Die Taverne "Zum Zaunkönig" (4)

  • „Wie schade. Das scheint eine interessante Geschichte zu sein. Vielleicht erinnert ihr Euch ja später noch daran.
    Auf die guten Geschichten!"
    Annabella nimmt ihren Wein und nickt allen einmal zu.

  • "Ich denke, Delpior hat diese Metapher mit den roten und blauen Steinen nur benutzt, um damit auszudrücken, dass man an diesem Ort mit jeder Berührung immer weiter in die Geisterwelt hineinrutschen konnte. Und da es eine Geschichte der Missgeschicke sein sollte, nehme ich an, dass es dort jemanden gab, der möglicherweise so lange durch die Reihen der Geister lief, bis er selbst zu einem wurde. Wie gruselig...", sagt Niro und schüttelt sich.


    Dann wendet er sich Annabella zu:


    "Ein Incubus? Seid Ihr sicher? Das ist doch die männliche Form eines Succubus - eines Dämons, der sich mit seinen Opfern p... Upps. Ich meine... ähem... Habt Ihr... nun... ", es ist Niro sichtlich peinlich zu fragen, "... ein Kind?


    Oder ist es möglich, dass es ein anderes Wesen war, möglicherweise... - nun das ist auch nicht viel besser - ein Vampir, der sich Nacht für Nacht an Euch laben wollte?


    Lasst Euch ruhig noch Zeit mit Eurer Antwort, Annabella. Ich erzähle derweil eine weitere Geschichte, die gewiisse Parallelen mit der Euren hat.


    Vor nicht allzu langer Zeit lebten in einem Wald im Lande Anrea vier uralte, sehr mächtige Hexen. Die Hexen strebten nach Unsterblichkeit oder doch zumindest nach Verjüngung, denn sie hatten vielleicht nur noch ein paar Jahre zu leben. So töteten sie ein Einhorn, welches sich in den Wald verirrt hatte. Aber das Einhorn tötete auch eine der ihren. Desweiteren zapften sie die Magie der magischen Wesen des Waldes an, in dem sie sie mit magischen Fesseln belegten, die ihren Opfern die Magie und Lebenskraft langsam entzogen und dem Hexenritual hinzufügte.


    Unter diesen Bann kamen auch drei Feen, die nur ihrerseits versuchten, ihre Magie wieder aufzufüllen. So gingen sie unter die Menschen, die sich auf der Durchreise befanden und die Hexen aus den alten Gemäuern einer Burg vertrieben hatten.


    Einzeln näherten sie sich einzelnen Reisenden, sprachen sie an mit der Bitte um Hilfe. Auch mich sprach eine an. Sie sei verzweifelt, ihre Schwester sei verschwunden. Sie fragte mich, ob ich Ihr suchen helfen könne. Ihre Schwester sei wahrscheinlich dort in den dunklen, unteren Burghof gelaufen. Wie dumm ich doch war - aber kann ich die Bitte einer hilflosen Kreatur abschlagen? Nun... die Fee zeigte mir eine buntschillernde Kugel und ich begann zu frieren und verlor das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, hatte ich mein Gedächtnis verloren und fror erbärmlich. Sie hatte mir Lebenskraft und alle Magie abgesaugt.


    Glücklicherweise fand mich jemand und ein Großmagier konnte mir helfen. Nach ein paar Stunden war ich wieder okay - aber die Scham ob des Erlebnisses bleibt.

  • Morgaine runzelte die Stirn...was erzählte den Niro da? Morgaine wollte sich das nicht vorstellen..ein Dämon der...... Kopfschüttelnd nahm sie ihr Lehrbuch in die Hand und nach kurzem zögern packte sie es in ihre Tasche...sie hörte gerne Geschichten aber solche erfüllten sie mit unbehagen...nein..es gab wahrlich schönere...

  • "Tja, bleibt nur zum Trost, dass die Hexen im Gegenzug drei Missgeschicke erlitten. Erstens der Tod ihrer Schwester, zweitens die Vertreibung aus der Burg und drittens haben wir ihren Verjüngungstrankritual sabotiert, weil wir die Waldbewohner wieder vom Fluch befreit und einiges anderes wieder richten konnten. So starben sie an ihrem eigenen Verjüngungstrank, der sich in sein Gegenteil verkehrt hatte."

  • Annabella schaut Niro an.
    „Auch eine spannende Geschichte. Aber zu Eurer Frage:
    Ja, es war die männliche Variante. So wurde es mir zumindest hinterher gesagt. Ich bin dem Wesen während meines Aufenthaltes auf leider noch mehrfach begegnet. Er hatte noch seine „Freunde“ mitgebracht und die Dämonen hatten einige von den Gästen auf die Astralebene geholt.
    Und euch muss die Frage nicht peinlich sein.“


    Annabella lächelt ihn an und zwinkert ihm zu.
    „Der Incubus oder Succubus ernährt sich von der Lebensenergie eines Wesens.
    Was geschehen ist, nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte, kann ich nicht sagen. Aber wenn er etwas derartiges mit mir gemacht hätte, hätte ich das sicher hinterher gespürt. Das Kind, das ich bekommen habe, kam mehrere Jahre später und ich ganz sicher kein Wechselbalg. Ich weiß sehr genau, wer der Vater ist.“
    Annabella lächelt, um nocheinmal ganz deutlich zu machen, das sie Niro seine Frage nicht verübelt. Eine gewisse Neugierde kann sie gut verstehen.


    „Wie fühlt es sich an, wenn man als Magiebegabter dieser Kräfte so plötzlich vollständig beraubt wird?“

  • "Erstaunlicherweise kann ich das nicht beantworten. Die bezauberte Fee hat mir mein Gedächtnis geraubt und ich konnte mich zu dem Zeitpunkt an nichts erinnern - nicht daran, dass ich magische Kräfte habe, noch nicht einmal an meinen eigenen Namen!


    Meine letzte Erinnerung ist die bunte Kugel. Die nächste ist, wie ich in der Taverne zu mir komme und ein Großmagier meine Hand hält. Den Rest haben mir die Leute erzählt", sagt Niro und lächelt Annabella an.


    Dann schaut er zu den anderen Tischgenossen und sucht kurz den Blick von Morgaine, um ihre Reaktion zu erkennen.


    "Nun, ich freue mich, dass es dann doch so glimplich für Euch ausging, Annabella. Wo ist Euer Kind?", fragt er.

  • „Bei ihrem sehr fürsorglichen Vater. Er kümmert sich immer sehr gut um sie, wenn ich auf Reisen bin. Irgendwann wird sie dann auch alt genug sein, dass sie mich begleiten kann. Jetzt wird sie bald 7.


    Manchmal ist es wohl gut, wenn man sich an Dinge nicht erinnern kann.“

  • "Oh, ein Mädchen! Wie schön. Ich glaube, ich hätte auch gerne einmal eine gute Frau und später einmal Kinder. Aber wenn man so wie ich, durch die Lande reist, ist es schwer - es sei denn die Frau wäre genauso abenteuerlich und wissbegierig wie ich", sagt Niro und lächelt träumerisch.

  • "Ja, es ist nicht immer einfach. Manchmal würde Mauritio sich wohl freuen, wenn ich noch mehr zu Haus bleiben würde. Oder er würde gern wieder selbst mit auf die Reise gehen. Aber er kümmert sich gern um Aileen um mir die Chance zur Wanderschaft zu geben. Er weiß, das ich sonst sehr unglücklich währe.
    Ihr findet sicher auch noch die richtige Gefährtin. Irgendwann wird sie Euren Weg kreuzen und ihr werdet es wissen."

  • "Das sagt Ihr so einfach!", lacht Niro.


    "Überall um mich herum sehe ich hübsche, intelligente, interessante, humorvolle und warmherzige Frauen - zumindest kommt es mir so vor", sagt Niro lächelnd und lässt den Blick zwinkernd über Annabella, Bellaria und Morgaine schweifen.


    "Wie soll ich da wissen, welche die Richtige ist? Nun, Ihr habt vermutlich Recht. Aber das ist sicher noch weit weg und ich mache mir über so etwas eigentlich keine Gedanken. Es kommt, wie es kommt. Zumindest weiß ich, dass für mich der Charakter mehr zählt, als das Aussehen. Ich gebe ohnehin mehr auf jenes, was die Leute tun, als auf das, was sie sagen. Nicht wahr, Moclin? Du hältst es auch so, oder?"


    Damit nimmt Niro den Kopf des Hundes zwischen seine Hände und beginnt ihn das Fell zu kraulen und zu zerzausen.

  • Morgaine wird etwas wehmütig....ein Haus statt des mickrigen Zimmers das fände sie auch schön und einen Gefährten der nicht plötzlich spurlos und ohne ein Wort zu verlieren verschwindet..Morgaine wedelt gedankenverloren mit dem Handtuch über die Theke und denkt an Silvestro...mittlerweile tat es nicht mehr weh an ihn zu denken,aber warum er einfach so verschwunden ist..das wüsste sie schon gerne..wahrscheinlich war es einfach ihre Schuld...Morgaine grübelt...

  • Niro bemerkt die betrübliche Stimmung von Morgaine und versucht sie aufzumuntern.


    "Morgaine, setzt Euch doch bitte mal zu uns an den Tisch. Ihr habt uns ein so leckeres Essen aufgetischt und die Thresen sind mittlerweile sicher auch sauber. Erzählt doch mal: Wie kommt es, dass Ihr hier arbeitet. Ich habe das noch nicht verstanden. Ist es eine Pflicht, oder verdient Ihr damit Euer Studium an der Akademie?


    Mirav, könnt Ihr noch einmal auf meine Kosten jedem das bringen, was er oder sie gerne trinkt? Ja, für Morgaine auch. Danke!"

  • " Hmm? Oh..Getränke..." Morgaine richtet eilig Getränke und bringt sie an den Tisch " Nun,durch einen Zufall bekam ich die Stelle hier im Zaunkönig...und das Geld brauche ich um das Zimmer und mein Studium zu bezahlen und das was ich brauche an Essen und kram..." Morgaine lächelt leicht... " Und nein..es ist mir nicht zu anstrengend das arbeiten im Zaunkönig und Studium..zumindest hat sich mein Lehrmeister noch nicht über schlechte Leistungen beklagt..es sei den er tut dies Bellaria gegenüber was ich aber nicht glaube..Meanor würde das zuerst mit mir besprechen wenn es so wäre..."

  • "Ja, das liebe Geld. Ehrlich gesagt, manchmal ist mir auch nicht klar wie ich dazu komme...


    Einiger Zeit habe ich in einer Katakombe, in der ab und zu gefährliche Geister herumschweiften eine komplizierte Bilderschrift der Kandresh kopiert, um ein Rätsel zu lösen. Da kam eine Gruppe Söldner, die den Eindruck machten, dass sie sogar ihre Schwiegermutter gegen Geld verkaufen würden. Sie engagierten mich, die Schrift für sie zu kopieren
    und boten mir ein Silber für die wirklich mühvolle, langwierige und gefährliche Arbeit. Vermutlich dachten sie, dass sie damit an einen vermeintlichen Schatz herankommen könnten, den das Rätsel verbarg.


    So arbeitete ich Stunden in dem Dungeon, alleine, mit schlechtem Licht, immer in Gefahr, dass plötzlich böse Geister auftauchen konnten. Schließlich war ich fertig und stolz auf mein Werk. Es war viel besser als meine vorherige schmierige Zeichnung. Ich wollte es der Gruppe bringen, aber ich fand sie nicht wieder und erhielt so auch kein Silber.


    So konnte ich schließlich zusammen mit einem anderen Schriftenkundler und einigen Gleichgesinnten das Rätsel lösen und so das Rad der Zeitalter weiterdrehen, um die bösen Geister zum Verschwinden zu bringen. Während des Rituals griffen die Geister ein letztes Mal an.


    In einer kurzen Pause zwischen den Angriffswellen kam eine Gruppe von Degenfechtern adligen Geblütes auf mich zu.


    Schreiberling, wir brauchen Dich!, sagten sie.


    Ich sollte ihnen ein einfaches Dokument über die Verleihung einer Ritterwürde ausstellen. Die Sache war zwischen zwei Kämpfen schnell erledigt. Die Tinte war noch nicht trocken, da erhielt ich schon ein Silber!


    Manchmal treibt das Schicksal seltsame Blüten! Das war der erste Silberling, den ich in meinem Leben verdient habe!"

  • Bellaria verfolgte das Gespräch nur mit halbem Ohr, während sie immer wieder an ihrem Malzbier nuckelte. Am Thema lag dies jedoch nicht. Sicherlich hätte sie auch etwas dazu beitragen können, wenn sie nur bei der Sache gewesen wäre. Sie war einfach geschafft von der Reise - immerhin war sie erst vor Kurzem wieder in Renascân eingetroffen - und von der Arbeit in der Akademie. Sie streckte sich und hielt sich gähnend die Hand vors Gesicht.



    Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, doch der Tag war lang und mein Körper verlangt nach Schlaf. Ich würde zwar gerne noch weiter Zeit mit euch verbringen, doch wird es euch nichts nutzen, wenn ich euch hier einschlafe. Ich bin mir sicher, dass wir uns nicht das letzte Mal begegnet sind. Der Zaunkönig ist ja immer wieder ein Ort der Begegnung und Geselligkeit.


    Talinor, bleibst du noch hier?



    Die Bardin stand auf und blickte Talinor fragend an.

  • "Verehrte Bellaria, ich wünsche Euch eine erholsame Nachtruhe und angenehme Träume! Noch eine kurze Frage, bevor ihr geht. Hbt ihr vielleicht in den Nächsten Tagen ein wenig Zeit für mich. Ich suche jemanden, der Erfahrungen mit Bardenmagie hat. Es ist aber nicht eilig. Ich habe Zeit und hier im Zaunkönig scheint es sicher nicht langweilig zu werden."


    An Niro gerichtet:
    "Als Schreiber sind Eure Dienste doch sicher begehrt. Es gibt einige Leute, die weder lesen noch schreiben können. Obwohl es mir persönlich sehr schwer fällt, mir das vorstellen, nicht lesen und schreiben zu können. Ich benötige es so oft. Lieder aufschreiben; Geschichten notieren; kleinere Aufzeichnungen, wenn es Rätsel zu lösen gibt. Na ja, ihr wisst sicher was ich meine."

  • Bellaria schaute verdutzt. Sie wunderte sich und suchte ein Schild "Bardenmagier" oder etwas Ähnliches an ihrer Kleidung. Aber dann dachte sie sich, dass Niro oder Talinor etwas erwähnt haben mussten.


    Sicher, kommt doch einfach in mein Büro in die Akademie oder zu uns nach Hause.



    Sie gab zwei kurze Wegbeschreibungen.