[Burg Drachenstein]

  • Merenwen’s Suche endete an den Pforten der große Halle. Der Raum war schwach erleuchtet, scheinbar nur durch den großen Kamin oder ein paar wenige Kerzen.
    Keine Wachen säumten den Raum und man konnte kaum ein Geräusch aus dem Inneren ausmachen.

  • Waaaaassssss….Das kann doch nicht wahr sein..“


    Stiess es laut aus dem Raum als Merenwen gerade herein glitt.
    Am Ende des Raumes saß eine Gestalt im Herrenstuhl, welche zum Kaminfeuer gewand war. Ein junger Bursche in den Farben Montralurs stand wenige Schritte vor ihm. Er schien sichtlich angespannt zu sein, da im gewahr wurde das er Überbringer schlechter Kunde zu sein schien. Mann konnte im Feuerschein ein Schreiben erkennen, welches der Sitzende in seinen Händen hielt, dann zusammen knüllte und Wut entbrannt in die Richtung des Boten gegen die Wand schleuderte. Der junge Bursche zog schnell den Kopf ein und das Schreiben glitt an ihm vorbei gegen den blanken Stein.


    Es herrschte kurz Stille. Ohne sich umzudrehen klang die Stimme der Gestalt am Kamin durch den Raum. Er traf Merenwen genau in der Brust.


    „So spät noch unterwegs Merenwen Sinarion, Schülerin des Hüters Ciryon ?“

  • „ In einem solchen Amt wie den Meinen ist es immer ratsam Augen überall zu haben. Es war auch nicht schwer euch noch so spät hier zu vermuten, nachdem man mir berichtete ihr wärt hier und brennt drauf mir eine Botschaft zu überbringen. Ich hoffe sie ist besser als die letzte.“


    Bruder Bernhardt blickt um den Stuhl herum und blickte Merenwen mit scharfen Gesichtszügen an.

  • Merens Lächeln wich einem ernsteren Gesichtsausdruck, als er sie ansah.
    Sie blickte zu Boden und als sich ihre Augen wieder auf ihn richteten lag ein Ausdruck auf ihrem Gesicht, der selbst Bruder Bernhardt nicht zu sagen vermochte, was grade in ihr vorging. Ihre Stimme nahm einen fast geschäftsmäßigen Tonfall an.
    "Ich freue mich, Euch wohlbehalten wieder zurück auf der Burg zu sehen, Burgvogt." Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    "Ich bin hier um Eurer Bitte Folge zu leisten und um einen Auftrag meines Herrn zu erfüllen. Ciryon und Fürst Talris entsenden Euch im Namen Montralurs ihre Grüße. Ich trete in ihrem Namen mit der Bitte an Euch heran, mich eine Zeitlang hier im Norden zu beherbergen um Nachricht und Informationen an die Herrschaftsstadt zu schicken, wie es um den Krieg und die Taktik der Nymbra steht." Sie hob den Kopf und fixierte einen Punkt an der Wand.
    "Ihr mögt mir verzeihen, dass ich zu dieser Stunde noch mit dieser Nachricht an Euch herangetreten bin. Eigentlich lag es nicht in meiner Absicht, Euch zu stören. Wenn Ihr erlaubt, werde ich mich nun zurückziehen, dass Ihr Euch nicht länger mit dererlei Belanglosigkeiten auseinandersetzen müsst."

  • Bruder Bernhardt verdreht die Augen und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.


    “Fürst Talris….soso.möge doch gleich die Hex Hänsel fressen…das wird ja immer besser…Noch mehr Höfisches zur Geisterstunde…“


    Bruder Bernhardt erhob sich und wies Merenwen an sich auf die Bank am Ende des Tisches zu setzen.


    „Bote, lasse die Botin wissen, welches Schreiben er mir gerade hat gereicht. Ich ersuche euch die Kunde Wort für Wort der Dame anzutragen.“


    Bruder Bernhardt ging zum Kamin und warf dann einen schelmischen Blick zu Merewen hinüber.


    „Und dann werte Dame werde ich euch wohl für euer nächtliches Eindringen richten müssen. Doch vorerst schweigt und lauscht der Kunde, welche ich bekommen habe.“


    Der Bote hob das Schreiben auf, glättete es flink und begann die Nachricht vorzulesen:


    Mae govannen mein Lieber,


    sicherlich, hast du von meiner Entscheidung durch die Münder des Volkes vernommen.
    Ich habe mein Amt niedergelegt.
    Doch halte ein und lass mich dir erklären was mich zu diesem Entschluss getrieben hat.


    Vor einigen Jahren, erlegte mir ein Gott persönlich die Aufgabe, das Volk von Montralur
    in den Frieden zu führen.
    Vergodonnas sollte gefangen und Abraxxas vernichtet werden. Eine Aufgabe die von mir verlangte von der Front zurückzutreten
    und Armeen strategisch zu leiten.
    Ich führte lange Zeit wie du sicherlich weisst, einen unerbitterten Krieg gegen die Nymbras. Sie töteten
    unschuldige, versklavten Frauen und Kinder.
    So gut es ging, sicherte ich die Grenzen des Landes und festigte ihr Heer. Eine Abwehr entlang des Rabuuns wurde gegründet. Die Völker wurden miteinander verbunden.
    Ein jeder braucht den anderen und das wurde allen klar. Das Volk arbeitete seit dem Tage zusammen.
    Diese Macht und der feste Glaube an den Frieden, entfesselte das Feuer in allen von uns.


    Und im letzten Krieg, gelang uns etwas unfassbares.
    Die Handlanger Vergodonas wurden besiegt. Zwei bis Drei große Kompanien von Nymbras wurden zusammen mit ihren
    Anführern Brak'Zuss, Kiah'nal, Tu'Krass besiegt.
    Ebenso fanden wir die Leiche meines ergsten wiedersachers und die rechte Hand Vergodonases Abraxas tot am Boden des heiligen Tempels.


    Doch zu welchem Preis?
    Ich musste den Tod vieler Freunde in Kauf nehmen. Erst nach ihrem Tod erkannte ich meine tatsächliche Aufgabe. Die Aufgabe meiner Göttin.
    Sie ist es nicht Heere zu führen. Sie ist es nicht auf einem Thron zu sitzen und zu planen.
    Mein Schicksal erwartet mich auf dem Felde, so wie dich.... so wie das Volk.....


    Immer mehr geriet mein Leben in den Hintergrund, immer weniger konnte ich den Kriegern bei der Seite stehen und ihnen die Worte geben
    die sie benötigten.
    Erst der Tod lässt uns erkennen, wer wir wirklich sind.


    Aus diesem Grund und nach vollendeter Pflicht bin ich zurückgetreten. Die Nymbras sind vorerst für lange Zeit ausgeschaltet. Sie werden lange über den Verlust
    klagen, bis sie ihre Formationen neu gruppieren können und dadurch wird das Volk eine lange Zeit in Frieden leben.
    Nie wurde von mir verlangt, dass Volk der Nymbras zu vernichten, lediglich ihre Ausschaltung war das Ziel. Und das wurde mit dem letzten Krieg erreicht.


    Drum bete ich zu Issar, sie möge dem Volke einen Weisen Führer oder einen weisen Rat zur Seite stellen, der das Volk weiterhin so führt wie ich es getan habe
    und stets den Frieden wahrt.


    Ich hinterlasse dir eine Lücke, doch bin ich immer da wenn du mich brauchst.


    Die Natur wird deine Nachricht an mich herantragen, flüstere zu den Bäumen und ich erfahre deine Nachricht.
    Ich befinde mich zur Zeit in Arakur wo ich an Sardos Beerdingung teilgehabt habe und mich um sein Kind Arados, mein Patenkind, annehme.


    Mein nächstes Ziel wird ein bestimmtes sein. Ich kehre nach Montralur zurück um das zu vollendet, wofür Sardos ben Shari gestorben ist. Ich werde seine Frau retten, ihre leiche finden, oder beim Versuch sie zu finden dem Tod erleiden.


    Sollte ich erfolg haben und Arsinoe Tod oder lebendig gefunden haben, werde ich im Hafen von Merndil am 20 Tag des nächsten Mondlaufs einkehren.



    In trauernder Liebe


    Talris

  • Merens Gesicht zeigte vollendete Verwirrung.
    Zuerst sprach ers sie an, als sei sie Dreck unter seinen Schuhen, dann wieder trieb er seinen Spaß mit ihr und um dem ganzen die Krone aufzusetzen ließ er ihr eine Nachricht verlesen, bei der es sich um einen schlechten Scherz handeln musste. Konnte der Wein, den sie am Abend getrunken hatte, durch die Reise eventuell Schaden genommen haben und ihr nun solche Bilder in ihrem Kopf erscheinen lassen?
    Sie betrachtete argwöhnich den Boten, der die Nachricht gebracht hatte.
    Für einen kurzen Moment wollte sie dem Drang nachgeben, dem Boten das Pergament entreißen um sich von der Falschheit dieses Schreibens zu überzeugen, doch sie blieb sitzen.
    "Ich kann kaum glauben, was ich da höre... ich will es vieleicht auch nicht. Es kann doch nicht sein, dass der Fürst die Herrschaft niedergelegt hat. Ich verstehe das nicht." Fassungslos fuhr sie sich durch die Haare und betrachtete aus großen Augen den Boten, dann Bruder Bernhardt.

  • Bruder Bernhardt ging auf den Boten zu und streckte ihm die Hand hin. Der junge Bursche hatte schon einige Schweißtropfen, welche sein Gesicht zierten. Er rollte das Schreiben auf und legte es vorsichtig in Burgvogt Bernhardts Hand.


    „Herr, ich wollte nicht…“


    Bruder Bernhardt hob die Hand und brachte den Boten zum Schweigen.


    „Es soll dir kein Leid zugetragen werden. Du wusstest nicht was die Kunde in sich birgt. So geh nun raus und melde dich bei der Hundewache. Man wird dir einen Schlafplatz weisen.
    Wir sprechen morgen noch mal. Geh nun.“


    Bruder Bernhardt blickte Merenwen an und wartete bis der Bote die Tür zu gemacht hatte.
    Dann schritt er zu ihr herab und legte das entfaltete Schreiben auf den Tisch. Er blickte sich ruhig an.


    „Gottes Segen über dich, Merenwen. Es freut mich dich hier wohlbehalten anzutreffen. Aber das nächste Mal wenn du Nachts mich auf suchst, warte bis ich allein bin. Dann brauchst du auch diese höfische Scharade nicht zu inzinieren. Du siehst ja was dabei heraus kommt. Der arme Bursche hatte schon Angst den Kopf zu verlieren, nur weil Talris das unfassbare zu Papier gebracht hat. Doch wundere ich mich welche Nachricht nun zuerst erstellt wurde. Bist du dir sicher das auch Talris dir den Auftrag Wort wörtlich so gesagt hat? Willst du etwas trinken oder dich am Feuer wärmen?“

  • Meren betrachtete ihn für einen kurzen Moment, dann lächelte sie spitzbübisch.
    "Du vergißt scheinbar, dass ich in erster Linie als eine Vertreterin Montralurs hier bin, und erst dann aus... persönlichem Anliegen. Demnach bedaure ich, dich mit dieser höfischen Scharade belangen zu müssen. Dennoch ist es keine Scharade sondern mein Auftrag und damit notwendig." Sie strahlte ihn nun offen an.
    "Nein, ich möchte im Augenblick nichts weiter als hier sitzen." Sie besann sich auf die zuvor gesprochenen Worte und räusperte sich.
    "Ich bin schon eine Weile unterwegs gewesen, nachdem mir Talris seine Erlaubnis gegeben hat, Dich hier aufzusuchen. Ich kann natürlich nur mutmaßen, wie lange der Bote von der Herrschaftsstadt aus gebraucht hat... Doch ich denke, dass meine Nachricht älter ist, als diese hier." Sie deutete auf das Papier auf dem Tisch.
    "Was hat das alles zu bedeuten? Ich wunderte mich zwar, dass ich länger keine Botschaft meines Herrn erhielt... aber ich schob es auf seine Pflichten, auf die Kriegsvorbereitungen... ich ahnte nicht, dass es so schlimm um Montralur steht. Verrätst Du mir, was im Rabuuntal vorgefallen ist?" Sie blickte ihn flehentlich an. Dann sprang sie plötzlich auf.
    "Verzeihh'. Du bist sicher müde... Und ich sitze hier und halte Dich von deiner wohlverdienten Nachtruhe ab." Sie kaute auf ihrer Unterlippe.

  • Bernhardt funkelte Merewen an.


    „Wirst du dich wohl wieder hinsetzen! Ja ich bin gerade eingetroffen. Ja ich habe einen langen Weg hinter mir. Aber glaubst du wirklich, das ich nach dieser Botschaft noch Ruhen kann. Mein Schlaf hat Talris auf dem Gewissen nicht du. Also wenn du wissen willst was passiert ist, dann setzt dich vorne mit mir an den Kamin. Nimm dir eine warme Decke und etwas vom warmen Gewürzwein und ich beantworte alle deine Fragen.“


    Bruder Bernhardt stand auf und nahm Merenwen’s Hand.


    „Und bitte tu mir den Gefallen. Solang wir allein sind lass uns Titel und Protokoll vergessen. Das ist das letzte was ich nun leiden mag. Was hältst du von meinem Angebot?“

  • Meren lächelte immernoch.
    "Wenn du verantworten kannst das Protokoll zu vernachlässigen..." Sie erhob sich, setzte sich ans Feuer und sah ihn erwartungsvoll an.
    "Sprich mit mir. Ich bin neugierig, was vorgefallen ist, dass es dazu kam, dass mein Landesfürst scheinbar lieber in fremden Ländern die Kinder toter Verbündeter aufzieht, als an der Spitze seines Landes zu stehen..."
    Schahmesröte stieg ihr ins Gesicht und entsetzt über ihre eigenen Worte schlug sie die Hand vor den Mund.
    "Verzeih' bitte. Ich wollte nich ungebürlich klingen. Aber ich verstehe seine Beweggründe einfach nicht..." Sie schüttelte den Kopf.

  • Bruder Bernhardt führte Merenwen an das Feuer, reichte ihr eine Decke und einen Kelch mit wärmenden Wein. Entgegen ihrer Erwartung war sie es, welche in dem Sessel platz nahm, in dem vorher Bernhardt gesessen hat. Er selbst nahm sich eine Decke und eine Bank und schob sie gegen die Wand.


    „Ich denke zu so später Stunde kann ich es verantworten. Das dein Herr dir keine Nachricht geschickt hat verwundert mich gar nicht. Zwar habe ich Cyrion nicht im Rabuuntal kämpfen sehen aber ich denke er steht seinen Elfen woanders. Es war blutig und verwirrend dort im Tal. Die Nymbras haben viele ihrer Anführer verloren. Doch haben wir auch einige Verluste zu beklagen. Der im Brief benannte Sardos als Beispiel. Ebenso wie Talris gedenke ich auch aufzubrechen um ihn in seinem Heimatland die letzte Ehre zu erweisen. Ach und was Talris anging. Ja er war auch da und zwar vielleicht eine Kurzweyl in den Reihen der Verbündeten aber die meiste Zeit als Gefangener bei den Nymbras. Seid dem her verstehe ich kein Wort mehr von dem was er zu mir spricht…oder kannst du seine Worte deuten ?“

  • "Nein." Sie schüttelte den Kopf. Sie zog die Decke ein wenig enger um sich.
    "Das heißt also, man konnte den Nymbra einen entscheidenden Schlag zufügen? Ich erinnere mich an Berichte über ihre stärke Organisationsfähigkeit. Doch wenn man ihnen die Spitzen ihrer Truppen nimmt, sollte sie das vorerst dazu zwingen sich neu zu formieren..." Gedankenverloren nippte sie an dem Wein.
    "Du sprachst davon, das Talris sich lange in ihrer Gefangenschaft befand... Glaubst du..." Sie sah ihn durchdringend an. "Sie haben sich irgendwie seines Geistes bemächtigt? Ihn vieleicht dazu gebracht, so zu handeln?"

  • Bruder Bernhardt hob müde eine Augenbraue.


    "Meinst du wirklich das sie das machen würden ? Es war Glück das man Talris befreien konnte. Auch noch andere wurden befreit. Die Leibwache Marthianas, andere Kämpfer und sogar eine Tochter eurer stärksten Gottheit. Ich habe habe ihren Namen vergessen, entschudlige. Ich denke es ist weniger eine Sache der Wesen Montralurs sondern eher eine Sache der Götter diesen Krieg beizulegen. Mag sein das nun Frieden herrscht aber wie lange. Bis auf diese Tir Na Nog hat kein Anführer überlebt glaube ich. Zumindest keiner an dieser Front. "

  • "Immer wenn die Menschen keine Antwort auf etwas wissen, suchen sie sie bei den Göttern...
    Es wundert mich, warum sie Talris überhaupt gefangen nahmen. Ich hätte sie eher so eingeschätzt, dass sie seinem Leben direkt ein Ende gesetzt hätten, sobald sie seiner habhaft wurden." Sie schüttelte den Kopf.
    "Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich war nicht dabei. Ich habe nichts gesehen und nur gehört. Und dennoch bemühe ich mich eine Erklärung für Talris' handeln zu finden, welche all das erklärt... Allerdings... bin ich froh, dass du wohlbehalten aus dieser Schlacht zurück gekehrt bist."

  • Bruder Bernhardt beugte sich vor und griff Merewen’s Hand.


    “Ja ich bin auch sehr froh wieder hier zu sein. Hier bei dir..“


    Er lies seine Augen kurz auf den ihren Ruhe und zog sich dann aber wieder zurück.
    Er blickte kurz ins Feuer.


    „Glaube kann Berge versetzen. Ich denke die Nymbras haben Talris nur verschont weil alle Anführer gefallen waren bis auf Tir Na Nog. Talris sollte gegen sie eingetauscht werden.“

  • Bruder Bernhardt berichtete sachlich weiter.


    "Tir Na Nog ist eine Schattenläuferin. Was auch immer die Nymbras darunter verstehn. Es ist ein Titel und so ich es den Anderen entnehmen durfte ist nicht nur wichtig sondern auch eine Gemahlin eines Herrfrührers gewesen. Brak-Zuss nennt man ihn. Er fiel in der Schlacht. Sie jedoch ist verschwunden. Talris wurde befreit im Gefecht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."