Am Ostufer des Caranduin

  • Die Südstraße ist noch stark verschneit, auch wenn Karren und Schlitten den Schnee in den Fahrrinnen festgedrückt haben. Eine zeitlang führt der Weg am Rand der Hochebene recht nah am hier mehrere Meter steil abfallenden Ufer des Caranduin entlang, dann macht er einen Knick und schlängelt sich weiter ins Landesinnere.
    Die Fußspuren im Schnee, die den Weg an diesem Knick verlassen und direkt zum Ufer des Caranduin führen, der hier etwa fünfzehn Meter tiefer in seinem Bett fließt sind deutlich zu sehen.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Alanis geht am Rande des Weges, denn sie hasst Eis wie die Pest und legt es nicht darauf an, auf den Hintern zu fallen. Als sie den Knick erreicht, bleibt sie einen Moment stehen und atmet durch. Die Luft ist schneidend kalt und sie friert bereits wieder bis in's Mark. Die vergangene Woche auf Alexandres Schiff hat sie mit hohem Fieber gerungen, wohl in Folge ihres kleinen Brunnenabenteuers. Vollkommen erholt davon ist sie immer noch nicht.


    Sie betrachtet sie sich Spuren im Schnee und als sie recht große Fußspuren in Zusammenhang mit den typischen Schleifspuren eines Rocks vom Weg abgehen sieht, macht sie sich an die Verfolgung.

  • Weit muß Alanis nicht gehen. Recht schnell wird die Bruchkante im Gelände sichtbar, an der, viel zu nah, eine Gestalt steht.
    Der Wind pfeift eisig hier oben, zerrt am Mantel und an der Gugel der Person die dort steht.

  • Alanis kneift die Augen zusammen, die ob des kalten Windes zu tränen begonne haben und tritt dann näher. Sie macht sich keine Mühe, ihre Schritte zu verbergen oder sonderlich leise zu gestalten, denn sie will Kassandra einerseits nicht erschrecken, andererseits aber auch nicht direkt stören. In einigen Schritt Entfernung bleibt sie dann wieder stehen.

  • Kassandra steht still ganz am Rand der Hochebene und starrt auf den Fluß. Die Eisschollen auf dem Caranduin sind zu einer mehr oder wenige zusammenhängenden Eisdecke verwachsen, die sich vor allem in Ufernähe auftürmt. Einen Sturz von hier oben würde vermutlich niemand überleben.
    Eine Weile ist es still, dann atmet die Schankmaid hörbar aus.
    "Was?", fragt sie mit rauher Stimme.

  • Alanis lässt die Arme locker neben dem Körper hängen, doch innerlich ist sie schon bereit, ein paar Schritt vorzustürmen und Kassandra festzuhalten, falls es nötig sein sollte. Der Klang der Stimme der anderen Frau lässt Alanis aufhorchen.


    "Und, was macht das Eis?", fragt sie freundlich, ihre Stimme klingt sanft und ruhig, ausgeglichen.

  • Es dauert ein kleine Weile ehe Kassandra antwortet.
    "Es wird mehr", sagt sie und eigentlich gibt es keinen Grund warum sie darüber so bitter klingen sollte.
    "Haben sie dich geschickt nach mir zu suchen?" Das klingt jetzt eher resigniert.

  • "Nö", sagt Alanis heiter, wenngleich eine gewisse Art von Wachsamkeit in ihrem Ton zu vernehmen ist - und man deutlich hört, dass sie einen dicken Schnupfen hat. "Ich lass mich nicht schicken." Sie tritt neben Kassandra und blickt die Klippe hinunter. Die kalte Schönheit der Landschaft zieht sie in ihren Bann und sie atmet tief durch.

  • Zweimal heftig ausatmen gilt wohl für die Andeutung eines Lachens, doch eigentlich lacht Kassandra nicht.
    Von der Seite ist nicht zu übersehen, daß sie geweint hat. Ihre Augen sind gerötet, Tränen haben ihre Spuren auf den Wangen hinterlassen.


    Das Panorama ist tatsächlich beeindruckend. Der zum Teil vereiste Fluß macht hier eine Biegung kommend von Amonlonde Stadt und auf seinem Weg zum Meer. Das Ufer fällt so steil ab, daß der Fluß fast direkt unter ihren Füßen fließt. Auf der gegenüberliegenden Seite kann man weit in den Elbenwald hineinsehen, der, abgesehen von ein paar Tannen, Fichten und Kiefern, genau so kahl und verschneit ist wie die Wälder auf dieser Seite des Flusses.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Wieder eine Pause. Als eine Antwort kommt ist es nicht wirklich eine auf Alanis' Frage.
    "Ich sollte wieder zurück... Sonst schicken sie doch noch jemanden..."
    Das klingt verloren und Kassandra macht auch keine Anstalten sich zu bewegen.

  • Alanis erstaunlich warme Finger umschließen Kassandras Hand.


    "Nun wissen wir ja, was Du solltest. - Und was willst Du?"


    Bereits seit sich Kassandra im vergangenen Herbst Alanis Wagen ausgeliehen hat, macht sich Alanis Gedanken um die Freundin und nun scheint es, als wäre alles noch schlimmer geworden - was immer auch dieses alles war.

  • Kassandras Finger sind kalt, die Wärme die die Anstrengung des Weges hierher erzeugt hat ist längst gewichen.
    Sie dreht Alanis das Gesicht zu und diesmal lacht sie wirklich, obwohl die Tränen wieder in ihre Augen treten.
    "Das ist mein Part", sagt sie lachend und weinend. "ICH bin diejenige die allen Leuten diese Frage stellt!"
    Rasch schaut sie wieder weg, auf den Fluß, auf das Eis, bis sie sich einigermaßen gefangen hat.
    "Ich will das nicht mehr sehen", flüstert sie schließlich. "Ich will nicht immer wieder sehen wie Leute sterben." Ihre Stimme wird lauter, voller Abscheu.
    "Wie krank muß man sein um sich immer wieder die selben Schlachten anzugucken? Wie kaputt muß man sein um immer wieder die selben Leute sterben zu sehen? Jeden Tag!"

  • Alanis schaut Kassandra fest an und macht einen Schritt weg vom Klippenrand, die Schankmaid mit sanftem Nachdruck hinter sich herziehend.


    "Also ehrlich gesagt weiß ich nicht, worüber Du sprichst, aber ich glaube kaum, dass sich dafür nicht eine Lösung finden lassen wird." Tatsächlich ist die Verwunderung der jungen Priesterin in's Gesicht geschrieben, ebenso wie großer Ernst. "Und Du bist weder krank noch kaputt."

  • Alanis bringt Kassandra zu einem Punkt, an dem der Schnee noch nicht glatt oder zertrampelt ist und es keinesfalls möglich ist, durch einen unbedachten Schritt doch noch die Klippe hinunterzustürzen. Außerdem positioniert sich die Priesterin zwischen Kassandra und dem Abgrund, während sie weiterhin die Hand der Schankmaid festhält und beruhigend mit dem Daumen darüber streicht.


    "Manchmal bürden wir uns zuviel auf, weil wir meinen, dass wir es aushalten können und wir bemerken erst, dass es zuviel war, wenn irgendetwas schief geht", sagt sie begütigend und blickt Kassandra lächelnd an. "Das hat nichts mit Dichte und lockeren Schrauben zu tun."

  • "Wahrscheinlich", seufzt Kassandra nur. Irgendwie erscheint es ihr müßig Alanis zu erklären, daß sie sich diese Visionen nicht bewußt aufgehalst hat und wie und worum genau es geht scheint ihr auch zu anstrengend. Ihre Glieder sind kalt und ungelenk was es nicht einfach macht den Weg zurückzulegen, den die Priesterin führt.

  • Nach Hause? Nein, dem kann sie sich grade nicht stellen. Tisch? Da kennt sie jeder. Nur nicht in dieser Stimmung. Was streng genommen auf ganz Amonlonde zutrifft.
    "Irgendwo... hin", sagt sie schwach.
    Ungelenk macht sie sich von Alanis los und greift mit steifen Fingern in den Schnee um die weiße körnige Masse in ihrem Gesicht zu verreiben. In der Hoffnung die Tränenspuren dadurch zu verwischen, doch der Erfolg ist eher zweifelhaft.

  • Alanis nickt sachte. Kassandras Antwort auf ihre Vorschläge ist recht aufschlußreich - wenn schon zumindest nicht über die Sache, so doch zumindest über Kassandras Zustand.


    "Sehr wohl. Irgendwohin. - Ich schlage vor wir laufen einfach ein wenig die Straße hinunter und schauen, wie weit wir kommen?" Sie wühlt in ihrer grünen Lederumhängetasche und reicht Kassandra ein sauberes Taschentuch.