Der Innere Kreis - Im Wald auf dem Weg zum Elbendorf

  • Dural schulterte den Rucksack erneut und schaute durch die Äste der Bäume nach oben in Himmel. Immer wieder wechselte sich die Sonne mit Wolken ab, aus denen es ab und an anfing zu regnen. Er war zusammen mit Tara auf dem Weg in das Elbendorf, wohin auch Thilion und Elenya gegangen waren.
    Dural hatte zusammen mit Tara Kassandra, Ancalima und die anderen wieder auf amonlondisches Gebiet geführt, um dann wieder zurück zu reisen, um ebenfalls einige Zeit bei den Elben zu verbringen.


    Äußerlich schien er wie immer, aber innerlich war Dural aufgewühlt, denn er wußte nicht, wie die Elben ihn empfangen würden. Er wäre vermutlich der erste Mensch seit unsagbar langer Zeit, der die Elben besuchte. Es lag eine schwere Last auf seinen Schultern, denn er ging davon aus, dass die Elben sich an seinen Handlungen orientieren würden, um andere Menschen einzuschätzen.


    Tief in Gedanken ging er weiter durch den Wald, immer wieder mechanisch beide Seiten des Waldes im Auge behaltend, ohne wirklich etwas zu sehen, zu sehr war sein Geist mit anderen Dingen beschäftigt.

  • Nachdem er eine ganze Weile allein mit seinen Gedanken durch den Wald gewandert war, tritt langsam wenige Meter vor ihm eine relativ junge Elbe aus dem Blattwerk.


    Sei mir gegrüßt, Fremder. Man nennt mich Calaben, ich bin gesandt, nach deinem Begehr zu fragen.

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Calaben ()

  • Dural blieb verstört stehen - warum hatte er die Elbe vorher nicht gesehen? Aber die Antwort war ihm längst klar, dies war ihr Wald und somit konnten sie sich ungesehen überall hinbewegen.


    Vorsichtig - und in Gedanken immer noch bei dem Betrug des Gestaltwandlers - nähert sich der Waldläufer bis auf gute zehn Schritt an die Elbe heran, bevor er spricht.


    "Seid mir gegrüßt." dabei verbeugt sich Dural leicht mit dem Oberkörper und hält gleichzeitig die seine Hände geöffnet und die Arme leicht von seinem Körper abgespreizt. Calaben kann dabei eine Tätowierung am linken Handgelenk ausmachen - eindeutig eine elbische Rune.
    "Ich komme, um meine Gefährten Elenya und Thilion zu besuchen, die bei euch Gäste sind."


    Mit diesen Worten richtet er sich wieder auf und beschaut sich die Elbe genauer. Wie alt sie in Wirklichkeit ist, kann er nicht feststellen, aber ihre Augen strahlen Wissen aus, das sicherlich länger gesammelt wurde, als er Winter gesehen hat.

  • "Seid uns willkommen. Ich kenne euch, aber euer Namen ist uns nicht bekannt. Vor kurzem wart ihr Gast in unseren Gefilden und ich war eure Führerin, die euch aus dem Wald führte. Ihr kamt mit dieser adaneth Kassandra von Amonlonde. Mein vollständiger Name ist Calaben, tinu en minuial.


    Ihre Hände beschreiben einen Kreis und gehen verkreuzt zu ihren Schultern, um dort zu ruhen und sie verbeugt sich leicht vor Dural.


    "Wünscht ihr Führung oder könnt ihr die Schriftzeichen unseres Volkes lesen, wenn ich euch den Weg weise?"

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Calaben ()

  • "Verzeiht, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Dural und ich bin ein Waldläufer aus dem Lande Lupien."


    Er lächelt verlegen, als er fortfährt:


    "Ich...also ich...ich kann nicht lesen," stottert er "deswegen wäre es sehr nett, wenn ihr mich führen könntet." Wieder dieses verlegene Lächeln. Dann schaut er sich um.


    "Aber wir sollten auf Tara warten, denn sie wollte - genauso wie ich - in euer Dorf."


    Er tritt beiseite und schaut sich noch einmal genauer den Wald an, aus dessen Richtung er kam. Irgendwie machte ihn die Gegenwart der junge Elbe nervös.

  • "Wenn es euer Wunsch ist, dann werden wir hier warten, adan Dural. Wir haben alle Zeit, die uns der Wald gewährt. Darf ich fragen, ist Tara eure melethril?"

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Tara, die ein Stück zurückgeblieben war, näherte sich dem Waldläufer wieder, als sie die Stimmen hörte. Bereits von weitem erkannte sie die Elbe, die sie aus dem Wald hinaus begleitet hatte. Sie hatten ihnen zugesagt, dass sie sie wieder am Eingang ihres Gebietes abholen kommen würden. Sie schritt neben Dural und sah ihn an.


    "Ihr habt gewartet ?"


    Dann nickte sie leicht der Elbe zu.


    "Ich bin Tara. Vielen Dank, dass ihr uns hier empfangt, werdet ihr uns zum Dorf begleiten ?"


    Sie wartete noch eine Antwort ab, dann zog sie sich wieder in den Hintergrund und überliess Dural Gespräche und Führung ...

  • Dural sah Tara an und schien ein wenig verstört. Melethril - was bedeutete dieses Wort? Er kannte zwar einige Elben und zog auch schon einige Jahre mit Tara durch die Lande, aber wirklich sprechen konnte er die Sprache der Elben nicht. Vielleicht ergab sich ja jetzt die Gelegenheit das zu ändern.


    "Äh..." verlegen stammelnd versuchte Dural zu erklären "Nun, ich weiß nicht, was melethril bedeutet, aber Tara ist eine gute Freundin und treue Gefährtin."


    Damit rückte er noch einmal seinen Rucksack zurecht und hoffte inständig, dass die Elbe sie nun zum Dorf führen würde. Ihm war es immer noch peinlich, dass er so wenig der Elben verstand und diese Nichtinformation ihn immer wieder bloß stellten.

  • Als Tara hörte, was Dural sagte, hielt sie überrascht inne ... sie versuchte es zu verbergen, aber mit einem Blick zu ihr konnte der Waldläufer ausmachen, dass ihr die Wendung des Gesprächs überhaupt nicht gefiel.


    Es tat ihr leid, dass sich Dural so hilflos fühlte, dennoch brachte ihn diese Unkenntniss höflich aus der unangenehmen Situation heraus ... sie legte Dural kurz die Hand auf den Arm und ging dann ein paar Schritte vor.


    "Wir sollten uns beeilen. Der Tag wird nicht jünger."


    Sie wartete darauf, dass die Anderen aufschließen würden ...

    Um der Natur befehlen zu können, muß man ihr gehorchen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Tara ()

  • Calaban wendet sich Tara zu, kurz bevor sie loswandern. Ihre Hände beschreiben den gleichen Kreis und gehen verkreuzt zu ihren Schultern, um dort zu ruhen und sie verbeugt ebenfalls leicht vor Tara.
    "Mae govannen, gwathel. Mae, ich habt recht, Tara. Mein Name ist Calaben, tinu en minuial. Wünscht ihr, das ich euch Tara nenne, oder gibt es einen anderen Namen, mit dem ich euch ansprechen soll?
    "


    Tara Reaktion auf Durals Worte sind ihr nicht entgangen. Während des Wanderns zum Dorf überlegt sie und erklärt dann Dural:
    "melethril ist ein sehr umfassender Begriff. Es bedeutet in Eldar Sprache Jägerin der gleichen Sippe, aber auch Partnerin. Ich entschuldige mich. Anscheinend haben meine Worte Tara unangemessen beschrieben.
    Mein Volk spricht in vielen Dingen auf den Wege der Gedanken, deshalb ist vielleicht meine Sprache in vielen Ausdrücken nicht adequat. Die Sprache der Gedanken ist vielfach klarer und die Unwahrheit ist nicht möglich."

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

    Dieser Beitrag wurde bereits 4 Mal editiert, zuletzt von Calaben ()

  • Dural folgte den Beiden, war gedanklich aber immer noch mit seinem Missgeschick beschäftigt. So etwas hätte ihm nicht passieren dürfen - viel schlimmer noch, jetzt hatte er Tara in Miskredit gebracht, aber die Elbe hatte sie beide daraus gerettet. Nach einiger Zeit des Wanders sprach er Calaben an:


    "Darf ich euch eine Frage stellen?"


    Dural wartete kurz, bis Calaben sich ihm zuwandte und fast unmerklich den Kopf leicht senkte.


    "Ich würde mehr über eure Sprache und eure Sitten lernen und versuchen im Gegenzug euch von den Traditionen der Menschen erzählen. Meint ihr das wäre möglich? Ich würde, wenn wir in euer Dorf kommen, ungern solch einen Fehler wie vorhin wiederholen. Gibt es etwas bei der Begrüßung oder bei der Anrede gegenüber anderen Elben zu beachten?"

  • "Wenn das euer Wunsch ist, Dural von den Menschen, dann wollen wir den Weg nutzen. Unser Leben und unsere Lehren sind sehr alt. So alt, das ihre Entstehung in die Geburtszeit der Götter zurückreicht. Sie sind das Vermächtnis des alten Volkes." erwidert Calaben. Tara folgt den Beiden.
    "Erinnert ihr euch an meine Begrüssungsgeste?" Während des Laufen zeigt sie einem Kreis." Wir begrüßen die Sonne, indem wir sie beschreiben, wenn wir uns begegnen. Die Sonne ist das älteste Lebewesen, das wir kennen. Laut der Überlieferung der Eldar und der Ziesti war Sie es, die als erstes Lebewesen die Ziesti begrüßte, als sie über die goldene Brücke schritten.
    Aus Ehrfurcht vor ihrem Alter und ihrer Weisheit ahnen wir die erste Begrüßung unserer Vorfahren nach, um unseren Gästen den gleichen Respekt zu erweisen. Wir kreuzen die Arme, verschränken sie auf unsere Schulter und beugen uns leicht vor. Wir beugen uns, um das Leben selber, welches euch und uns hervorgebracht hat, zu ehren.

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Unser höchstes Prinzip zur Grundlegung unserer Ethik ist das Leben in seiner universalen Bedeutung. Denn das Leben ist unser höchstes Gut und für uns alle wertbestimmend. Wir sprechen auch von der "Ehrfurcht vor dem Leben“.
    Wir kennen neben Ehrfurcht auch die liebende Zuwendung und grenzenlose Verantwortung allem Leben gegenüber. Es ist unser Streben, das alles im ewigen Kreislauf bleibt.
    führt sie weiter aus.
    "Kennt dein Volk auch ähnliches?"

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Dural hörte begierig zu, als Calaben ihm von den Begrüßungsritualen der Elben erzählt. Dann spricht er zögerlich.


    "Ein Großteil der Menschen geben sich zur Begrüßung die rechte Hand und schütteln diese mit dem Gegenüber. Der Ursprung dieser Geste geht darauf zurück, dass man seinem Gegenüber zeigt, dass man keine bösen Absichten hat oder Waffen bei sich trägt. Die Menschen waren und sind schon immer kriegerisch gewesen, weswegen sich diese Begrüßung durchsetzte."


    Er schritt noch einige Zeit still neben Calaben her, während sie immer weiter zum Dorf vordrangen. Dann redete der Waldläufer wieder.


    "Die Menschen sind kurzlebig, aber das bedeutet nicht, dass wir Dinge schnell vergessen. Es gibt Geschichten und Lieder, die unsere Geschichte erzählen. Und es gibt Bücher, die all unser Wissen bergen. Allerdings befürchte ich, dass ich weder ein talentierter Sänger oder Geschichtenerzähler bin, noch kann ich euch Bücher zeigen, da ich des geschriebenen Wortes nicht mächtig bin. Auch sind wir keinesfalls so im Gleichgewicht mit der Natur und dem Leben, wie ihr es seid. Aber nicht alle sind kriegerisch oder so selbstsüchtig, das Leben selbst nicht zu achten..."


    Er ließ die letzten Worte absichtlich verklingen und ging gedankenverloren neben der Elbe her, dabei rieb er sich immer wieder wie in Gedanken über die Tätowierung an seinem linken Handgelenk. Dann klärte sich der Blick des Waldläufers plötzlich und er sah die Elbe an:


    "Aber erzählt - wie geht es Elenya? Ihr Vater gab sie in meine Obhut, damit sie etwas von der Welt sieht. Allerdings muß ich gestehen, dass die Erlebnisse in der kürzeren Vergangenheit nicht einfach für sie waren. Sie braucht Zeit, um über die Dinge hinweg zu kommen und die Gegenwart von anderen Elben wird ihr sicherlich helfen."

  • Calaben lauscht Durals Ausführungen.
    Eure Worte geben mir Anlass zur Hoffnung, das wir uns irgendwann einmal verstehen, Dural von den Menschen. Doch wir alle sind gefangen in unserer Vergangenheit, fürchten uns vor unserer Zukunft und leben in den Ängsten unserer Gegenwart. Selbst wir, die lange und in Abgeschiedenheit leben, fürchten diese Wahrheit. Die Älteren haben uns verlassen und wir sind trotz unserer Jahre sind wir alle wie die Kinder, die erst lernen müssen, das es eine andere Welt außerhalb unser eigenen existiert.


    Nach einer Weile fährt sie fort.
    "Das Erzählen von Geschichten scheint eines der ureigensten Dinge aller Völker zu sein. Von Generation zu Generation erzählt man sich auch im meinen Volke die Geschichten, bis sie eines Tages aufgeschrieben wurden. Die Sprache der Geschichten ruft Bilder im innersten unserer Seele wach und weckt unsere Träume und Phantasien. Wir hören von goldenen Zeitalter und wir träumen uns dahin zurück.Solange es fühlende Wesen gibt, die Zuhören, solange wird es auch Geschichtenerzähler geben. Die Beschäftigung mit Geschichten bedeutet auch Spurensuche, Suche nach dem ureigenen Wesen und sich selbst.


    Auch die letzte Frage eingehend, erzählt sie.
    Eure Gwathel Elenya geht es soweit gut. Allerdings scheint mir ihre Seele Schaden genommen zu haben. An manchen Tagen kann sie keinen Frieden finden. Ihr Leben scheint bis jetzt sehr ruhelos und rastlos gewesen zu sein, dann sie sitzt manche Tage traurig und alleine in einer Krone und schreibt in ihr Buch, was sie mitgebracht hat.

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.