arm in dem wohl das Essen war, welches er sich geholt hatte.
    Ohne ein Wort und ohne in den Aufenthaltsraum zu gehen lief er zu seinem Bett, klaubte Bogen, sechs Pfeile und andere Ausrüstung zusammen. Als er gerade dabei war alles anzulegen, rief er herüber.


    "Ich verzieh mich n bissel aus der Stadt, bin in ein paar Stunden aber wieder da."

  • "Gerion?", rief Mira, als sie seine Stimme hörte.


    Den Göttern sein dank, dachte sie während sie aufsprang.


    "Vielen Dank für den Tee und die äh nette Gesellschaft",
    meinte sie an Diana und Lamask gewand, bevor sie aus dem Aufentaltsraum in Richtung Gerions Stimme eilte.

  • Mira kam zu einem Durchgang in die Schlafkammer, dort standen Betten und Habe der Späher. Als er mira da stehen sah neigte er den Kopf leicht zur Seite und er wurde ein bisschen rot im Gesicht. Wahrscheinlich zog sich die Röte auch bis zu seinen Ohren, doch die konnte man unter seinem scorischen Wildwuchs auf seinem Kopf nichtmehr sehen.


    "Hey, Mira was machst du den hier ?"


    Fragte er mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

  • Mira blieb wie angewurzelt stehen.


    "Hallo Gerion!"


    Sie schaute verlegen auf den Boden. Jetzt kam sie sich ziemlich blöd vor, Gerion so zu überfallen. Sie war nur so froh gewesen, dem Schweigen zu entkommen.


    "Ich wollte dich besuchen, aber du warst nicht da. Dann meinte Diana ich könnte hier warten... Ähm ja deshalb bin ich hier.", erklärte sie leise, ohne Gerion anzuschauen.

  • Gerion zwinkerte und breitete die Arme aus.


    "Dann wilkommen in diesem herrschaftlichen Gemäuer."


    Sein Grinsen verbreiterte sich merklich als er dei Worte mit einer Mischung aus Ironie und Schalck aussprach.


    "Ich würde dich ja gerne herumführen, aber ich denke du hast schon alles gesehn."

  • Mira musste grinsen.


    "Ja, ich glaube ich habe genug gesehen.", es schauderte sie ein wenig, als sie an Lamask dachte.


    Immernoch unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte, blieb sie stehen.


    "Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mir ein bisschen den Wald zeigst, nachdem das auf unserer Reise nichts geworden ist."

  • "Dann los."


    Gerion stellte sich in die Tür legte eine Hand auf Miras Schulter und machte sich mit ihr durch den Hinterausgang auf den Weg aus der Stadt.


    "Und Mira wie waren deine Tage seit wir wieder daheim sind ?"

  • "Ach, die waren ruhig. Ich habe zur Zeit noch nichts zu tun. Und bei dir?"


    Mira war froh, als sie das Gebäude verließen und in den strahlenden Sonnenschein hinaustraten. Sie freute sich aus der Stadt raus zu kommen.

  • "Ich hab not "Schondienst" gehabt, wie imme rnach so nem langen Marsch durch die Fremde. Hab desswegen mich am Schießplatz vergnügt und neue Pfeile für Frederico gemacht. Sonnst net viel."


    Gerion führte Mira zum nächsten Stadttor und ging mit ihr richtung Wald.

  • Vom Dorfplatz kommend, führten ihre Schritte zum Gebäude der Späher. Mira dachte an das bunte Treiben auf dem Dorfplatz und staunte noch immer.


    Es war wieder einige Zeit her, dass sie Gerion das letzte Mal gesehen hatte. Kurz bevor sie bei der Tür war, entschied sie sich draußen zu bleiben. Die letzte Begegnung mit Lamask und Diana war ihr noch gut in Erinnerung und sie wollte diese ungerne noch einmal wiederholen. Mira lehnte sich an die Hauswand und ließ sich die wärmenden Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen. Vielleicht würde Gerion ja vorbei kommen.

  • Von oben ertönte ein schabendes Geräusch, dann landete eine Gestalt neben Mira, federte leicht in den Beinen und stand dann vor der Heilerin.


    Dianas schwarzes Haar war etwas länger als zu dem Zeitpunkt, als die beiden das letzte Mal aufeinander getroffen waren. Vier Striemen verliefen quer über ihre Wange und den Hals hinunter, als wären sie von Krallen geschlagen worden. Eng um den Hals geschlungen trug sie ein dunkelgrünes Halstuch, in dem die Kratzer verschwanden. Unter dem Ärmel ihrer Tunika konnte man einen Verband erkennen, der auch die Hälfte ihrer Hand bedeckte.


    Einen Augenblick lang starrte sie Mira aus ihren irritierend hellen Augen an, ein Lächeln hob ihren linken Mundwinkel, was sie aber keinesfalls freundlicher aussehen ließ. Das hatte sie wohl auch von Lamask gelernt.


    "Was willst du hier? Gerion ist nicht da."


    sagte sie.

  • Sie schaute in Richtung des schabenden Geräuschs und verfolgte die Gestalt die neben ihr landete.
    Wenig begeistert erkannte sie Diana in der Gestallt. Was hatte diese Person nur für ein Problem?


    "Warten!", war die knappe Antwort die Mira ihr mit freundlichem Lächeln gab.


    "Du siehst heute ja besonders hübsch aus", fügte sie mit leicht spöttischer Stimme, die so garnicht zu dem Lächeln passen wollte, hinzu.