Am Ostufer des Caranduin

  • "Danke..." Kassandra versucht mit dem Tuch nachzuwischen, was auch nicht ganz einfach ist.
    "Vielleicht irgendwo hin, wo wir Glühwein kriegen", setzt ihre pragmatische Seite dann nach. "Mir ist saukalt."
    Sie sieht Alanis an und reicht ihr das Tuch zurück.
    "Und dir auch."

  • Alanis hebt die Schultern in einer wegwerfenden Geste.


    "Es geht so. Die Nase ist so rot, weil ich vor 2 Wochen in meinen Brunnen gefallen bin." Sie grinst kurz. "Aber Glühwein ist eine gute Idee. Nur - wo?"

  • "Marktplatz", antwortet Kassandra schulterzuckend. Eine andere Alternative als die Siedlung bleibt ihnen streng genommen auch nicht. Zum Seehafen sind es zu Fuß 12 Stunden. Bei gutem Weg.
    "Wieso fällst du in deinen Brunnen?" Das weckt jetzt doch ihr Interesse. Sie zieht die Gugel um sich und wendet ihre tauben Füße Richtung Straße.

  • Alanis stapft hinter Kassandra her, froh darüber, dass die Schankmaid aus ihrer Starre zumindest vorerst erwacht ist und dass sie von der Klippe fort sind. So schön wie die Winterlandschaft auch war, Alanis hat der Anblick der Freundin von der tödlichen Kulisse mehr als einen Kälteschauer über den Rücken gejagt.


    "Ach, Du weißt schon, die üblichen Gründe, weswegen man in einen Brunnen fällt. Schlechte Laune, miese Sicht, glattes Eis, großer Brunnen." Sie schnieft kurz ein wenig undamenhaft. "Deswegen habe ich von Eiswasser erstmal genug."

  • "Baden im Winter ist nicht gesund", stimmt Kassandra zu. Sie blickt kein einziges Mal zurück als sich die beiden Frauen wieder auf den Weg zur Straße machen.
    "Hast du mal über nen Deckel nachgedacht?"
    Über die Probleme der Priesterin zu sprechen scheint ihr wesentlich angenehmer zu sein und leichter zu fallen als über ihre eigenen.

  • "Damit er mir auf den Fuss fällt, wenn ich ihn abhebe? Ich bitte Dich!" Alanis gluckst leise, doch ihr Blick ist weiterhin aufmerksam auf Kassandra gerichtet, bereit, jede ihrer Regungen wahrzunehmen. "Wie geht's Deinem Kopf?", erkundigt sie sich dann.

  • Alanis legt den Kopf leicht zur Seite, rutscht kurz mit dem Schuh ab und fängt sich dann wieder.


    "Mir platzt nach sowas ja immer der Schädel", erklärt sie und verzieht das Gesicht. "Schon eine Idee, wie Du es abstellen kannst?"

  • Kassandra zuckt die Schultern.
    "Golo ist in ein paar Tagen hier. Es gibt Gebräue, die Visionen auslösen. Da gibts doch hoffentlich auch welche, die Visionen verhindern..."
    Sie starrt die nächsten Schritt vor sich hin. Der Weg wird breiter und sie weicht ein wenig zur Seite damit Alanis neben ihr gehen kann.
    "Wenn das nicht hilft bleibt mir immer noch der Alkohol."

  • "Ja", sagt Alanis trocken und holt zu Kassandra auf, auch wenn sie dafür kräftig ausschreiten muss."Ich bin sicher die Schwankmaid ist Spezialistin für derlei Dinge."


    Ihre Reaktion auf Kassandras Worte ist weder anklagend noch abwertend, sondern so, als würde sie diese Art und Weise, mit Problemen umzugehen, nur zu gut kennen und tatsächlich sogar verstehen. Den humorvollen Tonfall hat sie jedoch nicht verloren.


    "Du willst also Symptome bekämpfen? Was ist mit der Quelle?"

  • Kassandra seufzt.
    "Ich weiß nicht wie..."
    Das Artefakt zerstören? Sie und Bellaria hatten so viel Kraft da reingesteckt. Und wer garantierte ihr, daß die Visionen dann aufhörten? Ob Silia eine Möglichkeit fände die Verbindung zu unterbrechen?

  • "Wozu?", fragt Kassandra ironisch.
    "Daß ich stundenweise nicht ansprechbar bin? Versuche durch Türen zu gehen und mit Leuten zu reden die nicht da sind?"
    Sie zuckt die Schultern.
    "Ich vermute sie haben sich dran gewöhnt."
    Sie tritt gegen ein von den Schlitten aufgeworfenes Stück Eis.
    "Ist ja auch ein bißchen viel verlangt sowas zu verstehen wenn man es nicht selber erlebt."

  • "Hm", macht Alanis und rückt ihre Tasche zurecht. "Findest Du wirklich, dass das zuviel verlangt ist?" Das Stück Eis schießt knapp an ihren Füßen vorbei und landet in der nächsten Schneewehe. "Und ist es nicht auch ein bisschen ungerecht, davon auszugehen, dass sich die Menschen, die Dich lieben, an so etwas gewöhnen könnten?"

  • "Alanis, ich hab im Moment echt nicht den Kopf dafür mir auszumalen wie Elli oder Malglin oder Mori das Ganze sehen", seufzt Kassandra.
    "Meistens versuchen sie so zu tun als wär nix." Was ihr meistens ganz recht ist, sie versucht ja auch oft genug so zu tun als wäre nichts. Die Vorstellung jemandem diese Bilder zu erklären und dabei in ein völlig Verständnisloses Gesicht zu blicken ist auch nicht grade verlockend.

  • Alanis zieht die Augenbrauen zusammen.


    "Ausmalen - das bedeutet, dass Du sie nicht gefragt hast, oder? Traust Du Deinem Mann mit all seiner Erfahrung also nicht zu, eine Lösung zu kennen? Sie schweigt einen Moment. "Wenn ich allerdings gefragt hätte und wenn mein Mann und meine Freunde so tun würden, als wäre nix, wenn ich mich in Deinem Zustand befinden würde, dann würde ich sie verlassen und mir Leute suchen, die sich mehr Mühe geben", sagt sie hart.

  • "Nein, ich habe nicht gefragt. Was soll ich fragen? Was sie davon halten? Ellemir ist es unheimlich. Mori denkt ich mache mir um Ancalima Sorgen und bin deshalb so abwesend. Ich kann es ja nicht mal erklären..."
    Langsam kommen die Tore der Stadt in Sicht.

  • Alanis zieht einen Mundwinkel hoch, ein halbes Lächeln nur.


    "Naja, so schlecht war Deine Beschreibung im Laufe unseres Gespräches nicht. Zumindest nicht so schlecht, dass man sich daraus nichts zusammenreimen kann." Sie räuspert sich leise. "Und tatsächlich wären Deine Haushälterin und Moreta jetzt nicht die ersten Ansprechpartner, die ich wählen würde." Nun wird aus dem Lächeln ein kurzes Grinsen, das Zuneigung ausdrückt und keinesfalls eine Abwertung der genannten Personen. Sie atmet kurz durch. "Wirst Du zu einer Gefahr für Andere dadurch?"

  • "Glaubst Du? Du weißt es aber nicht. Umso wichtiger ist es, dass Du mit Deiner Familie redest." Alanis blickt Kassandra ernst an. "Dein Großer hat durchaus mitbekommen, dass etwas mit Dir nicht stimmt und ich glaube, er macht sich Sorgen."