• Die Stadt der Dunkelheit, Sitz des N.I.D. und Zentrum der geheimen Künste der Nymbras


    Tief in den Schluchten des Krallengebirges lag diese Stadt in den Stein der Felswände gehauen noch besser verborgen als alle anderen Städte der Nymbras.
    Ihren Namen hatte sie von den dunklen, ebenfalls aus dem Stein gehauenen Straßen, die aufgrund der Felswände des Tales nie das reine Tageslicht sahen.
    Dunkel waren auch die Häuser, sich in die Felswände krallend oder unter der Erde aus dem nackten Gestein gemeißelt. Diese Stadt hätte jedem Zwergenvolk zur Ehre gereicht, wenn sie nicht das Werk nymbrischer Ingenieurskunst gewesen wäre.
    Einsam zogen die großen Vögel des Gebirges ihre Kreise in den Aufwinden des Tales und beäugten kritisch die Siedlung, welche selbst für sie schlecht zu sehen war, da die Schatten des Tages alles verbargen, was auf Leben in diesem Tal hingewiesen hätte.
    Man sah keine Straßen (die verliefen alle unterirdsch) oder viel begangene Wege. Alle Pfade zur Stadt hatten maximal die Breite eines Hirtenpfades und waren selbst von einem einzigen Kind gegen Eindringlinge zu verteidigen.
    Die Zugänge waren außerdem schwer bewacht, denn durch Öffnungen in den Felswänden, für das Auge unsichtbar, beobachteten die Schatten alles, was sich der Stadt, ihrer Stadt, näherte. Armeen, die jemals die Lage der Stadt erfahren würden, wären schon Meilen, bevor sie überhaupt deren Ausläufer erreicht hätten, komplett aufgeklärt.
    Ganze Felsmassive, die angeblich sicher und stabil standen, würden auf die Armeen herabstürzen, die alles für ein Donnergrollen haltet schon im nächsten Moment ihr wertloses Leben unter tausenden Tonnen Gestein aushauchen würden.
    Tag und Nacht späten wachsame Augen aus den Beobachtungsposten durch die Sehschlitze und von den Plattformen.
    Die Stadt wurde so gut geschützt, dass sie im Gegensatz zu den anderen Nymbra-Städten keinen regen Kontakt mit dem Umland hielt. Die Schüler und alle andere Personen des Umlandes halfen sich untereindander. Alles war so, als ob es in dieser Gegend kein Zentrum der nymbrischen Kultur gäbe.
    Unterirdische Gärten mit Pflanzenzüchtungen aller Art und Vieh, ebenfalls speziell für das Leben unter Tage gezüchtet, stellten die Versorgung der Stadt sicher. Wasser gab es aus hunderten Quellen massenhaft.
    Selbst wenn man fliegen könnte, würde man die Sommerweiden auf den Almen des Gebirges für das Vieh nicht finden. Dort saßen kleine Nymbras, bewachten als Hirten die ihnen anvertrauten Tiere und träumten gedankenverloren auf einem Stück in Minze eingelegter Menschenhaut kauend (dies war gut für das Zahnfleisch) vor sich hin. Tief in ihrem Innern hatte ein jeder den Wunsch, das zu sein was ihre Vormütter und -väter schon gewesen waren: Schatten! Schatten im Dienst des Nymbrischen Reiches!


    Sie hofften, die Prüfungen zu bestehen, sich ihrem Gott und ihrem Volk als würdig zu erweisen und ein Schatten zu werden.
    Das war Stadt der Dunkelheit.
    Hier meditierten die Meister des N.I.D. und hier lernten ihre Schüler den Weg zur Vervollkommnung ihrer Kräfte.


    Die Priester von Mar-Lot-Tor (von den Nymbras nur Nym-Shala genannt) beäugten teilweise mit Argwohn das Treiben in Ankh-Tor und hegten den Verdacht, dass dort eventuell ketzerisches Gedankengut sein Unwesen treibe.
    Doch die in Ankh-Tor ausgebildeten Nymbras hatten tausendfach ihre Loyalität gegenüber dem Nymbrischen Reich bewiesen und:
    Man brauchte sie!


    In diesen Zeiten musste Ankh-Tor zeigen, was es konnte und wenn es sich nach außen nur dadurch ausdrückte, dass alle Herbergen mit Flüchtlingen vor den plündernden und mordenden Banden des Fürsten aus Gerund belegt waren.
    Die Nachrichten aus den westlichen Ausläufern des Krallengebirges klangen alles andere als beruhigend.



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    Hastig, das Gesicht mit einem lila Tuch verhüllt, eilte Kakra-Tas durch die Straßen der Stadt.
    In den Herbergen drängten sich Flüchtlinge aus dem Westen des Hauptsiedlungsgebietes der Nymbras, teilweise hatte man schon begonnen, in den Randbereichen der Stadt, Zelte auf den Straßen aufzubauen. Heiler kontrollierten den hygienischen Zustand der Notunterkünfte, da man auch in dieser Hinsicht den Opferrassen weit voraus war. Nur ein gesunder, kampffähiger Nymbra konnte Opfer für seinen Gott finden und töten! Also tat man alles, um die Lage der Flüchtlinge in jeder Hinsicht zu verbessern. Trotzdem:
    Welch entwürdigende Not für die reine Rasse des ungenannten Gottes!



    Die Wachen wollten dem in Freizeitkleidung befindlichen Reisenden den Zutritt zum N.I.D.-Hauptquartier freundlich verwehren. Kakra-Tas lies kurz die Hand in der Tasche verschwinden und holte das uralte "Siegel des Bärtigen Mannes" hervor. Die Wachen salutierten ohne eine Miene zu verziehen und er hastete an ihnen vorbei in das Innere des unscheinbaren Baues.


    Unbeachtet von den durch die Gänge eilenden Boten mit Berichten der Schattenaugen, Schattendiebe und Schattenläufer aus den Teilen der Welt und kleineren von ihm nur "Bürohengste" genannten Mitarbeiter, die wichtigtuerisch hin und her wuselten, drängte er sich in Richtung der großen Wendeltreppe in die oberen Stockwerke.


    Mit flinken Schritten setzte er die Treppe in den 3. Stock hinauf und betrat das Büro des Großvaters des N.I.D., dem Führer des gesamten Geheimdienstes und Mitglied des Hohen Rates, zu dem außer ihm auch der Vorsitzende des Rates des OKNA und andere hohe Würdenträger des Reiches gehörten.
    Ächzend lies er sich in den als Spezialanfertigung gebauten Stuhl hinter dem riesigen Eichentisch fallen und legte erstmal die Füße auf den Tisch.
    Lange nicht mehr hier gewesen, sagte er zu sich selbst und steichelte gedankenverloren das Holz des Tisches, den er eigenhändig vor so vielen Jahren aus einem besonders schönen aber zum Sterben verurteilten Exemplar der Eichenbäume gefertigt hatte.......

    Lehrer (Lehrstuhl für Geschichte und Politik) und Direktor der Nymbrischen Universität zu Mar-Lot-Tor


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    Das Wesen des Feindes ist, dich zu töten! Also zögere nicht!

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  • Brütend saß Kakra-tas über den Dokumenten, die weit auf dem gro0en Eichentisch verteilt waren.


    Seine Linke spielte mit dem "Siegel des Bärtigen Mannes". Langsam drehte es sich immer wieder in der Hand.


    Die Kämpfe in und um Rabuuntal hatten einiges verändert.


    Der militärische Arm des Nymbrischen Reiches hatte einiges einstecken müssen und auch am N.I.D. war das Ganze nicht spurlos vorübergegangen.


    Eine der berühmtesten Mitarbeiterinnen seines Dienstes, Tir-na nog, war als Spinne zurückgekommen.


    Solche Dinge durften nicht passieren. Es musste auch im N.I.D. einige Veränderungen geben. Z.B. die enge Verbundenheit zwischen Armee und N.I.D. hatte sich jetzt teilweise als Nachteil herausgestellt.


    Kakra-Tas dachte über die Schlussfolgerungen nach ...

    Lehrer (Lehrstuhl für Geschichte und Politik) und Direktor der Nymbrischen Universität zu Mar-Lot-Tor


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    Das Wesen des Feindes ist, dich zu töten! Also zögere nicht!