Der singende Wald auf dem ehemaligen Gelände der Komturei

*Was würde es denn nicht ändern?*

Ihre Augen öffnen sich wieder, doch sieht sie weiter nach vorn.

Er schreckt innerlich ein wenig hoch. *Dass ich... deine Gegenwart schätze.*" Dahinter steckt mehr als nur ein wenig Unsicherheit. Schnell fügt er hinzu: *Sehr.*

Einige stumme Momente fließen wie zähflüssiger Honig ins Land, ehe sie fast unermerklich nickt und dann einmal tief ein- und ausatmet. Schließlich dreht sie ihren Kopf kurz in seine Richtung und lächelt.

*Ein schönes Gefühl, ava? Wie warmer Frühlingsregen auf der Haut*

Für einen Moment scheint sie sich hinreissen zu lassen, doch dann verfliegt der Augenblick - wenn gleich die gewohnte Härte nicht zurückkommt.

"Wenn wir üben, wirst du mich hassen...das ist dir doch klar," lächelt sie erneut.

*ja...* Es steckt viel Entspannung in diesem Wort, und Abschweifen, wie von einem Bild in ein Gefühl.

Die erneute Veränderung nimmt er wahr, bedenkt sie aber nur mit einem Nicken.
"In meiner Anfangszeit hat mich Am'Anethra meine Empfindlichkeit gegen körperliche Schmerzen überwinden lassen... viel schlimmer kann das hier nicht werden, oder?"

"Die Angst sorgt dafür, dass der eigentliche körperliche Schmerz so stark sein kann. Am'Anethra lehrte dich die Angst zu kontrollieren und so konntest du auch den Schmerz kontrollieren."

*Der Geist siegt über den Körper*, fügt sie noch sacht in einem Senden an.

"Du weißt, warum es geistesbeeinflussende Zauber genannt wird, Endú?"

Er zuckt mit den Schultern. "Weil sie dem Geist falsche, aber starke Eindrücke vermitteln und ihn so beeinflussen?"

Vorsichtig stubst sie ihn leicht seitlich an.

"Dies war eher eine rethorische Frage. Jedoch werde dich dir die Kontrolle über deine Gefühle nehmen, kannst du sie nicht mehr kontrollieren, kontrollierst du auch das nicht mehr, was du dank ihnen vorher unterwerfen konntest."

Die Elbe wendet sich zum Stein am Ufer ab und holt etwas hervor, das der graue große Findling, bisher verborgen hatte. Eine kleine Tasche, die sie öffnet und aus der sie einige Dinge herausnimmt. Ein in Blätter eingewickeltes Paket verströmt einen herrlichen Duft nach frischgebackenem.

"Hast du Hunger? Ich habe das Gefühl schon seit vielen Tagen nicht mehr gegessen zu haben."

Fast gleichzeitig mit ihrer Frage hält sie ihm schon das Paket, abgehockt hinter der Tasche in die Hände.

"Was ich dank meiner Gefühle unterwerfen konnte?" er sieht sie fragend an, richtet dann den Blick aber sofort auf das Paket, dem er sogleich nickend eines der Gebäckstücke entnimmt. "Danke. Ja, eine Stärkung wird sicherlich nicht schaden."

"Wie gesagt," sie lässt sich neben dem Findling im Schneidersitz auf dem Boden nieder. "Erst Furcht vor dem Schmerz, gibt dem Schmerz soviel Macht."
Ihre Tasche fördert ein paar Früchte hervor und eine Flasche mit Minzwasser.

Er sieht sie etwas verdutzt an. "Ist es denn dann nicht sinnvoller, selbst sämtliche Kontrolle zu behalten oder erlangen - gerade über Gefühle?" Dann beginnt er sich an dem mitgebrachten Essen zu stärken.

Sie nickt ihm sanft zu.

"Darum geht es ja. Doch aller Anfang ist schwer. Erst wenn dir etwas fehlt, wirst du begreifen, wie wichtig es ist, es zu schützen und dich gegen alles, was es angreift zur Wehr zu setzen."

Ihre Hände fingern nach ein paar Trauben.

"Doch ehe ich dich verwirre, erkläre ich es dir. Sieh, Zauber, die deinen Geist zu beeinflussen versuchen, sind nur schwer zu filtern, geschweige, denn, dass man sich ihnen ohne weiteres zur Wehr setzen kann. Dies bedarf ein langes und konzentriertes Training. Das Ziel ist es einen mentalen Schild aufzubauen, der sich bei ausreichender Übung wie selbstverständlich über deinen Geist legt und ihn schützt, sobald ein derartiger Zauber über dich zu kommen versucht. Doch um das zu bewerkstelligen, muss dein Geist erst einmal genügend sensibilisiert werden, dann arbeiten wir an einem mentalen Mantel und dann an der Übung ihn hochzuziehen, wann immer dich - sprechen wir in Metaphern -ein gewisses Kribbeln im Nacken...zu stören beginnt."

"Mhm." Nachdenklich kaut er auf einem weiteren Bissen herum. So wenig erfreulich das klang, so viel Sinn ergibt es... "Wenn das der Weg ist, dann werde ich versuchen ihn zu beschreiten. Ob ich bereit dazu bin wird sich denke ich früh genug herausstellen."
Einen Bissen und einen Schluck des Minzwassers später fügt er fragend hinzu: "Wann wärest du bereit damit zu beginnen? Und wie kann ich mich vorbereiten?"

Die Traube verschwindet iin ihrem Mund. Heute nicht.

"Der Nachtteil von Zauberwirkern ist, dass sie sich vorbereiten müssen. Die Memorisierung wird einen Meditationszyklus dauern."

Das sie die Zeit brauchte, um sich zu regenerieren, damit Endúneath nicht irgendwann mitten in der Übung zum Spielball ihrer dunklen Schwester wurde, und eher weniger daran interessiert war ihm zu helfen, als ihn einfach zu kontrollieren, verschweigt sie.

"Dann beginnen wir mit ein paar sehr einfachen Übungen, die dich sensibilisieren werden. Deine Aufgabe wird es sein, dich auf ein Salasandra vorzubereiten."

Er nickt. "In Ordnung, ich werde meine Zeit entsprechend einteilen. Und die iovardasell liegt auch im Lager, ich denke das sollte hilfreich sein."

"Die iovardasell ?"

Sie rutscht ein wenig auf dem Boden entlang, bis ihr Rücken gegen den Findling stößt und ihr somit eine natürliche Anlehne bietet.

Er lächelt. "Mein Instrument. Das ist seine eigentliche Bezeichnung."

Verstehend nickt sie und zieht dann ein Bein an, um bequemer sitzen zu können.

"Nun musst du mir jedoch helfen, wie kann iovardasell dir bei dem Vorhaben helfen?"

"Oh, das ist kein Name, es ist nur eine von vielen. Nun ja, du meintest ich solle mich vorbereiten... Das Spiel hilft mir dabei Ruhe zu finden."

"Ah," nun lächelt sie. "Nur zu verständlich. Für einen Moment nahm ich an, du könntest dank dem Instrument Magie weben, ähnlich wie Kassandra. Ich war irritiert."

Sie schließt die Augen, reckt ihr Kinn etwas und genießt die Sonne, die auf die kleine Lichtung mit dem winzigen Teich fällt.
"Wir Elben haben unsere Vorteile," meint sie dann nach einiger Zeit, leise schmunzelnd, die Augen jedoch geschlossen haltend.

Nun lässt sich auch Endúneath wieder nieder, bleibt aber aufrecht sitzen, fast gegenüber von Tear'asel um seine Augen vor der Reflektion der Sonnenstrahlen auf der Seeoberfläche zu schonen.
"Ja, das haben wir... aber was lässt dich nun vermuten dass ich mithilfe des Instruments nicht Zauber wirken könnte?" Ein etwas verschmitztes Lächeln legt sich auf seine Züge.