Wer sich einen wirklich funktionellen Rückenköcher bauen will, der sollte sich mal etwas Zeit gönnen und diesen Beitrag lesen. Doch hübsch der Reihe nach.
Nachdem mich ein Kumpel gebeten hat ihm einen Köcher zu bauen, hatte ich mir gedacht, dass ich dafür die Anleitung aus der Larpzeit 12 nehme. Leider muss ich zugeben, dass die Anleitung noch einige Fragen aufwarf, insbesondere wie man denn den Boden zuschneidet und einpasst. Irgendwie fehlten mir da ein paar Bilder, die für das Aha-Erlebnis sorgten.
Die Anleitung findet man auf der Seite von fletchers-corner.de, wo dann auch die für mich fehlenden Bilder drauf sind. Gerade wenn man beginnt alle Teile zusammen zu binden, fehlte da aus meiner Sicht im LZ-Bericht ein Bild.
Ich habe dann den Köcher auch angefangen zu bauen. Hier meine Erfahrungen:
Das Schnittmuster war nicht so das Problem, hat aber Zeit gebraucht. Für die Lochabstände zur Lederkante habe ich 6 Millimeter für die erste Reihe und 15 Millimeter für die zweite Reihe genommen (jeweils bis Mitte Loch).
Der Boden stellte mich Anfangs vor ein kleines Rätsel, da ich keine Idee, hatte, wie ich den korrekten Umfang auf eine Schablone übertragen sollte, aber dann fiel mir etwas aus der Schule ein. Zunächst einmal habe ich die Länge des Vorderteils an der unteren Kante von Mitte Anschnürloch bis andere Mitte Anschnürloch des Rückenteils gemessen. Dazu kam der Wert der unteren Kante des Rückenteils von Mitte Anschnürloch zu Mitte Anschnürloch des Vorderteils. Das waren dann insgesamt 34,8 Zentimeter. Dann habe ich eine Schlaufe aus Garn mit genau diesem Wert geknotet und doppelt genommen. Anschließend habe ich auf ein Stück Pappe zwei Stecknadeln im Abstand von gut 5 Zentimetern eingestochen und die Schlaufe darübergelegt. Nun wurde ein Stift an ein Ende der Schlaufe angesetzt, so dass man die Schlaufe strammgezogen hat. Dann mit dem Stift einmal im Kreis um die beiden Nadeln herum. Am Schluss hat man eine perfekte Ellipse gezeichnet. Damit der Köcher jedoch flach auf dem Rücken liegt und nicht hin und her rollt, sollte die Ellipse abgeflacht werden. Hierbei kann man sich behelfen, indem man mit weiteren Stecknadeln entlang der Schlaufe eine flachere Ellipse absteckt und diese dann nachzeichnet. Damit der Boden nachher perfekt passt, muss der Umfang der flacheren Ellipse genau dem Umfang der Schlaufe entsprechen. Falls nun keiner verstanden hat, was ich hier sagen wollte, sollte mal unter Gärtnerkonstruktion nachlesen. Vielleicht ist das anschaulicher.
Für den Boden sollte man nicht sofort die passende Lochung vornehmen, da man den Boden an die bereits ausgestanzten Löcher des Vorder- und Rückenteils anpassen muss. Hierbei macht es Sinn, die beiden ersten Löcher am Vorderteil auf den Boden zu übertragen und dann den Boden an das Vorderteil anzuschnüren. Dann wird gegenüber eines jeden Lochs am Vorderteil (und später auch am Rückenteil) ein Loch gestanzt und dann weitergeschnürt. So hangelt man sich entlang der Rundung der Bodenplatte bis zum Rückenteil, welches man dann ebenfalls einfädelt, damit man die letzten Löcher einzeichnen und ausstanzen kann. Danach zieht man alle Schnüre wieder raus und überträgt die gestanzten Löcher auf das Schnittmuster. So kann man für weitere Bauversuche direkt den Boden vollständig vorfertigen.
Da ich etwas dickeres Leder (3,5 Millimeter) benutzt habe, wollte ich den unteren Trageriemen nicht noch mit an den Boden anschnüren und hab ihn deshalb festgenäht. Das sieht dann so aus:
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Ebenfalls sollte man sich von Anfang an entscheiden, ob man Außen schräg oder gerade schnüren will. Ich habe mich für die gerade Schnürung an der Außenseite entschieden. So fängt man dann an:
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Anschließend schnürt man die Rundung entlang weiter, bis man an den Anschnürlöchern für die Rückenteile angekommen ist:
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Bevor man die Rückenteile anschnürt, muss man zuerst eine Schnur für den hinteren Teil der Bodenplatte anfügen. Hier sticht man eine Schlaufe vor und zieht sie auf einer Seite durch die Schnur, mit der eine Seite des Köchers geschnürt wird. In diesem Fall habe ich die linke Seite (von hinten betrachtet) genommen:
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Danach werden auch die Rückenteile an den Boden angeschnürt und das überstehende Ende durch die bereits gezogenen Schlaufen durchgesteckt. Entgegen der Bauanleitung habe ich die Schnur innen durchgezogen und mit einem Knoten gesichert, damit man sie Außen nicht sieht. Ist etwas aufwändiger, sieht meiner Meinung aber besser aus:
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Anschließend wird die Schnur durch die Rückwände gezogen, um dann mit der aufsteigenden Schnürung zu beginnen:
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Danach munter weiter bis oben durchschnüren. Hier der Stand der Arbeiten vor meiner Verletzung:
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Ich muss noch dazu sagen, dass ich bewusst auf eine Applikation verzichtet habe. Das Leder gefällt mir zu gut, als dass ich da noch etwas draufmalen wollte. Außerdem hab ich mich mit Ahlen, Nadeln und Garn eingedeckt und werde alle Nietarbeiten durch Nähte ersetzen. Man muss ja seinen Horizont erweitern
Mittlerweile ist der Köcher auch fertig. Ich muss nur noch ein paar Bilder machen. Insgesamt habe ich inklusive Erstellung des Schnittmusters etwa elf Stunden gebraucht. Allerdings lagen die Materialkosten bei unter 40€ und das ist echt ein Schnäppchen. Etwas Ähnliches habe ich für Preise zwischen 90€ und 100€ im Laden gesehen, wobei die Köcher immer rund waren. Leider neigen die runden Köcher dazu über den Rücken zu rollen und man braucht daher am besten einen Dreipunktgurt. Der ist in diesem Fall jedoch überflüssig, da die abgeflachte Rückseite des Köchers satt auf dem Rücken aufliegt.
Wenn noch Fragen sind, immer an mich