Das Dorf Isilsarn - Der innere Kreis

  • ZEITANGLEICH


    Es ist noch immer Winter im Reich der Waldelben. Im Moment jedoch gönnt der Frost sich eine Auszeit und Schnee und Eis sind verschwunden und haben die Bäche zum Übertreten gebracht. In einigen Senken haben sich eisig kalte Teiche gebildet. Die Luft ist recht mild, so dass es angenehm ist, sich draußen aufzuhalten.


    Calechú und Antaeriel laufen - mit Körben und Beuteln ausgerüstet - einen kaum erkennbaren Pfad im Unterholz entlang und sammeln Hagebutten, Schlehen und Wurzelgemüse ein. Die beiden unterhalten sich angeregt...


    "... und vielleicht krieg ich Ealoren endlich mal dazu, mir das Rezept für dieses tolle Heißgetränk zu verraten! Sie mischt da irgendwas rein...",


    sagt Antaeriel gerade...

  • Calechú lächelt.
    "Ja, tut sie. Aber ob sie dir das verrät? Da mußt du erst mal ein paar Jahresläufe ihre Schülerin sein."
    Mit flinken Fingern pflückt sie Hagebutten von einem Strauch und verstaut sie sorgfältig in einem Tuch.
    "Ich weiß auch nicht welche Mischung sie verwendet", tröstet sie die Andere dann.

  • "Ich werd's schon noch rausfinden!",


    sagt Antaeriel lächelnd. Dann wird ihr Lächeln zu einem verschmitzten Grinsen:


    "Aber jetzt verrat du mir mal, warum du neulich so rot geworden bist und versucht hast dich hinter einem Baum zu verstecken, als die Jäger mit dem ...",


    ärgerlich die Stirn gerunzelt sucht sie nach dem richtigen Wort...


    "... mit dem... dem... Hirsch (na also, geht doch!) nach Hause gekommen sind?!"

  • Antaeriel zieht belustigt eine Augenbraue hoch. Dann wendet sie sich wieder einem Teil des Hagebuttenstrauches zu.


    "Na, wenn du meinst, dass man auf dieser Lichtung jemandem im Weg stehen kann, der gut fünf Schritt von einem weg über einen Pfad läuft...",


    murmelt sie gut hörbar und pflückt grinsend einige rote Früchte...

  • So pflücken sie ein Weilchen weiter und die Beutel werden immer voller. Allerdings lassen sie an jedem Strauch ein wenig stehen, damit die Tiere des Waldes auch noch etwas haben...

  • Antaeriel überlegt lange, bevor sie zögerlich antwortet:


    "ich weiß es nicht. Einerseits wüsste ich gerne etwas darüber. Und es es könnte ja auch sein, dass es da drüben Antworten auf Fragen zu meiner Vergangenheit gibt. Andererseits weiß ich nicht, ob ich diese Antworten überhaupt wissen will. Ich ... Es geht mir gut hier. Ich habe keine schlechten Erfahrungen und Erinnerungen. Wer weiß, ob das in meinem früheren Leben auch so war."


    Sie streichelt gedankenverloren über einen Zweig, schaut an sich herunter und legt sich eine Hand auf den Bauch.


    "Ich kann mir meine Vergangenheit ausdenken. Mir ein paar schöne Bilder malen. Was, wenn dort drüben etwas vollkommen anderes auf mich warten würde? Wer ich war und wie mein Leben ausgesehen hat..."


    Sie schaut ihrer Freundin ins Gesicht:


    "Was, wenn ich eines Tages da drüben bin und jemand schaut mich an und weiß, wer ich... war?"

  • Calechú schaut sie betroffen an. Diese Zwiespältigkeit nachzuvollziehen fällt ihr schwer. Vor allem weil sie selber fürchterlich neugierig auf diese Welt da draußen ist.
    "Aber... willst du gar nicht wissen was dort draußen ist?", ist schließlich alles, was sie sagen kann.

  • "Oh..."
    Das nachzuvollziehen fällt der jungen Elfe schwer. Wie kann man sowas nicht wissen wollen? Sie selber zieht es so sehr hinaus, und einen Grund zu haben, eine Suche, eine Mission! ...
    Nun gut, wohl nicht für Antaeriel.
    Calechú seufzt

  • Einige Wochen sind ins Land gegangen.
    Das Wetter hatte sich häufig gewandelt - warme, sonnenreiche Tage hatten einige Bewohner der Siedlung unvorsichtig werden lassen und so hatte Ealoren, die Heilerin, viel zu tun, um all die hustenden und schniefenden Elben mit ihrer Kräutermedizin zu versorgen.
    Antaeriel saß im Schneidersitz auf einer kuscheligen Decke in der Behausung der Heilerin und mörserte gewissenhaft einige Zutaten für Ealoren. Draußen fegte ein kalter Wind zwischen den Bäumen hindurch. Es war der perfekte Tag, um sich in trockenen, warmen Wohnstätten aufzuhalten, ruhige Tätigkeiten auszuführen und Zeit mit Freunden zu verbringen...

  • Calechú ist trotz des Wetters draußen unterwegs gewesen und kommt nun, verfroren und mit den ersten Pflanzen des Frühlings in die Räume ihrer Meisterin.
    "Antaeriel", nickt sie der anderen Frau grüßend zu und macht sich dann daran, ihre Beute zum trocknen auszubreiten um danach schnell an einen heißen Tee zu kommen.

  • Antaeriel freut sich sehr, Calechú zu sehen.


    "Du siehst ziemlich durchgefroren aus - du hast ganz rote Wangen!",


    meint sie lächelnd und steht auf, um vom Wasserkessel, der ständig im Heilerquartier über dem Feuer hängt, etwas für einen Tee abzunehmen.

  • "Es ist sehr kalt", bestätigt Calechú. Sie lächelt als sie sieht, daß die Freundin schon Tee aufsetzt. Ja, das kann sie jetzt gut gebrauchen.
    "Hast du dich gut beschäftigt?", fragt sie.

  • Antaeriel lässt etwas von einer fruchtigen Teemischung in das heiße Wasser fallen und zeigt dann grinsend auf ihren "Arbeitsplatz" am Boden, wo nun die flauschige Decke, der Mörser und zwei Schalen - die eine mit den unbearbeiteten und die andere mit den bereits gemörserten Zutaten - auf die Wiederaufnahme der Arbeiten warten:


    "Klar, Ealoren hat immer eine Kleinigkeit für mich zu tun!"

  • Calechú nickt.
    "Wann hätte sie das nicht..."
    Nachdem sie ihre Beute sicher abgeliefert hat greift sie nach dem Tee und setzt die Tasse an die Lippen noch bevor er wirklich durchgezogen ist. Egal daß sie nur heißes Wasser schmeckt, egal, daß sie sich den Mund verbrennt; endlich etwas warmes!