Gasthaus "Zum Singenden Wald" Teil 2

  • Dunja ist dem Vinländer dankbar in den Schankraum gefolgt, immer noch völlig überrascht von dem eben Gehörten. In Gedanken fragt sie sich zum wiederholten Mal, wie es zu dieser unerhörten Anschuldigung kommen konnte...

  • Dunja setzt sich auf den angebotenen Platz und schlägt dann einen Moment die Hände vor ihr Gesicht. Als sie wieder aufblickt, nickt sie zu des Vinländers Worten und beginnt stockend,


    "Als erstes einmal möchte ich Euch dafür danken, daß Ihr mir geholfen habt, Herr Berkenbrecht... ich..."


    Sie bricht ab und beginnt dann erneut,


    "Der Herr tauchte heute nachmittag im "Alten Krieger" auf und irgendwie schien er mir bekannt vorzukommen... allerdings vermag ich nicht zu sagen woher. Er trank ein Bier, erkundigte sich nach einer Übernachtungsmöglichkeit hier in der Stadt und war dann plötzlich verschwunden. Als ich mit Herrn Xavie hier her kam um ihn Danara vorzustellen, tauchte der Fremde wieder auf und setzte sich an den Nachbartisch. Ich gestehe, daß ich das Gefühl hatte, er würde uns beobachten, wenn nicht gar belauschen und als er erneut verschwand, ging ich ihm nach..."


    Kurz schweigt sie und fährt dann fort,


    "Ich traf ihn im Flur und er forderte mich auf, das Gasthaus mit ihm zu verlassen, doch ich lehnte ab. Nun... und dann seid zum Glück, Ihr aufgetaucht und ich hoffte es würde ihn vertreiben, sähe er, daß wir gut bekannt miteinander sind. Es tut mir leid, wenn ich Euch damit in Verlegenheit brachte, Herr Berkenbrecht... aber ich bin Euch wirklich unendlich dankbar für Eure Hilfe!"


    Einen Moment sieht sie ihn dankend an und legt leicht ihre Hand auf seinen Arm...

  • Trauer liegt in Dunjas Blick, als der Vinländer sie auf die Vorwürfe anspricht und einen Moment scheint sie mit der Antwort zu zögern,


    "Der Vorwurf, ich wäre eine Betrügerin... ich hätte mir die Rolle der Prinzessin erschlichen und wäre nicht die, welche ich zu sein vorgebe, ist nicht wahr, Herr Berkenbrecht!"


    Ihre Stimme klingt fest und aufrichtig schaut sie den Ritter an,


    "Wenn dem wirklich so wäre, so wäre ich dumm eine solche Rolle spielen zu wollen... zumal in einem Land, welches durch Krieg so arg gebeutelt war wie Thyngary! Ich verstehe nicht, wie diese Anschuldigung zu Stande gekommen ist... zumal der Schrieb der Kaiserin erwähnte, ich hätte auch meine Familie getäuscht... mein Vater... "


    Sie bricht ab und wird blass, als ein schrecklicher Gedanke Gestalt annimmt...

  • Diesmal schweigt Dunja wesentlich länger und als sie endlich auf die Frage des Vinländers antwortet, sieht man, daß es ihr nicht leicht fällt, die richtigen Worte zu finden, doch trotdem sieht sie den Ritter ernst an,


    "Nun... ich will ehrlich zu Euch sein, Herr Berkenbrecht und so muß ich zugeben, daß er berechtigt ist! Einstmals, als ich noch dem fahrenden Volk angehörte und nichts von der Herkunft meines Vaters wußte, habe ich gestohlen, wenn mir nichts anderes blieb... später im Krieg, wenn es notwendig war..."


    Ihr Gesicht ist ausdruckslos...

  • Einen Moment schaut Dunja den Ritter an, dann schüttelt sie den Kopf,


    "Mittlerweile weiß ich, daß es für den, der es sich leisten kann, einfach ist, zu sagen, es gäbe immer einen anderen Weg... aber wenn ihr arm seid und niemand gewillt ist Euch anständige Arbeit zu geben, weil Ihr ja zu den Fahrenden gehört, denen man nicht trauen kann... oder der Winter so kalt ist, daß selbst die Bauern hungern... dann gibt es oft genug keinen anderen Weg!"


    Sie runzelt ungehalten die Stirn und blitzt den Vinländer schließlich an,


    "Auch auf die Gefahr hin, daß Ihr mich verachten mögt... Nein! Ich bereue das was ich tat in meinem Leben nicht! Nicht jeder Mensch kann ein edler Ritter sein... und ich bin es nicht! Es gab Zeiten, da... !"


    Abrupt bricht sie ab und schüttelt müde den Kopf,


    "Laßt es gut sein, Herr Berkenbrecht... vielleicht sollte ich es Herrn von Hohenlohe leicht machen und ihn einfach begleiten..."



    Weiter geht es in Teil 3 ....

    Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt. (Jacob Böhme)

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