Amonlonder Marktplatz 2

  • Damorg atmente tief durch und lies die kalte Luft seine Lunge fluten. Mit einem Stoß, der eine deutliche Wolke vor seinem Gesicht bildete, entwich sie wieder. Erst als er fast vor ihr stand erhob er die Stimme.


    "Guten Morgen."


    In seinem Gesicht war ein fragender Gesichtsausdruck. Seine Hände und Arme waren under dem Pelzkragen verschwunden. Die Kopfwunde wurde durch eine Bundhaube und einem Barett verborgen. Doch ein kurzes krazen an der Stelle konnte der Priester nicht vermeiden.

  • Alanis seufzt und schüttelt den Kopf.


    "Nicht kratzen", sagt sie resigniert, während ihr Gesichtsausdruck wieder weicher wird. "Sonst heilt es nicht."


    Sie beginnt, von einem Fuß auf den anderen zu treten. Ihre Wangen sind von der Kälte gerötet und sie erinnert sich daran, dass ich Pelzkragen und ihr Muff wohl noch in ihrem Zimmer im 'Brennenden Tisch' liegen.


    "Gut geschlafen?", fragt sie dann vorsichtig, ihr Blick ruht auf seinem Gesicht. "Du bist früh wach."

  • "Nach deinem schrofen Abschied gestern Abend wohl eher nicht."


    Seine Worte klangen etwas betreten, als wenn er wüsste, dass er einen Fehler begangen hatte.
    Seine Augen die kurzzeitig auf den Boden gerichtet waren, wanderten nun langsam wieder nach oben, bis er Alanis in das Gesicht blickte.


    "Und du?"

  • Alanis überlegt kurz, als sich der eisige Klumpen ihrer Magenhöhle auflöst und zu lodernder Frustration wird, ihm vor aller Augen auf dem Marktplatz zu erklären, dass sie definitiv einen Grund hatte, ihm einen schroffen Abschied zu bereiten, doch sie reißt sich zusammen und lächelt lediglich leicht, wenngleich nicht sonderlich glücklich.


    "Oh, ganz gut, danke." Eine ziemlich glatte Lüge. Sie hatte ihn vermisst und am zweiten Abend nach ihrem Zusammentreffen nicht bei ihm zu bleiben war eine schwierige Entscheidung gewesen. Aber lieber eine schlechte Nacht als schon wieder Streit, der ja doch nichts ändern würde. "Ich wollte gerade einen Besuch machen. Hast Du Pläne? Wann reist Ihr zurück?"

  • Damorg nickte der Priesterin zu.


    "Immerhin einer von uns beiden."


    Ein schmales Lächeln bildete sich, welches eine gewisse Traurigkeit in sich verbarg. Es verschwand fast ebenso schnell wie es gekommen war.


    "Ich denke wir werden nur wenige Tage verweilen. Jedoch wird es sich unsere Exzellenz sicherlich nicht nehmen lassen, einige Dinge selbst in Augenschein zu nehmen, wenn sie bereits hier ist. Daher wird sicherlich auch die ein oder andere Pflicht auf mich warten."

  • "Ah, dann - werden wir uns wohl nicht viel sehen", entkommt es Alanis Lippen und sie überlegt sich, ob das gerade vielleicht gar so keine schlechte Idee ist. Sie blickt zu Boden und atmet tief durch. Die Kapuze rutscht von ihren roten Haaren in ihren Nacken und Schneeflocken landen auf den zu einem Zopf gebundenen Flechten, wo sie langsam schmelzen.


    Die spitzen Bemerkungen, die Damorg sich am vergangenen Abend geleistet hatte - wohl verknüpft mit der charmanten Art des Orgulistaners Konrad, ihr eine Menge Aufmerksamkeit zu schenken, ihre Hüften zu loben und ihr dann auch noch ein Geschenk zu überreichen - hatten geschmerzt und schmerzten auch immer noch. Aber was hatte sie auch erwartet? Sie hatte ja noch nicht mal die Courage besessen, bei Damorgs unverhofften Auftauchen im Tavernenraum aufzustehen und ihn einfach in den Arm zu nehmen.


    Nicht mal später, als sie sich in Damorgs Zimmer geschlichen hatten, an Alexandre vorbei, um Arm in Arm einzuschlafen, hatte sie den Mund aufbekommen, immer fürchtend, dass das nicht gut enden würde.


    Sie fährt sich mit der Hand in einer hilflosen Geste über die Stirn.

  • Baul kommt am Morgen nach der Wahl mit einigen seiner Leute über den Marktplatz. Hinter ihnen führen zwei weitere Männer je einen Eselskarren mit Baumaterial.


    “Also wie gesagt, wir werden das Gerümpel wegräumen und die Übungsgeräte in den hinteren Räumen verstauen. Dann die Halle in mehrere Räume aufteilen. Geh gleich rüber zum Schmied; wir brauchen bis Ende der Woche Gitterstäbe und drei Türen. Er soll sich mit den Anderen zusammentun, wenn seine Kräfte nicht reichen.“ Im Vorbeigehen hebt er die Hand und lächelt dem Priesterpaar zu. “Alanis, Damorg.“ Er saugt kurz Luft durch die Nase und sein Lächeln wird weiter, fast ein wenig koboldhaft. Sein Blick wandert noch immer grinsend kurz zu Boden, dann wendet er sich wieder seinem Vorarbeiter zu.
    “Wir werden den Winter durch arbeiten.“, der angesprochene hebt mit Protest im Blick seinen Kopf als Baul, mit beschwichtigender Geste, einfach weiterspricht.“Ich weiß, wir werden schnelleren Mörtel mischen müssen und das Fett kochen. Ja, und ich weiß auch, dass die Männer frieren. Aber es nutzt nichts, wir haben viel Arbeit und zu wenig Hände und Zeit. Wir müssen hier noch vieles schaffen, wenn wir im Frühjahr nach Forlond wollen. Seine Eminenz Hochwürden will seine Cloaca... Er macht die Vorschläge und wir die Arbeit... na ja, bis dahin muss das Tor fertiggestellt sein und die Umbau der Alten Ratshalle beendet. Du siehst, wir haben keine Zeit zu verlieren. Aber andererseits, Ihr steht alle in Lohn und Brot, was kann man sich mehr wünschen?“ Der Vorarbeiter nickt mit resigniertem Gesichtsausdruck und die Karawane zieht weiter in Richtung der Alten Ratshalle.

    CETERVM CENSEO OVTILISTEM ESSE DELENDAM
    OMNIVM RERVM PRINCIPIA PARVA SVNT


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  • Damorg nickte Baul zu um seine Worte zu erwidern. Dann wendete er seinen Blick wieder zu der Priesterin.


    "Das werden wir wohl nicht. Dennoch wüsste ich gerne was los ist."


    Sein Kopf legte er leicht schief.


    "Ich habe keine Ahnung was alles in der Heimat passiert ist und was geredet wurde. Ich habe bisher nur gemerkt, dass alles so ist wie immer. Und irgendwie doch nicht. Dazu bist du gestern einfach verschwunden, obwohl mir am Vorabend alles in Ordnung schien."


    Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm.

  • Alanis nickt Baul ebenfalls zu, ihr Moment liegt einen Moment länger auf der breitschultirgen Gestalt des Ratsherr und seinen Gesichtszügen, dann wendet sie sich wieder Damorg zu. Sie zögert kurz, dennoch merklich.


    "Ja, vielleicht sollte ich Dir erzählen, was passiert ist. Wenn es Ashaba nicht schon getan hat."

    Sie mustert Damorg durchdringend, dann lässt die Spannung, die bisher ihre Schultern belastet hatte, ein wenig nach.

    "Aber ich denke der Marktplatz ist der denkbar schlechteste Ort dafür. Wollen wir uns im 'Brennenden Tisch' treffen, später? Wann hast Du Zeit?"

  • "Sie hat Andeutungen gemacht, aber ich verstehe sie nicht. Ebenso wenig wie die deinen."


    Er schluckte trocken und nickte dann.


    "Ich denke heute Abend, sollte ich die Zeit haben. Wenn nicht bitte ich darum."


    Damorg schüttelte leicht den Kopf.


    "Ich bin ratlos und versthe einfach nicht was vorgefallen ist."

  • Alanis atmet tief durch und zieht sich die Kapuze wieder über die Haare. Sie schluckt eine harsche Antwort hinunter. Er verstand es nicht? Er hatte einen Abend lang Zeit gehabt zu fragen. Aber nun gut, vielleicht war sie einfach durch das, was passiert, derart ungnädig, dass sie voreingenommen war.


    "Ich bin nach Ende der Dämmerung wieder in der 'Tanzenden Hexe' zu finden, im Zimmer Vier. Die Tür wird offen sein."

    Sie schenkt ihm ein kleines Lächeln, dann wendet sie sich ab, um noch ein "Bis später!" über die Schulter zu werfen. Dann geht sie eilig über den Marktplatz davon, denn neben dem Besuch bei Jala hat sie noch einige andere Anlaufpunkte, die sie noch abarbeiten muss.

  • Mit ausschweifenden Worten hatte Wunibald seiner Begleitung und sich jeweils ein vor Zuckerguß triefendes Gebäckstückchen erstanden. Kauend saßen sie nun auf einer Mauer.


    "Daf ift fo lecker." stöhnte die Frau und rollte genießerisch mit den Augen.


    "Großartig, nicht wahr?" entgegnete Wunibald.


    "Ich habe gehört, dass dieser Celeb Dol jetzt Katschmarek sei." sagte die Frau zwischen zwei Bissen.


    "Was macht dann jetzt der Herr Damar? Er kann doch nicht einfach so.. naja, einfach so zurück stehen, wenn er doch diese ganzen Jahre die Zügel in der Hand hatte."


    Sie klaubte mit spitzen Fingern einen Krümel von dem Gebäckstück und steckte ihn sich in den Mund.


    "Zumindest kann ichs mir nicht vorstellen irgendwie. Ist doch eine göttergegebene Sache, wenn man in so einer Position ist. Auch wenn die Handhabung hier etwas ungewohnt ist. Die Götter werden dann doch nach zehn Jahren nicht einfach sagen, dass es das jetzt gewesen ist. Wenn man auserwählt ist, dann kann man das doch nicht einfach... weg geben."
    Nachdenklich betrachtete sie den Leckerbissen.


    "Keine Ahnung." sagte Wunibald. "Wenn du mich fragst, geht uns das auch gar nicht an. Im Grunde ists hier doch nicht viel anders als in Renascân. Obwohl dieses Hexengesetz schon komisch ist. Wenn jemand was verbricht, soll er doch dafür grade stehen. Grade wenns ne Hexe ist."
    Er schüttelte den Kopf.

  • Damorg nickte der Priesterin zu und blieb dann noch einige Herzschläge lang regungslos stehen. Erst als der Wind ihm enige Schneeflocken in das Gesicht trieb, schüttelte er kurz den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung. Seine Schritte führten ihn zurück zur Hexe. Nun rauschten die Gedanken gerade zu durch seinen Kopf.

  • Alanis macht sich indes daran, ihr geradezu schmerzhaftes Sehnen danach, so schnell wie möglich alles richtig und die Harmonie wieder herzustellen, zu ignorieren. Sollte er ruhig ein wenig braten, das hatte er verdient, denkt sie bei sich, als sie rasch von ihm fortzukommen sucht.


    Sie wandert die Nordstraße entlang, als ihr der Gedanken kommt, dass sein gleichgültiges Verhalten ja durchaus auch vom Schlag auf den Schädel herrühren könnte und er vielleicht gar nichts dafür kann. Dieser Gedanke beschäftigt sie nachhaltig für den Rest des Tages, an dem sie neben dem Besuch bei Jala auch noch einige andere Abstecher macht, bis sie schließlich, als der Abend dämmert, vollkommen durch gefroren in die 'Tanzende Hexe' zurückkehrt.

  • Da sie heute privat unterwegs war, trug sie außer dem Gürtelbadge keine weiteren Farben, die sie als das auszeichneten, was sie war. Stattdessen trug sie einen blauen Wollmantel und der dicke Schal um ihren Hals gab ihr ein schildkrötenhaftes Aussehen. Die Haare trug sie heute offen, waren sie doch sehr gut dazu geeignet, die Ohren vor dem Abfrieren zu schützen.


    Am vergangenen Abend hatte sie Alexandres Boten ihre Absage übermittelt. Auch wenn die Überfahrt auf seinem Schiff wohl merklich entspannter gewesen wäre, wie hätte sie seine Exzellenz den Procurator dann auf der Hammelkiel alleine übersetzen lassen können? Für sie war es keinesfalls in Frage gekommen, das Angebot anzunehmen. Die Hammelkiel war zwar wesentlich kleiner und wohl weniger komfortabel, aber sie war zuverlässig und schnell. Außerdem stand es ihr schlicht nicht zu, sich bei so einer Reise eine andere Passage zu nehmen.
    Im Grunde wusste sie sowieso nicht so genau, was sie von Alexandre halten sollte. Sie war es gewohnt, dass Männer ihr zunächst mit einer gesunden Skepsis begegneten. Ihr war durchaus klar, dass sie diese Reaktion hervorrief, da sie sich meistens verhielt wie einer von ihnen und zudem noch den Rang eines Vorgesetzten hatte. Beides ungewöhnliche Dinge. Alexandre aber begegnete ihr in erster Linie wie einer Frau. Trotz Rüstung, trotz Waffen, trotz Rang. Sie war sich ziemlich sicher, dass er damit irgendetwas bezwecken wollte und wusste nur noch nicht, was das sein sollte. Zumindest würde sie die Augen offen halten und weiter beobachten. Es war nicht ihre Art sich von so etwas einwickeln zu lassen und das gedachte sie auch nicht zu ändern.


    Die behandschuhten Hände hatte sie hinter dem Rücken gekreuzt und beobachtete das Treiben auf dem Marktplatz, während sie diesen Gedanken nachhing. Sie hatten noch zwei Tage Aufenthalt vor sich, von denen sie nicht so genau wusste, was sie mit ihnen anfangen sollte. Sie schaute jeden Tag bei den Gardisten vorbei, die hier stationiert waren. Ihnen schien es so weit gut zu gehen. Die Unterschiede, die zwischen der Heimat und Amonlonde bestanden, schienen sie ganz gut wegzustecken. Natürlich gab es hier und da gutmütigen Spott über die Demokratie, die keiner so recht verstehen wollte. Man bemühte sich aber, diese Worte niemals nach außen dringen zu lassen. Die Männer und Frauen waren sich ihrer Stellung durchaus bewusst. Sie repräsentierten das Land Magonien und die Festlandspräfektur. Den Bürgern hier repräsentierten sie nicht nur das, sondern auch die Obrigkeit Amonlondes. Und das nahmen sie durchaus ernst.

  • In einem Fenster sieht sie ihr Spiegelbild, undeutlich und verzerrt, das Glas ist nicht ganz eben. Lustig sieht das aus, eine verzerrte Moreta, die sich in alle Richtungen dehnt und staucht.
    Irgendwie wirkt die Spiegelung als sei die verzerrte Moreta unter Wasser.
    Und irgendwas bewegt sich noch in diesem Wasser, hinter Moretas Bild. Um sie herum treten Geräusche und Farben in den Hintergrund, ihre ganze Aufmerksamkeit wird von der verzerrten Glasscheibe angezogen.
    Dort schwimmt eine Gestalt. Rudert mit den Armen. Sie scheint tatsächlich im Wasser zu sein. Lange offene Haare strömen hinter ihr her. Ist das Kassandra?
    Die Gestalt schwimmt nach oben und Moreta erkennt daß sie versucht aufzutauchen. Doch irgendwas hält sie zurück. Eine schmale blasse Hand zieht die Freundin nach unten.
    Dann kehren Farben und Geräusche des Marktes zurück und Moreta sieht nur noch ihr eigenes Spiegelbild.

  • Moreta schanuft kurz entsetzt auf und irgendwie hat sie das Gefühl ihr Herzschlag setzt für einen Moment aus. sie schaut sich um, ob jemand Anderes etwas gesehen hat und schaut dann erneut in das Fenster, neigt den Kopf und geht einen Schritt näher. Sie reibt sich die Augen, dann steigt Entsetzen erneut auf und sie rafft den Rock und rennt los,Richtung singenden Wald. Sie rempelt einige Menschen an und schubst diese einfach beiseite, egal wie sehr diese hinter ihr her schimpfen.....

  • Alanis, die an diesem Tag den Preis für die röteste Nase Amonlondes gewinnen würde, kommt zusammen mit Kassandra auf den Marktplatz. Die Priesterin schneuzt sich in ein weißes Taschentuch und hüpft ein wenig herum, weil ihr Schnee in die Schuhe gekommen ist, den sie abschütteln will.