Aus unersichtlichem Grund scheint Baul zu wissen wann der Tanz zu Ende ist und stoppt schlagartig. Er drückt sie an sich, damit sie nicht stürzt. Er schwitzt, das Wasser läuft aus seinem Haaransatz und rinnt in Sturzbächen über sein Gesicht und seinen Hals um in seiner Tunika zu versickern.
"Ich blicke zu Horizont und sehe die Sonne sinken, ich denke ich sollte dich nach Hause bringen, oder deinen Vater einladen."
Eben noch hat sie sich noch von ihm halten lassen, ein glückliches Lächeln im Gesicht. Jetzt schaut sie ebenfalls zum Horizont, sieht die Sonne sinken und ihre Schultern sinken ebenso herab.
"Ferd ist nicht mein Vater", sagt sie mit einem Hauch Trotz und erstaunlich viel Schmerz in der Stimme.
Dann seufzt sie, schaut ihn an. "Aber ich muß wohl nach Hause... Ich find den Weg auch alleine. Ich will dich hier nicht rausreißen."
Doch noch macht sie keine Anstalten zu gehen.
"Nun liebes, er ist der Mann dem ich Rechenschaft ablegen muß, solange du nicht zu meinem Haus gehörst. Du wirst natürlich nicht alleine nachhause gehen. Ich werde ich mit Fulgur nach Hause bringen." Er dreht sich um und ruft einem Mann zu, der nickt und holt das Pferd.
"Es ist doch noch hell", widerspricht sie lächelnd. "Ich bin auch alleine gekommen. Außerdem muß ich Ferd Rechenschaft ablegen, nicht du."
Die Musiker haben nach kurzer Pause wieder angefangen zu spielen und sie schaut sehnsüchtig zu der anwachsenden tanzenden Menge.
Er sieht ihre Sehnsucht und lächelt. "Gut, bleib noch. Wenn ich dich bringe haben wir noch Zeit, der Hengst ist schnell. Geh tanzen!"
Überrascht schaut sie zu ihm, ihr Gesicht hellt sich auf. Sie fällt ihm um den Hals und küßt ihn stürmisch.
"Komm, tanz mit mir..." Sie nimmt seine Hand, schaut ihn fragend an.
"Gleich Liebes, geh schon."
Sie schaut ihn einen Moment länger an, dann lächelt sie, drückt seine Hand und verschwindet in der Menge der Tanzenden.
Er spricht mit einem der Männer und der schwingt sich auf den Hengst und reitet davon, als ob ein Teufel hinter ihm her wäre. Baul hingegen sieht ihm nur kurz nach und begibt sich dan zu den Tanzenden und schließt sich an. Die Männer singen laut johlend Lieder aus ihrer Heimat. Jala versteht kein Wort, aber das ist auch unnötig, die Melodie und ihre Gesichter erzählen genug, so daß man die Worte nicht verstehen muß.
Jala hört zu, aber so sehr sie sich müht, der Text ist nur anhand des Gesichtes des Sängers zu erahnen.
Sie taucht an Bauls Seite auf, schiebt ihre Hand in seine.
"Wovon singt er?", fragt sie flüsternd.
Er lächelt "vom trinken, feiern und ... diesen Dingen zwischen Mann und Frau." sein lächeln wird anzüglich.
"Ach so..." Sie wird rot, wendet den Blick schnell ab. Schaut ihn dann kurz mit frech blitzenden Augen an.
Auf einmal bekommen die Stimmen der Männer eine ganz andere Bedeutung.
"Es ist eine Geschichte über einen jungen Mann der zu einer Hochzeitsfeier eingeladen ist. Es wird viel getrunken, dann kommt die Mutter der Braut zu ihm und gibt ihm noch mehr Wein..."
Aufmerksam hört sie zu.
"Und dann?..."
"Er ist sehr betrunken und sie bringt ihn zum Abbort damit er sich erleichtern kann. Er ist so betrunken das er seine Hosen nicht aufbekommt. da hilft sie ihm und ist erfreut, und dann erfreuen sie sich gegenseitig."
Sie muß lachen.
"Diese Lieder sind in allen Sprachen irgendwie gleich, oder?"
"Ja, nur die Melodie ändert sich." Ein anderes Stück wird gespielt, wärend Baul seinen Krug zu den Lippen führt. Plötzlich prustet er los und lacht laut auf. "Das habe ich als junger Mann schon gesungen, unglaublich das die Leute das noch kennen. Es ist ein Lied über einen Helothpriester und ein junges Mädchen."
Sie schaut zu ihm auf und wird sich plötzlich wieder bewußt, daß der Mann neben ihr über zweihundert Jahre alt ist.
Sie betrachtet sein Gesicht. Wie fröhlich er ist...
"Was hat sie mit ihm angestellt? Und wer ist Heloth?", fragt sie schließlich.
"Ein Gott aus meiner Heimat. Sitte und Anstand. Der gute Bruder hat ihr eine neue Seele geschenkt. Du verstehst?"
Jala schaut ihn verblüfft an. Dann lacht sie.
"Ja... Kassandra singt da manchmal ein Lied, das handelt auch davon!"
Sie kichert und scheint nicht aufhören zu können, "Sitte und Anstand!?"