Das Gebäude der Späher

  • Mira schüttete ein Schluck des heißen Wassers in den Eimer, schwenkte diesen aus und schütte das Wasser weg. Anschliesend füllte sie den Eimer erneut und ging damit zu der Bank rüber.


    "Setz dich", meinte sie dann zu Diana, als das Wasser soweit abgekühlt war, dass sie es nutzen konnte.

  • Diana tat, wie ihr geheißen war. Mit zwei Fingern drückte sie an den Bisswunden herum. Sofort sickerte Eiter aus den verkrusteten Stellen.


    "*******." sagte sie mit Inbrunst, weil sie genau wusste, dass das nicht gut war.


    Die deutliche Schwellung des Unterarms ließ vermuten, dass nicht nur der direkte Umkreis der Bisse betroffen war. Diana schluckte und warf Mira einen zweifelnden Blick zu.


    "Nicht gut?" fragte sie mehr als Feststellung als als Frage.

  • "Ich habe schon schlimmeres gesehen", meint sie lächelnd. "Das ist doch nur ein Kratzer.", fügt sie hinzu, um Diana zu beruhigen.


    Vorsichtig nimmt sie Dianas Arm und lässt ihn eine Zeit lang in dem Wasser einweichen und beginnt den Schorf von der Wund zu lösen. Anschließend säubert sie die Wunde und entfernt den Eiter, während sich das Wasser im Eimer immer mehr verfärbt. Zwischendurch wirft sie Diana immer wieder Blicke zu um zu sehen wie es ihr geht und bewundert heimlich, mit welcher Selbstbeherrschung Diana die schmerzhafte Prozedur über sich ergehen lässt.


    Als Mira fertig ist, zieht sie Dianas Arm wieder aus dem Eimer und begutachtet die Wunden kritisch. Sie spült sie noch einmal mit frischem Wasser aus ihrem Wasserschlauch aus und unterzieht sie erneut einer Prüfung. Dann benetzt sie sie vorsichtig mit Ellyriswasser.


    Als sie Dianas Gesicht ablesen kann, wie der brennende Schmerz langsam nachlässt, nickt sie ihr aufmunternd zu.


    "Das Schlimmste hast du überstanden."


    Zum Schluss bedeckt Mira die Wunden vorsichtig mit einer Kräuterpaste, die einerseits angenehm kühlend wirkt und außerdem den Heilungsprozess verbessern soll. Gekonnt wickelt sie einen sauberen Verband um den Arm.


    "Fertig! Wenn der Arm morgen wieder so heiß und geschwollen ist, musst du unbedingt nochmal zu uns Heilern kommen. Es gibt ja auch noch andere als mich. Oder wenn du die anderen Gardeheiler auch so wenig magst wie mich, dann kannst du auch ins Hospital gehen. Aber geh auf jeden Fall. Immerhin möchtest du deine Hand ja behalten. Wahrscheinlich wird das aber nichtmehr nötig sein. Ich lass dir die Kräuterpaste da. Lass dir den Verband morgen nochmal von jemanem wechseln und wenn der Arm nicht mehr so heiß und geschwollen ist, einfach die Paste auftragen, neuer Verband drum und alles sollte gut werden."

  • Diana schaute Mira mürrisch an. Sie hatte grundsätzlich ja nichts gegen die Gardeheiler an sich. Aber Mira....


    "Wird schon gehen." brummte sie und nach einigen langen Augenblicken der Stille setzte sie noch ein verspätetes "Danke." hinterher.


    Probeweise versuchte sie ihren Arm zu beugen und stellte fest, dass der Verband recht stramm saß. Nicht unangenehm stramm, aber so würde sie nicht klettern können, wie es ihre Gewohnheit war.

  • Mira überlegte kurz, ob sie noch etwas zu dem Geschehenen sagen soll, entscheidet sich dann aber dagegen. An Dianas Stimme und Gesichtsausdruckt merkt sie, dass ihre kleine Waffenruhe zu Ende war.


    Sie räumt die Sachen noch ein wenig zusammen, dann steht sie auf.


    "Ich geh dann mal. Würdest du Gerion vieleicht... ach vergiss es wieder."

  • Einem Reflex folgend, wollte Diana die Arme verschränken, was der Verband aber nicht zuließ. Also funkelte sie Mira nur an.


    "Weißt du was?"


    spie sie dann hervor.


    "Mach doch was du willst."


    Mit diesen Worten sprang sie auf und machte sich drauf und dran den Raum schnellen Schrittes zu verlassen.

  • Gerion stapfte immer noch mürrisch in das Gebäude. Zielstrebig ging er zur Stube, setzte sich in einen Stuhl und legte die Beine auf den Tisch, dann hob er den Kopf in den Nacken und atmette schwer aus.

  • Narvi lugte im Türrahmen des Gebäudes stehend verächtlich ins Innere. Erst vor wenigen Wochen war sie hierher umquartiert worden. Frederico hatte etwas von "Fehleinschätzung" und "Nicht seine Schuld, dass die ihre Arbeit nicht beherrschen" gemurmelt und sie aus dem Wachgebäude der Unterstadt gescheucht. Seit Jahren war sie dort untergekommen. Jetzt, nachdem sie vermehrt als Späher anstatt nur als Bogenschütze eingesetzt wurde, musste sie "umsiedeln". Sie musste sich erstmal umgewöhnen jetzt hier ihre Stube zu haben. "Ich finde eher das spricht für meine Vielseitigkeit" redete sie sich zu, um ihre Stimmung zu heben und betrat das Gebäude.

  • Sie verschloss hinter sich die Tür des Schlafsaals, hängte ihre Ausrüstung an die Wand nahe ihrer Pritsche, streifte die Stiefel ab, legte den Gürtel und die Tunika beiseite und rieb sich den Schweiß mit einem nassen Lappen aus einem Wassereimer ab. Dann zog sie sich wieder an und kramte aus einer verschlossenen Truhe unter ihrer Pritsche eine kleine Metalldose und einen Verband. Sie fuhr mit ihrem rechten Daumen kurz über den klebrigen Inhalt der Dose, leckte ihn ab und erschauderte mit zusammengepresten Augen. Als die Reaktion vorüber war, nahm sie eine weitere Metalldose heraus mit grünlichem Inhalt und salbte ihre Wunde an der linken Hand ein. Das Brennen dabei war zur Routine geworden und interessierte sie kaum. Dann atmete sie durch...und griff nach einer kleinen Phiole. Erst kürzlich hatte sie die verarbeiteten Kräuter geerntet und war nun gespannt auf das Ergebnis ihres Versuchs. Sie träufelte vorsichtig einige Tropfen der Flüssigkeit auf die verschorfte Haut in ihrer Handfläche und wartete. Angespannt atmete sie durch, schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihren Körper, so dass sie jede Veränderung spürte. Nichts...Als sie eine Weile so gesessen hatte und schon frustriert die Phiole in den Wassereimer schütten wollte, durchfuhr es sie eisig. Ein gefühlter "Blitz aus Eis" zog sich aus ihrer Handfläche ihren Arm hoch bis in ihren Kopf. Sie bekam Gänsehaut und der Schorf in ihrer Hand wölbte sich gläsern und zog sich zusammen. es schmerzte bis ins Mark, als habe sie sich die Hand durchstochen. Narvi schrie auf und krümmte ihren Oberkörper über die verletzte Hand, die in ihrem Schoß lag. Sie begann zu zittern und verlor die Konzentration, um weiter auf das Aussehen der Wunde zu achten. Kurz wurde ihr schlecht, dann wurde ihr kurz heiß und ihr Körper begann sich fast wie zuvor anzufühlen - mit einer Ausnahme. Die Stelle, an der die Wunde saß, zog leicht. Als sie die Augen aufschlug und sich alls besah, war in ihrer Handfläche eine verkleinerte Wundstelle zu sehen. Der Schorf war durch eine hellere Hautschicht ersetzt, die leicht glitzerte, wenn man sie ins Licht hielt. "Genial!" Sie sprang auf


    Jawolll!!!!!!!!!!!!!! Hahahaaa!!!! Glücklich besah sie sich ihr Werk. Und erschauderte abermals.

  • Narvi machte sich bereit zum Zaunkönig zu gehen. Bald war es an der Zeit aufzubrechen. Sie grinste leicht im Stillen, als sie die Verbände abkochen und trocknen konnte, weil sie keinen mehr benötigte. Immer mal hob sie die Hand, spreizte die Finger und bewunderte die leicht glitzernde breite Naht. Alsbald machte sie sich auf zum Zaunkönig.

  • --> vom Dorfplatz kommend


    "So schnell kann sich die WIndrichtung drehen" sinnierte sie vor sich hin und wäre fast ganz gedankenverloren beim Gebäude vorbei gelaufen. Sie warf sich auf ihre Pritsche und starrte lange an die Decke. Sie hörte Schritte im Gebäude und fragte sich zu wem sie gehörten. "Finlay? Wohl kaum..." Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit warf sie sich ihren Mantel sowie ihr Fell über und lief zielstrebig zum Südtor der Oberstadt hinaus am Waldrand entlang .

  • Miras Kopf fühlt sich matschig an. Es war doch zu viel Met am vorabend gewesen. Ihr Dienst beginnt erst am Mittag, daher möchte sie die Zeit nutzen und mit Gerion sprechen.


    Die Tür des Gebäudes der Späher steht offen. Mira atmet nocheinmal tief durch und betritt dann das Gebäude, in der Hoffnung Lamask nicht über den Weg zu laufen. Auch auf Diana kann sie heute verzicheten.


    "Gerion, bist du da?", ruft sie als sie im Haus drinnen steht.

  • Es rumpelte und etwas Hölzernes fiel zu boden, gleichzeitig jedoch ertönte ein "Jahaaa" aus dem inneren, was stark nach Gerion klang.


    "Ich bin in der Küche." Rief er Richtung Tür und meinte den Gruppenraum mit dem Ofen.

  • Mira haucht Gerion einen Kuss auf die Wange.


    "Ich sehe du machst gerade Wasser!", stellt sie grinsend fest.


    Sie schaute kurz ins Feuer. Dann schaute sie Gerion an.


    "Ich habe dich gestern auf den Übungsplätzen gesehen. Was war denn los mit dir? Geht es dir gut?"

  • Gerion seufzte. "Ach ich war schlecht gelaunt, da hab ich halt alles daneben gesemmelt, doch nach dem ruhigen Tag gestern und ner ausgiebeigen Mütze Schlaf gings wieder."


    Er zupfte einige Minblätter von einem Bündel an der Wand, stopfte sie in einen Krug und goss einen tee auf.


    "Aber sag mal, wer ist den dieder Finley genau ? Und woher kennst den denn so gut ?

  • Eine andere Frau, wäre bei der Frage vielleicht stutzig geworden. Nicht aber Mira.


    "Finlay? Den habe ich in Weltenwacht kennen gelernt,", erzählt sie daher gut gelaunt, "zusammen mit den anderen Ay'Neil. Sie hatten ihr Lager in der Nähe von uns. Wir haben zusammen gefeiert und zusammen gekämpft, also habe ich sie auch versorgt. Du weißt ja wie das ist. Den hohen Herrn Evan musste ich ganzschön oft nähen. Der sah manchmal fast aus wie ein Igel. Der hatte es mit den Pfeilen. Aber natürlich auch die anderen. Finlay zum Beispiel hatte nen fiesen Kehlschnitt. Das war ganzschön knapp. Aber wie du siehst es geht allen gut.", meint sie strahlend.