Das Gebäude der Späher

  • Im Gang etwa zwei Meter von der Tür entfernt stand eine junge, dunkelhaarige Frau. Isabell konnte sie auf kaum 18 Jahre schätzen. In dem Dämmerlicht, das von der Tür hinein und von dem dahinter liegenden Raum hinaus fiel, wirkte ihre Haut unnatürlich blass. Sie war gekleidet in ein eng anliegendes braunes Lederwams und ebensolche Hosen. Die Kapuze einer grünen Gugel war zurück gelegt, so dass man glattes, aber kurzes schwarzes Haar sehen konnte. Ihre Statur war schmal, fast zart, aber ihren Bewegungen konnte man eine nicht zu unterschätzende Kraft ansehen, die nur durch jahrelanges, unermüdliches Training erworben werden konnte.
    Hinter ihrer Hüfte ragte das Heft eines beachtlichen Haumessers hervor.
    Wie in der Bewegung erstarrt stand sie im Gang und schaute Isabell aus unergründlichen grauen Augen an ohne etwas zu sagen.

  • Isabell war mittlerweile ganz durch die Tür gekommen. Sie musterte für eine Sekunde die junge Frau die vor ihr Stand und atmete innerlich auf das an ihrere Stelle nicht Lamask stand. Trotz des großen Messers an ihrer Hüfte war ihr im Moment ihre Anwesenheit lieber als die seine. Sie lächelte freundlich.


    "Hallo. Ich wollte mal schauen ob Gerion da ist."

  • Isabell entspannte sich. Aus irgendeinem Grund war ihr die junge Frau sympatisch, so frech wie sie nun vor ihr stand.


    "Ich frage das - Isabell Bruchwald."


    Sie strich sich die Strähnen aus dem Gesicht hinters Ohr.


    "Und mit wem habe ich das Vergnügen?"

  • Diana schob die Unterlippe vor.


    "Sei froh, dass Lamask dich nicht erwischt, wie du hier einfach rein marschierst. Der findet sowas gar nicht lustig."


    Sie war Isabell einen abschätzenden Blick zu und machte keine Anstalten ihr die Hand zu geben.


    "Ich bin Diana Fährtensucher."


    Ihr Vater hieß Bäcker und war Bäcker. So hielt sie es nur für recht und billig, wenn sie sich Fährtensucher nannte, denn das war ja ihr Beruf.


    "Gerion ist nicht da."


    In der Entgegnung schwang ein latentes "Was hast du überhaupt mit ihm zu schaffen?" mit.

  • Isabell notierte sich gedanklich, das Späher im Allgemeinen wohl ein kleines Völkchen für sich waren. Und um das nächste Mal jeden Ärger vorzubeugen, würde sie höflich vorher Anklopfen und warten, das man ihr die Tür öffnete. Vorrausgesetzt es gab ein nächstes Mal.


    "Tja, schade das er nicht da ist. Hätte ihn gerne gesehen"


    Sie war enttäuscht, auch wenn sie eigentlich damit gerechnet hatte. Vor Diana allerdings ließ sie sich nichts anmerken. Ihr Unterton bei ihrem letzten Satz war Isabell natürlich nicht entgangen. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen


    "Wenn du ihn zufällig siehst, kannst du ihm ja sagen das ich hier war."

  • "Danke schön"


    Isabell konnte endlich das Grinsen unterdrücken und lächelte wieder höflich.


    "Dann werde ich auch schon wieder gehen und dich nicht weiter stören. Schönen Tag dir noch"


    Sie drehte sich um und verließ das Gebäude.
    Draußen angekommen stand sie etwas unschlüssig da. Auf ihrer Liste stand jetzt nur noch Niro und sie hatte keine Ahnung wo sie ihn hier finden konnte. Vorrausgesetzt es war in der Stadt. Sie konnte sich wieder durchfragen, aber wenn sie ehrlich war, hatte sie im Moment wenig Lust dazu. Vielleicht wollte sie aber auch die Angelegnheit verschieben, damit sie einen Grund hatte hier in der Stadt zu bleiben. Denn wenn ihre Aufgabe hier erfüllt war, sollte sie sich weiter auf die Suche nach ihrem Bruder machen. Traurig senkte sie ihren Kopf und der Wind wirbelte durch ihre Haare. Sie hatte keine Ahnung wo sie ihren Bruder noch suchen sollte. So lange war sie unterwegs und hatte nicht mal einen witzigen Anhaltspunkt gefunden. Isabell wischte sich die Träne weg, die still und leise ihre Wange hinunter gerollt war. Vielleicht sollte sie auf ihren ältesten Bruder hören. "Das ist alles Zeitverschwendung. Wenn ihm irgendwas an uns liegt, dann wäre er hier schon längst vorbei gekommen oder hätte wenigstes geschrieben", hatte er gesagt. Den Gedanken, das er vielleicht tot sein könnte, sprach niemand aus. Und das war es, was sie hoffen ließ.
    Gedankenverlohren war sie einfach losgelaufen und ihre Beine trugen sie in Richtung des Dorfplatzes.

  • Später - viel später. Wir schreiben den 3. Mond des Jahres 411 n.Dj.


    Ein kleiner Junge klopft an der Tür des Spähergebäudes.


    "Hallo?" ruft er etwas zögerlich


    "Hallo? Ich suche einen...Gerion Felshang...hallooooohoooo!"

  • Gerion langweilte sich gerade und schälte sich einen runzligen Winterapfel, den er auf dem Markt gekauft hatet.


    Als er den Jungen hörte wurde er neugierig, stand auf und ging zu Tür.


    Lamask der auf dem Weg dahin war, winkte er nur ab.


    "Schon gut ich geh schon, is ja eh für mich."


    Gerion öffnette die Tür.


    "Ja ?"

  • "Ja der und kein anderer."


    Gerion wurde etwas misstrauisch, eigentlich hatte er mit nichts zu schaffen, was so vertraulich war. Er hielt sich bewusst aus solchen Dingen raus oder zumindest versuchte er sowas zu vermeiden.

  • Der Junge nickte


    "Gut. Dann soll ich euch das hier geben. Und ich soll keinen Lohn von euch nehmen, den hab' ich nämlich schon gekriegt."


    Er hielt Gerion einen gefalteten Brief hin, der mit ein paar Tropfen Wachs verschlossen war.


    "Das war's auch schon, Herr Felshang."

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • "Danke , Kleiner. Mögen die Vögel dich begleiten und die Götter stehts auf dich hinab lächeln."


    Gerion war so in Gedanken versunken, dass er garnicht bemerkt hatte, wie er die Abschiedsformel aussprach, die er aus seiner heimat kannte. Ungläubig blickte er den Brief an und wartette, bis der Junge weg war. Dann wante er den Blick in die Unterkunft.


    "Lamask, ich geh mir mal die Beine vertretten."


    -->Dorfplatz

  • Ein Aushang, versehen mit einer Zeichnung



    KAMERAD VERMISST


    Vermisst wird seit einigen Tagen der Gardist Konrad Mühren. Als besonderes Merkmal gilt, dass dem Manne nur eine Fortbewegung auf Krücken möglich ist. Dies rührt von einer Verwundung im Rahmen der Erkundung der Friedensinsel Lodur her. Kamerad Konrad bat kurz vor seinem Verschwinden um eine Beurlaubung auf unbestimmte Zeit, diesem Antrag wurde stattgegeben. Jedoch kehrte er seitdem nicht in die Unterkunft zurück.


    Diverse Aushänge wurden in Renascân verteilt, die Bürger wurden angewiesen, sich für sachdienliche Hinweise an die Garde zu wenden.


    gez.
    Ambrosio Fusté, Sergeant der Garde"


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  • Das Haus der Späher. Da war sie nun. Mira wusste nicht so recht wie sie sich fühlte. Einerseits freute sie sich Gerion wieder zu sehen. Andererseits war sie nicht sicher wie es werden würde. Sie hatte ihn seit ihrer Rückkehr nach Renascân nicht mehr gesehen. Wie würde es werden, hier in der vertrauten Umgebung.


    Mira öffnet langsam die Tür.


    "Gerion, bist du da?", ruft sie etwas zögernt ins Haus hinein.

  • Recht direkt hinter der Tür steht eine junge Frau, eher noch ein Mädchen. Sie hat ein hübsches Gesicht, ist jedoch in die Kleidung der Späher gehüllt. Dass sie den Blick ihrer stechenden Augen auch zu ihrem Vorteil einsetzen könnte, weiß sie wohl noch nicht.


    "Ah. Besucher."


    sagt sie mehr wie eine Feststellung als Frage. Sie fragt sich gerade wirklich, ob Gerion hinten sein mag, möglicherweise durch die Hintertür hinein geschlüpft. Sie legt den Kopf mit dem igeligen schwarzen Haar leicht schief und schaut Mira abwartend an. Und wartet darauf, ob sie von ihrem Mentor möglicherweise unterbrochen wird.

  • Mira lächelt der jungen Frau zu, als sie sie hinter der Tür sieht.


    "Hallo, ich suche Gerion. Weißt du, ob er da ist?", fragt sie die junge Frau freundlich.


    "Ich bin übrigens Mira." stellt sie sich anschließend vor.
    "Wie heißt du?"