Der Innere Kreis - Tear'asels Weg

  • Weiter entfernt und am Rande zu den Gebieten der Waldelben kommt ein junger Rappe zum Stehen und scharrt mit den kräftigen Hufen, als Tear'asel in einen langen Mantel gehüllt von seinem Rücken springt. Die Zügel nimmt sie ihm ab, während sie sich neben seinen Kopf bewegt. Der türkisfarbene Blick in die dichten Wälder gerichtet, spricht sie leise auf das dunkle Pferd ein.


    "Geh deinen Weg Alagos, du wirst gerufen werden, wenn deine Dienste erneut verlangt werden."


    Die Nüstern des Hengtes blähen sich, dann nickt er und trabt in die lichteren Waldgrenzen davon. Allein bleibt die Elbe zwischen den uralten Baumreihen stehen. Ihre Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern in der Sprache der Eldar in den Wind gesprochen, doch gut hörbar für jene mit offenem Geist und dem guten Gehör ihres Volkes.


    "Eine des alten Volkes ist gekommen und nimmt die Einladung an, die ihr zugesprochen wurde."


    Sie weiß, das sie trotz ihrer edlen Herkunft die Wälder nicht ohne das Einverständnis ihrer neuen Brüder und Schwester betreten darf und so verstaut sie die unbrauchbar gewordenen Zügel an ihrem Gürtel und verharrt in stoischer Ruhe, bis man sich ihrer annimmt.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Für einen Moment dehnt sich Zeit und Raum und Tear'asel scheint es, das die Bäume anfangen zu wispern und zu raumen. Der Wind erhebt sich, die Blätter tanzen und die Welt hält einen Augenblick still.
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    Die Wirklichkeit teilt sich und vor Tear erscheint ein Elb. Seine Hände beschreiben einen Kreis und gehen verkreuzt zu seinen Schultern, um dort zu ruhen und er verbeugt sich leicht vor Tear.


    Sei willkommen, Schwester Tear'asel von unserem Brudervolke. Ich bin Arphenion, cabed en aras. Die Bäume trugen dein Anliegen zu uns. Was ist dein Begehren?

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

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  • Einen Wimpernschlag lang schließen sich ihre Augen, nur um sich Augenblicke später, dem Elben zuzuwenden, den der Wald preisgegeben hat. Ruhend wartet sie, bis er die begrüßende Gestik seines Volkes abgeschlossen hat, dann senkt sie respektvoll, wenn auch nur kurz ihren Kopf.


    "Mae Govannen, hanar aus den Wäldern Amonlondes."


    Ihre Stimme ist noch immer leise, nicht mehr als ein Flüstern, dass der Wind weiterträgt. Noch während sie ihren Kopf wieder hebt und seinem Blick, stolz, doch ohne Herausforderung begegnet, spricht sie weiter und gibt ihm Antwort auf seine Frage.


    "Meine Reise, die dieser vorausging, ist nun abgeschlossen. Die Dinge, die mich aufhielten, der Einladung eurer gwathel nachzukommen, sind getan. Ich bin gekommen, um angesichtig zu werden, was dies hier alles hütet und meinem eigenem zum Schutz anvertrauten Lebensodem des Waldes gar nicht so unähnlich erscheint."


    Mit ihrem Blick scheint sie ihr Gegenüber zur Gänze zu erfassen, denn die schimmernden blauen Augen nehmen jedes Detail seines Gesichtes war, sein Alter, die Weisheit seiner Augen, das was tiefer liegt oder liegen mag. Fast prüfend, wenn auch von keiner Hochmut begleitet erscheint ihr Blick.

  • Obwohl Arphenions Rasse zu den jüngeren Elbenvölkern gehört, strahlt sein Wesen Frieden und Erleuchtung aus. Den Frieden und die Unschuld eines Kindes, welches noch nie getötet oder verletzt hat. Er ist jung in den Augen von Tear'asel.


    "Mae, ich verstehe. Wollt ihr alleine das Wesen unseres Volkes ergründen, oder wünscht ihr, das ich euch den Weg zu einem Dorf weise? Oder wollt ihr erst zu den Gefährten eurer Gruppe, mit denen ihr beim ersten Male gereist seit? Einige von ihnen weilen immer noch in unseren Wäldern."

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

  • Als sie ihre Musterung beendet hat, schleicht sich für wenige Momente Wehmut in ihre Augen, ob sie der Unschuld im Blick des jungen Elben gelten oder anderem, bleibt verborgen. Kurz senken sich die schwarzen Wimpern über ihre Augen.


    "Ich werde die Wege meiner Gefährten kreuzen, wenn die Zeit dafür gekommen ist..."


    Ihr Blick richtet sich hinauf in die Kronen der Bäume und nehmen Abschied von den Augen ihres Gegenübers.


    "...doch dies ist nicht jetzt."


    "Viele sind gekommen, um euch Lehrer und Schüler zu sein. Ein Gesang aus vielerlei Stimmen und vielerlei Meinungen, hanar."


    Ganz langsam nur senkt sich ihr Blick und jener ist von Nachdenklichkeit begleitet.


    "Aber ich bin nicht deswegen hier, denn die Brücke zwischen der Welt der Menschen und der unseres Volkes, die ich euch anbieten könnte, wäre ein vom Sturm gepeitschter Weg, der, wenn ihr ihn beschreitet, ohne Perfektion endet."


    Wieder schließen sich ihre Augen, doch nicht ganz, denn ihr gesenkter Blick ist auf den Boden des Waldes gerichtet.


    "Zeigt mir, was ihr so sehr liebt, erzählt mir eure Geschichten, berichtet mir von euren Träumen und Hoffnungen, von dem Ideal, das ihr anstrebt, aber auch von den Idealen, die gegangen sind, ohne erfüllt worden zu sein. All das möchte ich hören, während wir uns aufmachen in das Innerste eurer Welt, damit ich erneut sehen kann, was Demut bedeutet."

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  • "Der Weg ist nicht weit für einem unseres Volkes. Machen wir uns auf den Weg."


    Die beiden setzten sich in Bewegung und einen Windhauch später weisen nur noch die Abdrücke der Hufe daraufhin, das vor kurzem zwei Elben sich hier getroffen haben. Während des Marsches fragt Arphenion Tear'asel:


    "Schwester, ich bin erstaunt. Du machst den weiten Weg, um mir solche Fragen zu stellen und Demut zu lernen? Hat die äußere Welt dir und deinem Volk so viele Grausamkeiten angetan, das ihr den Weg zu euch selber vergessen habt? Hat dein Volk alle unsere Glückseligkeiten vergessen? Du kommst mir wie ein Ertrinkener vor.
    Einer unserer Älteren sagte einmal:
    Alles was Du suchst ist bereits in Dir. Erkenne Dich selbst. Die Reise nach Innen, wo Friede, Freude, Liebe und Glückseeligkeit und Alles was ist und Alles was nicht ist wohnen, die kann jeder beginnen. Mit Worten ist diese Reise nicht zu beschreiben, aber für jeden Einzelnen als direkte und total persönliche Erfahrung möglich."

    Leb wohl - alter Mann. Wir hatten es nicht immer einfach, aber ich vermisse dich furchtbar.

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  • Sie lässt den jungen Elben sprechen, während sie neben ihm geht. Ab und an ist ihr Blick in die Umgebung gerichtet, denn auch sie wird nicht vergessen, was ihr in diesen Wäldern geschehen ist und zu welcher Konsequenz es vielleicht geführt hätte.


    Doch ungleich dessen, was ihre Augen betrachten, ist ihre Aufmerksamkeit weiter auf ihren Reisegefährten gerichtet. Als er seine Ausführungen beendet hat, weist sie ihn sacht aber bestimmt in seine Schranken.


    "Ich kenne die Demut und muss sie nicht erst erlernen, wie ich sagte, bin ich gekommen, um die Kraft dieses Waldes zu sehen und sie so zu erblicken, dass sie mich, so weit von zu Hause entfernt, spüren lässt, wieso ich kämpfe."


    Auf das Vergessen ihres Selbst, schmunzelt sie sachte, ein Lächeln, dass nur im Ansatz ihre Augen erreicht.


    "Ihr wisst nicht, wie gut ich Atem holen kann, hanar, deshalb lege ich euch eure schnellen Worte nicht als Unachtsamkeit aus. Ich ertrinke nicht, mein Wesen hat in dieser Welt Bestand mit all seinen Stärken und Schwächen."


    Eine wegwischende Bewegung mit ihrer Hand folgt.


    "Genug von mir, eure gathwel hat mir zugesichert, das ich die Möglichkeit erhalte, in das Innerste eurer Wälder wandern zu können, mit euch oder ohne euch, wobei ich ersteres begrüßen würde, denn mein Herz sehnt sich nach Zwiesprache mit denen, die so zurückgezogen leben," eine kurze Pause folgt, in der ihre Stimme eine gewisse Tiefe erlangt und von einem Hall begleitet wird, der nicht allein von ihren Lippen zu kommen scheint, "Und mit dem Innersten eurer Wälder, meine ich den Mittelpunkt, das Herzstück, das all das hier mit Leben erfüllt."

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  • "Wenn ihr es wünscht, werde ich euch natürlich begleiten, aber die Gesamtheit unseres Volkes, die Summe all seiner Erfahrungen, die Träume und Wünsche sind Dinge, die ich nicht euch geben kann."


    Er versucht zu verstehen, welche Informationen Tear von ihn haben will..Sie gehen eine Weile - die Sonne wandert über den Himmel. Die Bäume werden höher und der Wald dichter. Die Luft riecht hier frischer und klarer, die Natur wirkt lebendiger. Die Melodie der Bäume erfüllt die Luft und formen greifbar eine Melodie, die schwermütig und traurig anfühlt.
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    "Der Wald wird ab hier dichter und wir nähern uns den Herz des Waldes, so wie ihr es nennen würdet. Hier sind die Bäume alt und hier wohnte einst der Hirte der Bäume. Sie kennen noch seinen Namen und singen von seiner Gegenwart."

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  • "Ich sehne mich nach Individualität hanar. In jedem Einzelnen von euch, so ich ihn treffe, werde ich schließlich alle finden. Erst die Nuancen, eine jeder für sich, machen ein Lied vollkommen."


    Lächelnd sieht sie zu ihm und diesmal ist nichts zurückhaltendes an ihm. Als sie weiter gehen und sich der Wald sichtbar verdichtet, das Alter der Baumriesen fast spürbar in der Luft liegt, bleibt Tear'asel schließlich stehen und lauscht den Worten des Elben schweigend. Ihre Fingerspitzen wandern über die Rinde eines nahestehenden Baumes und sie schließt die Lider, um ihre Struktur, ohne den trügerischen Blick des Auges aufzunehmen, zu fühlen.


    "Er wandelte einst hier?", fragt sie flüsternd. "Ist er gegangen?"

  • Er wanderte auf die andere Seite des Flusses, dort wo einst die goldene Brücke war. Den Bäumen zufolge lebt er nördlich der Stadt der Menschen.

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  • Ihre Augen richten sich irritiert zurück, obgleich sie die Grenzen der Wälder, die Wegweiser zu den Gebieten der Menschen sind, schon lange nicht mehr ausmachen kann.


    "Sprechen wir von verschiedenen Dingen?"


    Tear'asels Blick wendet sich zu dem Elben zurück.


    "Ein Hirte, der wandert, lässt zurück, was er behütet, was bedeutet, das diesem Teil der Wälder sein Kraftpunkt fehlen würde. In Khel'Antharas dem Ort meiner Geburt, nennt man den Hirten, Weltenbaum. Seine Wurzeln spannen sich über das ganze Reich und erreichen einen jeden Baum, einen jeden Strauch, selbst das kleinste Stück Moos ist Teil seines allumfassenden Schutzes. Würde er wandern, was ich für ausgeschlossen halte, wäre der Wald nie wieder, was er ist."


    Einen kurzen Moment hält sie inne und scheint zu überlegen, dann...


    "Er ist unser Herz des Waldes, ein kraftvolles Lebewesen, uralt, weise und von ureigenster Seele Hüter. In Elanor, dem Ort, an dem ich jetzt -nach langer Wanderung- lebe, hüte ich ein anderes Wesen, das dem Weltenbaum in Khel'Antharas gar nicht so unähnlich ist. Es hat eine andere Form, eine andere Äußerlichkeit, als der Weltenbaum, doch ist es zu dem gleichen Zweck in diese Welt hineingeboren."

  • "Warum der Hirte wanderte, weiss niemand. Er war eine lange Zeit hier, doch eines Tages verliess er uns. Bald danach kehrte dieser Teil des Waldes zu seinem Schlummer zurück. Wie ich eben schon andeutete, die Bäume erzählten davon, das er auf die andere Seite des Flusses wechselte und sie warten seitdem auf seine Rückkehr.


    Weder die Eldar noch die Edle haben herausgefunden, warum er ging. Wir respektieren seinen Wunsch, denn auch die andere Seite gehört ihm.
    In den Geschichten und Legenden unserer Volkes kam es nur einmal vor, das sich ein Baumhirte aus seinen alten Wäldern aufmachte, als diese von Eindringlingen bedroht worden."

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  • "Aber die Neugierde ist unserem Volk nicht fremd, hat denn niemals jemand den Versuch unternommen, ihn zu fragen? Vielleicht hätte seine Antwort eine Weisheit gebracht, die euch geholfen hätte, die Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten?"


    Noch während sie spricht, erkennen ihre Augen auf dem Waldboden, dort wo das Licht durch die dichten Kronen der Bäume noch auf den Waldboden fällt, einen wilden Erdbeerstrauch. Sie bückt sich und lässt ihre Fingerspitzen über die Früchte, die an ihm wachsen gleiten.

  • "Ist es mir nicht bekannt, ob die Eldar selber oder jemand anderer nach ihm gesucht haben. Mein Volk hat nie erfahren, was auf der andere Seite geschehen ist."

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  • Sie hält mit ihren Bewegungen inne. Ein Tautropfen löst sich von der Waldfrucht und verschwindet im Erdboden unter ihr.


    "Und dies erfüllt euch nicht mit Trauer? Eine so große Entität hinterlässt immer eine Lücke, die niemand zu schließen vermag, außer der Hirte selbst oder seine Kinder. Ich empfinde Hochachtung davor, das ihr diese Leere über all die Jahrhunderte ertragen habt..., " wieder auf die Beine kommend, richtet sie ihre Waffen und folgt dem Elben tiefer in die Wälder. Obgleich sie die eben gesagten Worte ehrlich gemeint hat, scheint ihre Tonlage zu sagen, dass ihren Sätzen noch eine andere, weniger gute Wahrheit innewohnt...


    "..Mae und Mitleid, dass ihr diese Schwäche nicht überwunden habt und den Dingen auf den Grund gegangen seid. Vieles wäre anders gewesen, wäre der Hirte bei euch."

  • Arphenion Stimme wird ein wenig leiser.
    "Die Sehnsucht, die Trauer und der Schmerz sind die Vertrauten meines Volkes. Wir sind die Kinder der Vertriebenen, deren Geschichte immer wieder in Lieder und Geschichten besungen und erzählt wird.
    Unsere Großmütter und Großväter kamen über die goldene Brücke und starben auf dieser Welt. Unsere Väter und Mütter kannten wie wir nur noch die Legenden und dieses Sehnen führte dazu, das viele von ihnen uns verliessen."

    In demselben Tonfall spricht - eher zu sich selber als zu Tear'asel:
    "Doch um die Ecke, kommt uns vor,
    Da führt noch ein geheimes Tor
    Zu Pfaden, die wir nie gesehn.
    Es kommt der Tag, da muß ich gehn
    Und ungekannte Wege ziehn,
    Wohl mondvorbei und sonnenhin."


    Dann geht er eine Weile stumm neben Tear weiter in den Wald.

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  • Nur ein stummes Nicken erwidert die ersten Sätze des Elben. Er hatte sich schnell erholt, stellt Tear'asel fest, als sie ihm dann schweigend weiterlauscht. Einen kurzen Moment klangen die Bilder der letzten Wochen in ihrem Geist wieder.
    Er, der verwundet und überzogen von der Brut der dunklen Göttin auf dem Waldboden niederlag, dem Tode näher als dem Leben. Ein starkes Gift hatte in seinen Adern getobt, ein Gift, das auch die Elbe in sich gespürt hatte, als sie sich niederbeugte, um ihn zu heilen. Doch trotz der fast tödlichen Verwundung war sein Lebensfunke stark gewesen, stärker, als sie vermutet hatte, angesichts der Geschichten über sein Volk und seine Mentalität.


    "Ihr seid noch sehr jung hanar. Ihr könntet den Schatten noch abwenden, der über euren Geist gekommen ist."


    Tear'asel seufzt leise, ehe sie fortfährt.


    "Ein jeder in meinem Volk, die die Gefilde von Khel'Antharas bewohnen, wohnt der innere Funken der Erfüllung inne. Irgendwann in ihrem Leben erkennen sie, das ihr Zweck nicht der wehmütigen Erinnerung an Valinor dient, sondern sie in dieser Welt eine Aufgabe haben, deren Ausgang, große Weisheit und Erleuchtung innehält.
    Erst dieses Licht der Erkenntnis lässt sie die Pfade sehen, die sie schließlich nach Westen bringen, was in eurer Welt der Mythen, die goldene Brücke nach Hause darstellen könnte. Vielleicht ist es genau das, was ihr wieder entdecken müsst, um die Heimreise anzutreten. Vielleicht lag die Erfüllung eurer edlen Schwester und des Sprechers genau darin, die Brücke zwischen uns und euch zu schlagen, die es ihnen ermöglichte zu gehen."


    Sie sieht lächelnd zu ihm hinüber und für einen Moment spiegelt sich das wenige Sonnenlicht, dass durch die gewaltigen Baumriesen fällt, auf ihren Pupillen und tiefer in ihnen wieder.


    "Ein Weg, der nicht erleuchtet ist von eigenem Wissen und von der tiefen Richtigkeit des Gefühls im Herzen, ist kein Weg, sondern ein Stolperpfad, der einen tiefer in die Schatten führen könnte, ohne je zu einem Ende zu kommen. Versteht ihr?"

  • "Ich bin mir nicht sicher." erwidert Arphenion.
    "Viele eurer Worte sind mir vertraut und doch so fremd. Ich vermag einige Dinge erahnen, aber ich würde die Unwahrheit sagen, wenn ich behaupten würde, ich verstehe eure Weisheiten."

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  • "Nun," erwiderte die Elbe nach einigem Überlegen, "in vielen Völkern der Elben Mittelerdes erscheint dem einzelnen Individuum im Zuge seines Heranreifens eine Erleuchtung. Er erkennt, das sein Leben, all seine Hingabe, einem bestimmten Zweck gilt.
    Ein Großer meines Volkes suchte lange Zeit die Erkenntnis des Lichts, ein verbliebenes untrügliches Zeichen tiefster Reinheit. Viele Äonen lang suchte er nach dieser Quelle des Guten. Er begab sich auf Reisen und fand Pfade, die ihn seinem Ziel mal näher, mal ferner brachten. Erst in Eldamar, einem in den Zeitaltern der Menschen, wohl als winzig anzusehendes Land, erlebte er die Geburt eines Weltenbaumes. Er wurde gemeinsam mit einer Handvoll unseren Volks und auch seiner Hilfe geschaffen und als sein Blütenstamm das Erdreich durchbrach und sich seine Macht ausbreitete, um das Land zu schützen und zu hüten, erkannte der Elb in ihm die Erfüllung, das wahrhaftige Licht, das er immer gesucht hatte."


    Sie machte eine kurze Pause.


    "Diese Erkenntnis, hanar, öffnete ihm den Weg nach Valinor und lies ihn auf seine ganz eigene Reise nach Westen gehen. Seine Aufgabe, seine Sehnsucht war erfüllt und wir verabschiedeten ihn mit Freude und Liedern der Heimat, um seinen Weg zu begleiten."


    "Er fand den Weg nach Hause in der Mitte von vielen, die sich zusammengeschlossen hatten, Menschen, Halblinge und Elben gleichermaßen, gemeinsam an den Gestaden der Menschen. Vielleicht gab es auf dem Weg zum entgültigen Ziel seiner Reise, den Gedanken, dass er nur unter seines Gleichen, verborgen und isoliert, seine Erleuchtung finden könnte, doch", sie lächelte sachte, "er fand sie an einem Ort, der so unwahrscheinlich für die Erfüllung seiner Aufgabe war, das es ihn wohl im Angesichts seines Scheidens mit Überraschung und erst dann mit einem Lächeln der Erkenntnis begegnet war."

  • "Alles Wissen besteht in einer sicheren und klaren Erkenntnis, sagt man in meinem Volk.
    Ich lebe für mein Volk und für den Wald. Das ist meine Hingabe von ganzen Herzen und von ganzer Seele. Wir behüten und beschützen den Wald einen Sonnenumlauf nach dem anderen. Das ist unser aller Pfad. Ich bin zufrieden mit der Aufgabe, die uns die Eldar gaben. Dennoch spüre ich in meinen Inneren ein Begehren, in die Welt der Menschen zu gehen und mir all ihre Wunder anzusehen. Den Weltenbaum, den anderen Völker der Elben und auch ihre Geschichte und ihren Weg zur goldenen Brücke
    ." und dann nach einer Weile.


    "Gwanûr, darf ich euch was fragen? Habt ihr eure Weisheit und Erleuchtung gefunden? Die Aufgabe, die euch vorherbestimmt ist?"

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