Was verschlägt mich nach Khepram? (Alana Alishee)

  • „Ihr wollt wissen wer ich bin und was mich in diese Gegend verschlagen hat?
    Nun dann wisset, dass bisher noch niemand diese Informationen von mir bekam...“


    Diese Frage, obwohl angesichts ihres Erscheinungsbildes und ihres Auftretens eine völlig unnötige Frage – man sieht ihr schon bei der ersten Begegnung an, dass man keine Antwort erlangen würde – hörte Alana Alishee dennoch sehr oft. Meist öfter als es ihr und ihrer Geduld lieb war.

  • Alana Alishee, Tochter von Marianne Alishee und – ja, wer war eigendlich ihr Vater? - und eben irgendwem wurde vor ca. 20 Jahren in einem kleinen Dörfchen irgendwo in der Telassus Ebene geboren. Einen normalen Tag mochte man es nicht unbedingt genannt haben... Die Leute aus ihrem Dorf, allesammt sehr abergläubisch, hiessen es kein gutes Zeichen, dass gerade in dieser Nacht ein dunkler rotgefärbter Mond oben am Himmelszelt stand.
    Was dies nun zu bedeuten hatte? Wer weiss das schon – alles doch nur abergläubisches Geschwätz.


    Doch die Leute mieden jeglichen Kontakt, sowohl zu ihr als auch zu ihrer Mutter seid jenem Tage an. Sie wurden unsichtbar, es gab nicht einen Menschen in ihrem Dorf, der die Anwesenheit der beiden als angenehm empfand. Alana lernte so sehr früh, was es heisst nicht beachtet oder gesehen zu werden; und irgendwann wollte sie auch nicht mehr gesehen werden...

  • Dreizehn Jahre schritten so ins Land und Alana hatte in dieser Zeit kein Bedürfniss etwas an ihrer momentanen Lage zu ändern. Doch als ihre Mutter schwer erkrankte und sie keine Hilfe von den Dorfbewohnern zu erwarten hatte, begann ein weiterer Abschnitt in ihrem Leben.
    Ihre Mutter erlag der Krankheit wenige Monate später, da sie begonnen hatte. Und da es nun nichts mehr gab was Alana hier hielt, packte sie kurzerhand alles was ihr wichtig erschien und verlies das Nest, das sie einst Heimat nannte.


    Auf dem Weg ins Nirgendwo – sie hatte kein festes Ziel, sondern suchte nur nach einem Platz an dem sie willkommener war als in ihrem alten Zuhause – verschlug es Alana wieder in eines dieser kleinen, unwillkommen wirkenden Dörfchen. Doch der ertse Eindruck täuschte...
    ...die Bewohner waren sehr freundlich und man war gerne bereit sie gegen entsprechende Leistungen aufzunehmen.


    Alana half im Haushalt: sie kochte, kümmerte sich um die Wäsche, lernte Nähen (nur provisorisches Flicken) und unternahm viel mit den Kindern. Auch auf dem Feld half sie mit, wobei die Arbeiten die man ihr zutraute, auf Dauer eher unbefriedigend waren. Arbeiten, die jedes Kind hätte genausogut übernehmen können.
    Es konnte wohl an ihrem Äusseren liegen – Alana ist eine recht zierliche Person, der man kaum schwere Arbeit zutrauen mochte - dass man sie eher wie ein kleines Kind, als wie eine Arbeitskraft ansah und behandelte. Ihr konnte es recht sein.
    So ging viel Zeit ins Land, die Ernte war bereits eingefahren und es gab wenig zu tun. Alana unternahm also mehrere Spaziergänge, sowohl alleine wie auch mit den Kindern, durch die umliegenden Wälder.


    Sie hatte sich schon an alle Eigenheiten und auch Eigenarten in diesem Dorf gewöhnt. Sie wusste wie man mit wem umzugehen hatte, und wann man jemandem lieber aus den Weg gehen sollte und ...
    ... wen man niemals ansprechen bzw. mit wem man nie gesehen werden durfte.

  • Auch hier gab es eigenartige Leute, besonders dieser etwas verwirrt scheinende alte Mann der alleine weiter oben an einem Berghang hauste. Ab und an brachte Alana ihm die nötigsten Dinge zum Überleben, denn er selbst schien nie seine Hütte zu verlassen.
    Jedenfalls war es ihr noch nie aufgefallen, dass er sie je verlassen hatte.


    Die meisten Dorfbewohner sprachen nur hinter vorgehaltener Hand über ihn, manche schienen sogar ein wenig Angst vor ihm zu haben. Aber niemand hatte je ein böses Wort über ihn verloren oder etwas gegen ihn gesagt.
    Aus diesem Grund war Alana auch nicht bewusst, dass auch er einer dieser Personen war, die eher zu meiden als zu tolerieren sind. Und sie bemerkte auch nicht, dass, je öfter sie ihn besuchte um ihm einige Dinge vorbeizubringen, die Dörfler auch über sie zu reden begannen.


    Als sie dann eines Herbsttages für den alten Mann einige Pilze und Pflanzen aus dem Wald besorgen sollte – er hatte ihr vorher peinlichst genau beschrieben wie diese auszusehen hatten – dachte sie sich nichts ungewöhnliches dabei.
    Doch nach einigen Tagen, merkte sie wie es den Leuten um sie herum scheinbar immer unbehaglicher wurde mit ihr zu sprechen oder gar mit ihr gesehen zu werden. Sie fühlte sich wie damals als sie noch bei ihrer Mutter wohnte...
    Also mied sie, so gut sie konnte und es ihr möglich war, diese besagten Herrschaften und fing an sich immer mehr und mehr um den Alten zu kümmern. Sie besorgte weitere Kräuter und Pflanzen für ihn, lies sich Namen und Eigenschaften dieser von ihm erklären und wie man diese verarbeitete.
    Langsam wurde ihr auch klar warum der nette alte Mann und nun auch sie gemieden wurden, auch hier waren alle dem Aberglauben erlegen. Kräuter und brauen hatte für sie scheinbar etwas mit Magie, Hexerei und einem unbekannten Üblen zu tun. Na wenigstens konnte sie im Dorf noch Lebensmittel besorgen und wurde auch ab und an gegrüsst; zwar nicht so überschwenglich wie einst, dennoch freundlich ... zumindest kam es ihr so vor.

  • Der alte Mann – Peter von Urbingen nannte er sich selbst – konnte nie genug von seinen Kräutern, Tinkturen und Tränken erzählen. Es erschien Alana als wäre er ein wandelnder Foliant voller Wissen. Er redete fast ununterbrochen, Tag und Nacht, Nacht und Tag, als habe er Angst er könne vergessen und etwas seines Wissens würde verloren gehen. So viel wie er versuchte Alana beizubringen, so erschien es ihr nämlich, so viel konnte sie garnicht aufnehmen. Auch die kurze Zeit in der Peter von Urbingen ihr allem Anschein nach sein Wissen vermitteln wollte war viel zu knapp als das es etwas hätte bringen können. Einige Dinge blieben ihr im Gedächnis, andere wiederum verblassten schon als sie sie vernahm...

    Weitere Monate vergingen und Peter von Urbingen wurde zusehendst älter und schwächer. Er erzählte nun nur noch von unzusammenhängendem Zeug und schlief fast den ganzen Tag über.
    Alana kannte diese Anzeichen nur zu gut; er würde nicht mehr lange unter ihnen weilen.
    So geschah was geschehen musste ... wenige Wochen später verstarb Peter von Urbingen und hinterließ Alana sein Wissen und einige seiner Aufzeichnungen über diverse Kräuter und Wurzeln.


    Alana packte kurze Zeit nach seinem Tod alles brauchbare zusammen. Sie nahm die letzten Kräuter mit, die sie noch für ihm gesmmelt hatte und verstaute diese zusammen mit einer Sichel, einem Dolch und anderem Krind in ihrem Beutel. Alana verließ bei Nacht das Dorf, verabschiedete sich nicht und machte sich auf, schnell weiterzukommen.

  • Auf ihrem Weg traf Alana viele Leute, meist Gesindel und Tagediebe, aber auch helfende Hände die ihr ein paar Tage in einer warmen und wohnlichen Umgebung nicht verwehrten.
    Ein weiteres einschneidendes Ereignis welches Alana in ihrem Wesen maßgebend prägte, war die Begegnung mit Gaglin, einem jungen Zigeuner, der mit seiner Familie durch die Lande zog.
    Er vermittelte ihr durch seine abenteuerlichen Erzählungen und Taten, dass man sich etwas suchen musste im Leben um sich über Wasser zu halten. Und sei es nur Gauklerei, Taschendieberei oder anderer Zeitvertreib...


    Alana schloss sich für eine recht lange Zeit den Wandernden an. Sie lernte deren Art, das Leben so zu nehmen wie es gerade auf einen zukam und half wo sie konnte. Auch bei den unzähligen Auftritten die sowohl zur Belustigung der Einen als auch zum Broterwerb der Anderen dienten.
    Dass diese Leute in manchen Städten und Dörfern nicht gerne gesehen waren störte sie nicht, sie kannte diese Abneigung selbst ganz gut.
    Man könnte fast meinen Alana gewöhnte sich an ein Leben als umherziehende Zigeunerin. Besonders angenehm war ihr, dass es keinen zu interessieren schien, wenn sie manchmal Tränke und Tinkturen zusammenbraute um das Gelernte nicht zu vergessen. Manche waren eher neugierig oder aufmerksam und hätten gerne mehr von ihr erfahren, doch sie behielt das Wissen wie ein Geheimnis für sich.
    Mit Gaglin übte sie des öfteren Kunststücke und Fingerfertigkeiten, die sich laut ihm des öfteren als nützlich erweisen würden. Alana lernte schnell und wie sie meinte gut.

  • Doch auch die Zigeuner konnten sie nicht halten. Nach einigen Jahren des Zusammenlebens zog es Alana immer mehr und mehr zu den größeren Städten hin.
    Sie verabschiedete sich von allen und machte sich wieder einmal auf die Reise.
    Die letzten Worte Gaglin's in den Ohren „Was willst du denn machen wenn du erst einmal in einer Stadt bist. Zum Leben braucht man Geld und eine Arbeit und...“
    Ja er hatte Recht, und als Alana so überlegte was sie an Fähigkeiten zu bieten hatte, schoss etwas wie ein Geistesblitz durch ihre Gedanken...


    ...ihre Berufung vielleicht nicht, aber eine Arbeit die ihr sowohl Abenteuer wie auch Herausforderungen bieten würde.


    So landete sie nach einigen Jahren an Erfahrung, die sie in ihrem Handwerk erlernte in Khepram;
    auf der Suche nach einer neuen Arbeit, einer neuen Herausforderung...


    in den Gassen Kheprams

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