Ein Kobold in der Akademie

  • Ti!tus verabschiedet sich von Zylo und schlendert hinter Tara her durch die Gänge und Räumlichkeiten der Akademie, bis sie bei ihrem Arbeitszimmer angekommen sind. Seine Stimmung hat sich merklich gebessert, aber schließlich ist es auch äußerst schwierig, einen Kobold allzu lange in Schwermütigkeit zu halten.
    Ganz offensichtlich findet er in Zuspruch und Anleitung der Bardin viel Trost.
    Schließlich betreten sie Taras Räumlichkeiten, in denen Ti!tus sich sogleich neugierig umsieht.


    "Hey, hier war ich ja seit meinem ersten Vorlesungsjahr nich' mehr!"

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    Wer 19 ist und kein Rebell, der hat kein Herz.
    Wer 30 ist und immer noch Rebell, der hat kein Hirn.

  • Tara lächelt. "Es hat sich auch einiges geändert." meint sie, als sie die einzige weitere Tür im Raum öffnet. Dahinter kommt ein kleines rundes ZTimmer zum Vorschein, in dem sich zwei Betten befinden.


    "Hier wohn ich, wenn es viel zu tun gibt."
    Tara läd Ti!tus mit einer Handbewegung ein, es sich auf einem von den Betten bequem zu machen.

  • Mit einer schwungvollen Bewegung springt der Kobold auf eines der Betten in den Schneidersitz und prüft sogleich die Federung mit einigen kleinen Hüpfern. Dann schaut er Tara an, und schon ist wieder ein kleines bisschen Furcht in seinen Augen zu lesen.


    Er schluckt, reißt sich dann aber sichtlich zusammen.
    "Tja, von mir aus kann's losgehen. Soll ich Deine Hand halten oder so? Und mich dann nur erinnern?"

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  • Tara nimmt seine hand und drückt diese leicht, so als ob sie ihm zeigen wollte, dass sie da ist.


    "Schließ einfach die Augen. Ich werde jetzt anfangen zu singen, währenddessen versuche dich auf das, was geschehen ist, zu konzentrieren."


    Sie schaut ihn mit fragendem Blick an.

  • „Als Erstes denke ich an die Reise damals, ja?“
    Der Kobold schliesst die Augen.



    Ein langer Pfad bot sich Taras Augen dar, einen sanft gewellten Hügel hinauf, an dessen Ende sich eine Taverne, untergebracht in einer einfachen Holzhütte, befand. Spitze Zelte standen auf beiden Seiten des Weges auf weiten, ebenfalls abfallenden Wiesen. Sie bezog eines davon.


    Sprung. Nun fand sie sich inmitten einer Gruppe von Menschen. Dandomar war dort, Gedron Halbelf, der Barde, Radieschen, der Fast-Kaiser der Mittellande, sowie mehrere Soldaten in der rot-schwarzen Kleidung Grenzbruecks und viele andere Reisende – Volk, wie es auch Tara Tag für Tag trifft. Eine wunderschöne Frau mit langen Locken ist da, auf die Taras Blick immer wieder fällt.
    Einige Worte fielen, unter anderem auch der Name des Landes – sie befindet sich in Rabenfels. Und es gilt, einer Bedrohung Herr zu werden, die...


    Sprung. Splitter suchen. Scherben einer großen Scheibe, die, wenn man sie rechtzeitig zusammensetzt, verhindert, dass der Dämon und seine Diener über diesen Landstrich herfallen. Ich habe schon zwei gefunden, andere sind ebenfalls fündig geworden, doch es müssen sieben sein...


    Sprung. Alle Scherben sind da, sie steht in einer Taverne. Es findet eine große Besprechung statt. Der anwesende, hier beheimatete Priester des Gottes Branwen erklärt uns das Ritual, dass die Scherben zusammensetzt. Doch es heißt, die Grenzbruecker hätten das ihnen anvertraute Stück verloren und...


    Sprung. Alles ist schrecklich, der Priester war ein Verräter und ist verschwunden! Eine zusammengesetzte Scheibe brächte den Dämon nur in den Besitz noch größerer Macht! Die Grenzbruecker haben ihre Scherbe gottlob noch, sie hatten nur dem Priester misstraut – zu Recht, offenbar. Wenn Tara doch nur wüsste, was sie jetzt machen sollen.


    Sprung. Der Dämon und seine Vasallen rücken an, ein Späher hat sie in einiger Entfernung erblickt und uns gewarnt. Tara hat Angst! Wieder Palaver in der Taverne. Sie ist einer der Wortführer, Kobolde halten selten ihre Klappe. Da der Feind die Scherben, die wir ihm netterweise zusammengesucht haben – so ein Mist, und sie hat dabei geholfen! -, an sich bringen will und wir sie nicht schutzlos verstecken wollen, beschließen alle, des Gegners Kräfte zu teilen, die Scherben an sieben einzelne Gruppen zu geben und sie, gut entfernt voneinander, zu verteidigen. Tara bleibt fast das Herz stehen, als eines der zwei größten Stücke an sie persönlich übergeben und ihr eine Gruppe zugeteilt wird, die sich verstecken soll. Sie kann doch kein bisschen kämpfen, nur ein wenig Übung von den Holzschwertduellen im heimatlichen Dorf hat sie! Oh ihr Götter...


    Sprung. Eine Horde lachende, lärmende Kobolde, alle mir einem bunten Rautenmuster in allen möglichen Variationen über dem rechten Auge, fuchtelt mit selbstgebauten Holzschwertern herum, und Tara mitten unter ihnen, vergnügt und ein bisschen wehmütig. Heimweh...


    Sprung. Zurück in Rabenfels. Sie stehen mitten auf einem freien Feld. Warum denn hier?! Tara ist todsterbenskrank vor Angst, die schwere Scheibe in ihren schweißnassen Fingern, ein paar Freunde – viel zu wenige – um sie herum. Dandomar ist da, Inares, die Magierin, erst gestern hat Tara sie kennen gelernt. Sie kommen! Sechs sind es, vielleicht auch mehr, dunkle Gestalten vor dunklem Hintergrund, mittlerweile ist es Nacht geworden. Die Freunde kämpfen! Tara versucht es mit ein paar kleinen Flüchen, Juckreiz und Lachkrampf, doch es nützt nichts! Die Freunde werden zu Boden gerungen. Tara will hin, will sie heilen, doch es war ausgemacht, dass sie sich im Notfall unsichtbar macht. Wenn sie jetzt zu ihnen geht, mühen sie sich umsonst. Also – weg!


    Sprung. Haggard ist da. Er hat die Scherben nicht bekommen und ist zornig. Vor der Taverne steht er, und sein Bild steht Tara glasklar vor Augen, viel deutlicher als alles um sie herum: ein Mann, gute zwei Meter groß, eher hager, aber dennoch unheimlich beeindruckend. Der nackte Oberkörper ist mit verschlungenen, roten und schwarzen Zeichen geschmückt, die wie alles andere angsteinflößend wirken. Seine Diener stehen hinter ihm, verwachsene Dämonen, schwarz gekleidet und bis an die Zähne bewaffnet, die Reisenden auf der anderen Seite des Vorplatzes. Schmähungen und Drohungen werden hin und hergeworfen, und einzelne Pfeile fliegen von Seite zu Seite. Da, ein erstes Scharmützel ist entbrannt, der Kampf beginnt! Dabei wissen wir doch, dass die Vasallen des Dämons nicht zu bezwingen sind, solange er in ihrer Nähe ist!


    Sprung. Das Holzschwert in Taras Hand, in letzter Verzweiflung gezogen, leuchtet in reinstem, strahlendem Weiß. Wissen erscheint in ihrem Kopf, das Wissen darum, dass Branwen seinen Segen auf die hölzernen Klinge gesprochen und sie zu einer wirksamen Waffe gegen den übermächtigen Gegner hat werden lassen. Aber sie kann doch gar nicht kämpfen! Und gegen... DAS DA schon gar nicht! Das kann doch nicht sein Ernst...


    Sprung. Tara steht in einem Kreis von Gestalten. Auf der einen Seite die Gefährten und Reisenden, anfeuernd, auf der anderen Seite schwarze Gestalten, laut grölend und drohend, mit gezogenen Waffen. Sie hat Angst, schreckliche Angst! Ihr gegenüber steht Haggard, riesig groß, mit einem monströs langen, schweren Schwert in der Hand, abschätzig schauend, dann plötzlich mitten im Angriff. Seine Klinge prallt mit furchtbarer Wucht auf das kurze Holzschwert, doch es hält stand!


    Sprung. Gedron stimmt einen Anfeuerungschor an: „Ti-!-tus! Ti-!-tus“, doch er tut sich mit dem Knacklaut in der Mitte schwer und bringt die Gefährten zum Lachen, indem er brüllt: „Ach, sch*** was drauf! Ti-tus! Ti-tus!…“


    Sprung. Schlagen. Ausweichen. Wie damals, beim Fechten im Spiel, nur fester zuschlagen, jawoll! Verdient hat er’s! Komisch, Tara hat überhaupt keine Angst mehr! Das geht ja besser, als sie dachte!


    Sprung. Haggard liegt geschlagen am Boden, besiegt von Taras eigener Hand. Die Diener des Dämons jaulen, brüllen und stöhnen. Zwischen ihnen und den Gefährten ist ein wilder Kampf entbrannt, doch nun sind die Dämonen verletzlich und müssen hart einstecken.
    Tara steht über dem Körper Haggards, dessen Umrisse langsam verschwimmen und verblassen, und kann es nicht fassen. Sie hat gewonnen! Das gibt’s doch nicht!
    Benommen gleitet ihr das Holzschwert, dessen Glanz wieder verblasst ist, aus der Hand, und sie sinkt zu Boden, bunte Sterne vor den Augen...


    Sprung. Die Gefahr ist abgewendet. Alle sitzen zusammen in der Taverne und singen, tanzen, trinken und lachen. Sie haben Tara auf Händen getragen – was für ein Gefühl! Dandomar klopft ihr zum x-ten Mal kräftig auf die Schulter, sagt etwas Alkoholschweres...



    Die Farben verblassen, die Erinnerung verflüchtigt sich. Tara findet sich in ihrem Arbeitszimmer wieder, und der vor ihr hockende Kobold schlägt die Augen auf und lächelt sie verlegen an.
    „Ich hoffe, es war nicht zu chaotisch. Tja, so war’s, bei aller Bescheidenheit...“

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  • Die Bardin hatte irgendwann aufgehört zu singen und wischte sich nun den Schweiß ab.


    "Oha..... das Land kenne ich, da war ich mal kurz zu Besuch... hab ich richtig gesehen, dass Radieschen da war? Dann ist das aber schon länger her,oder?"


    Sie zittert leicht.Sie hatte erst einmal eine so intensive Vision....in der hatte sie damals einen Elben getötet.



    "Ich muss ertsmal runter kommen, ich bin das nicht gewohnt, dass ich nicht nur Bilder sehe sondern auch Dinge fühle....."

  • "Tschuldige", sagte Ti!tus. "Magie geht manchmal ihre eigenen Wege, vor allem, wenn Kobolde beteiligt sind. Vielleicht liegt's daran."
    Er grinste, wurde dann aber wieder ernst.
    "Hast aber recht, die Reise dürfte mittlerweile schon etwa 5 Jahre her sein. Ich hätte niemals damit gerechnet, wieder von ihm zu hören, ich hab da schon kaum mehr dran gedacht. Vielleicht hat er Kräfte gesammelt in der Zeit?"

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  • "5 Jahre sind eine lange Zeit und wir beiden leben ja nicht gerade ruhig." tara lächelt.
    "Ich hätte ihn wohl auch vergessen.... hm...... es kann gut sein, dass er wieder an Kraft gewonnen hat. Ich denke es wäre wichtig heraus zu bekommen, ob er wieder zurück ist, und wenn ja, in welchem Land, also ob er nur in einem bestimmten Radius agiert oder überall anzutreffen ist. Aber bevor wir das weiter diskutieren möchte ich noch deinen Traum sehen."

  • Augenblicklich tritt wieder der Ausdruck von Furcht in die Augen des Kobolds. Er schluckt schwer.
    „Wenn du wirklich willst... aber das wird viel schlimmer als das Erste, ehrlich!“


    Als Ti!tus dennoch einen ermutigenden Blick Taras auffängt, seufzt er und schließt die Augen. Diesmal packt er die Hand der Bardin sehr viel fester, und sie spürt, dass seine Haut von kaltem Schweiß bedeckt ist.
    Sie beginnt zu singen, und die Konturen des Zimmers verflüchtigten sich...



    Hitze. Schreie. Schmerzen. Viel klarere, frischere Bilder als bei der ersten Erinnerung. Tara schleppt sich über harten, rissigen Erdboden, aus dem jegliches Leben gewichen scheint. Sie hat Schmerzen, irgendwo am Körper ist sie verletzt, jedoch hat sie keine Zeit, sich darum zu kümmern. Nur weiter gehen, die Freunde suchen.
    Ohne stehen zu bleiben, blickt sie umher. Sie befindet sich auf einem Schlachtfeld, dass ehemals ein Dorf, vielleicht sogar eine kleinere Stadt gewesen sein mochte. Die verkohlten Reste mehrerer Häuser ragen wie verbrannte Fingerstummel in einen Himmel, dessen tiefhängende Wolken vom Widerschein großer Feuer ebenfalls in dunklem Rot zu brennen scheinen. Schwerer, beißend schwarzer Rauch erfüllt die Luft und macht jeden Atemzug zur Qual. Rußige Körper im Kampf Gefallener säumen die blutverschmierten Überreste der Straßen, auf denen sich bereits Schwärme lärmender Krähen um die besten Bissen streiten. Männer, Frauen, auch Kinder liegen dort, achtlos verstreut im Dreck.


    Tara wendet sich ab und geht weiter, und schließlich findet sie sich auf einem kleinen runden Platz wieder. Sie sieht sich um. Wohin von hier aus?
    Ein fernes Gelächter, dumpf und grollend und so... gefährlich, dass sich Taras Haare augenblicklich aufstellen, ertönt. Dann schwere Schritte, das Klirren von Waffen, überall um sie herum. Schwarz gewandete, verwachsene Dämonen strömen von allen Seiten auf den Platz, brüllend und grölend stürmen sie auf Tara zu. Sie schreit vor Schreck und Angst auf, kauert sich zu Boden und schlägt die Arme über den Kopf. Sie werden sie töten, ihr Götter, ihr letztes Stündlein hat geschlagen!


    Nach einer Ewigkeit wagt sie es, vorsichtig ein Auge zu öffnen. Immer noch hockt sie am Boden, doch keine Klinge hat sich in ihren Körper gebohrt, keine Horde mordgieriger Monstren ist über sie hergefallen. Um sie herum stehen sie, bilden ein Oval von gut fünf Schritt Länge. Der gesamte Platz ist gefüllt, und auch in den angrenzenden Straßen stehen sie, soweit Taras Blick den Rauch zu durchdringen vermag.


    Ein schmerzhafter Stich im Rücken! Tara fährt herum. Einer der Dämonen hat seine Lanze vorgestreckt, an ihrer Spitze glitzert frisches Blut. Ihr Blut! Der Biss des Metalls, die Allergie des Kobolds, ist gleichzeitig heiß und kalt, betäubend und schmerzend zugleich, wie eine tote Stelle in einer lebenden Struktur. Magiezerstörendes Eisen in einer durch und durch magischen Aura.


    Ein zweiter Stich, von einer anderen Seite! Tara windet sich und keucht vor Schmerz, als von allen Seiten nun Lanzen und Speere nach ihr stoßen, keiner davon hart genug, sie ernsthaft zu verletzen, doch umso mehr, um Schmerzen zu bereiten. Taumelnd versucht Tara, den Stichen zu entgehen, die sie zur anderen Seite des Ovals treiben. Nur nebenbei bemerkt sie, wie Tränen ihren Blick verschleiern.


    Sie bricht in die Knie, ein gemeiner Schlag gegen ihr Schienbein beraubt sie ihrer Standfestigkeit. Vor ihr ist etwas... sie wischt sich die Tränen mit dem Hemdsärmel aus den Augen und versucht, das Beißen des Rauchs fortzublinzeln.
    Vor Tara liegen zwei Gestalten, offensichtlich bewusstlos, gefesselt und sehr blass – Tohu Wabohu und Dandomar, der Druide. Ihre Kleidung ist zerrissen und blutverschmiert. Sie rühren sich nicht, jedoch ist schwach ihr Atem zu sehen. Sie leben noch!


    Tara will zu ihnen, will sie beschützen, als sich hinter ihren Freunden eine große, nein, eine riesige, gewaltige Silhouette aus den Reihen der Feinde schiebt. Sie blickt auf und begegnet einem Blick, so voller brennendem Zorn und Hass, dass sie erschrocken zurücktaumelt.
    Es ist Haggard, der Dämon aus Rabenfels, kein Zweifel. Sie erkennt ihn sofort wieder, obwohl er... anders aussieht als bei ihrer letzten Begegnung. Immer noch ist sein Körper groß und hager, immer noch ziehen sich rote und schwarze Linien über seine Brust und Arme, und doch... dieser Haggard wirkt weitaus dämonischer als beim letzten Mal.
    Weder wachsen Hörner aus seinem Schädel noch entspringt seinem Rücken ein paar lederner Schwingen, und doch scheint viel seines eigentlich menschlichen Erscheinungsbildes geschwunden. Die Beine wirken länger, schon fast überlang, in formlosen Klumpen statt Füßen endend. Die Muskeln, die sich an seinem Oberkörper abzeichnen, wirken verwirrend anders als bei einem Menschen in Anordnung und Zahl. Die Luft um ihn herum flimmert, als ob große Hitze von ihm aufstiege, und doch ist Tara unglaublich kalt in seiner Gegenwart – Kälte, die nicht so sehr ihre Haut beisst, sondern sich vielmehr wie eine stählerne Klammer um ihr Innerstes zu legen scheint.


    Und seine Augen... in diesen Augen brennt Hass und Zorn wie lodernder Drachenodem. Bis in die tiefsten Tiefen von Taras Seele bohrt sich sein Blick und ließ sie als schwachen, hilflosen, wehrlosen Körper zurück.
    Haggard tut minutenlang nichts, als sie anzustarren – eine Ewigkeit, wie es Tara vorkommt, eine Ewigkeit im Bann dieser brennenden Augen. Dann wirft der Dämon den Kopf in den Nacken und beginnt schallend zu lachen, und die monströsen Soldaten rings umher stimmen johlend mit ein.
    „So ein Wurm!“, tönt es aus der Menge. „So ein jämmerlicher, kleiner, nichtswürdiger Wurm!“ Diese und andere Schmähungen brüllen die Dämonen über den Platz.


    Inmitten des Getöses tritt Haggard einen Schritt zur Seite und entreißt einem Krieger dessen Speer, dann sucht er wieder Taras Blick. Breit grinsend baut er sich über Tohu Wabohu und Dandomar auf. Tara weiß, was folgen würde, doch sie kann sich nicht rühren. Der Blick der brennenden Augen hält sie gefangen.
    Mit einem Aufbrüllen ruckt der Speer in die Höhe und bohrt sich mit einem schrecklichen Geräusch in Tohus Brust. Die Kenderin reißt die Augen auf, bäumt sich auf und keucht. Ihr Blick wandert zu Tara, und sie sieht eine Qual in ihren Augen, die sie bis ins Mark erschauern lässt. Dann bricht ihr Blick, und sie sinkt zu Boden.
    Ebenso verfährt der Dämon mit Dandomar. Tara sieht weg; sie weiß, dass sie einen zweiten Blick dieser Art niemals ertragen hätte. Sein ersticktes Keuchen jedoch bleibt ihr nicht erspart.


    Der Lärm ebbt ab, und endlich kann Tara sich aus ihrer Erstarrung lösen. Sie stürzt zu den Beiden, um zu helfen, weiß jedoch längst, dass sie nichts mehr für sie tun kann. Dann plötzlich packt eine große, unmenschlich starke Hand sie am linken Arm und reißt sie in die Höhe, bis ihr Gesicht genau vor den schrecklichen, brennenden Augen verharrt.
    Haggard sieht sie einen Moment schweigend an, dann aber beginnt er zu sprechen, und der Klang seiner Stimme entsetzt Tara bis aufs Blut – in jeder Silbe klingen die Schreie gemarterter Seelen mit, in jedem Laut die Todesqual eines Wesens.
    Und jetzt, du kleiner, unfähiger Zauberkünstler?“, dröhnt er. „Jetzt kannst Du nichts mehr für sie tun. Du hältst Dich für einen guten Heiler, und kannst nicht mal Deinen besten Freunden helfen.“
    Ein weiteres, donnerndes Lachen erfüllt die Luft, verstärkt durch das Gegröle der Krieger. Haggards Griff um Taras Arm wird noch fester, so fest, dass sie glaubt, ihren Knochen brechen zu fühlen, und dann...



    ...findet die Vision kein Ende. An dieser Stelle hatte Ti!tus Bericht geendet!
    Haggard, Tara immer noch am Arm in die Höhe haltend, starrt sie an – und runzelt die Stirn. Und plötzlich verändert sich Taras Wahrnehmung, der Geruch nach Feuer, die Schreie umher, die Kälte, die der Dämon verströmt, werden mit einem Mal klarer, deutlicher.
    Realer.


    So“, zischt der Dämon, „du hast jemanden mitgebracht?!“ Ein schmerzhaftes Saugen und Ziehen ergreift Tara, gefolgt von einem Moment der Schwärze – und dann steht sie auf dem rußverschmierten Pflaster, wie durch einen ehemals schützenden Schleier an die Oberfläche getaucht, ein paar Schritte von Haggard entfernt, der Ti!tus am Arm gepackt in der Klaue hält.
    Langsam sieht sie an sich herunter. Sie ist nun sie selbst, eine eigenständige Person an diesem schrecklichen Ort, der für eine Vision erschreckend real wirkt. Ihr Blick wandert zu dem Kobold zurück, der ein Bild des Jammers bietet. Aus zahllosen kleinen Stichwunden ist Blut in sein sonst buntes Hemd gesickert und gibt ihm ein kränklich-fleckiges Aussehen. Eine böse Schramme zieht sich über seine rechte Schläfe, und an seinen Rippen klafft eine üble Wunde, die aussieht, als sei sie schon einige Tage alt.
    Er blickt sie mit einer Mischung aus Trauer und Verzweiflung an. „Ich hab’s nicht mehr unter Kontrolle“, flüstert er. Haggard lässt ihn fallen, und er sackt kraftlos in sich zusammen.
    Der brennende Blick bohrt sich nun in Taras Augen – ihre wirklichen Augen, und es ist nun ihre eigene Angst, die von ihr Besitz ergreift und sie zu lähmen scheint. Interessiert, fast neugierig betrachtet der Dämon die Bardin, mustert sie von oben bis unten – und rammt ihr unwillkürlich den Speer in den Leib.


    Brennender Schmerz explodiert in Taras Brust, sie sinkt sterbend zu Boden. Sie hört den Kobold aufschreien und zu ihr stürzen, doch er erreicht sie nicht mehr, von einem Fußtritt Haggards zurückgeschleudert. Ihr letzter Atem entweicht in einem Keuchen...


    ...und sie erkennt die schemenhaften Umrisse von Tohu Wabohu und Dandomar, die über ihren Körpern schweben, ebenso wie sie selbst. Der Kobold hockt immer noch auf dem Pflaster und scheint sie nicht sehen zu können, aber Haggard sieht sie an – sie, nicht ihren leblosen Körper. Dann macht er eine Geste, und der Boden verschwindet unter Tara und öffnet sich zu einem reißenden, brüllenden Mahlstrom, der die körperlosen Umrisse Tohus, Dandomars und ihr selbst in die Tiefe reißt, zu einem götterlosen Ort, fern aller Gestade, die für die Seelen Verstorbener jemals gedacht waren, hin in ewige Gefangenschaft und Qual...



    Mit einem Aufschrei des Kobolds findet sich Tara in ihrem Arbeitszimmer wieder. Der Kobold liegt vor ihr auf dem Bett, zusammengekrümmt und wimmernd, die Augen weit geöffnet und starr.
    Ohne sie anzusehen, flüstert er stammelnd: „Ver... -stehst du mich jetzt?“ Er atmet schwer. „Oh, ihr Götter, dieser brennende Blick!“


    Dann schließt er seine Augen.

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  • Die Bardin stöhnt, reißt sich von Ti!tus los und packt sich auf die Brust. Tränen der Angst aber auch Wut so hilflos zu sein rinnen ihr über das Gesicht, dann nimmt sie den Kobold in den Arm, um ihn zu schützen, um sich zu schützen und fängt an zu weinen.

  • Lange, lange lässt sich Ti!tus Zeit, bis er sich aus der Umarmung löst und mit leerem Blick ins Zimmer starrt. Unwillkürlich massiert er seinen linken Oberarm.
    "Diesmal war es noch viel schlimmer", flüstert er. "Am Ende war es wieder so echt wie beim ersten Mal."


    Nach einer Pause sieht er sie an und erschrickt. Auch er hat geweint, deutlich ist es zu sehen. "Wie geht es Dir? Alles in Ordnung?"

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  • Tar holt Luft, nickt, schüttelt dann aber den Kopf.


    "Nichts ist in Ordnung, Ti!tus.... wir müssen da ganz schnell etwas machen!"


    Tara starrt einen Augenblick zu Boden.


    "Lass uns mal die Fakten zusammen tragen, so schwer, wie das jetzt ist...."
    meint sie leise.
    "ist dir eigentlich aufgefallen, dass es gar keine Möglichkeit gab zu reagieren? Als ich nicht mehr du, sondern ich war dachte ich an etwas, aber ich konnte mich nicht bewegen...... ich denke als aller erstes müssen wir sehen, dass er keinen Zugriff mehr auf unsere... unsere Seelen hat."


    Tara schaut Ti!tus fragend an.

  • "Äh... ja ja, klingt gut. Prima! Und wie machen wir das?"

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  • "Das ist eine sehr gute Frage, ich weiß es nicht." Tara grummelt kurz vor sich hin.


    "Sag mal, haben Tohu und Dandomar auch diesen Traum gehabt?"

  • "Nö, nicht, dass ich wüsste. Dandomar hat ganz normal gewirkt, und Tohu auch. Die war damals auch noch gar nicht dabei, da kannte ich sie noch nicht...


    Weißt du denn jemanden, der mich diesen Zauberspruch lehren könnte? Ich hab Angst, dass sowas wirklich passiert, und ich will ihnen helfen können!" Trotz mischte sich in die immer noch zittrige Stimme des Kobolds. "Ich will nicht, dass ihre Seelen in diesem Wasauchimmer festsitzen, wenn ich es verhindern kann!"

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  • "Hm.... der Schutz der Seele ist kein Zauber, sondern eine Fähigkeit, die sehr schwer zu erlernen ist..."
    Tara überlegt einen Moment.
    "Es gibt eine Menge anderer Dinge, die man außerdem machen könnte.... magische Rüstung, dann totaler Magieschutz... aber das sind alles sehr schwere Zauber. Aber für den Anfang wäre es nun erst einmal wichtig, zu sehen, ob eine Verbindung zwischen dir und diesem, diesem... Vieh auf der astralen Ebene besteht...."
    tara will noch etwas sagen, verwirft es aber, um Ti!tus nicht zu beunruhigen. Sie hatte ein ungutes Gefühl, dass sie jetzt mehr in der Sache stecken würde, als eigentlich gut war und so hoffte sie darauf, dass Haggard durch die Vision keinen Zugang zu ihr gefunden hatte.


    "Ich vermute mal, dass du schneller auf die astrale Ebene kommst, als ich?!"

  • Öh... joa, das könnte sein, aber ich könnte dich auch mitnehmen. Bei einer Person ist das nicht schwer. Was sollen wir denn da tun? Weißt du denn, wie man sich da abschirmt?


    Eine magische Rüstung zu erschaffen habe ich schon gelernt, und das Schutzfeld gegen Magie auch. Meinst du, dass das hilft? Man kann doch nicht die ganze Zeit über kreiseln..."


    Der Kobold schüttelte betrübt den Kopf. "Außerdem kann ich damit Tohu und Dandomar auch nicht beschützen. Auf sie kommt es mir an!"

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  • "Du kannst mich mit auf die astrale Ebene nehmen?" Tara sieht den Kobold überrascht an.


    "Wieso kreiseln? Das wäre ein Schutzzauber gegen jegliche nichtmagische Angriffe... es gibt einen Zauber, bei dem du für einen Tag gegen jegliche Magie geschützt bist..... Und wenn du die magische Rüstung beherrschst, so kannst du die beiden doch zumindest damit schonmal ein Stück weit schützen...."
    Tara denkt gerade in alle Richtungen gleichzeitig.
    "Wichtig ist es doch, dass es gar nicht erst zu einem Übergriff von diesem Vieh kommt! Und in der Astralebene könntest du dann gucken , ob es eine Verbindung von dir zu ihm gibt.... oder von mir zu ihm......"

  • "Äh, also nochmal langsam. Ja, eine Person kann ich mitnehmen - zumindest bisher hat das immer geklappt.


    Der Zauberspruch, der mich unter dem Namen "Totaler Magieschutz" gelehrt wurde, erfordert einen aufrecht zu erhaltenen Wirbel über dem Kopf, ähnlich wie jener Zauberspruch, der gegen Pfeile, Schwertschläge und so weiter schützt.
    Wenn es da was gibt, dass anders funktioniert, dann habe ich davon noch nie gehört...


    Du hast Recht, mit dieser Magie kann ich Tohu und Dandomar schützen, dass tue ich bereits täglich, seit ich sie selbst beherrsche. Diese Visionen sind zwar schrecklich, aber viel mehr Angst habe ich davor, dass so etwas wirklich passiert! Für mich ist das eine Drohung, ein Angstmachen, dass er mir zeigt, was er zu tun gedenkt, ohne dass ich etwas dagegen machen kann."


    Ti!tus sieht Tara fragend an, dann runzelt er die Stirn. "Wieso eine Verbindung von dir zu... ach du grüne Neune!", fährt er erschrocken auf. "Meinst du etwa, dass du jetzt auch in Gefahr bist?"

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  • Tara schaut den Kobold ernst an.


    "Genau DAS möchte ich klären, in dem wir auf die Astralebene reisen.Ich weiß, wie sich dämonische Magie anhört...." Sie stockt einen Augenblick.
    "Dazu muss ich sagen, dass ich auf der Astralebene keine Linien sehe, sondern Töne höre.... Ähm, zurück zur Reise. Nur so können wir feststellen, ob er auf dich, oder jetzt auch auf mich, einen dauerhaften Zugriff hat. Wenn dem so ist wird der erste Schritt sein diese Verbindung zu trennen. Allerdings mache ich mir über das 'wie' erst darüber Gedanken, wenn dem wirklich so sein sollte. Ach so, und noch etwas, das wird für mich die erste Reise auf diese Ebene sein. Bis jetzt konnte ich immer nur ein Fensterchen öffnen, um hinein zu hören. Ich hoffe, dass es nicht zu viele Eindrücke sein werden!"