Beitrag 3

  • Aus der erleuchteten Taverne hörte man an diesem Abend lautes Gelächter und Musik. Wer jedoch in dieser Nacht zum "Drachenkrug", so lautete der Name der Taverne, ging, war sehr erstaunt. Die meisten Männer hatten sich in einen Stuhlkreis, der mehr an ein Oval erinnerte, gesetzt und hörten einem Mann zu. Nur in der anderen Ecke fand man einige Tavernenbarden und Männer, die lieber dem Ruf des Gerstensafts zuhörten. Der Mann, dem die Männer zuhörten, war ziemlich groß und hatte braunes, wildes Haar. Sein Name war Arsa. Er trug einen schwarzen Umhang und an seinem Gürtel hing eine Schwertscheide. Der Knauf des dazu gehörigen Schwertes besaß die Form eines Drachenschädels in goldener Farbe.


    In diesem Augenblick betrat Ferdinand die Taverne. Ferdinand war ein 15 Jahre alter Knabe, der als Bäckerslehrling arbeitete. Ein roter Zopf hing an seinem Hinterkopf herunter.


    Ferdinand ging auf den Stuhlkreis zu schnappte sich einen in der Nähe stehenden Stuhl und setzte sich hinter einen alten Greis. Er hörte nun Arsa zu. "Als ich durch das Traumtor schritt,staunte Victorim nicht schlecht. Ich nahm mein Schwert und stieß es ihm in die Brust. Seitdem lebt das Strondtal in Ruhe und Frieden. Aber jetzt lasst uns den Bierkrug heben!," erzählte Arsa und hob wie gesagt seinen Krug. Von den Männer, die es ihm nachtaten, war ein "Lang lebe Arsa!", zu hören.


    Ferdinand tippte dem Alten auf die Schulter. Dieser drehte sich mit einem mürrischen, "Was wollt Ihr?" zu Ferdinand um. "Seid gegrüßt, weiser Mann. Könntet Ihr mein Gemüt erheitern und mir sagen, wer dieser Mann ist und was er hier treibt?" lautete die wohlbedachte Antwort Ferdinands. Der Greis hob erstaunt die Augenlieder und erklärte: "Dies ist Arsa, ein Drachenjäger und Held. Er erzählt, er habe viele Drachen und schwarze Magier getötet und wolle nun hier sich zur Ruhe setzten, wenn er sein letztes Abenteuer bestritten hätte." Dann drehte sich der Alte wieder zu Arsa und rief: "Erzählt doch von Euerer letzten Quest!" Arsa lächelte kurz. Ferdinand war sich nicht sicher ob er es als nettes oder hinterhältiges Lächeln deuten sollte. Arsa begann mit der Erzählung: "Die große Feuervogel-Bestie Ppolonis von der ich Euch erzählte, verlor bei der Flucht acht goldene Federn. Diese Federn sind nicht mit Silber zu bezahlen und man sagt sie hätten magische Fähigkeiten. Leider verlor ein Zauberer namens Finn fünf Federn. Er sammelte erst alle und dann wollte er sie mit einem Schiff in seine Heimatstadt fahren. Leider wurden er und sein Schiff vom Meer verschluckt. Eine Feder ist in Besitz einer Königsfamilie weit im Norden und eine laut Gerüchten in den Händen eines Elfenfürsten. Die dritte Feder allerdings soll in diesem Landabschnitt von einer mächtigen Kreatur bewacht werden. Zu meinen zahllosen Drachentrophäen besäße ich gerne diese Feder. Ich benötige jedoch noch Gefährten für diese Ehre versprechende Aufgabe. Wer sich mir anschließen will, muss sich jedoch einer Mutprobe unterziehen Diese wird morgen bei Sonnenuntergang am Rande der Stadt beginnen. Wer von euch könnte sich..." In diesem Moment flog ein Bierkrug nahe an Arsas Ohr vorbei. Dieser nahm jedoch sein Krug und warf in die Richtung, aus der der Krug geflogen kam. Leider traf er einen der Tavernenbarden und so entstand eine Bierkrugsschlacht. Ferdinand sah zu, dass er schnellstens aus der Taverne verschwand um nicht dem Wirt einen Krug ersetzen zu müssen. Draußen bemerkte er wie auch Arsa durch eine Hintertür verschwand.


    "Gestern irgendetwas besonderes in der Taverne gewesen?", mit diesen Worten weckte der Bäckermeister Solan seinen Lehrling. "Nein", antwortete Ferdinand "Und dass da ein Reisender namens Arsa war und Begleiter für sein Abenteuer sucht war Euch entgangen, oder? Ich selbst erfuhr das Mid, der Sohn des Bäckers Krämer, auch an dieser Reise teilnehmen will. Ihr müsst es diesem Mid und seinem Vater zeigen! Ich gebe Euch so viel Vorräte wie ihr braucht, doch kommt nicht ohne Ruhm wieder!", meinte der Meister. "Ich bin Bäcker, kein Kämpfer!", verteidigte Ferdinand sich. "Ihr werdet gehen...," flötete Solan und erzählte Ferdinand von Ruhm, Ehre, Reichtum, Liebe und Ansehen.


    "Ich fasse es nicht, dass ich zu dieser bescheuerten Mutprobe gehe, kein Mensch außer diesem Mid würde...," dachte Ferdinand, als er den Rand der Stadt erreichte und staunte nicht schlecht. Da standen fünfzig Leute leicht bewaffnet, schwer bewaffnet oder überhaupt nicht bewaffnet. Jetzt stellte sich ein alter Mann auf einen Felsen und verkündete laut: " Ich richte euch von Arsa aus, dass die ersten acht mutigen Männer die sein Haus in dem Silverfordwald finden, in die Reisegemeinschaft aufgenommen werden. Der Wald liegt drei Meilen nordwärts." Auf einmal bewegte sich alles. Einige gingen nochmals in die Stadt um entweder Ausrüstung zu holen oder aufzugeben. Ferdinand sah zufällig wie sich drei Gestalten in den Wald schlichen. Einer davon war Robin. Robin war ein fast fünfundzwanzigjähriger Waldläufer, der jede Abkürzung kannte. Ferdinand vertraute seinem Glück und versuchte den Waldläufern zu folgen. Ferdinand rannte durch den immer dunkler werdenden Wald und bekam langsam Seitenstechen, als sich einer der Waldläufer umdrehte. Er sah Ferdinand an nickte und rannte weiter. Ferdinand war sich sicher, dass er nun den Waldläufen folgen durfte und legte einen Zahn zu. Als sie das andere Ende des Stadtwäldchens erreichten, sah Ferdinand, weshalb die Abkürzung so gut war. Zwischen dem Wald und der Hauptstraße, von der Ferdinand wusste, das sie zum Silverfordwald führte, lag eine hügelige Landschaft, um welche die Straße einen Bogen machte. So waren die vier den direkten Weg gegangen. Sie liefen weiter. "So, nun erreichen wir den Silverfordwald. Wer sich nicht sicher bei der Sache ist, soll nun gehen," verkündete Robin feierlich. "Robin, Ihr seid verrückt bei Nacht von hier aus Euer Glück zu versuchen. Junger Herr, wenn Euch was an euerem Leben liegt geht auch nicht," meinten die Waldläufer zu Robin und Ferdinand. Die vier gerieten ins Schweigen und als Robin in Richtung Wald ging folgte Ferdinand ihm. Die beiden andern liefen in die Richtung der Hauptstraße.


    Am Fuße ihrer Hütte standen Arsa und Aklama. Das besondere an der Hütte war, dass sie ein Dach aus Drachenhaut besaß. Aklama war ein Zwerg, der Arsa begleitete. Die meisten Drachen hatte Aklama zwar getötet, aber nie den Ruhm dafür geerntet. Die beiden hatten eine Diskusion geführt, als zwei Leute auf die Hütte zugingen. Beide waren in schwarze Umhänge gehüllt und die Kapuzen waren tief ins Gesicht gezogen. Der einzige Unterschied war, dass einer der beiden drei kleine schimmernde Goldsterne an den Umhang gesteckt hatte. "Seid gegrüßt ich bin Freyal und dies ist Meister Sen`kal," sagte der ohne Sterne. "Gut, gut vier sind wir nun schon willkommen in der Gemeinschaft," begrüßte Arsa die Ankömmlinge.


    Kurz darauf folgten Robin und Ferdinand.


    Nach einigen Stunden war die Gemeinschaft vollständig. Arsa, der Drachentöter, Alkama, der Zwerg, Meister Sen`kal und sein Diener Freyal, Alvas, ein in braunen Umhang gehüllter Mann, der auch sein Gesicht nicht zeigen wollte, Robin, der Waldläufer, Ferdinand, der Bäckerslehrling, Mid, der Bäckerssohn, John der Söldner und Padrim der Mönch.


    Arsa bestimmte die Reiserute. Außer Aklama, Sen`kal, Freyal und Alvas unterhielten sich alle aus der Gemeinschaft gut. So kamen sie nach einer Woche in die Hafenstadt Harbourlesan, in der Arsa ein Schiff mietete. Nach fast zwei Wochen Schiffsfahrt erreichten sie eine Insel. Arsa erzählte, hier sei die goldene Feder versteckt und er würde gerne mit vier Leuten die Insel erkunden, während die andern ein Lager aufbauen sollten.


    Kurze Zeit später verließen Arsa, Robin, Sen`kal, Freyal der seinen Herren nicht alleine gehen lassen wollte und Alvas die Landestelle.


    Fleißig begannen die fünf übrigen das Schiff zu leeren. Nach einer langen Plagerei bezog John den Wachposten. Ferdinand sah sich um. Sie hatten einen Ring aus leeren Kisten gebaut und dabei einen Teil, der seiner Schätzung nach einen großen Schritt breit war, als Tor freigelassen. In dieser Barrikade standen mehrere Zelte. Gerade konnte Ferdinad beobachten wie Mid und Jozen ein Feuer entzündeten. "Lasst uns alle gemeinsam ans Feuer setzten und reden!" rief Padrim. Nachdem sich jeder es sich so bequem wie möglich auf dem Boden gemacht hatte sprach der Mönch: "Ich wollte, dass wir alle einmal miteinander reden. Und zwar nicht wie zuvor das jeder etwas von sich erzählt sondern wir reden über die Reise. Mit diesem Gespräch möchte ich eine Art Bannkreis gegen Zwiespalt ziehen." "Sehr weise ist unser Padrim," lobte John. "Ich mache den Anfang," meinte Parim. "Ich nehme an diesem Abenteurer teil um später die Feder in unserm Kloster aufstellen zu lassen, damit mehr Mannen zu Christen werden. Jedoch hoffe ich, das ich dies ohne einen Kampf erreiche, da Blutvergießen nach meinen Regeln eine Sünde ist." Padigrim warf einen Blick auf Alkama, der mit John am meisten beim Lageraufbau geleistet hatte. "Ich wandere seit Jahren mit Arsa in der Welt umher, obwohl er mich meistens um den Ruhm und die Ehre betrügt. Bei dieser Quest will ich vor ihm die Feder erlangen, um mehr Ansehen bei ihm zu erlangen", erzählte der Zwerg. "Was treibt einen Söldner in die Gefahr?, frag ich Euch. "Ich weiß es nicht," sagte John. Mid ergriff die Gelegenheit und machte weiter: "Ich muss mehr Ruhm erlangen als Ferdinand und sein Meister Solan."


    "Verzeiht aber ich wollte dieses Abenteuer nicht, bis mein Meister mich zum Sinneswandel zwang!," empörte sich Ferdinand.


    "Die Späher kommen!" rief Alkama. Tatsächlich liefen Arsa, Sen`kal und Alvas auf das Lager zu. Man konnte erkennen, dass Alvas am blutete und Sen`kel zog etwas Menschengroßes hinter sich her.


    "Verteidigt das Lager!", rief Arsa. John sprang auf und verteilte seine Waffen, so dass er ein Schwert, Mid einen Speer und Ferdinand eine Axt in der Hand hielten. Alkama besaß eigende Äxte Padrim verlangte nicht nach einer Waffe sondern kniete sich hin, faltete die Hände und betete.


    Währendessen hatten die Späher das Lager erreicht. Arsa zog sein Zweihandschwert. Jetzt konnte Ferdinand erkennen, dass Sen`kel nur noch den Leichnam von Freyal gezogen hatte. "Was ist mir Robin?" fragte John. "Auch tot! Jetzt passt auf, ich weiß nicht gegen was für Wesen wir kämpfen, aber sie sind mächtig. Wenn ich ein Zeichen gebe, begeben wir uns alle auf die Flucht, verstanden?", erklärte Arsa. Alvas nahm seinen Bogen und steckte einzelne Pfeile in den Boden.


    Jetzt kamen sie Zehn maskierte Menschenähnliche Geschöpfe die mit Bögen oder Schwertern auf das Lager der Reisenden zukamen. Ferdinand fiel auf, dass sie eigentlich keinen bedrohlichen Eindruck machten, wären da nicht die schwarzen Masken gewesen. "Es sind Elfen!", hörte man eine helle Stimme. Alle drehten sich um und sahen Sen`kal der gerade zum ersten Mal ein Wort sprach. "Woher wisst Ihr das?" wollte Arsa wissen, doch Sen`kal schüttelte den Kopf, als wolle er nicht weiter sprechen. Die Elfen erreichten das Lager und der Kampf begann. Ferdinand wollte sich auf einen Elfen stürzen, der mit einem langen Stab bewaffnet war, und rannte auf ihn zu. "Jetzt werde ich zum Helden!", dachte er. Jedoch wurde nichts daraus, denn der Elf hob den Stab und schlug ihn auf Ferdinands Kopf. Dieser wurde sofort ohnmächtig.


    Ferdinand wachte mit furchtbaren Kopfschmerzen auf. Er sah sich um und entdeckte Padrim, der sich über ihn gebückt hatte. "Er lebt!", rief der Mönch als er entdeckte, dass Ferdinand die Augen geöffnet hatte. "Was ist geschehen?", fragte Ferdinand. John kam herbei und setze sich zu Ferdinand. "Die Elfen schlugen immer weiter auf uns ein und töteten nach und nach unsere Freunde. Selbst Alkama hat es erwischt obwohl er zehn dieser verfluchten Süitzohren tötete. Nachdem Arsa und ich zu schlugen glaubten wir, wir hätten es geschafft. Doch da kam ein weiteres Dutzend Elfen. Mid wurde von einem Pfeil getötet und schließlich wie gesagt Alkama," erzählte der Söldner traurig. Ferdinand dachte nach und sagte: " Dann leben ja nur noch Arsa, Sen`kal, Alvas, Padrim, du und ich." "Verrat, rechne einen Elfen weniger!," knurrte John. " Sen`kal ist auch ein Elf und hat sich nach dem Kampf verdrückt", erklärte John, als er Ferdinands Verwirrung bemerkte. "Auf geht’s!", rief Arsa. "Könnt Ihr gehen? Wir wollen jetzt sehen, welchen Schaden die Elfen erlitten haben. Wenn wir Glück haben, finden wir die Feder und verschwinden," sagte der herbei kommende Padrim. "Es wird gehen müssen," antwortete Ferdinand dem Mönch.


    Nach etwa einer Stunde kamen die fünf an den Eingang einer Höhle. "Hier kamen gestern die Elfen heraus und hier ist auch die Feder," erzählte Arsa. Aus der Höhle kamen auf einmal Sen`kal und ein anderer Elf heraus. Der Elf trug ein purpurrotes Gewand und hielt in der Hand eine goldene Feder. "Stürzt euch auf ihn!" rief Arsa.


    Es ging alles sehr schnell. Arsa, Alvas und John stürzten sich auf den Elfen. John hielt die Feder in die Höhe. Ferdinand, der mit Padrim abseits stand hielt sich zurück und beide waren froh, dass es bis jetzt keine Toten gegeben hatte. Da fuhr Arsas Schwert durch den Schädel von John. Arsa schnappte sich die Feder und wollte nun die beiden Elfen töten, als ein Dutzend maskierter Elfen herbei trat und ihn entwaffneten. Nun nahm der Elf in Purpur die Feder und hob die Arme. "Magie, bündle deine Kraft in dieser Feder und vernichte den Dämon," rief er. Ferdinand konnte nicht glauben, was geschah. Arsas Körper wurde bleich, bis er nicht mehr zu sehen war. "Was um Himmels Willen war das?", fragte Padrim. "Ich bin Finn, ein Dämonenjäger. Schon seit ewiger Zeit vertreiben wir Elfen des Schattenwaldes die Dämonen, mit Hilfe von magischen Gegenständen. Ich muss um Vergebung bitten, weil so viele euerer Gefährten gestorben sind, doch der Dämon hatte sich hinter euch versteckt und so war es mir nicht möglich zu erahnen, wer er war. Könnt Ihr mir vergeben,?" sprach der Elf. Ferdinand fiel auf, dass sich auch die Feder in Luft aufgelöst hatte. Dann erinnerte er sich, dass Finn, der Elf war, der die andern fünf Federn besaß. Alvas sagte: "Nun, ich für meinen Teil vergebe euch und ich denke, dass es nun das Klügste wäre, die Insel zu verlassen." Die andern schlossen sich seiner Meinung an. Nun fuhren Alvas, Ferdinand, Finn, Sen`kal ,Padrim und die zwölf restlichen Elfen mit Hilfe des Schiffes aus Harbourles von der Insel. "Das ist ein glückliches Ende,", dachte sich Ferdinand und ging unter Deck um zu schlafen.


    Einige Wochen später kam Ferdinand in seiner Heimat an. Er hatte erst in die Bäckerstube gewollt, doch diese war geschlossen worden. Deshalb ging in die Taverne "Drachenkrug". Als er die Taverne betrat, kam ihm alles wieder normal vor. An diesem Abend erfuhr er, dass sein Meister Solan Pleite gegangen war. Dann erkannten einige ihn als Gefährten Arsas wieder und wollten, dass er von seinem Abenteuer berichtete. Ferdinand erzählte den Leuten alles und wurde schließlich zu einem ehrevollen Helden. Schon am nächsten Tag besuchte er den Mönch Padrim in dem Kloster außerhalb der Stadt. Ferdinand entschloss sich, dem Kloster beizutreten und erlebte mit Padrim noch ein schönes aber ruhiges Leben.