In den Wäldern Montralurs - Teil 2

  • Feena war irritiert über dieses ungewöhnliche Interesse. Es erinnerte sie augenblicklich an Jean-Michel, der noch vor einigen Augenblicken ähnlich auf die Erwähnung der Untoten reagiert hatte. Was wollten all diese Menschen? Kamen sie um zu helfen? Waren sie wirklich daran interessiert, was hier, in ihrem Land geschah? Oder waren sie alle Abenteurer, auf der Suche nach Abwechslung und Zerstreuung?


    Das Gesicht der Halbelbe war ernst geworden, als sie nun im Gehen wieder zu Lerona schaute.


    "Vielleicht nichts, vielleicht niemand."


    Ihr war anzuhören, dass sie sich bemühte, möglichst ruhig und emotionslos zu sprechen. Doch sie konnte es nicht verhindern, dass ein Widerhall der grossen Verzweiflung, die sie darüber empfand, mitschwang.

  • Ein langer, sehr nachdenklicher Blick streift die Halbelbe und eine Weile geht Lerona einfach nur schweigend neben Feena her. Dann jedoch beginnt sie mit leiser Stimme wieder zu sprechen, "Die Hauptaufgabe meines Tuns liegt darin Dinge zu beobachten, Geschehnisse gegeneinander abzuwägen... Situationen möglichst gut einzuschätzen..." sie sucht einen Augenblick nach Worten und fährt dann fort, "Sicher ist Forlond eine Kolonie der Amonlonder... zumindest stellen sie es so dar... aber dort, in jenem Dorf... gab es nur Fremde!" Wieder wirft sie Feena einen Blick zu, "Niemand außer Euch nimmt Anteil... wenn die Gefahr so groß ist, wie Ihr glaubt... und Ihr glaubt, dass sie sehr groß ist... warum gibt es dann niemanden außer Euch?" Ihr ist anzusehen, dass sie tatsächlich nicht nachvollziehen kann, dass ob einer so großen Bedrohung, das, was sie in Forlond erlebt hat, tatsächlich alles an Gegenwehr sein soll.

  • "Wer sagt Euch, dass dies so ist?"


    Diesmal war es Xanthia die sprach. Sie sah Lerona an, um kurz darauf jedoch wieder nach vorne zu blicken und einmal heftig durch die Nase zu schnaufen.


    Sie schüttelte leicht den Kopf, wandte sich dann aber wieder der kleinen Frau zu und meinte:


    "Was möchtet ihr eigentlich mit Euren Fragen erreichen?"


    Sie sprach nun ruhig und sah Lerona auch aus ebensolchen Augen an.

  • "Verstehen, warum die Dinge so und nicht anders geschehen sind in jenem Dorf in Forlond..." Lerona erwidert Xanthias Blick gelassen und erklärt dann, "Ich habe nur das, was ich gesehen habe... das, was ich die Menschen & anderen Wesen sprechen hörte... und das passt nicht zu der Bedrohung, die Feena gesehen hat." Sie zuckt mit den Schultern, "Ich würde es gerne verstehen... in Forlond gab es niemanden außer Feena und den Wasa, der Montralur Heimat nennt... niemanden, der das, was dort geschah ernst zu nehmen schien..." Sie überlegt und fügt dann noch an, "Es wirkte wie ein Spiel..." Ihre Augen verdunkeln sich für einen winzigen Augenblick, dann lächelt sie leicht und läßt ihren Blick von Xanthia zu Feena wandern, "Wenn Euch meine Fragen nicht willkommen sind, so werde ich nicht weiter fragen..."

  • Feena hatte kurz den Blick gehoben, als sie Xanthias Einwand hörte. Sie schaute an Lerona vorbei Xanthia an und in ihrem Blick lag ein kleines dankbares Lächeln aber auch eine gewisse Traurigkeit. Dann schaute sie wieder voraus.


    Nun hob sie kurz eine Hand und machte damit deutlich, dass Lerona ihre Fragen stellen konnte. Die Geste wirkte irgendwie müde. Sie atmete einmal tief durch bevor sie antwortete:


    "Die Menschen, die dort oben in jenem Dorf waren, waren alles Fremde, ihr habt Recht. Und aus diesem Grund, ist ihnen die Gefahr wohl nicht bewusst gewesen. Zumindest nicht die, die die Gouldin darstellen."


    Sie machte eine vage Handbewegung.


    "Nur wenige sind ihnen begegnet. Und jene, das könnt ihr mir glauben, wissen, welche Macht sie haben."


    Sie schwieg einen Moment und ging einige Schritte bevor sie erneut zu sprechen begann.


    "Ich weiss nicht, warum Amonlonde in Montralur ein Gebiet für sich beansprucht. Und es ist mir auch relativ egal. Das Land ist Montralur und es bleibt Montralur, meine Heimat. Und damit war ich dort oben wohl eine der wenigen, die spürte, wie sehr das Land schon litt unter den Vorkommnissen. Jene aber, die sich Amonlonder nennen oder in deren Auftrag hierher kamen, jene haben diese Beziehung nicht. Sie können nicht spüren, nicht sehen. Sie sind taub und blind."


    Wieder eine Pause und ein erneutes Durchatmen.


    "Und das, verbunden mit der Lethargie, die grosse Macht und Kampfesstärke wohl manches Mal mit sich zu bringen scheinen, ist eine gefährliche Mischung aber es ist genau das, was ihr dort gesehen habt, Lerona."


    Wiederum schwieg Feena und es schien, als hätte sie alles gesagt, als sie plötzlich doch noch einmal sprach.


    "Doch sagt, Lerona, warum interessiert es euch? Wem wollt ihr davon berichten? Und was wird dieser Jemand mit den Informationen anfangen, die er erhält?"


    Die Halbelbe wandte sich der Frau zu und ihr Blick war auf einmal durchdringend.

  • Nachdem diese der Halbelbe aufmerksam zugehört hat, zuckt sie bei deren Frage fast verlegen mit den Schultern und gibt schließlich mit einem wehmütigen Lächeln zur Antwort, "Niemandem... Ihr tut gut daran mich zu erinnern..." Für einen Moment strahlt sie eine seltsame Verlassenheit aus, fast wie ein abgelegtes Spielzeug, doch verfliegt der Eindruck ebenso rasch, wie er entstanden ist und ein verschmitztes Lächeln huscht über ihre Züge, "Aber auf der anderen Seite ist es vielleicht gar nicht verkehrt möglichst viele Informationen zu sammeln... wer weiß schon, ob man sie nicht eines Tages tatsächlich einmal gebrauchen kann!" Ihr Blick ist wieder fest und zuversichtlich als sie mit einem Augenzwinkern zufügt, "Und außerdem ist das Sammeln von Informationen eins der Dinge, die ich am besten beherrsche... und zudem das einzige, dass hier überhaupt von Nutzen ist!" Sie schüttelt beruhigend den Kopf und fügt noch leise an, "Ich will werder Euch noch Eurer Heimat schaden, werte Feena! Es ist mehr mein Instinkt, dem ich folge und der mir hier rät, nach dem Warum zu fragen, um zu verstehen!"

  • Lerona ist diese Reaktion nur allzu bekannt und so schweigt sie ebenfalls eine Weile, während sie scheinbar in Gedanken versunken neben Feena hergeht. Nach einer längeren Zeit fragt sie die Halbelbe schließlich unvermutet, "Was genau besorgt Euch so sehr? Oder was fürchtet Ihr?" Sie wirft Feena einen kurzen Blick zu.

  • Xanthias Blick wandert mit einem schwer zu deutenden Ausdruck zu Lerona und verweilt dort etliche Momente. Erst, als eine Baumwurzel die grauhaarige Frau zwingt, sich wieder auf den Boden zu ihren Füssen zu konzentrieren, wendet sie sich ab und wieder der Umgebung zu. Fast wäre sie gestolpert, doch fängt sie sich in letzter Sekunde und geht dann wieder stumm neben den anderen beiden her, ihren Stab nun aus der Armbeuge nehmend und ihn als Wanderstab nutztend. Ihr Gesicht ist ruhig und weder ihre Mimik noch ihre Augen veraten, was sie denkt.

  • Feena hört die Fragen reagiert aber vorerst nicht darauf. Sie versteht nicht, was es da zu fragen gibt. Hatte Lerona nicht zugehört? Wenn sie doch ständig Informationen sammelte, ständig fragte, hatte sie dort im Dorf und jetzt hier bei ihnen nicht alle Antworten bekommen?


    Erst Xanthias Straucheln lässt sie aufblicken und nun wendet sie sich an die Fragende. Ihre Stimme klingt spröde, fast hart, als sie antwortet, mühsam die Gefühle unterdrückend, die diese Worte in ihr hervorrufen.


    "Was ich befürchte wollt ihr wissen? Dass mein Land stirbt. Und wenn dies abgewendet werden kann, dann, dass die Gouldin die Macht übernehmen und alles und jeden, der hier lebt, unter ihre Herrschaft zwingen werden."


    Ihr Blick verweilt noch eine Weile bei Lerona, brennend und dunkel. Dann wendet sie ihn wieder nach vorn auf den kleinen Pfad vor sich.

  • Zwar ist Feenas Erwiderung nicht die Antwort auf Leronas eigendliche Frage, doch trotzdem eine, die ihr zu denken gibt. Bereits in Forlond hatte die Halbelbe etwas ähnliches bemerkt, doch niemand außer Ancalima wollte oder konnte dies bestätigen. Niemanden sonst schien es überhaupt zu interessieren und genau das war es, was Lerona nicht verstanden hatte.
    Es braucht nicht viel, um ihr die Verzweiflung und den Schmerz der relianischen Elben wieder in Erinnerung zu rufen, die mit ungebrochenem Einsatz gegen das Feuer & die dunklen Kreaturen fochten. Hier allerdings... hatte sie nichts davon gefunden. Und mit dem, was Feena zuvor gesagt hatte, hatte sie dieses Bild noch verstärkt.
    Noch einmal beschließt sie, sich ein Stückchen weiter vor zu wagen, "Und was gedenkt Ihr nun zu tun?" Das Mißtrauen und die offensichtlichen Vorbehalte der beiden Frauen scheinen sie nicht im geringsten zu berühren.

  • "Abstand gewinnen",


    antwortete Feena, ohne den Blick von ihrem Weg abzuwenden.


    "Von jenem dort."


    Sie machte eine Geste hinter sich.


    "Und Kräfte sammeln, um wieder klar denken zu können."


    Sie machte eine kleine Pause.


    "Und dann werden wir weiter sehen."


    "Und ihr?",


    fragte sie dann.

  • "Eigentlich wollte ich meine Hilfe anbieten..." Lerona zuckt mit den Schultern, "Allerdings bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher, ob diese hier überhaubt von Nutzen sein kann..." sie lächelt fast ein wenig betrübt und schaut dann zu Xanthia hinüber, bevor sie den Blick wieder Feena zuwendet, "Also, wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich Euch noch ein Stück begleiten... man weiß ja nie, was so alles durch die Wälder schleicht!" Ein vergnügtes Grinsen umspielt ihre Lippen und man gewinnt den Eindruck als ob sie sich tatsächlich nur wenig Sorgen um irgendwelches Gelichter zu machen scheint.