Das Haus der Merquatorez-Schwestern

  • Aufatmend verließ Niro das Haus der Schwestern in Richtung Wohnheim. Es war spät geworden. Zu spät um Morgaine noch zu besuchen und zu schauen, ob es Ihr schon wieder besser ging.


    Er würde dieses "Kartoffelfest" besuchen, von dem er im Zaunkönig gelesen hatte und seine Studien an der Akademie aufnehmen...


    >>>>> Wohnheim der Akademie

  • Sooooo ein schöner Taaaaaaaaag!


    sprach Felizitas, als sie die Fensterläden öffnete.


    Cecilie, ich werde ein bisschen spazieren gehen. Kommst du mit, Schwesterherz?


    Ohne eine Antwort abzuwarten lief die kleine rundliche Frau, die ihre blonden Haare zu Schaukelzöpfen geflochten und mit gelben Schleifchen, die überhaupt nicht zu der Farbe ihres Gesichtes, welches aussah als sei sie in gleich mehrere Farbtöpfe gefallen, passten, dekoriert hatte, munter aus der Haustüre hinaus in Richtung des Dorfplatzes.



    [SIZE=7](eine wundervolle Demonstration der Rahmenstruktur des Deutschen)[/SIZE]

  • "Chr chr.. aber gerne doch Fwefterherpf." grunzte es aus dem anderen Raum.


    Cecilie trug heute ihr bonbonfarbenes Kleid mit der weißen Spitze, die mit kleinen, weißen Muscheln besetzt war. Auf dem Kopf hatte sie eine enorme Haube mit der selben Spitze. Und schon stapfte sie ihrer Schwester hinterher ins Freie. Die frühen und noch etwas schüchternen Sonnenstrahlen empfing sie mit einem verärgerten Grunzen, dann zerrte sie ein Gebilde hinter sich aus der Tür, das entfernt an einen Tisch auf einem Bein erinnerte, dessen Platte mit Stoff bezogen war. Dieses Dings hielt sie sich über den Kopf um die garstige Sonne von ihrem vornehmen Teint abzuhalten und stolzierte los.

  • Es waren einige Tage vergangen, aber die beiden Schwestern waren immer noch nicht über die Eregnisse im Zaunkönig hinweggekommen. Immer wieder brach die eine in Tränen aus, woraufhin die andere herzergreifend miteinstimmte. So verbrachten sie ihre Tage. An Arbeiten war derzeit gar nicht zu denken. Vielleicht würde sie der Anblick eines jungen, animalischen Mannes neu motivieren!?

  • <<< Vom Dorfplatz von Renascân (2)


    Einige Tage später kommt Niro durch die Gasse. Verstohlen schleicht er sich an und schaut aus sicherer Distanz, ob nicht vielleicht die Schwestern gerade zufälligerweise aus dem Fenster schauen. Dann wagt er sich näher und legt eine Schriftrolle auf die Türschwelle, klopft energisch an und läuft dann schnell um die Gassenecke.


    Verstohlen linst er um die Ecke und beobachtet den Hauseingang der Schwestern. Er wartet, ob sich die Tür öffnet. Von möglichen Passanten lässt er sich dabei nicht stören.

  • Hat es da etwa geklopft?


    Es war auffällig, dass Felizitas nicht wie üblich flötete. Niemand würde glauben, dass sie auch normal sprechen konnte! Ein markerschütterndes Seufzen und Nasehochziehen folgte. Sie wischte sich die Tränen einigermaßen weg, wobei sie die Schminke im Gesicht verteilte. Manche Leute würden es vielleicht sogar als Kunst bezeichnen...


    Langsam erhob sie sich, sah traurig zu ihrer Schwester und ging Richtung Türe. Zuerst sah sie durch den Vorhang, aber es war niemand zu sehen. Also öffnete vorsichtig die Tür einen Spalt breit.



    Hallo?



    Als keine Antwort kam öffnete sie die Türe noch weiter und entdeckte die Schrifrolle.



    Cecilie, da liegt ein Stück Papier vor unserer Tür!

  • Erleichtert, dass Felizitas seine Schriftrolle gefunden hatte, kehrte Niro dem Haus den Rücken. Die Schwestern würden in der Schriftrolle den Reisebericht von Niro mit seinen Erlebnissen aus den Wüstenlanden finden. Eine wundersamte Geschichte, über eine Stadt, die nur alle 6000 Jahre für ein paar Tage auftaucht, wunderschöne Kalifentöchter, Geister, einen bösen Dschinn und schließlich doch ein romantisches Happy End der Liebesgeschichte. Niro hatte sich bemüht, die Geschichte so kurz und spannend zu halten, so dass sie im Boten veröffentlich werden konnte. Die Schwestern hatten ihm damals entsprechende Rahmenbedingungen des Blattes genannt - die Geschichte war trotzdem etwas zu lang geworden.

  • Felizitas nahm die Schriftrolle und las es aufmerksam durch. Dabei stand sie die ganze Zeit in der offenen Tür. Ihr kamen wieder die Tränen, sie schniefte, seufzte und schneuzte. Bevor die Tür zuschwang, waren noch folgende Worte zu hören:


    Ceciiiiiiiiiiiiiiiliiieeeeeeeee! Steeeeeeeeell dir vooooooooooor! Man haaaaaaat uns eine Liiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiebesgeschiiiiiiiiiiiiichte geschriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieben! Nuuuuuuuuuuuuuur für uuuuuuuuuuuuuuuns! Das waaaaaaaaaar das Zeeeeeeeeeichen, auf daaaaaaaaaaas wir gewaaaaaaaaaartet haaaaaaaaaaaaben! Ceciiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilieeeeeeeee! Wie aufreeeeeeeeeeeegend!!!



    Dann schwang die Tür zu. Niros Reisebericht war anscheinend ganz anders aufgefasst worden, als der Absender dies geplant hatte. Man konnte nur hoffen, dass er seinen Namen nicht erwähnt hatte...

  • Entsetzt drehte sich Niro wieder um und schaute zum Haus, als er Felizitas Worte vernommen hatte.


    Wie konnten sie das so mißverstehen? Ich habe doch extra ein Anschreiben mit beigelegt..., dachte Niro.


    Da wehte ihm sein Anschreiben entgegen. Er hatte den Zettel separat gefaltet und unter die Rolle geklemmt, aber ein Windzug musste es fortgerissen und in den Dreck gewirbelt haben!


    Bei den Göttern!, Niro schwitzte Blut und Wasser. Am Ende des Reiseberichts war natürlich sein Name erwähnt! Was sollte er nur tun? Sollte er es gleich in Ordnung bringen?


    Unschlüssig stand einen Moment mitten auf der Straße und blickte zum Haus mit der geschlossenen Tür. Dann siegte seine Angst, er drehte sich wieder um und betrat die Akademie, die gleich gegenüber dem Haus der Merquatorez-Schwestern stand.


    >>> Die Akademie zu Renascân (2)

  • Ein Bote erreichte das Haus der Merquatorez-Schwestern.
    Er prüfte noch einmal die Adresse - Cecilie und Felizitas Merquatorez. Ja, hier war das Haus. Er stutzte kurz. Der Absender war ein gewisser Niro Mythenreich. Irgendetwas sagte ihm das. War das nicht der... hmm... Irgendwie hatten die Jungs Hoffnungen darauf gesetzt, dass er etwas in Renascân aufbauen sollte. Das war aber nicht geschehen...


    Er betrachtete den Brief. Er schien weit gereist. Er trug zwei Siegel - eines mit einem vierzackigem Stern und Kreisen - am Rande stand Ignis, Aeris, Aqua, Terra. Aha! Aus Mythodea also. Und dann war das noch ein fünfzackiger Stern mit einer Sonne in der Mitte. Der Bote konnte sich erinnern, dass er das schon einmal auf einem anderen wichtigen Brief gesehen hatte, der in der Präfektur abgeliefert wurde.


    Nichtsahnend liess er den Türklopfer herabfallen.

  • Jaaaaaahaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!! Ich bin auf dem Weeeeeeheeeeeeeeeg! Lauf nicht weeeeeeeeg, hübscher Maaaaaaaaaaahaaaaaaaaaaaaaaaaaann!!!



    So flötete es und wurden immer lauter. Die Tür ging auf und Felizitas Merquatorez - in ihrer ganzen Pracht - sah den Boten an. Kurz wirkte ihr Gesichtsausdruck fast geschockt, dass tatsächlich ein Mann vor der Tür stand! Doch schnell fasste sie sich wieder und schaute den Boten verheißungsvoll an. Wer konnte dieser Frau nur widerstehen? Sie trug ein buntes Kleid mit noch bunteren Rüschen und tiefem Ausschnitt. Genauso bunt wie die Kleidung waren ihr Gesicht und ihre Haarbänder, mit denen die Haare schwungvoll in geflochtenen Schaukeln links und rechts gehalten wurden.

  • Der Bote schaute ganz entgeistert. Wie konnte nur jemand DIESEN Damen schreiben wollen.


    Geistesgegenwärtig riss er den Brief wie ein Schutzschild nach oben und stammelte:


    "Ein Brrrr... Brief... von He... Herrn Mythenreich"


    Sobald diese Dame den Brief griff, würde er umdrehen und flüchten.

  • Vom Herrn Myyyyyyyyythenreich! Nein, soooooooowas! Wie toooooooll!!! Ceciiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilie! Komm schnell heeeeeeeeeer, Fweeeeeefterheeeeeeeeeeeertf! Ein Briiiiiiiiiiiiehiiiiif, von einem Maaaaaaaaann! Vom Herrn Myyyyyyyyyyfteriöööööööööf!!! Wie aaaaaaaaaaufregend!!! Wie aaaaaaaaaaaaaaaaaaufregend!!!


    Statt den Brief zu ergreifen, klatschte sie ihre Hände zusammen und hielt sie sich verliebt an die Brust. Die Frau hüpfte freudig auf und ab, wobei ihre Rundungen mit im Takt schwangen. Und... hatte sie etwa Verstärkung gerufen?

  • "Ähem... Ja... ich muss dann wieder weiter. Der Brief, bitte...",
    die letzten Worte klangen fast flehend, während der Bote den Brief vor Felizitas hin- und herwedelte.


    Damit wedelte er auch etwas von dem Parfüm in seine Richtung. Das führte dazu, dass er aufhörte zu wedeln und einfach nur den Brief vor Felizitas Gesicht hielt.


    Er spielte mit dem Gedanken ihn in ihr Dekolté fallen zu lassen, um ihn los zu werden.

  • Felizitas atmete den männlichen Duft des Parfüms ein.


    Haaaaaach. Hhhhhhhmmmm. Heeeeerrlich! Määäännlich! Huuuuuuu! Feeeeeefiiiiiiiiiiiiliiiiiiie!


    Und sie schwang eine Hand an ihre Stirn, wie es Frauen manchmal taten, bevor sie in Ohnmacht fielen. Den Brief ergriff sie nicht. Sie war viel zu sehr mit dem Duft (und wahrscheinlich ihren Hormonen) beschäftigt.

  • Dem Boten wurde es zu bunt. Er ergriff die Hand von Felizitas drückte ihr den Brief hinein und schloss ihre Finger darum.


    "Bitte!", sagte er mit gepresster Stimme, während er versuchte, Felizitas Parfüm zu ignorieren. "Muss weiter, gute Dame", sagte er. "Das macht 1 Silber bitte. Oder soll ich Ihnen den Brief auch noch vorlesen? Das wären dann 2 Kupfer mehr."

  • Felizitas ergriff die Hand begeistert und sah den Mann aufreizend in die Augen. Sie hatte nicht vor, die Hand jemals wieder loszulassen. Oft wurde sie nicht von einem männlichen Wesen berührt. Das musste frau ausnutzen!


    Soooooooooooo einer bist du alsoooooooo! Jaaaaaaaaa, biiiiiiiiiitte!


    Sie zog den Mann Richtung Hausinneres und war ganz aufgeregt!

  • "Mein lieber Herr.." ertönte eine tiefe, rauchige Stimme aus dem dunklen Flur. Die urplötzlich höher wurde "Aaaah!! Wer ift denn daf? Nur herein, nur herein."


    Die Frau, die da im Flur stand, war größer als Felizitas, jedoch stand sie ihr was die Kriegsbemalung und das schräge Äußere anging in nichts nach. Sie trug ein bonbonrosa Kleid, das über und über mit Schleifchen in blassrosa und cremeweiß besetzt war. Zudem hatte man kleine rosa Muscheln an den Saum genäht. Ihre Haare wurden von einer monströsen Spange gehalten. Ihre Augen wurden ähnlich monströs vergrößert durch die Augengläser, die sie trug.


    "Gut, daff ich grade Waffer aufgefetft habe. Wie wärf mit einem Teechen, Herr..? Ja.. Herr.. Ach, kommt doch erft mal rein."


    Sie wackelte verführerisch mit den Augenbrauen und leckte sich dabei - mehr oder minder - lasziv über die völlig überschminkten Lippen. Der sollte ihr nicht entkommen. Sein Stupsnäschen.. reinbeißen könnte sie da, so herrlich war es.

  • "Ähem... Wollen Sie denn nun vorgelesen...?", fragte der Bote, während er hinter Felizitas hinterstolperte und die Tür oder das große dunkle Loch hinter dem Eingang ihn verschluckte.


    BAMMM!!!, knallte die Haustür ins Schloss.


    Dann sah er ein weiteres Monster in Rosa... Er musste träumen.


    "NEIN! KEINEN TEE BITTE!", rief er Ihr zu.


    Hätte er doch nur auf das Entgeld verzichtet...


    Da entdeckte er den Brief in seiner Hand.


    "Vorlesen?", fragte er