Die Bank vor dem Haus

  • Schliesslich fängt Thiran doch an zu singen.
    Es ist eine alte Weise aus seiner Heimat und seine Stimme verrät seine Traurigkeit.


    Auch wenn Anna die Worte nicht verstehen kann, so kann sie die Sehnsucht spüren, die aus Thirans Herz in seine Musik fliesst.

  • Anna hält die Augen weiter geschlossen, doch für diese Traurigkeit ist sie noch immer sehr empfänglich. Auch ihr Verlust liegt noch nicht weit zurück und die Sorge um ihre zukunft und die des Kindes lastet schwer auf ihr.
    Eine einzelne Träne dringt durch die geschlossenen Lider und rinnt über ihre Wange.

  • Thiran lässt die Musik ausklingen und kann nicht anders, als seine Hand ausstrecken und die Träne von Annas Wange wegwischen.


    Wie gerne würde er sie jetzt in den Arm nehmen, sie...
    er zog die Hand wieder zurück, nachder er die Träne weggewischt hatte.

  • Anna schrickt zusammen als er sie berührt. Rasch wischt sie über ihre Augen, als wolle sie mit den Tränen die Blöße, die sie sich gegeben hat wegwischen. Genauso wie das seltsame Gefühl, das seine Berührung in ihr hinterläßt.
    Sie holt erschrocken Luft und wendet den Kopf ab.
    Geh! Jetzt! schreit eine Stimme in ihr. Doch sie bleibt sitzen.

  • Thiran ist geschockt über ihre Reaktion.
    Was war nur mit ihr los?
    In ihm wuchs das brennende Gefühl sie in seinen Armen spüren zu wollen. Jetzt noch mehr, nachdem er ihre Wange berührt hatte.


    Er legt seine Harfe beiseite und nimmt ihre Hand in seine.
    Wovor hast du solche Angst?

  • Er zieht nur fragend eine Augenbraue hoch, wusste er doch so gut wie sie, dass sie ihn gerade angelogen hatte.


    Ein paar Augenblicke schaut er noch ihrer Hand hinterher, dann rückt er wieder etwas von ihr ab und nimmt wieder seine Harfe zur Hand.
    Nun gut, Anna ohne Angst, dann werde ich dir noch ein Lied spielen


    Er spielt noch ein wenig auf der Harfe, beobachtet sie dabei jedoch genau.

  • Sie schaut ihn weiterhin nicht an, ist sich seiner Aufmerksamkeit sehr bewußt, doch bei der Musik scheint sie sich zu entspannen.
    "Es... es tut mir leid", murmelt sie schließlich. "Das war... unhöflich von mir..." Die Brauen sind gerunzelt als wäre sie unentschlossen, würde mit sich kämpfen.

  • Er unterbricht sein Spiel nicht als er ihr antwortet
    Es war nicht unhöflich, aber es hat mehr über euch verraten, als ihr eigentlich wolltet.
    Er lächelt
    Ich weis nicht was ihr seid oder wer ihr genau seid. Anna er spricht ihren Namen aus, das deutlich wird, dass er nicht glaubt er wäre ihr richtiger um ehrlich zu sein, weis ich nicht einmal genau was wir hier machen.
    Thiran lacht leise.
    Wer auch immer ihr wirklich seid Anna, nun habt ihr euer Kind und solltet zur Ruhe kommen. Ihr braucht einen Ort an dem ihr euch sicher fühlt und Leute denen ihr wirklich vertrauen könnt. Leute die wirklich wissen wer ihr seid und nicht nur die Fassade Anna kennen.
    Er spielt einige Zeit und fast scheint es so als wollte er nichts hinzufügen, doch dann sagt er leise:
    Sucht euch diese Leute sorgfältig aus, Anna, wer auch immer es sein wird.

  • Sie hebt den Kopf und schaut ihn an, mustert die schönen, ebenmäßigen Züge des Elben beunruhigt.
    Hatte sie sich so leicht verraten? In Lupien hatte die Tarnung 'Anna' gehalten, im Kriegsgebiet wollte niemand etwas anderes in ihr sehen als die Schankmaid, deren größtest Problem es war, keinen passenden Vater zu dem wachsenden Ungeborenen zu haben. Doch dort hatte es kaum Elben gegeben, das schöne Volk hielt sich fern von diesem schmutzigen Krieg. Vielleicht sollte sie sich von Elben allgemein fernhalten.
    Ihr Blick wandert zu seinen Händen, den langen, feingliedrigen Fingern, die geschickt die Saiten der Harfe anschlagen. Hatten ihre Hand zwischen seinen gehalten...
    Daß sie irgendwem erzählen konnte, wer sie wirklich war, was sie getan hatte und derjenige sie trotzdem mit offenen Armen aufnehmen würde war natürlich völlig abwegig. Sie sollte später nicht einmal ihrer Tochter davon erzählen, in deren eigenem Interesse.
    Und wenn sie sich ihm anvertrauen könnte?
    Nein. Denselben Haß und die Verachtung, die seine Herrin ihr gezeigt hatte in seinen Augen zu sehen, das könnte sie nicht ertragen. Rasch schaut sie wieder hoch in sein Gesicht.

  • Als sich ihre Blicke treffen hat Thiran schwierigkeiten einfach weiter zu spielen, doch er schafft es sein Spiel einfach weiter laufen zu lassen.


    Wer war sie nur, dass ein einfacher Blick ihn so bannte? Er konnte spüren, dass sie seinen Worten nicht folge leisten würde. Sie würde ihr Geheimniss weiter in sich tragen und es würde sie zerfressen.


    Schliesslich war er es der den Blick abwenden musste.
    Sie war eine Sterbliche, Tear'asel hatte vollkommen recht, sie war nicht für ihn bestimmt. Sie würde altern und er nicht, würde er damit zurecht kommen, sollte sie ihn wirklich annehmen? Schon jetzt zog sich sein Herz schmerzlich zusammen, als er daran dachte, wie sie mit jedem Tag ihrem Tod näher kam.


    Er hob wieder seinen Blick, die Musik verstummte.
    Anna... er flüsterte ihren Namen nur und streckte eine Hand in ihre Richtung. Eine Stimme in ihm schrie ihm zu es nicht zu tun, doch wie schon so oft hatte sein Herz die oberhand, und das konnte sich nichts schöneres vorstellen als sie in seinen Armen zu spüren.

  • Die Art wie er den Namen flüstert jagt ihr einen Schauer über den Rücken. Sie schließt kurz die Augen- nur um festzustellen, daß ihre Hand sich von alleine auf seine zubewegt.
    Erschrocken hält sie inne. Hatte sie nicht eben beschlossen, sich von Elben fernzuhalten?
    Doch dann, zart und zögernd, berühren ihre Finger seine. "Thiran...", antwortet sie leise -und es klingt fast vorwurfsvoll.

  • Er stellt seine Harfe ab und ergreift die Hand und zieht sie kurzentschlossen in eine Umarmung.


    Sie in seinen Armen zu halten berührt eine Stelle in seinem Herzen, die er nicht kennt. Was war es nur, dass solche Angst in ihr weckte. Zorn wallte in ihm auf, dass jemand ihr so etwas antat...

  • Daß er sie nun unvermittelt in seine Arme zieht erschreckt Anna mehr als sie erwartet. Ihr ganzer Körper wird steif, sie hält den Atem an. Eine winzige Abwehrbewegung erstickt er im Keim indem er sie festhält, an sich drückt.
    Und allmählich geben die verkrampften Schultern nach, sie gibt ihren Widerstand auf und läßt sich gegen ihn sinken, die Stirn an seiner Schulter.
    Selené, laß das! Steh auf und geh, jetzt sofort!
    Doch die Stimme verhallt ungehört, viel zu lange ist es her, daß sie jemand im Arm gehalten hat, festgehalten hat, daß sie sich warm und geborgen fühlte.
    Ja, es ist trügerisch und er tut es nur, weil ich ihn anlüge... aber laß es mich noch einen Moment genießen.

  • Er senkt seinen Kopf, dass er den Geruch ihrer Haare einatmen kann.
    Vorsichtig löst er einen Arm und streicht ihr über die Haare und legt dann seine Wange gegen ihren Kopf.


    Der Wahrspruch, der ihn seid seiner Jugend begleitete viel ihm wieder ein. Liadana hatte darum gewusst und deswegen immer Ängste um ihn ausgestanden, wenn er in die Nähe von Sterblichen kam. Er sollte nichts mit ihr anfangen, sollte lernen seine Gefühle zu zügeln und die Welt der Sterblichen von aussen betrachten, wie es so viele Elben taten. Doch sein Wesen und seine Berufung zum Barden liessen das nicht zu. Wie konnte er sein Herz vor ihnen verschliessen? Wie konnte er ihre Leben einfach so verstreichen lassen, wenn sein innerstes Wesen sich ihnen so verbunden fühlte?


    In diesem Moment war es ihm egal wer auch immer die Frau in seinen Armen wirklich war und vor wem oder was sie geflohen war um ihr Kind zu gebähren, was zählte war das Feuer, dass sie in seinem inneren entfacht hatte...

  • Schließlich leg sie eine Hand auf seine Brust, schiebt ihn mit leichtem Druck von sich und löst sich aus der Umarmung. Doch die Berührung hat mehr von einer Kontaktaufnahme als von der Bemühung, ihn auf Abstand zu halten. Unter dem Hemd spürt sie den warmen, kräftigen Körper, seine Atemzüge, bildet sich fast ein, sein Herz schlagen zu fühlen.
    Ihr eigenes pocht beunruhigend schnell.
    "Thiran... Ich danke euch für euer Mitgefühl... doch das ist keine gute Idee..."
    Doch ihr Blick erzählt von ganz anderen Dingen.
    Er wandert über sein Gesicht, den Mund, das hohe Jochbein, die ausdrucksvollen grünen Augen. Es juckt ihr in den Fingern über die bartlose Wange zu streichen, dem seltsamen Schwung des Ohres zu folgen, die langen goldenen Strähnen durch ihre Finger gleiten zu lassen. Sie wären kühl, seidig und glatt, so anders als ihre eigenen ungebärdigen kohlschwarzen Locken.
    Sie beläßt ihre Hand wo sie ist, drängt das Verlangen ihn zu berühren, mehr zu berühren, zurück.
    Selené, du spielst mit dem Feuer. Du wirst dich verbrennen...
    Ich weiß... aber noch wärmt es nur. Und mir ist so kalt.