Irgendwo zwischen Renascân und...ganz weit weg!

  • Emerald di Lorenzo saß in einer Kapitänskajüte mit anderen Herrschaften um einen Tisch, der von Kerzenschein beleuchtet wurde. Es standen einige Schalen mit Trauben und anderen Obst darauf, außerdem einige Flaschen Wein. Dazwischen Dokumente, Karten, Listen...Unmengen.


    Das Schiff hatte vor kurzem in einer Bucht Halt gemacht, und ein weiteres war dazugestoßen, um in unmittelbarer Nähe zu ankern. Einige Herren hatten übergesetzt, und nun hatte man sich, da dich Nacht hereingebrochen war, versammelt. Vor der Tür standen Wachen, auf Deck standen Wachen. Offenbar war man auf etwas vorbereitet, worauf, darauf konnte man schwer schließen. Man wollte bereit sein, komme auch, was kommen möge.


    Die Herren um den Kartentisch waren allesamt nicht gerade einfach gekleidet, zum Teil sogar edel. Die Gesichter waren ernst, und man sprach in einer Lautstärke, die sicher stellte, dass nichts nach draußen drang, was den Raum nicht verlassen durfte. Mal beugte man sich über das eine, mal über das andere Dokument, mal wurde etwas vorgelesen, mal etwas weitergereicht. Dann wieder diskutierte man und machte Notizen. Und das nun schon seit einer geraumen Zeit, seit Stunden, es war schon tiefe Nacht.


    "So finden wir keine Lösung. Über kurz oder lang wird es uns einholen"


    "Natürlich wird es das. Über lang, wie wir doch hoffen, dann sind wir immerhin vorbereitet..."


    "Wie wollt ihr auf etwas vorbereitet sein, dessen Ausmaß ihr nicht einmal kennt?"


    "Ich habe meine Quellen, und seid gewiss, ich werde weitere Quellen finden. Je länger, desto mehr Quellen."


    "Es wird sich ausbreiten, wenn wir nichts unternehmen. Es kann außer Kontrolle geraten. Noch können wir den Brand löschen"


    "Ihr lest doch selbst, wie lange er schon lodert. Was wollt ihr tun? Ganze Dörfer dem Erdboden gleichmachen?"


    "Das würde es besser machen!"


    "Mit Verlaub, oder schlimmer! Das wäre Öl ins Feuer!"


    "Oder die rettende Schicht Sand! Bis wir das Problem dann endgültig beerdigen"


    "Bei den Göttern, ihr redet hier nicht von Schlachtvieh! Ihr redet auch von Alten, von Kranken, von Frauen, von Kindern!"


    "Sie hatten ihre Chance. Wie lange schon! Wie lange noch! Ich bin es leid, ständig mit Zuckerbrot und Peitsche Loyalität zu erbetteln! Mein Herr hat es satt! Und zu Recht! Und ihr wisst dies genauso wie ich!"


    "So sind die Gesetze. Wer sie bricht, versündigt sich an den Göttern!"


    "Unsere Häscher sind unterwegs. Bald hat es sich ausgesündigt. Wer soll uns denn hindern? Wer uns hindert, macht sich mit schuldig!"


    "Das wäre ein Zeichen für alles Lumpenpack und Gesindel! Sie würden keine Strafe mehr fürchten! Sie können über das Land herfallen und müssten nichts befürchten!"


    "Falsche Milde, verfaulte Milde!"


    "Ihr müsstet ja nichts befürchten, ihr sitzt sicher im Sattel!"


    "Niemand von uns wird sicher sitzen, wenn es außer Kontrolle gerät. Die Lage ist gespannt genug. Es wird wieder losgehen, noch schlimmer als vorher."


    "Und dennoch bestehen wir auf unserem Recht. Und wir verlangen Unterstützung. Unterstützt uns, das ist eure Pflicht. Hindert uns, und ihr werdet uns als Feind haben."


    "Euer letztes Wort?"


    "Zweifelt ihr das an?"


    Emerald erhob sich, griff eine Karte und ging einige Schritte durch den Raum, während die anderen ihre Blicke auf ihn richteten und die Gespräche verstummten. Er sah ein paar Sekunden aus dem Fenster, dann drehte er sich um


    "Meine Herren, werte Gesandte. Wir werden es nicht zur Zufriedenheit aller lösen können, das dürfte mittlerweile klar sein. Es ist noch nicht einmal sicher, dass wir es auch nur annhähernd lösen können. Nur eines sollten wir uns allen vor Augen führen: Wenn die falschen Entscheidungen getroffen werden, dann wird Blut fließen, viel Blut. Ich mag dann noch eine Galgenfrist haben, da sprecht ihr sicher wahr. Aber wenn es so weit kommt, dann wird Renascân brennen. Ob es von innen oder außen angesteckt wird, es wird brennen. Und das wird nicht mehr zu stoppen sein, das wird alles andere in eine lodernde Glut verwandeln."


    Es herrschte Schweigen. Dann warf einer der Männer die Dokumente, die er in der Hand hielt, mit einem verächtlichen Schnauben auf den Tisch.
    "Was wisst ihr schon...di Lorenzo. Was wisst ihr schon."