Malglins Haus 8

Nicht lange danach machen sich Kassandra und Ai mit Hjaldir auf den Weg in die MIttellande.
Und noch etwas später, zu einem Zeitpunkt, als die drei mit Sen eigentlich zurück sein sollten, flattert Malglin Post ins Haus.

Eine Woche später sind Kassandra, Ai und Sen wieder da und der Alltag nimmt seinen Lauf.
Sen wohnt mit Ai in dem kleinen Zimmer im Erdgeschoß und Malglins Haus ist jetzt mehr als nur voll.

An einem Montag, nachdem sie Tara die Kinder gebracht hat, läßt Kassandra Ellemir mit den beiden Mädchen, die regelmäßig ins Haus des Katschmareks arbeiten kommen, alleine, und macht sich auf ihre montägliche Runde. Ariann ist mit Aaron unterwegs und Ancalima streift, wie häufiger in diesen Wochen, auf der Suche nach Ruhe und Besinnlichkeit durch die Wälder. Malglin sitzt in seinem Arbeitszimmer und von Ai und Sen hat Kassandra seit sie mit Gisberts Eselskarren zu Tara aufgebrochen ist nichts gesehen. Was Malglins Lehrlinge treiben, davon hat Kassandra wenig Ahnung und will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen.
Sie packt sich die Laute auf den Rücken, wickelt sich in ihren warmen Mantel und verläßt das Haus.

Ai und Sen kommen in dem Moment aus ihrem Zimmer, als Kassi die Haustür schließt. Ai springt hinterher und reißt die Tür auf. Als Kassi sich umdreht, mal sie ein Fragezeichen in die Luft.

Neugierig betrachte ich Kassandras Erscheinung und werfe einen Blick auf den unförmigen Gegenstand auf ihrem Rücken.
"Gehst du Zeit versingen?", lächle ich.

Kassandra schmunzelt. Ihre Augen funkeln ironisch.
"Wird von den Frauen wichtiger Männer nicht erwartet, daß sie ihre Zeit mit so sinnlosen Dingen wie singen verplempern? Ich schau in der Ratshalle nach dem Rechten und wollte dann mal wieder im Tisch vorbeisehen. Habt ihr Lust mitzukommen?"

Ai lacht und nickt und sieht Sen erwartungsvoll an. Die erklärt sich einverstanden und nachdem die beiden jungen Frauen sich warm eingepackt haben, machen sie sich mit Kassi auf den Weg. Ai wirkt ob des sonnigen Tages ausgesprochen gut gelaunt.

"Als sinnlos würde ich das kaum bezeichnen. Vor allem, wenn man solche Talente entwickelt wie du.", grinse ich zurück und wandere neben Ai und Kassi her, die Sonne auf meinem Gesicht genießend.

Eine Woche später macht Kassandra sich ernsthaft Gedanken. Sollten Ariann und Aaron nicht schon längst zurück sein? Ob ihnen was passiert ist?
Schließlich will sie nicht länger im Ungewissen bleiben, schreibt eine Botschaft und schickt einen Vogel los.

10 Tage sind vergangen seit Kassandra ihren Brief losgeschickt hat und wäre sie in der zwischenzeit nicht reichlich beschäftigt gewesen hätte sie sich noch wesentlich mehr Sorgen gemacht als sie es so schon tut.
Doch jetzt ist der Brief da und übertrifft ihr schlimmsten Befürchtungen.
Sie hat den Vogel gefüttert und sitzt jetzt am Küchentisch über der Botschaft und schüttelt fassungslos den Kopf.
"Du dummes, dummes, DUMMES Kind!"

Es ist einer der Tage, an denen Tara ihre Kinder zu Kassandra gebracht hat. Die Kleinen haben die stärker wredenden Strahlen der Fühlingssonne ausgenutzt und im Garten des Katschmarek bis zum umfallen getobt. Als sie von Tara abgeholt werden fallen ihnen schon die Augen zu. Und auch Hagen, Ancale, Lina und Thyra sind rechtschaffen müde, so daß es zur zu-Bett-gehens-Zeit kaum Protest gibt.

Kassandra genießt die Kuschelstunde mit Ancale während Ellemir ihre Kinder ins Bett bringt.
"Tante Li'i?", fragt Ancale müde und verträumt als die Mama ihn bettfertig macht.
"Deine Tante Liri... die fährt auf großen Schiffen durch die Welt", erzählt Kassandra und beginnt eine Geschichte zu spinnen, in der Liri die Taverne mit der Bratpfanne verteidigt und aus leerer Luft Bratkartoffeln macht.

Als sie fertig ist liegt der Kleine im Bett und ihm fallen die Augen zu.
"Tante Li'i tomm...", murmelt er als Kassandra ihm einen Gutenachtkuß gibt und dann leise das Zimmer verläßt.
"Ja, Tante Liri kommt bestimmt wieder", antwortet sie leise und schließt die Tür.
Unter Ancales Nachthemdchen, unter der Bettdecke, schimmert der Stein, in ein Netz aus Lederbändchen geknüpft. Nach kurzer Zeit verlöscht das matte Glühen.

Und am nächsten Morgen ist die Überraschung und die Freude groß, als die ersten Frühaufsteher den Gast in der Küche finden. In kürzester Zeit ist Liri von den Kindern umlagert und Kassandra kommt kaum dazu ihre Schwester angemessen zu begrüßen.

Ai und Sen sind von dem Lärm wach geworden und während Sen noch in dem gemeinsamen Zimmer der Cousinen zugange ist, kommt Ai mit einem eilig übergeworfenen Schal in die Küche, wo sie Liri inmitten des Gewusels entdeckt und strahlend lächelt, offensichtlich froh darüber, Kassis Schwester zu sehen.