Zimmer der Gardehunde

  • Wie vom Blitz getroffen schnellte Martin bereits bei seinem Namen auf. Die Flasche fiel auf den Boden und rollte davon. Als Martin Aufrecht stand und zu seinem Schwert greifen wollte, musste er leider feststellen, das es mit seinem Gleichgewichtssinn immer noch nicht zum Besten stand. Statt stehen zu bleiben warf die Wucht der schnellen Bewegung ihn weiter nach vorn. Ohne abbremsen zu können direkt in die Arme der erschrockenen Merenwen. Beide taumelten nach hinten und landeten unsanft in einem freien Bett.


    Neben ihnen muckste es kurz und leise säuselnd schallte es durch den Raum.


    "Madin, nun gib Ruh jetzt...."

  • Noch ehe Meren richtig begriffen hatte, was eigentlich passiert war fand sie sich in dieser überaus dummen Situation wieder.
    "Bei allem was Euch heilig ist..." Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen den Mann und versuchte sich hochzuziehen. "Runter von mir! Aber plötzlich!"
    Es gelang ihr, den immernoch betrunkenen Mann so weit zur Seite zu schieben, dass sich sich aus dieser unfreiwilligen Umarmung herauswinden konnte.
    Mit hochrotem Kopf stand sie endlich wieder auf den Füßen und ordnete mit heftigen Bewegungen ihre Kleidung. "Was fällt Euch ein?" Wutschnaubend stand sie da und schaute ihn aus zornesfunkelnden Augen an.

  • Martin lies sich gern bereitwillig zur Seite schieben, drehte sich entgültig aber mit eigener Kraft herum. Als Merenwen schnaubend vor ihm stand, hatte er sich bereits an die Wand gesetzt und grinsenden beide Arme hinter den Kopf verschränkt.


    Noch die Augen blinzelnd aber sichtlich nüchterener blickte er Merenwen an.


    "Nun sagt bloss es hat euch nicht gefallen."


    Er blickte ihr eine Weile in die Augen und dann wurde sein Gesicht finsterer.


    "Einen armen müden Boten aus seinen wohlverdienten geruhsamen Schlaf herauszureizen in dem ihr den Feind vor den Toren propagiert. Und dann wenn er euch mit seinem Leib und Leben schützen wollt dann auch noch auf ihn böse seid. Und wie war das gerade mit dem Schosshund ? Bettet ihr etwa Mutter Erde an?"


    Merenwen mochte erstaunt sein das Martin von einen Schlag auf den anderen einen sehr nüchterenen Ausdruck an den Tag legte. Ja irgendetwas schien ihm gar nicht gefallen zu haben in ihren Worten.

  • Immernoch funkelte die Wut aus Merens Augen. Sie richtete für einen kurzen Moment den Blick nach innen, und der Ärger schien verschwunden, so hatte es zumindest den Anschein. Schnell sah sie sich um, ob jeman anderes etwas von dem, was sich grade hier abgespielt haben könnte mitbekommen hat. Nachdem sie zu dem Schluss gelangte, das dem wohl nicht so war ging ihr Blick zurück zu Martin, der selbstgefällig die Hände hinter dem Kopf verschränkte und ihr Unverschämtheiten an den Kopf warf. Sie musste leise lachen.
    "Weder bin ich hier um Euch zu vermitteln, was mir gefällt... noch will ich mit Euch über meinen Glauben diskutieren... Doch für eines scheint ds ganze sinnvoll gewesen zu sein. Ihr seid nun fähig, Euch gerade heraus mit mir zu unterhalten. Und da ihr es offensichtlich vorzieht über reale Gefahren zu sprechen, statt mit potentiellen gelockt zu werden komme ich auf mein eigentliches Anliegen zurück..." Meren setzte sich, schlug die Beine übereinander und legte die Fingerspitzen zusammen.
    "Der Trupp der Gardehunde bewegt sich auf dem Weg nach Nordens End durch völlig unbekanntes Gebiet. Wir haben schon lange keine brauchbaren Informatiuonen von Nordens End oder den kleineren Siedlungen aus dem Norden erhalten und ohne diese ist ein Marsch zu gefährlich. Keiner weiß was östlich des Rabuun der Feind gegen uns aufbietet, zumindest niemand von uns. Wie sieht es mit Euch aus? Euer Hauptman wird wohl kaum ein solches Unterfangen starten, ohne genau das Risiko abschätzen zu können, dem er seine Männer aussetzt... Wie groß ist die Meute der Gardehunde, die dort im Norden stationiert war und wieviele von ihnen ziehen nun nach Nordens End? " Sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, doch ihre gesamte Körperhaltung verriet Anspannung.

  • Martin lehnte sich nach vorne und suchte die Flasche auf dem Boden. Er beugte sich offensichtlich mühsam vor und griff nach ihr. Er hob sie auf und musste zu seinem Bedauern feststellen, das sie lehr war.
    Dann stand er auf und ging zu seinen Sachen. Als er munter vor sich hin kramte, fing er an Merenwens Fragen zu beantworten.


    "Was den Glauben angeht, werden wir sicherlich nicht darüber disputieren müssen. Es nicht Glaube sondern Wahrheit die mich stärkt und das ist alles was zählt. Mir ist es gleich woran ihr euch Tag ein Tag eure Gebete richtet solange es nicht die Mutter Erde ist. Sie ist das Chaos und die Unordnung in dieser Welt."


    Er richtet sich wieder auf und hatte eine neue Flasche Met in der Hand. Sich über den Bauch fahrend fuhr er fort.


    "Ihr wollt mir also nun mitteilen, das ihr mich geweckt habt um mir zu berichtetn wie gefährlich die Lage im Norden ist. Ihr, welche hier sicher im Süden umschlossen von dicken Burgmauern an der Seite des Herrscher am Hofe weilt. Habt ihr euch einmal Gedanken gemacht, was die Menschen für Not leiden wenn wir nicht ihren Hilferuf erwiedern würden. Wohnt ihr nicht hier in Montralur und wisst um die Brutalität des Feindes. Macht er halt vor Frauen und Kindern. Ich denke nicht.
    Die Gefahr kann gar nicht groß genug sein, denn um so höher fällt der Ruhm und die Ehre aus. Hauptmann Wolfram wird wissen was er tut. Und glaubt mir einen Kampf werden die Gardehunde sicherlich nicht ausweichen. Vielleicht kommen sie zu spät oder gelingt es ihnen nicht mehr in den Ort vorzudringen aber immerhin muss einer es doch versuchen. Der Menschen willen."

  • Meren sah ihn für einen Augenblick lang ernst an. Nur wenige hatten es bisher geschafft, ihr ihre sonst so freundliche Art gänzlich auszutreiben, doch dieser Mann stand kurz davor sie zur Weißglut zu treiben.
    "Dafür, dass Ihr lediglich an die Warheit glaubt, scheit es Euch ja brennen zu interessieren, woran ich glaube. Was schert es Euch denn, aus welchem Beweggrund ich woran glaube? Was maßt sich der Mensch an, über den Dingen zu stehen und ihnen seine vermeintlich bessere Ordnung aufzuzwingen? Fama möge mir verzeihen, dass ich mich mit Euch auf solche Dispute einlasse... Doch wenn es Eure chaosverbreitende Mutter Erde nicht gäbe, was würdet ihr essen, wenn es kein Vie gäbe, was trinken, wenn kein Malz, kein Hopfen und kein Getreide auf den Feldern stünde..." Sie deutete auf die leere Met-Flasche. "Womit würdet ihr Euch kleiden, wenn es nichts gäbe, um Leinen daraus zu spinnen... Wahrheit... Glaubt, woran ihr wollt, doch zieht nicht die Götter anderer in den Schmutz." Sie schnaubte einmal verächtlich. Sie stand auf und begann im Zimmer auf- und abzugehen.
    "Und nein, ich habe Euch nicht geweckt um Euch über den Norden zu belehren. Ich hatte gehofft, noch etwas mehr über den Norden und die Kampfkraft der dort stationierten Truppen zu erfahren. Ich selbst konnte auf Grund der kämpferischen Auseinandersetzungen nur wenig Informationen erhalten, außer dass die Nymbra nun auch schon Chaoskrieger und Schakarasa in ihren Reihen zu verbuchen haben.. Denn auch, wenn ich mich derzeit hier in der Herrschaftsstadt befinde, habe die Schrecken der Nymbra bereits zu spüren bekommen, als ich mich an den nördlichen Grenzen aufhielt. Euren Vorwurf, ich versteckte mich hier hinter dicken Mauern sehe ich Euch nach... " Sie bedachte ihn mit einem kalten Blick. "Solche Äußerungen stehen Euch nicht zu. Ich habe Euch nicht um Eure Meinung gebeten. Fakten sind das, was mich interessiert. Also, was ist? Könnt oder wollt Ihr meine Fragen nicht beantworten?"

  • Martin blieb einen Moment gänzlich stumm. Er war verblüfft über die Naivität dieses Geschöpfes. Dann richtete er sich auf und nahm Haltung an. Es fiel ihm sichtlich schwer so dar zu stehen, dennoch hob er den Arm zum Gruße.


    „Jawohl, my Lady. Martin Ohneland meldet sich zum Raport.“ ertönte es monoton aus Martins Mund.


    Danach hob er die Hand erneut und machte eine abwinkende Geste, schlurfte rüber zum Stuhl und setzte sich nieder.


    „Gutes Kind, ihr seid viel zu liebreizend um mich mit euch zu zanken. Mir ist es Einerleih woran ihr glaubt aber ihr habt vollkommen recht das sie ihren Teil dazu beiträgt das wir alle diese Dinge haben. Das ist auch gut so, solange das Gleichgewicht gewahrt bleibt zwischen Mutter Erde und Gevatter Tod. Ohne seine strenge Hand würde vieles entgleiten auf der Welt. Da wo ich herkomme ist dem so, Druiden und Magier treiben ihr Unwesen. Mit der Hilfe von Mutter Erde erschaffen sie seelenlose Wesen, die nur Chaos und Unordnung in die Welt setzen. Nur der Tod bringt Recht und Ordnung. Dem ist so, dem war immer so. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Und was den Krieg angeht. Was meint ihr wie lange ich diene. Ich bin geboren und aufgewachsen unter Landsknechten. Mit 6 Lenzen erstach ich den ersten Feind als er versuchte sich an meiner Mutter zu vergehen. Ich hatte nie was an Besitztümern, Titel noch Lehen, nur die Ehre, welche mir heilig ist. Also wenn ihr Kriegnarben vergleichen wollt, dem kann ich euch genüge tun.“


    Er rieb sich über das linke Bein.


    „Was nun Hauptmann Wolfram angeht. So habe ich in der Drachenstein gehört, dass er mit einer Schar von 60 Mann aufbrach um den Treiben der Nymbras Einhalt zu gebieten. Zum Glück überwiegend Gardehunde an seiner Seite. Nichts gegen eure Truppen, my Lady, aber ich bezweifele das sie sich wirklich gehen lassen ihm Gefecht. Furcht und Angst zerren an ihren Herzen und ihren Mut wenn es hart auf hart kommt. Wisst ihr wie man unseren Hauptmann mit vollen Namen nennt.. Wolfram „der Wüterich“ von Wolfenklamm. Ich hoffe keiner der Feinde treibt ihn zur Weißglut, denn sind seine bestialischen Kräfte einmal entfacht kämpft er wie ein tollwütiger Bär in den Reihen der Opfer. Einmal entfesselt machen die Gardehunde vor nichts und niemanden halt. Niemand sollte sich in ihren Weg stellen, weder Freund noch Feind. Ihr werdet nun sicherlich sagen das die Nymbras zehn mal so viele Mann haben wenn nicht mehr. Aber was kümmert es die Gardehunde. Wir sind es gewohnt mit kleiner Schar zu streiten und um so ehrbarer ist der Tod für uns wenn wir den fallen sollten.“


    Martin griff zum Schwert, welche am anderen Stuhl hin und zog es heraus. Dann stellte er es vor sich auf den Boden und lies es in siener Hand kreisen.


    „ Wenn ihr mich nun weiter zurecht stutzen wollt, bitte nur zu. Oder vielleicht habt ihr vor mich zu melden, auf das ich in ein Turmloch gesteckt werde. Ich werde euch nicht daran hindern. Wollt ihr mit mir über den Glauben streiten, so sage ich euch ich bin kein heiliger Mann. Nur ein müder Bote, der hofft an der Seite seiner Kameraden in der Schlacht sein Mann stehen zu dürfen. Vielleicht lasst ihr mir einfach noch ein wenig Schlaf und sagt mir wo ich euch finden kann. Dann, mit klaren Kopf, berichte ich euch gern alles was ich weis.
    Bitte geht nun.“

  • Meren fühlte sich veralbert und getadelt, wie ein kleines Kind. Sie erhob sich von ihrem Platz, legte dabei ihren ganzen Stolz in diese Bewegung und ging zur Tür.
    "Ich habe Euch meiner Meinung nach keinen Anlass geboten, mir derart respektlos gegenüber zu treten, wie Ihr es heute getan habt... und nicht nur das, auch unsere Truppen blieben von Euch nicht verschont... Soweit ich weiß hat Bruder Bernhardt Euren Trupp angeheuert, und wenn er dies tut, so wird er der Überzeugung sein, dass ihr ihm gut und richtig dient..." Meren drehte sich noch einmal zu ihm um. "Es ist nicht an mir, über Euer Verhalten zu richten, das müsst ihr schon selbst tun. Doch vieleicht solltet ihr Euch darauf besinnen, was Eure Aufgabe hier ist, anstatt Eure Meinug kundzutun... Aber zweifelsohne wird noch ein wenig Schlaf Euch keines Falls schaden... Sucht mich in meinem Zimmer auf, wenn Ihr Euch dazu fähig fühlt... Ich werde meinen Meister hinzuziehen, damit er selbst sich davon überzeugen kann, dass ich diesmal alle Fragen mit Bedacht gewählt habe und im Zweifelsfall selbst noch einige Fragen anmerken kann. Ich wünsche eine angenehme Ruhe... Vieleicht nehmt ihr noch einen Rat von mir an... "Sie deutete auf sein Spiel mit dem Schwert. "Wenn ihr Euer Schwert so unpfleglich behandelt wird es Euch das schnell übel nehmen... aber das wißt ihr sicher selbst." Sie trat aus der Tür und schloss diese. Auf dem Weg durch die Gänge murmelte sie immer wieder etwas, dass sich für ein geübtes Ohr hätte anhören können wie: Eldender Landsknecht... Menschen... Männer!

  • Martin hatte sich eine zeitlang ausgeruht und war froh drüber, das dieses naive Wesen seinen Anweisungen folge geleistet hatte. Er mochte keine Lehrlinge, welche ihrem Herren besonders dienlich sein wollten und in dessen Abwesenheit selbst den Herren spielten. Als er wieder erwachte ran ihm Saft aus dem Mund und befeuchtet das Kissen. Der Schmerz im Bein lies ihn auffahren. Solche Krämpfe kamen stets von zu langen Ritten und zu wenig Schlaf. Martin machte sich die Mühe und zog seine Übergewänder an, ebenso wie ein wenig Rüstzeug. Er wollte korrekt erscheinen zum Raport. Sein Weggefährte schnarchte während dessen munter weiter. So verlies Martin den Raum auf der Suche nach diesem Elbenweib und ihrer Stube.


    Weiter bei Marthianas Zimmer