Das Gebäude der Späher

  • Endlich! Endlich weg hier!


    Finlay wirkt sichtlich erleichtert über Narvis ankunft. Sein Blick streift über die Szenerie, während er den letzten Schluck aus seinem Teebecher nimmt und bleibt schließlich auf dem Apfel in Narvis Hand ruhen. Er grinst und erhebt sich.


    "Ja... lassen wir Gerüchte erstma' Gerüchte sein und gehn vor die Tür...", spricht er an Narvi gerichtet und setzt dann mehr zu sich selbst fort, "... alles besser als hier"


    Er stellt den Becher ab und macht sich auf den Weg nach draußen. Über die Schulter hinweg gerichtet verabschiedet er sich.


    "Danke nochmal für die Gastfreundschaft Lamask.... es war mir ein Vergnügen, Lamask!"


    Am Ar***

  • Lamask schaute Narvi und Finlay nach, wie sie das Haus verließen. Dann nahm er einen Schluck Tee und zuckte kopfschüttelnd mit den Schultern


    "Komischer Kerl. Mag keine Pfefferminze."

  • Narvi biss vom Apfel ab und schmatzte verabschiedete sich mit einem Wink von den anderen.


    Auf bald und danke, dass ihr meinen Gast willkommen geheißen habt! Ihr habt euch wunderbar benommen! Ein lehrerhafter Tonfall wie bei einer Benotung und ein gewisser Schalk rangen in ihrer Stimmlage.


    Sie läcelte Finlay an und nickte mit ihrem Kopf zum Ausgang hinter sich. Na dann los. Beim Rausgehen besah sie ihn etwas genauer, denn er schien noch gemartert vom letzten Abend zu sein. Und wie geht es dir?

  • Draußen angekommen setzt Finlay rasch einen Fuß vor den Anderen, um etwas Abstand zum Gebäude der Späher zu bekommen.


    Bloß weg hier...


    Nach ein paar Schritten bleibt er stehen und dreht sich zu Narvi um.


    Wies mir geht?! Ich dacht die Irren hät ich in Alba gelassen!


    Die letzten Augenblicke stehen ihm immer noch ins Gesicht geschrieben und er braucht etwas, um sich zu beruhigen.


    "Ach.... ganz gut soweit.... sag ma, was war das denn gerade?! Ich hoff doch mal, dass das bei euch Spähern nicht als normal gilt!"

  • Narvi blickte ihn bedauernd an. "Ne, das is nur so, wenn Wildfremde ins Haus kommen."


    Haben sie dich so eingeschüchtert? Das tut mir Leid. Also ich komme gut mit ihnen klar, aber mich kennen sie länger...du musst verstehn...sie haben viel erlebt und sind es -wissen die Götter- nicht gewohnt Besuch zu bekommen. Narvi lehnte sich an ihn und flüsterte zu ihm, so dass er ihre Schulter an sich spürte Unter uns: Die beiden sind auch nicht so sehr...sagen wir mal....geübt darin neuen Leuten zu begegnen.


    Sie wandte sich wieder ab und biss vom Apfel ab, den Blick zu Finlay gerichtet.

  • Finlay blickt zu Narvi und mustert diese, als sie mit ihm spricht.


    "Eingeschüchtert?.... eher zur Weißglut getrieben.... Manche Leute haben da wohl nen Talent für....oder eher Keins, wenns ums Kennenlernen geht, aber naja. Werden wohl ihre Gründe haben", er hält kurz inne und sammelt sich etwas, "...sag mal, kann man sich hier irgendwo hinsetzen, oder kennst du nen anderen Platz?"


    Finlay wirkt noch etwas müde und erschöpft vom letzten Abend. Seine Augen sind leicht gerötet und zwinkern öfter als normal. Dennoch lächelt er schließlich und wirkt sichtlich erleichtert, aus dem Haus der Späher herausgekommen zu sein, bevor irgendwelche Dummheiten passiert sind.


    Dank den Göttern.... ich hät mir ungern noch ne Predigt von Godwine anhören müssen

  • Narvi tadelte zwinkert Diana und Lamarsk, als sie wieder im Gebäude der Späher auf beide traf. "Den armen Finlay so zu empfangen...ihr Bösen!" Sie grinste und ging ihrer Wege, zog sich endlich mal mehr an und fühlte sich gleich wohler in ihrer vollen Montur. Pfeil und Bogen ließ sie in der Kammer und ging mit Gardeknüppel und Kurzschwert los.

  • Kritisch beäugte sie das kleine Federknäul. Naja, eigentlich war es mehr ein hässlicher, nackter Haufen mit ein paar borstigen Federn und einem Schnabel. Grade geschlüpft und schon bettelnd. "Das aus dir mal ein schöner, stolzer Falke wird, kann man kaum glauben", sagte sie zu dem Küken, während sie eine Schale mit Stroh und Stoff polsterte und anschließend das fiepende Küken hinensetze. Dann nahm sie ein Messer, fischte aus einem Beutel ein totes Erdgansküken und begann es in kleine Stücke zu schnelden.
    "Dein Futter ist fast hübscher als du", tadelte sie das Falkenküken, während sie es mit den Fleischstückchen fütterte.
    Zufrieden schaute sie zu wie das Küken fraß. "Du brauchst noch einen Namen!", fügte sie hinzu. Alle Namen die ihr bei dem Aussehen des Küken einfielen, verwarf sie schnell wieder. Schließlich entschied sie sich für Valur.

  • Auf dem Weg zum Gebäude der Späher hält Emma Ausschau nach Narvi, doch sie trifft sie nicht.
    Schade, denkt sie, dann muss ich doch beim Spähergebäude nachfragen, ob sie da ist.
    Beim Gebäude angekommen, sieht sie sich noch einmal um, doch niemand ist da. Sie zuckt etwas frustriert die Schultern und klopft schließlich an die Türe.

  • Emma hört zunächst erleichtert, dass sich drinnen etwas tut. Doch dann schaut sie irritiert auf die Tür, die lediglich einen kleinen Spalt geöffnet ist.


    "Guten Abend? Ich suche nach Narvi!", ruft sie etwas zögerlich in den Spalt.

  • Eine Hummel (ein Naturgelehrter hätte sie als Bombus terrestris erkannt und zu einem kleinen Vortrag angehoben...) summt heran und inspiziert am oberen Ende der Tür den Spalt, der sich da gerade aufgetan hatte. Offenbar hält sie ihn für nicht lohnenswert, also dreht sie wieder ab und fliegt davon. Die Tür rührt sich nicht, und aus dem Inneren des Gebäudes kommen weder Geräusche, noch eine von Emma erhoffte Antwort. Als das Hummelsummen verklungen ist herrscht Stille.

  • Na wunderbar, denkt sich Emma. Wenn das ein Scherz sein sollte, fand sie ihn nicht sehr lustig. Sie ist sich sicher, dass sie drinnen jemanden gehört hat. Sie hatte schon gehört, dass ein paar der Leute hier recht wunderlich sein sollten, hatte das aber immer auf die Tatsache geschoben, dass Späher viel Zeit draußen verbrachten, was für die Stadtbevölkerung manchmal seltsam war.


    "Ist jemand da?", ruft sie noch einmal und schaut zweifelnd auf die Tür. Dann gibt sie sich einen Ruck und schiebt die Tür auf, ohne jedoch einen Schritt nach vorn in Richtung des Hauses zu machen.

  • Direkt gegenüber der Tür, auf einer Treppe nach oben, saß ein Mann mit langen dunklen Haaren. Er trug einfache Kleidung in gedeckten Farben. Dabei saß er genau auf der Höhe, dass er mit seinen hellen graugrünen Augen Emma direkt ins Gesicht schauen konnte - was er mit einem leicht schiefen Grinsen auch tat. Er starrte Emma geradezu an, und sie hatte das Gefühl, als würde sie dieser Blick treffen wie ein Schlag, dem sie nicht ausweichen konnte. Er sagte kein Wort. Nur dieser Blick und das leicht schiefe Grinsen.

  • Wie angewurzelt steht Emma da und eine Gänsehaut breitet sich langsam über ihren ganzen Körper aus. Sie kann nicht wegsehen, so starr ist der Blick dieses seltsamen Mannes. Seine Augen scheinen sie nicht nur anzusehen, sondern in sie hineinzublicken. Einen langen Moment hält er sie gefangen. Dann steigert sich die Gänsehaut zu einem derartigen kribbeln, dass ein leichtes Schütteln ihren Körper durchläuft und sie kurz die Aufmerksamkeit von dem stechenden Blick abwenden kann. Sie mustert den Rest des Mannes, seine Statur, die Kleidung, die langen Haare und das Grinsen, dass überhaupt nicht zu der regungslosen Gestalt passt und zu den Augen...Da, Emma sieht wieder in diese Augen und schon wieder erstarrt sie zur Salzsäule. Sie spürt wie ihr Herzschlag sich beschleunigt und ihre Muskeln sich anspannen. Irgendwann hält sie es nicht mehr aus und senkt den Blick ruckartig zu Boden, wobei sie sich leicht zur Seite dreht. Sie möchte etwas sagen, doch sie weiß nicht mehr was. Auch ohne hinzusehen spürt sie die Augen des Fremden auf sich. Starr steht sie da und spürt ihr Herz aufgeregt im Brustkorb pochen.

  • In Emmas Blickfeld auf dem Boden springt ein gekrümmter Holzspan. Dann noch einer. Und dann noch einer. Der Mann auf der Treppe hat in der rechten Hand ein Messer und fuhrwerkt damit an einem Stück Holz herum, das er in der anderen Hand umklammert hält. Allerdings starrt er weiterhin Emma an, ohne auch nur für einen Moment seine Schnitzerei - falls es überhaupt eine war - eines Blickes zu würdigen. Als er seinen Kopf leicht zur Seite neigt rutscht ihm eine Haarsträhne ins Gesicht. Weiterhin grinst er. Er sitzt einfach da, grinst, starrt, und schnitzt hin und wieder einen Span vom Holz herunter.

  • Fieberhaft überlegt Emma, was sie tun soll: Wie ein verschrecktes Huhn davonlaufen, oder bleiben? Aber wieso bleiben? Was hatte sie noch gleich in diese Lage gebracht? Ein Holzspan springt in ihr Blickfeld und zieht Emmas Aufmerksamkeit auf sich. Das Geräusch von Metall auf Holz ist zu hören und sie denkt an ein Messer, das beflissentlich ein Stück Holz bearbeitet. Nur ein Stück Holz. Da ist nichts Gefährliches dran. Nur ein Stück Holz bearbeiten, wiederholt sie im Kopf immer wieder. Das hilft ihr, ihre Gedanken zu ordnen.
    Ihr fallen die Zettel in ihrer Tasche wieder ein.
    Ach ja, das Rätsel um die Papierfetztennachricht! Die Neugier schafft es schließlich, die Angst ein Stück zu verdrängen, um der Entschlossenheit einen Platz einzuräumen. Zumindest einen Kleinen.
    Sie räuspert sich und wiederholt noch einmal ihr Anliegen, ohne den Blick von der Holzspäne zu heben.



    "Ich suche Narvi. Ist sie hier?"

  • Es vergehen quälend lange Sekunden, ehe der Mann den Kopf bewegt, indem er ihn zur anderen Seite neigt.


    "Aha." raunzt er schließlich. "Die 'Ich' sucht also Narvi. Und wer ist 'Ich' "?


    Er schnitzt weiter, er grinst weiter, er starrt weiter. Ein weiterer Holzspan fliegt vor Emmas Füße. Dann noch einer.