[Burg Drachenstein]

  • Meren spürte Beriads Anspannung und die Gereiztheit der Leute auf der Drachenstein deutlich.
    Und dem würde auch kein Abbruch getan, es sei denn es träte endlich das ein, was alle fürchteten und dennoch alle erwarteten; die Belagerung der Drachenstein durch die Nymbra. Das Warten würde die Menschen nur mürber machen. Und mit einem Blick auf Beriads Teller fügte sie in Gedanken noch hinzu die Menschen hier am Ende noch aushungern.
    Sie wandte sich Beriad zu.
    "Wie ich sehe, seid ihr wohlbehalten zurück. Was haben Eure Grenkontrollen ergeben? Wo stehen die Nymbra?"

  • Beriad hob den Kopf und sah Merenwen ruhig an, ihr Blick verriet nicht wie es um ihr inneres bestellt war.


    "Es gibt nichts neues. Genau wie die letzten Wochen zuvor auch. Wenn man es nicht besser wüsste könnte man meinen sie haben beschlossen eine neue Stadt an der Stelle zu errichten..."


    sie starrte einen Augenblick gedankenverlohren in ihren Teller. Als sie den Blick hob war er anders.


    "Darf ich euch eine offene Frage stellen?"


    sie sah Merenwen an und wartete ab.

  • Beriad lächelte sanft, fast schien diese Regung ihrem Gesicht ein wenig fremd anzumuten.


    "Ihr habt Kyron getroffen, nicht wahr?"


    Beriad betrachtet Meren ruhig. Vielleicht eine einfache Frage, doch für Beriad war sie wichtig....


    Auf dem Burghof:


    Die Truppe welche die Späher bereits erblickt hatten war bis zum Tor gekommen. Nachdem die Wachen nach ihrem Begehr verlangt hatten erwiederte der Anführer: "Wir kommen um euren Kampf zu stützen. Diese Burg ist in Gefahr sagte man uns und nun sind wir auf geheiß einer reichen Person hier... wir wollen den Burgvogt Bernhardt sprechen."

  • Merens Mundwinkel kippten ein paar winzige Millimeter nach unten.


    "Steht es mir auf der Strin geschrieben, oder hat Bernhardt mit Euch darüber gesprochen?"


    Sie aß das letzte Stück des Apfels und säuberte ihr Messer. Argwohn lag in ihrer Stimme. Bernhardts Worte diesbezüglich waren in ihrem Gedächtnis geblieben.Behaltet das Geschehene für euch und redet mit niemanden darüber, hatte er gesagt. Doch woher sonst sollte Beriad diese Vermutung haben, wenn nicht er mit ihr darüber gesprochen hatte? Was für ein Spiel spielten sie hier mit ihr?

  • "Nein Bernhardt hat nicht mit mir gesprochen, ich habe andere Quellen." sie lächelt,


    "Ich glaube ihr wisst nicht das Bernhardt, Kyron und ich der selben Lehnsherrin einen Eid geschworen haben. Nicht das wir die einzigen wären, aber untereinander pflegen wir keine Geheimnisse, zumindest nicht was unsere Dienste anbelangt."


    Beriad musterte Meren. Ohne es zu bemerken lächelte sie, etwas was selten geschah. Eine seltsame Veränderung schien vor sich zu gehen. Beriad wirkte jünger, enorm viel jünger, auch wenn man sie immer noch nicht zu schätzen vermochte. Einen kurzen Augenblick wich die Anspannung von ihr. Doch genauso plötzlich verschwand der Sinneswandel und es war als würde eine Wolkendecke die kurz den Blick auf den Himmel freigegeben hatte sich wieder über ihren Augen schliessen.

  • Beriad lies sich Zeit mit ihrer Antwort. Sie beobachtete Merenwen... ihr verhalten gab ihr gewisserweiße Rätzel auf. Nur eines war ihr klar, egal ob es jugendliches gezicke, Engstirnigkeit, einfache Dummheit oder Unklarheit über ihre eigenen Gefühle waren, sie würde sich nicht damit befassen.


    "Nun, dem Burgvogt geht es gut, seine Wunde heilt rasch."


    Sie klang merklich kühler und wandte ihren Blick ab, stand auf und brachte den leeren Teller in die Küche zurück. Auf dem Rückweg sah sie Merenwen ruhig an.


    "Nun, ich werde meine Aufgabe hier nun wieder aufnehmen, wenn ihr irgentetwas tun wollt um eure Nahrung zu verdienen, geht zum Stallmeister, er kann immer Hilfe brauchen."


    Beriad wandte sich zum gehen.

  • "Es freut mich, dass er auf dem Wege der Besserung ist." Meren hielt auf Beriads Kommentar den Blick gesenkt. Doch lag keine Verlegenheit oder Schuld in dieser Geste.
    Die junge Elbe wirkte plötzlich abweisend und abgeklärt.
    "Dann will ich euch nicht länger aufhalten." Meren erhob sich ihrerseits und verließ bemessenen Schrittes den Speisesaal.
    Als sie hinaus auf den Hof trat schien ihr die schon tief stehende Herstsonne aufdringlich in die Augen, doch vermochten ihre Strahlen nur noch wenig zu wärmen.
    'Wenn die Belagerung tatsächlich eintritt, wie die meisten hier befürchten wird es nur eine Frage der Zeit sein ehe den Menschen hier im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ausgeht, doch wenn nicht bald etwas passiert würde die Anspannung sich anderweitig entladen.' sinierte sie auf dem Weg zum Schmiede.

  • Einige Tage später stand Meren mit gepackten Taschen in den Stallungen und lud Elohir ihre Habseeligkeiten auf.
    Viele wirre Gedanken kreisten in ihrem Kopf und dennoch war sie sich im klaren darüber, was es für Folgen haben konnte, wenn sie jetzt die Burg verlassen würde. Trotzdem erschien es ihr als einzig sinnvolle Lösung.
    Sie trat auf den Burghof hinaus, wo die Sonne die Schlammpfützen beschien, die der letzte Regen hinterlassen hatte.
    Die gesiegelte Schriftrolle drückte sie einem der Wachposten in die Hand mit der Bitte sie Bruder Bernhardt auszuhändigen, wenn die Gelegenheit günstig sei.
    Sie sah sich noch einmal um, wie Sonne die Mauern beschien und setze die Kapuze ihres Umhangs auf ehe sie durch eines der Seitentore die Drachenstein hinter sich ließ.

  • Aus einem schmalen Fenster im oberen Bereich des Bergfrieds folgten wachsame Blicke der sich entfernenden Reiterin.
    Bruder Bernhardts Gesicht kam aus dem Schatten zum Vorschein und seine Augen verfolgten eine jede Bewegung der montralurischen Schülerin. Gedanken verloren blickte er ihr einige Zeit hinterher, besann sich dann wieder und rieb sich das Blut von seinen roten Händen ab.

  • Einige Monde später nähert sich in den frühen Morgenstunden eine Gestalt dem Burgtor. Sie ist allein und zu Fuss unterwegs, einfach in dunkle Farben gekleidet, sticht nur ein blau-roter Wimpel mit aufgesticktem weißen Drachen an ihrem Gürtel hervor. Anstatt laut Einlass zu begehren, klopft sie energisch an die Ausfallpforte des Tores...

  • Noch müde von der Hundewache, blickt einer der Gardehunde über die Zinnen.


    "Obacht dort drunten. Wer macht dort zu solcher gottlosen Zeit einen solchen Rabatz? Gebt euch zu erkennen und sagt welches Begehr ihr habt!", donnert seine mürrische Stimme herab ins Tal.

  • Die Gestalt tritt einige Schritte zurück und legt ihren Kopf in den Nacken. Nicht allzu laut aber doch klar verständlich antwortet es von unten,


    "Ich bin ein Bote der Dame Dunja Fuxfell und trage einen Brief an einen gewissen Herrn Bernhardt bei mir!"