[Burg Drachenstein]

  • Meren bedachte Bruder Bernhardt mit einem kurzen Kopfnicken.
    "Burgvogt."
    Sein Spiel mit dem Papier ließ Meren eine Augenbraue heben, doch blieben ihre Gedanken ihre eigenen.
    "Wenn Ihr es wünscht, so will ich Euch begleiten."
    Sie tätschelte ihrem Fuchs den Hals und wartete geduldig, bis Bruder Bernhardt sich wieder an sie wenden würde, sobald er abreisefertig war.

  • Als Bruder Bernhardt abreisefertig war schwang er sich auf sein Ross und ritt langsam mit Merenwen aus der Feste heraus.


    Als beide durch das Haupttor ritten, warf Bernhardt Merenwen einen kurzen skeptischen Blick zu und wandte sich dann wieder nach vorne. Mit ruhiger Stimme sprach er zu ihr.


    „Wenn ihr das nächste Mal die Absicht habt euch aus der Feste zu schleichen und somit das Gastrecht zu missachten dreht euch lieber im Bett erneut um und schlaft noch einmal darüber. Wir wollen doch den Burgfrieden waren und für keine Spannungen zwischen uns sorgen. Nicht wahr?“


    Bruder Bernhardt stieß sein Pferd in die Flanken und ritt aus der Feste heraus.

  • Meren antwortete auf Bruder Bernhardts Worte mit unveränderter Miene.
    "Ihr unterschätzt mich, Burgvogt. Es lag weder in meiner Absicht, gegen amonlonisches Gastrecht zu verstoßen, noch mich heimlich aus der Burg zu stehlen. Ich hatte lediglich den Wunsch, für ein paar Stunden etwas anderes zu sehen, als die Burgmauern. Zudem nahm ich an, über die Freiheit meiner Entscheidung und somit auch die Burg für ein paar Stunden verlassen zu dürfen; selbst verfügen zu können."
    Meren trieb ihren Fuchs an, dass sie Schritt hielt, wenn auch um eine halbe Pferdelänge versetzt, die sie hinter Bruder Bernhardt bleib.

  • Als Merenwen wieder aufgeschlossen hatte hörte sie wieder Bruder Bernhardts Stimme.


    „Ihr habt falsch angenommen. Niemand kommt und geht aus meiner Feste ohne das ich es weis. Es herrscht Krieg, schon vergessen. Und gerade ihr seid zu kostbar das ich euch Schutzlos umher reiten lasse. So etwas wird nie wieder vorkommen.“


    Bruder Bernhardt führte sein Pferd auf eine Hügelkette zu und gab ihm die Sporen.


    „Dort lang!“

  • Bruder Bernhardt hielt sein Pferd an und drehte sich im Sattel.
    Mit einem Leherblick schaute er die junge Halbelfe an.


    "Was habt ihr an meinen Worten nicht verstanden ?"

  • Bruder Bernhardt drehte nun sein Pferd und kam ihr auf halbe Wege entgegen. Er kramte eine Knolle hervor, schnitt ein Stück ab und nahm es in den Mund.


    "Was ist mit euch los, Merenwen? Meint ihr wirklich ich brauche ein Käfig um euch bei mir zu halten? Könnt ihr wirklich nicht begreifen welchen Zweck diese Anweisung hat? Und habt ihr nicht vergessen wer Ihr seid ?"


    Es würde wohl was länger dauern, daher kramte Bernhardt auch noch ein wenig Süßzeug hervor und bot es Merenwen ebenfalls an.

  • Meren schüttelte ablehnend den Kopf.
    "Was soll mit mir sein?" Sie zuckte mit den Schultern.
    "Ich verstehe sehr wohl den Zweck Eurer "Anweisung", dennoch bin ich nicht bereit mich hinter dicken Mauern versteckt zu halten.
    Und vergessen, wer ich bin habe ich gewiss nicht. Doch gibt es auch keinen Grund, es zuviele andere wissen zu lassen. Wenn man einer Sache oder einer Person zuviel Aufmerksamkeit widmet, rückt sie dieses Verhalten in den Fokus eines Beobachters
    ." Sie fasste die Zügel ihres Fuchses fester.

  • " In einem Moment die einzelgängerische Abenteurerin,im nächsten Moment ein Freigeist und Schöndenker. Welcher Lehrmeister hat euch dieses gelehrt? Ihr seid als Bote eingesetzt und habt so manche wichtige Auskunft in eurem Verstand abgelegt. Ich begrüsse es nicht, wenn der Feind sich in Kriegszeiten Eurer bemächtigt nur weil ihr meint allein durch die Wälder zu ziehn. Tut dies, aber tut dies in Begleitung von Soldaten. Ebenso wie ich auch von euch erwarte das ihr euer Kommen und Gehn auf der Feste meldet, solange ihr mein Gast seid. Ich muss diese Regeln für alle geltend machen um sicher zu gehn das kein Fremder auf der Feste sein unwesen treibt und kein Mann heimlich als vermisst gilt. Habt ihr es nun verstanden?"

  • Meren sah ihn zweifelnd von der Seite an.
    "Ihr wollt mir weis machen, dass sich jeder einzelne Soldat bei Euch abmeldet, wenn er die Burg verläßt?" Sie hob nun beide Augenbrauen.
    "Ich glaube doch wohl eher nicht." Sie musste nun doch ein wenig grinsen.
    "Ich danke Euch für Eure hohe Meinung. Dennoch beschreiben Eure Worte wohl eher, was Ihr in mir seht und weniger was ich bin. Was soll ich denn schon wichtiges in meinem Kopf beherbergen?" Sie musste merklich ein Lachen unterdrücken.

  • "Man könnte meinen ihr wollt euch um einen Posten als General bei meinen Truppen bewerben. So sehr wisst ihr also Bescheid über das Befehlen einer Burgfeste, das ihr meine Anweisungen in Frage stellt. Wir müssen nicht drüber diskutieren, es stellt sich nur die einfache Frage. Könnt ihr oder könnt ihr es nicht. Könnt ihr meinen Anweiisungen folgen oder könnt ihr es nicht und wir beide werden den ganzen Tag auf dieser wunderbaren Wiese stehn und drüber freidenken. Es liegt an euch"

  • Merens Grinsen wurde breiter.
    "Dies ist nun schon die zweite Position, die Ihr mir seid Eurer Rückkehr in Aussicht stellt. Gestern Nacht den Herrschaftsstab über Montralur, heute legt ihr mir nahe mich als General vorzustellen... Bezweckt ihr etwas damit?
    Und was unseren Aufenthalt hier angeht... Was wäre die alternative Wahl? Ihr habt mir nicht gesagt, wohin ihr eigentlich gedenkt mich zu führen, nur dass ich vieleicht ein wenig meine Neugier stillen könnte. Und dieses Angebot kann ich doch wohl nur schwerlich ausschlagen, oder?
    " Sie wurde wieder ernst.
    "Ich maße mir keines Wegs an, über das Befehlen in Eurer Burg Bescheid zu wissen. Was ich weiß ist, dass ich mich gewillt zeige, einer BITTE Eurerseits Folge zu leisten. Einem Befehl hätte ich wohl nichts entgegen zusetzten, wenn ich mir nicht Euren und den Unmut meines Herren aufladen wollte. "

  • "Was immer ihr meint. Bevor der Tag zu Neige geht müssen wir auf diese Hügelkuppe reiten. Dort befindet sich ein Waldstück in dem ich hoffe einen guten Freund treffen zu können. Wenn ihr Fragen habt, wird es ihm ein leichtes Sein sie zu beantworten. Seid ihr bereit für die kleine Reise?"


    Er verstaute sein Naschzeug und griff seine Zügel fester.

  • Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden ritt Bruder Bernhardt voran.
    Der Ausritt erstreckte sich über 4 Stunden als die beiden an einem Hügeltal angelangten.
    Über einen schmalen Pfad wurden beide Reisenden auf die Hügelspitze geführt.
    Es bot sich ihnen ein dunkler dichter Wald als Bruder Bernhardt abstieg und sein Pferd festmachte.


    „Wir müssen von hieraus zu Fuss weiter. Seid ihr bereit?“

  • Bruder Bernhardt und Merenwen gingen auf das dichte und dunkele Waldstück zu. Es ward so als ob die Bäume Augen hatten und sie zu beobachten schienen. Beide Reisende drangen langsam in die Eingeweide dieses Forstes ein. Die Luft war gefüllt von Gerüchen und schien das Bedrückende des Waldes nur noch mehr zu erheben. Es dauerte einige Zeit bis die beiden eine Lichtung erreichten. Die Sonne blendete sie als sie die Lichtung betraten und Bruder Bernhardt blieb bereits nach 4 Schritt stehen.


    „Wir sind da.“

  • Ein leises Knacken war aus dem Unterholz zu vernehmen das in gemäßigtem Tempo näher kam. Langsam stieg das Gefühl beobachtet zu werden in den beiden Wesen auf der Lichtung an. Es schien als würden die Vögel einen Moment in ihrem Gesang inne zu halten. Mit einem letzten knackenden Geräusch schob sich ein Körper durch die letzte Barriere aus Dornenranken, auch wenn es den Anschein erweckte das diese fast zurückwichen vor der stattlichen Kreatur die dort den Rand der Lichtung im Zwielicht betrat. Im Halbschatten und mit dem blendendem Licht der Sonne in den Augen konnte man keine genauen Beobachtungen machen, jedoch zeichnete sich die Kontur eines Pferdes mit Reiter deutlich ab, mit einem kleinem Schönheitfehler. Dem Pferd fehlte der Kopf.
    Eine sonore Stimme ertönte:



    "Ich hoffe das eure Jagd unter Artemis wohlwollendem Auge ruhte?"