Der weiße Paß der Nordmark (Mittellande)

  • Zwei Männer stehen an einem Steilhang zu dessen Fuß sich eine nicht enden wollende Anzahl an Männern durch ein enges Tal schlängelt.
    Sie sind in dichte Pelzmäntel gehüllt und der Schnee geht ihnen bis zu den Knien. Aufmerksam beobachten sie wie Gruppe hinter Gruppe unter immer neuen Bannern den Eingang des Canyons passieren.
    Der Tritt ihrer zahllosen Stiefel lässt das Gestein in einem unirdischen Ton brummen und die spärlichen Bäume am Hang zittern.


    Schließlich wendet sich einer der Beiden dem anderen Zu.
    "Das ist verdammtnochmal das größte Heer das ich je gesehen habe, Aldhayn" bemerkt er leise, die Antwort seines Gefährten ist nur ein Nicken.
    "Willst du es immernoch tun?" legt der Fragende nach.
    Erneut nickt der Andere, "Ja Arok, dies ist der Grund weshalb mein Vater auf meine Rückkehr bestand. Wenn wir sie hier nicht besiegen, dann nirgendwo.."


    Arok schüttelt den Kopf, bald werden die ersten der Fremden das andere Ende des Tales erreicht haben: "Das ist Wahnsinn, wir sind viel zu wenige...!"
    Aldhayn legt den Pelzmantel ab und zieht sein Rufhorn hervor: "Vertrau mir, es wird gelingen.... Es muß gelingen... Ich kenne meine Heimat"
    Dann legt er die viel zu kalten Lippen an das Horn und bläst einen langen Signalton.
    Kaum ist jener verklungen beginnt der Schnee auf der Gegenseite in das Tal zu stürzen, erst wenig, dann eine immer größer werdende reißende weiße Welle, dahinter werfen vielleicht ein oder zweihundert Männer Speere in das Tal, welche sie in Bündeln vor sich in den Boden gerammt hatten.


    Der Feind im Tal drängt in Richtung des rettenden Eingangs, doch oberhalb desselben stehen Bogenschützen und fällen die ersten Reihen; Nur Wenige entkommen. Dahinter geraten die Massen ins Stocken, Soldaten stolpern, drängen, stampfen. Begraben und zertreten sich gegenseitig, bis die Weiße Welle den Talgrund erreicht.
    Zahlreich sind die Schreckensschreie der Sterbenden als sie lebendig unter Massen von Schnee vergraben werden.
    Dann kehrt Stille ein, gespenstig, wartend.


    "Komm Arok, dies wird sie nicht lange aufhalten, bald werden sie sich befreit haben....Wir müssen sie vorher erwischen!"
    Aldhayn zieht sein Schwert, springt in den Hang, rutschte ihn halb kniend halb stehend hinab dem zersprengten Feind entgegen und gleich tun es ihm etwa 50 Mann mit gezogenen Waffen. Andere Bogenschützen halten die wenigen Nachrückenden am Eingang zum Tal auf und drängen sie zurück.


    Der Kampf im Tal ist ungleich, die armen Teufel die sich vom Schnee befreien können, finden einen schnellen Tod unter dem Schwert. Jene die kämpfen und siegen finden sich unter Pfeilen oder Speeren wieder, der ungleiche Kampf endet am frühen Abend.
    Die Überheblichkeit ihrer Anführer hat den Fremden aus den schwarzen Landen den Tod gebracht. Ihre Zahl können die Verteidiger der Nordmark noch immer nciht erfassen, doch es müssen Tausende gewesen sein. Die Meisten hatten es garnicht wieder aus dem Schnee heraus geschafft
    Der Ort für den Hinterhalt war gut gewählt.


    Doch nun gilt es der Nachhut zu entkommen, welche mit mindestens zwei und einer halben Tausend Mann den Tod ihrer Kameraden zu rächen suchen.


    Ein schwieriges Unterfangen, ein blutiges Unterfangen, das Aldhayn die Hälfte seiner Männer kostet. Doch sie sind entkommen der Sieg ist errungen, und eine weitere Tat geht in das Lied von Aldhayn ein.


    Es ist in der Nacht dieses Abends, in einem Zurückgezogenen Lager, als die wenigen Unverletzten rasten und sich um ihre Kameraden kümmern, als Aldhayn beschließt, von seiner neuen Gabe gebrauch zu machen und zusammen mit dem Dorfältesten seinen Geist auf die Reise zu seiner Frau zu schicken.
    Tränen steigen ihm in die Augen, als er Weib und Kind vor sich sieht, und gerade will er sie in seine Arme schließen, als er spürt wie stechend ein Pfeil von hinten seine Brust durchschlägt ungläubig und überrascht blickt er auf die Spitze die aus seinem rechten Brustkorb ragt, als just daneben eine Zweite erscheint. Erst dann kommt der Schmerz und die sichere Erkenntnis, daß der Feind sie erfolgreich verfolgt hat.


    Bedauernd kippt er vornüber und wird bald von der gnädigen Kälte seienr Schmerzen beraubt....





    Niemand kann sagen wie lange es her ist, als Aldhayn erwacht, er befindet sich in einer Höhle, ein kleines Feuer brennt neben ihm. Doch dieses brennt nicht im Entferntesten so schmerzhaft und hell, wie jenes in seiner Seite.
    Dies ist er Augenblick da er erkennt, daß er nicht geträumt hat, das er noch immer am Leben ist. Zischend entfährt die Luft seinen Lungen, als er versucht den Schmerzensschrei zu unterdrücken.
    Kaum einen Augenblick später fällt ein Schatten auf ihn, dessen Umriß ihm fremd ist. "Dein Freund hatte gesagt daß es eine dumme Idee war" erklingt die Stimme einer Frau, einer jungen Frau, vielleicht 20 Frühjahre zählend.
    Der Krieger kann sie nicht wirklich sehen, der Schmerz benebelt seine Sinne.
    "Mein Name ist Naiyra ich wohne hier, und ich habe dich und ein paar deiner Freunde aus dem Schnee gezogen. Man hat euch wirklich übel zugesetzt. Erzähl mir was im Tal passiert ist? Arok sprach die ganze zeit im Fieber nur von dir und das du gesund werden musst. Wer bist du?"


    Aldhayn war sich nciht ganz klar, wie er die Aussage des mädchens einordnen sollte, er hatte eine Ahnung, doch ungeprüft wollte er diese nicht äußern. "Was meinst du mit aus dem Schnee gezogen?"


    Nayira kniete sich ab, nun konnte er sie erkennen, sie war hübsch, ein Mensch, aber mit elbengleichen Zügen. "Im Tal, das Donnertal, ihr müsst gekämpft haben, viele eurer Freunde sind tot. Auch zwei die ich geholt habe, es sind nur noch du, Arok, Ma´Ruq und zwei andere übrig, aber die schlafen noch. Mein Bruder sucht noch nach anderen Überlebenden."

    Der fremde Name ließ Signalhörner ertönen in Aldhayns Kopf, dieses MÄdchen hatte im Tal und im Umkreis alle Überlebenen aufgegabelt, derer sie habhaft werden konnte und peppelte sie nun in dieser Höhle auf. Er hoffte nur, daß es diesem Ma´Ruq schlechter ging als ihm selbst, doch dieser Wunsch sollte ihm anscheinend nicth erfüllt werden. Ein Großgewachsener Fremdländer mit eingebundenem Arm kam, ein Bündel Holz unter dem gesunden Arm tragend in die Höhle. Die Begrüßung des Mannes mit diesem Namen erklärte ihn eindeutig zum Sieger im Bereich der körperlichen Tauglichkeit. "Danke Maruq," nahm ihm Nayira das Feuerholz ab, "dein Freund ist jetzt auch wach geworden, sein Name ist..."


    Dem Fremdländer reichte ein einzelner Blick um zu begreifen, mit wem er es zu tun hatte, er griff zu seinem Gürtel und erinnerte sich, daß er ohne jede Waffe hier erwacht war. Er griff in das Feuer und zog ein glühendes Scheit heraus um es als Waffe zu gebrauchen, als Nayira sich dazwischen stellte und ein kurzschwert zog.


    "Stop! Hier wird niemand angefasst" sie warf einen prüfenden Blick auf Aldhayn, ob dieser auch irgendwelche Dummheiten vorhatte, dann einen witeren zurück auf Ma´Ruq..."Jetzt verstehe ich, ihr seid gar keine Freunde, ihr habt gegeneinander gekämpft! Ihr seid Feinde!"


    Sie bedrohte den Fremdländer, hielt ihn in Schach, bis dieser beschloss, daß der glühende Scheit zu heiß für seine Hand war, und ihn zurück ins Feuer warf. "Gut so, was auch immer ihr für einen Grund hattet gegeneinander zu kämpfen, bis ihr alle, und ds gilt auch für eure Freunde, Gesund seid, bleibt ihr hier und ihr werdet euch gegenseitig helfen! Oder...."
    Sie machte einige geschickte Streiche mit dem Kurzschwrt in der Luft, "Ich zeige euch Streithähnen die Gesetze der Natur! habt ihr mich verstanden?"


    Die Blicke Aldhayns, der sich inzwischen aufgerappelt hatte, so das er halb sitzend halb liegend auf seinem linken Arm stützte und Ma´Ruqs welcher sich mißbilligend auf seine vier Buchstaben setzte und seinen Feind eingehend musterte zeigten ihr, daß sie es hatten.


    "Das werde ich Seth berichten müssen, da haben wir uns ja einen schönen haufen Streithähne eingefangen....."

  • Nayira zwang die "Streithähne" wie sie Maruq, Qalibi, Eqo auf der einen und Arok, Aldhayn und Erwgar auf der anderen Seite nannte dazu, ihren gemeinsamen Aufenthalt in der Höhle friedlich zu gestalten.
    Laqa und Hinwgar, die beiden gesundesten Überlebenden, hatten ihren Drohungen nicht geglaubt und den ultimativen Preis gezahlt, als sie aufeinander losgegangen waren.
    Seth und seine Schwester töteten je einen.
    Von diesem Tage an war klar wer das Sagen hatte und daß sie dieses Recht mit jeder Gewalt durchsetzen würden.
    Beide Parteien respektierten diese Macht.


    So hart Nayira beim Durchsetzen ihrer Rechte war, so sanftmütig fast schon naiv wirkte sie, wenn sie sich hingebungsvoll um die Wunden ihrer Gäste kümmerte. Aldhayns Pfeilwunden waren schon fast verheilt, Aroks von einem Beil aufgehacktes Bein ebenso.
    Gleich erging es Ma´Ruq´s Arm und Qalibi´s Bauchwunde.


    Eqo und Erwgar Gesundeten nicht so gut, beide waren fast erfroren und Seth und Nayira kämpften verzweifelt gegen das Absterben ihrer Gliedmaßen und der damit verbundenen Vergiftung ihres Körpers.


    Wie viele Tage und Nächte vergangen waren, das wußte Keiner zu sagen, das Licht in der Höhle blieb immer gleich. Es musste aber inzwischen schon fast ein Monat vergangen sein. Inzwischen hatten Maruq und Aldhayn das eien oder andere Mal miteinander gesprochen. Erst hatten sie sich beschimpft und bedroht, aber seit einer Woche hatten ihre Gespräche mehrTiefgang...


    "Mein Gefährtin ist ein Juwel unter der Sonne," erklärte Maruq mit einem Leuchten in den Augen, "Ihr Schoß wippend im Feuerschein, wenn sie zu den Trommeln meines Volkes tanzt, der Glanz ihrer Augen wenn sie den Schleier hebt, die Weichheit ihrer Lippen ist nicht zu übertreffen. Brüste, prall und straff, gesund und gut geformt haben zwei Söhnen die Kraft gegeben die harten Winter zu überleben. Backenfleisch, daß neckend wippt bei jedem Schritt und Hüften, die ein Mann mit seinem Unterarm umfassen kann. Der Traum jedes Kriegers, aber mein Weib...." beschrieb der Krieger seine Frau. "Erzähl mir von deiner Gefährtin, mein Feind."
    Maruq betonte diese Tatsache immer in seinem letzten Satz, doch inzwischen war der Unterschied in seiner Stimme, wenn er es aussprach nicht mehr so groß wie zu Anfang.


    Aldhayn dachte nach, "Mein Weib ist eine Fürstin, eine Herrscherin unter den Elben, ihr Lächeln bezaubert den Stärksten Mann, ihr Starrsinn bezwingt den Willen von Vielen. Sie ist keine Kriegerin, aber sie kämpft, sie ist keine Magierin aber sie zaubert. Sie ist zerbrechlich unendlich sanft und kindlich, dann wieder gnadenlos, mächtig und schrecklich in ihrer Wut. Eine Furie, eine Hexe, ein Kind, eine Jungfrau... schleierummantelt..." Aldhayns Stimme verlor sich in der Beschreibung, als er daran dachte wie der Älteste ihn nach Aparcia geführt hatte, wie im Traum, "Sie ist der Stern ihres Landes, und sein Fluch, sie vereinigt die schlimmsten Torheiten und höchsten Tugenden in einer Person und ich liebe sie... unser Kind wurde vom Feind aus ihrem Leib gerissen..."


    "Das ist nciht Wahr," fuhr Ma´Ruq auf, "Unsere Krieger haben Ehre, soetwas tun sie nicht, nimm diese Lüge zurück oder ich töte dich!"


    Aldhayn hob beschwichtigend die Hand, "Ich rede nicht von Euch, ich rede vom alten Feind. Wir nennen sie Nymbra, sie sind mein Schicksal.... Ich habe ihnen viel genommen, und sie nahmen meinen Erben zum Tausch...."


    "WAS IST HIER LOS" Stürmte Nayira mit gezogener Waffe in die Höhle und bedrohte den stehenden Ma´Ruq." Aldhayn schüttelte den Kopf und richtete die Hand mit der er eben noch diesen beruhigen wollte nun auf Nayira..."Nichts Nayira, nur ein Mißverständnis, es ist alles in Ordnung, beruhige dich..."
    Die junge Frau hatte ein gefährliches Leuchten in den Augen, diese schnellen strahlenden Augen, die jede noch so kleine Bewegung wahrzunehmen schienen. Nun richtete sie diese auf Ma´Ruq, "Ist das so?" fauchte sie fordernd.
    Ma´Ruq sah zu Aldhayn, welcher, sich der Situation bewußt, langsam und eindringlich nickte. "Ja, das ist so...." erwiderte Maruq mit stolzem und ruhigem Ton, "ich dachte mein Feind wollte mich beleidigen, aber er erzählte von den Taten eines anderen Volks.... er sagt es, und ich glaube ihm... es ist in Ordnung!"


    Nayira ließ die Waffe sinken, und ging langsam zum Höhleneingang zurück, wo sie sich hinhockte und etwas Dreck aufnahm, den sie in den Fingern zerrieb und dann neuen aufhob. Sie hatte sich offenbar beruhigt.


    Maruq setzte sich langsam wieder auf den Boden, "Danke, mein Feind... sie war außer sich... gefährlich, ich weiß nicht, ob sie meinen Worten allein geglaubt hätte..."
    Aldhayn nickte nur, seine Gedanken waren wieder bei Marthiana, sein Blick verlor sich im Nichts. Nach einer Weile, Maruq sah dem Feuer bei seinem Spiel zu, sagte er leise, "Ich vermisse sie, Maruq..." und hob den Kopf um den Fremdländer anzusehen
    Jener erwiderte den Blick bereits und entgegnete, "Ich weiß, das tue ich auch, mein Feind...das tue ich auch..."

  • Die Verwundeten genasen, wie die Tage ins Land gingen.
    Erwgar und Equo waren von Seth fortgebracht worden, zu einer Kräuterfrau, wie Nayira behauptete.
    Dessen jedoch waren sich Aldhayn und Maruq nicht so sicher.
    Nach ihrem Empfinden wären die Männer bereits auf dem Weg gestorben, doch sie bemühten sich die Intentionen der jungen Frau nicht zu sehr in Frage zu stellen.
    Denn Arok und Qualibi waren nachdem sie sich erholt hatten getrennt weggebracht worden. Jeder der Männer hatte Ausrüstung, Kleidung und Vorräte erhalten, um zu den Seinen oder wo auch immer hin gehen zu können.


    Inzwischen hatten sie erfahren, daß Nayira und Seth zu einem kleinen Stamm von Höhlennomaden gehörten, der sich in diesem Gebiet aufhielt. Einfache Menschen aber wachsame Jäger, die den Frieden ihrer Wälder mit Gewalt verteidigten. Aldhayn hatte schon einmal von ihnen gehört, doch waren damals ihre Jagdgründe weit Jenseits seines Reiches gewesen.
    Heute jedoch, waren Krieg und die Bedrohung durch die Tanok zu nahe geraten und der Stamm hatte sich anpassen müssen.
    So wie viele Völker, die Thaskar und Torog Nai Widerstand leisteten.


    Maruq gehörte zu einem solchem Volk, den Kriegern des ewigen Sultanats Jenseits des Drachenmeeres, welche den Schattenreichen und Torognai schon seit Jahrzehnten die Stirn boten. Getrieben von der Notwendigkeit neue und sichere Enklaven zu erobern und auf der Suche nach heiligen Artefakten, die ihnen das Überleben garantierten, waren sie mit großen Heeren in alle vier Himmelsrichtungen aufgebrochen.


    In diesem Land suchten sie nach den Götterthronen, jenen heiligen Reliquien, die den Göttern der Nordmark ihre Macht verliehen, sie unsterblich werden ließen und selbst schwerste Verwundungen zu heilen im Stande waren. Es gab einige Davon.
    7 davon gehörten dem Götter-Rat besaßen die Macht das Leben nahezu unbegrenzt zu verlängern und gerüchteweise selbst Totgeglaubte ins Leben zurück zu holen. Sie sind ein Quell großer Kraft und Gesundheit. Mit ihrer Hilfe regierten die Götter des Handels, des Hausfeuers, von Saat und Ernte, der schönen Künste, der Weisheit, Tod und Krieg seit jeher.
    Weitere den Hohepriestern in ihren geheimen Enklaven und Prioreien. Den Orten zu denen nur die Gläubigsten kamen. Sie waren beiweitem nicht so mächtig, aber dennoch in der Lage, das Leben der Priester deutlich zu verlängern, so daß sie mehr Zeit hatten ihre Lehren zu erfassen und zu verbreiten.
    Noch Schwächere gehörten den Dorfpriestern, nicht zu schwach, aber dennoch nur in der Lage Linderung bei Verletzungen und langer Krankheit zu verschaffen, bis man ein wirksames Heilmittel gefunden hatte.


    Es war ein solcher Thron, der Aldhayn dereinst zufallen und ihn in seiner Macht als Kriegsgott bestärken und unterstützen sollte.


    Maruq war kein Heerführer, er war kein Offizier, wahrscheinlich war er nichteinmal ein Held, aber sein Stolz und seine Integrität waren beispielhaft. Wäre auch nur die Hälfte seines Heeres derart eingestellt, war dies eine gute Erklärung, weshalb sie so schwer zurückzuschlagen, geschweigedenn zu besiegen waren.
    Inzwischen verstanden sich die Krieger recht gut, aber dennoch verwehrte sich der Fremdländer Aldhayn die Freundschaft anzubieten, waren sie auch inzwischen etwas Ähnliches geworden, so nannte er ihn immer noch seinen Feind, in einem bestimmten, fast zugeneigten Ton, der all den Respekt und Ernst nicht missen ließ, den man einem würdigen Gegner entgegenbrachte, aber dennoch war die Buchstabenfolge nicht die eines Freundes.


    Der neue Tag sollte ein Tag der Trennung werden, sie waren geheilt, und es war an der Zeit zurückzukehren. Nicht ohne einander Erfolg und Gesundheit zu wünschen. Mehr noch, sie tauschten sich aus. Aldhayn gab Maruq das Armband mit, welches er seit den ersten Tagen der Schlacht trug, und Maruq gab ihm eine Kette. Eine Kette wie sie die Krieger des ewigen Sultanats trugen, jene die erwählt und nicht rekrutiert worden waren.
    Maruq eröffnete ihm, daß wenn ein Gegner fällt, diese Kette ebenso vernichtet würde. Ein sicheres Zeichen, ob jener noch lebe. Manche Krieger gaben sie ihren Frauen daheim, Andere ihren wahren Freunden.
    "Wenn es zerfallen sollte, weißt du, daß ich nicht mehr bin, mein Feind. Ich wünsche dann, daß du nach Amuan gehst, an den Hof Zereb ben Ali Amuan, des Löwen des ewigen Sultanats. Dort gibt es einen Mann Abu, er ist der Sohn des Statthalters. Sag ihm, sein Bruder sei gefallen... Die sist ein Gelübde, eine Pflicht die sich sonst nur Soldaten einander abnehmen. Ich bitte dich, meinen Feind darum."
    Er drückte die Hand, in die er das Amulett gelegt hatte zu, und legte die zweite darüber. Amuan, das Wort klang in seinen Ohren und erinnerte ihn an einen alten Bekannten, einen Weggefährten, dem er, als er noch jung und unerfahren war, gedient hatte.


    "Du sagst du kommst aus Amuan, dem Amuan?" fragte Aldhayn "Dem Land an der Grenze, wo die Bardin auftauchte, die von einem Angehörigen des Hofes zurück nach Etraklin gebracht wurde?" Maruq stutzte, "Ja, woher weißt du davon?" fragte er mißtrauisch. Aldhayn aber lächelte, "Du sprichst mit einem Freund Maruq, ich diente Nazir ben Asu ibn Zereb Ali Amuan, als er noch diese Länder bereiste. Er war ein Lehrer, er war ein Freund und ich habe in lange nicht gesehen."
    Maruq wurde nachdenklich, "Wenn du die Wahrheit sagst, solltest du eines Wissen..." setzte er an, "Es ist der Wesir Nazir, der dieses Heer führt, zusammen mit einer Drow aus dem Haus Z´ress. Ich versprach meinem Bruder an seiner Seite zu kämpfen, als normaler Soldat um auf ihn zu achten. Ich bin sein Jha´he Duinn, sein Wächter, seine Garde. Ich werde ihm von dir berichten, wenn ich zurückkehre."
    Erstaunt und überrascht von der seltenen Gelegenheit blieben ALdhayn die Worte weg, nicht lange aber lang genug um Maruq nachfragen zu lassen.
    Als er sich gefasst hatte, fing Aldhayn an zu sprechen: "Du hast mich am ersten Tag erkannt, du wußtest, daß ich diese Heer führe, aber du weißt längst nicht Alles. Mein Name ist Aldhayn Grauquell vom Bärengrund zu Montralur. Was du gehört hast, wird wahrscheinlich sein, daß ich ein Heerführer aus Montralur bin, der dem Herrscher zur Hilfe gekommen ist."
    Maruq nickte, "Doch es gibt mehr. Ich mag aus Montralur kommen, aber ich bin ein Kind dieses Landes, das Kind Halwgars des Kriegsgottes der Nordmark. Ich bin der Erbe, ich bin dieser Krieg, alles was geschieht trägt meine Handschrift, jede Schlacht, jede Taktik, alles was euren Truppen widerfährt, geschieht weil ich es will.
    Nazir ist mein Freund, so wie du es bist, Maruq. Sag ihm er soll mir einen Boten schicken und ich werde ihn empfangen. Sag ihm, er soll mich um ein Treffen bitten, und ich werde zu ihm kommen. Sag ihm, ihr sollt meine Hilfe haben, dafür verlange ich nur eines: Das Schlachten in der Provinz muss ein Ende finden. Wenn er unbedingt seinen Gewinn aus einer Schlacht haben will, soll er mich und mein Heer treffen und ich gebe ihm seine Schlacht.
    Wenn er aber nur wegen der Throne kommt, als Hilfesuchender, will ich sein und da Leben seiner Männer schonen und ihm als Freund helfen.
    Wirst du das Tun Maruq?"
    Der Südländer schien überzeugt, er streifte sich das Armband über und nickte. "Das werde ich tun, mein Feind!"
    Nie klang dieses Wort aus einem Mund respektvoller und ehrlicher, als in diesem Augenblick.
    Aldhayn ergriff seinen Arm, jenen um welchen das Armband lag: "Er wird dieses Band erkennen. Zeige es ihm, und sag ihm, ich habe meinen Weg gefunden. Er wird verstehen."


    Nayira trat in den Eingang, "Es wird Zeit, die Sonne steht schon hoch..."
    Maruq und Aldhayn nickten sich zu, schickten sich an auseinander zu gehen wie große Männer es taten, dann aber wandten sie sich einander zu und umarmten einander kräftig und aufrichtig.
    "Du warst mir ein Lehrer Maruq, mögen Sirona und Lirya deinen Weg Erleuchten und dich zu einem großen Krieger werden lassen... Und mögen mein Vater und alle Götter der Mark an deiner Seite sein, auf das du wohlbehaltennach Hause zurückkehrst."
    Maruq nickte, "Du kennst unsere Götter, ich glaube dir. Mögest du deinen Weg gehen, und dein Weib dir einen neuen Erben schenken, auf das du alt und weise wirst und umgeben von denen die dir Nahe stehen einen guten Tod stirbst..."



    Ein letztes Mal sahen sie einander an, dann gingen sie ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Jeder seines Weges, Maruq mit Seth, und Aldhayn mit Nayira, in der Hoffnung, daß wenn sie sich wieder einander begegneten, keine Schwerter sondern Geschenke für sie sprechen mochten.