Zimmer von Merenwen

  • Der Gardehund stand auf und nahm Haltung an.
    Er erbrachte dem Hüter den gebührenden Gruß und blieb stehn, bereit weitere Fragen zu beantworten.


    "Seid mir gegrüßt, Sire. Martin Ohneland meldet sich zum Raport, Sire"

  • Meren erhob sich schnellen Schrittes und trat ihrem Meister entgegen.
    "Brannon, bitte tretet ein und setzt Euch. Dies ist der Gardehund Martin Ohneland, der bis vor kurzen noch an den nördlichen Grenzen und auf der Drachensteinburg weilte, ehe er in die Herrschaftsstadt aufbrach. Einiges konnte ich Euch ja schon aus unseren Gesprächen berichten, doch wollte ich Euch dabei haben, wenn er seinen finalen Bericht abliefert. Bitte setzt Euch." Sie wieß Ciryon den Stuhl, auf dem sie bislang gesessen hatte und stellte sich selbst nach einigen Momenten des Zögerns hinter ihren Meister, nachdem sie auch ihm einen Becher Wein angeboten hatte.
    Auffordernd blickte sie Martin an, in erwartung der Dinge, die er zu berichten hatte und nach denen sie ihn das letzte Mal schon gefragt hatte.Doch war sie ebenso begierig darauf zu erfahren, wie die Gardehunde taktisch vorgehen wollten um ihre Unterzahl gegenüber den Nymbra auszugleichen

  • Martin runzelte die Stirn als Merenwen ihn ein zweites Mal wieder vorstellte. Er fragte sich ob es am Gehör ihres Meisters lag oder sie sich nur bei ihm weitere Gunst erwerben wollte. Als Merenwen den Blick auf ihn ruhen lies, knief er die Augen leicht zusammen und mit fragender Miene erwiederte er ihren Blick. Dann schaute er zu dem Hüter um Zustimmung zu erhalten.

  • Meren füllte sich erneut den Becher mit Wasser. Sie wurde mit jedem Augenblick fahriger, fühlte sie sich doch wie auf dem Prüfstand in Anwesenheit ihres Meisters und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich, als Ciryon auf das Leben anstoß, so fürchterlich verschluckte, dass sie glaubte, sie müsste ersticken. Sie bemühte sich sichtlich, nicht auffällig zu werden, doch konnte sie ein paar schmerzhafte Keucher und Huster nicht unterdrücken.
    Peinlich berührt senkte sie den Kopf und zog nach kurzer Überlegung in Ermangelung eines dritten Stuhls den Hocker neben dem Bett zum Tisch heran und ließ sich darauf nieder.

  • Martin war verwundert und legte den Kopf leicht schief. Er fragte sich ob alle Hüter in Montralur so freundlich zu seinen Untergebenen war oder ob dieser die Ausnahme war. Wie dem sei es gefiel ihm gut das zunächst einmal angestossen wurde. Martin hob den Kelch und lockerte seine Haltun sichtlich.


    "Habt dank, Sire. Prost."


    Nachdem angestossen wurde nahm er erst einmal ein kräftigen Schluck.


    "Mit Verlaub, Sire, ich bin einen weiten Weg geritten und habe dank eurer eifrigen Schülerin kaum schlaf gefunden. Ihr müsst sehr erpicht sein um Neues von der Front zu erfahren. Diese Vermutung lies der Eifer eurer Schülerin zu, jedoch erlaubt mir mich zu setzen während ich euch berichte."

  • Ciryon nickte verständnissvoll.


    "Da habt ihr wohl Recht Martin Ohneland....setzt euch.Ja ich möchte viele Informationen haben da ich eine zeitlang fort war und nun mich mit den Geschehnissen vertraut machen möchte.Merenwen sagte das die Gardehund nach Nordens End maschieren,jene kleine Hafenstadt die die Nymbra schon einmal erobert hatten und den Kopf des Komandanten Mon`Tra`Ar Talris schickten.Was für Berichte hat ihr aus dem Norden und wie sieht es mit Feindesbewegung in diesem Gebiet aus.Mich intressieren Truppenstärke,Art der Waffengattung usw.!"


    Ciryon nahm einen kleinen Schluck und stellte den Becher an die Seite und blickt weiterhin auf Martin.

  • Martin setzte sich hin und nahm ein weiteren Schluck.


    "Ich bin selbst mit Burgvogt Bernhardt auf der Exodus in Forlond angekommen. Als wir in der Feste Drachenstein eintrafen teilte man dem Burgvogt mit, das einer der Späher berichtete, das ein erneuter Aufmarsch der Nymbras im Norden bevorstand. Direkt wohl auch auf Nordens End. Soviel ich mitbekommen haben schützen wohl nur Montralurischen Bogenschützen die Ortschaft. Ohne auf Bernhardts Befehle zu warten ist Hauptmann Wolfram von Wolfenklamm pflichtbewußt aufgebrochen den anstürmenden Nymbras entgegen zureiten. Wie ich ihn kenne will er solange Standhalten bis der letzte Bürger in Sicherheit gebracht ist. Aber dies sind nur Vermutungen meinerseits. Fakt ist das der Burgvogt ein längere Gespräch mit den zurückgebliebenen Söldnern gehabt hatte und auch Kriegsrat hält mit den Generälen Montralurs um dieser Bedrohung einhalt zu gebieten. Abgesehn was er vertrauensvoll Merenwen in der Depesche mitgeteilt hat meidet der Burgvogt jeden seine Pläne mitzuteilen. Sicherlich könnte er genauere Angaben machen zur der Lage. Er hatte ja genug kontakt mit dem Feind."

  • Ciryon hob eine Augenbraue.


    "Nun das beantwortet nicht ganz meine Fragen,aber denoch ist es ein Anfang.Wer sagte denn das die Nymbra gegen Nordens End aufmarschieren....hier hat der Kriegsrat diese Informationen nicht.Versteht mich nicht falsch aber mir scheind gibt der Hauptmann nicht viel auf die Befehle des Burgvogt.Seinem Vorhaben in aller Ehre aber wie stark ist die Truppe von Wolfram....100 oder gar weniger!Sie sind in "Ihrem" Gebiet und wenn sei sich ebenfalls vorbereiten sind sie den Nymbra vielleicht 100:1 unterlegen!"


    Ciryon sah zu Merenwen

  • Meren betrachtete das Gesicht ihres Meisters. Seine Argumente waren durchauch nicht von der Hand zu weisen. Doch so wie sie Martin kennen gelernt hatte, würde er sich davon nicht sonderlich beeindruckt zeigen. Aus seinen Worten hatte eine schon fast gottgleiche Verehrung für Wolfram von Wolfenklamm gesprochen und daran würden auch Ciryons Worte warscheinlich nichts ändern...
    Nachdenklich legte sie die Finger an die Schläfe. Die armen Menschen in Nordens End, die nun vieleicht schon ihr Leben ausgehaucht hatten, wärend man noch hier saß... Um die dunklen Gedanken zu vertreiben nahm sie noch einen zögerlichen Schluck und sah Martin erwartungsvoll an, was er dazu saegn würde.

  • Martin schaute den Hüter etwas verwundert an.


    "Sire. Das man am Hofe des Königs meist zuletzt Berichte von der Front erhält ist doch nichts Neues. Für eine gut geführten Feldzug hat ein Herrscher meist seine Generäle, es sei den er fürht selbst seine Mannen an. Die Mannstärke der Gardehunde würde sich in etwa auf 60 Mann belaufen. Für uns spielt es keine Rolle wieviele wir sind. Es mag eher an der Art liegen wie wir kämpfen. Kein Gardehunde wird je ein Eid brechen und vor einer Übermacht die Waffen strecken. Wolfram "Der Wüterich" von Wolfenklamm weis sehr wohl seine Mannen zu führen.
    Doch frage ich euch ganz offen, seid ihr Willens die dort treuen Vasallen einfach den Feind zu überlassen?
    Ich dachte die Nymbras werden stärker durch das Blut ihrer Opfer. Wollt ihr tatenlos da stehn und zusehn wie Wehrlose niedergemacht werden?
    Menschen die auf den Schutz des Fürsten vertrauen. Mag sein das sie in der Übermacht sind aber sollten die Nymbras wirkliche Krieger sein und nur ein Funken wahre Kriegerehre besitzten so werden sie Wolfram's Herausforderung zu schätzen wissen und seinen Mut Respekt zollen. Wenngleich er vieleicht mit seinem Leben seine Pflicht einbüssen muss. Jedoch denke ich nicht das es soweit kommt. Er und der Burgvogt habe vieles in langen Nächten im voraus besprochen. Auch für diesen Fall soll es einen Plan geben. Bevor ich aufbrach schickte der Burgvogt einen Boten in den Hafen um die Exodus für die Abreise bereit zu machen."

  • Der Hüter schmunzelte und mußte an das Gespräch mit Merenwen zurück denken.


    "60 Mannen also wollen die Hafenstadt retten soso.Der Mon`Tra`Ar will sich selber ein Bild der Lage machen und er führt die Truppen zusammen mit seinem Hüter`n in die Schlacht!"


    Ciryon erhob sich nun.


    "Wollt ihr Mir vorwerfen ich sähse hier nur Untätig rum und würde nicht dem Feind entgegentreten? Habt ihr schon gegen sie gekämpft oder gar gesehen was sie im Stande sind anzurichten?Ich zweifele nicht am Können von Wolfram und ich bin mir sicher das Bruder Bernhardt vorbereitungen getrofen hat. Und zweifelt niemals am Fürsten wir kämpften zusammen in Glessar und nur durch das eingreifen der Götter stehen wir noch hier!"

  • Martin erhob sich ebenfalls augenblicklich als der Hüter aufstand. Er nahm sofort Haltung an und blickt Ciryon direkt in die Augen.


    "Verzeiht, Sire. Ich habe wohl eure Einladung zum Trunke missverstanden. Ich nehme an ihr erhebt euch jediglich als Zeichen das diese Unterredung bereits beendet ist und nicht da ihr absichten hägt den Burgfrieden zu stören. In meiner Heimat liese ein solche Verhalten nur einen solchen Schluss zu. Ich bin nur ein Landsknecht. Ich kann euch sagen was ich gesehn habe und gehört habe mehr nicht. So ihr wirklich an das Können meines Hauptmannes und an das Bruder Bernhardts glaubt, so möchte ich euch nicht minder an dem Können eurer Person zweifeln.Mein Hauptmann gab seinen Eid an den Fürsten und dies gilt für einen jeden von uns. Wir brechen unseren Schwur niemals komme was da wolle. Ich bin ein einfacher Mann. Ich gehe vom Offensichtlichen aus. Ihr habt recht, ich habe noch nicht gegen den Feind gekämpft aber es tut auch nichts zur Sache. Ich bin nicht daran interessiert wie er kämpft sondern nur wie ich ihn töten kann. Dazu brauche ich nur zu wissen was ich und meine Mitstreiter vermögen. Blutet der Feind, gut dann ist er auch verwundbar und letzt endlich auch zerstörbar. Mehr brauchen wir nicht zu wissen. Wenn ihr mir ein Rat geben wollt ihn zu besiegen, so nehme ich ihn gern an. Wenn ihr mir Angst machen wollt, spart euch die Mühen. Ihr habt bereits gegen ihn gekämpft und der Preis eures Sieges muss hoch gewesen sein wenn ihr so über euren Feind sprecht. Ich weis nicht was ihr bisher für den Krieg getan habt. Gerne lasse ich es mir von euch berichten. Es stärkt immer die Truppen an der Front, welche Tag ein Tag aus ihr Blut vergissen ihnen zu berichten was ihre Anführer bereits geleistet haben. Dies ist eine Grundessenz in dem Reich, wo ich herkomme. Es stärkt die Einheit der Kämpfenden. Macht ihnen Mut. Gibt ihnen Hoffnung und Kraft. Ich würde mich geehrt füllen wenn ihr mir von euren Taten berichten würdet. Doch eine Frage muss ich euch offen stellen, werter Hüter. Wenn eure Götter so mächtig waren euer Leben zu schonen, wieso enden sie diesen Zwist nicht und bringen Frieden? Oder betrifft der irdische Kampf ein Reigen der Götter untereinander?"

  • Meren betrachtete ihren Meister mit einer Mischung aus Argwohn und Verwunderung. Sie hatte gehört, dass man Ciryon nicht ungestraft reizen würde. Und doch war ihr diese Seite ihres Lehrherrn bisher verborgen geblieben.
    Sie erhob sich ebenfalls und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
    "Brannon, ich bin mir sicher, nichts lag ihm ferner, denn Euch, den Mon' Tra' Ahr', oder die Streitkräfte Montralurs zu beleidigen. Gewiß wird ihn lediglich die Verbundenheit zu seinem Hauptmann und die Leidenschaft, für die gute Sache einzustehen mitgerissen haben und somit wird er sich bloß ein wenig in der Wortwahl geirrt haben..." Meren nickte mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen Martin ob seiner Worte zu.
    Als Martin auf die Götter zu sprechen kam musste Meren wieder lächeln. Sie setzte sich abermals und legte den Kopf schief. Meren bedachte den frangenden Blick ihres Meisters mit einem Nicken.
    "Wir hatten bereits das Vergügen uns auf theologischer Basis zu unterhalten."

  • Ciryon wies Martin seinen Platz an und setzte sich ebenfalls wieder.


    "Die Schlacht in Glessar stand auf Messer`s Schneide und ja ihr habt Recht mit der Annahme das es etwas mit den Göttern zutuen hat.Die Nymbra sind die Kinder ihres Gottes Vergodonas und dieser ist von den anderen Göttern,allen vorran Bradar verbannt worden.Sie glauben wenn sie das Blut ihrer Opfer vergießen stärken sie seine Macht damit er eines Tages aus der Verbannung befreit wird!"


    Er machte eine kurze Pause und leerte den Becher.


    "Ich muß nichts von meinen Taten berichten um Mut in die Herzen der Männer zuführen,es erfüllt sie mit Mut und Kraft wenn sie sehen das der Fürst und seine Hüter mit dem einfachen Mann Seite an Seite streiten!"

  • Zwar hatten Merenwens Worte gänzlich Martin missfallen aber als er von ihrem Herrn und Meister aufgefordert wurde sich zu setzen, nahm er wieder Platz und lauschte aufmerksam den Worten des Hüters.


    „Es freut mich sehr zu hören, das ihr und euer Herr, der Fürst, auf dem Felde eins sind mit den einfachen Mannen. Wenn einer fällt und sein Blut den Boden bedeckt ist es gleich welcher Abstammung er war, denn vor dem Gevater Tod werden alle gleichsam gerichtet werden. So schätze und achte ich euch, werter Herr, als Mann der Tat. Eure Schülerin hat Recht. Nichts lag mir ferner als euch und euren Herrn zu taddeln. Wieso sollte ich dies tun? Ebenso wie ich meinen Hauptmann vertraue, tut ihr das gleiche bei euren Herren. So sollte es auch sein unter Männern des Krieges. Nur dann kann man den Sieg vom Felde tragen. Doch, Schülerin Merenwen, ihr habt unrecht wenn es um meine Wortwahl geht. Ich irre mich nie in meiner Wortwahl und ich bin mir sicher der Hüter weis die Worte richtig zu deuten. Wenn die Sache ein göttlicher Konflikt ist, haben dann die Seher und Priester nicht einen weisen Rat für die Truppen. Ist der Sieg wirklich errungen wenn die Nymbras geschlagen sind oder erst wenn ihre Gottheit wirklich vernichtet wurde. Ich bin nur ein einfacher Landsknecht und verstehe nicht von den Dingen. Ich rede frei heraus was ich denke und in euch, werten Herr, sehe ich einen Mann der gescheit genug ist zuzuhören was man euch berichtet und dies weise zu werten. Aber ganz offen, ohne Tadel und ohne Vorwurf, was schlagt ihr vor. Sollten die Leute im Norden einfach tatenlos ihrem Schicksal überlassen sein oder sollte man nicht zumindest dem entgegenwirken. Wir wissen leider nicht ob der Hauptmann Wolfram noch zur rechten Zeit eintrifft. Doch gänzlich nichts zu tun wieder strebt allem woran ich als Gardehunde unterrichtet wurde. Sagt mir, Herr Ciryon, was würdet ihr an Hauptmann Wolframs Stelle tun? Wie würdet ihr euch verhalten haben? Tat er so unrecht, den Armen und Schwachen Hilfe und Schutz zu leisten?“