Der Dorfplatz von Renascân (2)

  • Mit der Zeit würde es dem Kater zu langweilig.
    Er hatte ausgiebig geschlafen und sich sorgfältig geleckt.


    Das Geschnatter der Waschweiber war ja auch auf Dauer gar nicht auszuhalten. Dieser hoch gieksenden Laute wenn sie mal wieer was zum lachen hatten oder dieses langgezogene NEIHHHHN!.


    Er stand auf, schüttelte sich und verließ den Wäschekorb wieder.
    Wo er noch vor kurzem gelerinnerte nun eine kuhle, ein strenger Geruch und jede Menge Katzenhaare an den Aufenthalt von Messick.



    Den interessierte das wenig und so stolzierte er mit erhobenem Schwanz vom Dorfplatz.

  • Dass sie grade keinen Dienst hatte, musste sie ausnutzen. Hier und dort zeigte sich schon der Frühling und die Vögel waren zurückgekehrt. Es war immer wieder beunruhigend, wenn im Winter so wenige von ihnen in Renascân waren.
    Bei dem Wetter trug sie ein graugrünes Lederwams und darüber ihren Umhang. An ihrer Seite hatte statt dem Schwert lediglich einen Langdolch und den Holzknüppel. Auf dem Kopf trug sie das Barett - wie immer eigentlich. Neben ihr hopste Moclin und haschte nach Insekten, die kein anderer außer ihm sehen konnte.

  • Seine Augen zu Schlitzen verengt betritt er den Dorfplatz, das Licht des Frühjahrs blendete ihn stets ungemein. Sein bisheriger Rundgang war von Ereignislosigkeiten geprägt und der Dorfplatz machte einen nicht aufregenderen Eindruck. Die strammen Schritte waren ihm bereits nach den ersten Metern abhanden gekommen und so schlenderte er. Auch seiner Aufmerksamkeit war dies alles nicht zuträglich, aber wenn es Ärger geben würde wäre dieser eh laut genug.


    Mit dem Gedanken spielend sich bei Gelegenheit noch einen Happen zu beschaffen geht er ohne Unterlass, Aufmerksamkeit und einem Hauch von Ahnung was er mit dem Tag anfangen soll weiter.

  • Als eine ältere Dame ihn belächelt, weil sein Magen inzwischen doch recht unangenehm laut knurrt ist ihm dies doch recht peinlich. Seiner Haut, durch die noch recht kühle Lüft schon gerötet, sieht man es nicht all zu deutlich an, aber ein grenzdebiles, unangenehm berührtes Lächeln zeugt von Peinlichkeit.


    Es reicht, niemand kann erwarten das er Dienst auf leeren Magen erfüllen kann und außerdem kann er sich an keinen Tag erinnern an welchem die Arbeit nicht von einem Besuch beim Zaunkönig unterbrochen werden konnte.


    ----> Zaunkönig

  • Einige Waschweiber hatten sich am Brunnen versammelt und waren am Tratschen. Ihnen schien langweilig zu sein. Lene hatte sich lange nicht mehr blicken lassen. Ohne sie war es irgendwie langweilig, denn die alten Gerüchte um die Bordellbesitzerin und den Zuhälter hatten sich langsam aber sicher ausgetratscht. So standen sie also am Brunnen und wuschen ihre Wäsche, immer Ausschau haltend nach ihrer guten Freundin, die immer die neuesten Skandale zu berichten wusste.

  • Felizitas und Cecilie Merquatorez betraten den Dorplatz. Den Waschweibern winkten sie aufmunternd. Dann schauten sie sich um.


    Oooooooooooh, kuuuuuuuuuuuck mal, Schwesterheeeeeeeeerz! Daaa gibt es Doooooooonf bei der Frau Teeeeeeeeedenheim!


    flötete Felizitas munter.

  • Die Waschweiber jedoch schauten nur angewidert auf ihre Wäschekörbe. Mit diesen kreischbunten Weibern und ihrem sehr gewöhnungsbedürftigen Kleidungsstil wollten sie nichts zu tun haben! Schrecklich, wie sie sich immer schminkten! Und die Kopfbedeckungen! Und die Schnitte. So ein schlechter Geschmack gehörte verboten! Jawoll! Und wie sie sich immer an alle Männer ranmachten. Peinlich! Gerade zu skandalööööööööös!


    Und schon hatte das Weibsvolk wieder etwas zu tratschen und schnatterte munter miteinander.


    Die Merquatorez-Schwestern sahen das natürlich als Zeichen, dass ihr Winken positiv aufgenommen wurde.

  • Laff unf doch in den Faunkönif gehn, Felitfitapf! Da find grade fwei hüüüüüüübfe Männer rein gegangen. Kchrchr.


    Cecilie setzte ihren reizendsten Hüftschwung ein und stapfte grazil in Richtung Zaunkönig. Ihre Schwester "Felifitapf" folgte ihr, Cecilies Hüftschwung imitierend.

  • <<< Hospital


    Lene tauchte aus einer westlichen Gasse auf. Ein halbleerer Korb mit Wäsche hing über ihrem Arm. Sie wirkte gedankenverloren. Als sie die Frauen am Brunnen sah, hellte sich ihre Miene auf und sie steuerte direkt auf sie zu und begrüßte sie.


    "Wisst Ihr schon des Neuste?", fragte sie.


    Sofort bildete sich eine Traube um sie herum.


    "Es gab Kämpfe zwischen der magonischen Garde und Amonlondern. Mehrere Gardisten wurden schwer verletzt, vielleicht gab es sogar Tote! Und ich habe die üble Vermutung, das die Obrigkeit den Vorfall vertuschen will!"

  • Da ist grade ein Gardist in den Zaunkönig gehumpelt!!!
    krächzte die eine.


    Und die Merquatorez-Schwestern sind in den Zaunkönig gewackelt!
    rief eine andere


    Und der Zuhälter, der die Liebschaft mit beiden hat, ist vorhin auch reingegangen!!!
    schrie die nächste aufgeregt.


    SKANDALÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖS!!!
    riefen alle zusammen.


    Sie sahen einander an, nickten ernst, und gingen auf die Taverne zu. Sie versuchten, möglichst unaufällig, in die Fenster hinein zu lugen. Nun ja, so unaufällig wie eine Gruppe von Hühner nun einmal ist, die sich gegenseitig die Plätze streitig machen...

  • Schnellen Schrittes entfernt Ashaba sich vom Zaunkönig und überquert den Dorfplatz in Richtung Unterstadt.


    Als sie Niros Stimme hört, bleibt sie stehen und dreht sich um um zu sehen, was er noch möchte. Ihre Kiefermuskeln sind nervös angespannt und ihre Körperhaltung lässt nichts von der Gelassenheit sehen, die sie sonst immer hat, wenn sie nicht gerade dienstlich unterwegs ist

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • <<< Die Taverne "Zum Zaunkönig" (5)


    Kaum hatte sich die Tür vom Zaunkönig hinter Ashaba wieder geschlossen, sprang sie noch einmal auf und Niro stürzte hinaus.


    Irritiert beobachtete er, wie sich einige Waschweiber vor der Taverne aufhielten.


    "Ähem... nichts!", sagte er zu der verduzten Ashaba und lief dann schnell davon in Richtung


    >>> Wohnheim der Akademie

  • Die Waschweiber hatten sich wieder am Brunnen versammelt und tuschelten aufgeregt. Sie wollten unbedingt wissen, was ihre mutige Freundin Lene, die sich in die Höhle des Drachen vorgewagt hatte, herausfinden würde. Bald würde es wieder neue Skandalösitäten geben! Oh, wie waren sie aufgeregt!

  • "Was hat 'n der Zuhälter von der Ashaba gewollt?", fragte Lene in die Runde.


    "Hach, der stürzte auf sie zu - der Lüstling! Dann sah er uns, stutzte und lief dann weiter", sagte eines der Weiber.


    "Mist!", sagte Lene. "Er hat uns gesehen und wollte daher nicht offen sprechen. Das bestätigt unseren Verdacht, Mädels! Die Garde arbeitet unzweifelhaft mit ihm zusammen!"


    Es wurde noch weiter über Moral und Korruption der Obrigkeiten getrascht und über die früheren Zeiten, wo ein Mann seinen Mann stand - einige Ältere seufzten dabei. Und überhaupt habe man doch schon immer geahnt, dass die Ashaba es mit dem Gesetz nicht so genau nehme. Eine Frau und soooo viele Männer, die sie auch noch befehligte - nein, das konnte ja auch nicht gut gehen. Hatte sie eigentlich schon einmal einen Freund gehabt?

  • <<< Vom Wohnheim der Akademie


    Einige Tage später betritt Niro den Dorfplatz. Er sucht nach einem Botenjungen.


    "Hey Du, hallo!", spricht er einen Jungen an.
    "Iiiii!", ruft der und rennt schnell außer Sichtweite.


    Der Junge hat in Niro den Zuhälter wiedererkannt, vor dem ihn seine Mutter gewarnt hatte. Niro ist verblüfft über die Reaktion des Jungen, findet dann aber ein kleines Mädchen, welches nicht vor ihm davon läuft.


    "Willst Du Dir ein Kupfer verdienen?", fragt Niro.
    "Ja klar!", ruft die Kleine und strahlt.
    "Du musst nur diese Schriftrolle zum Haus der Merquatorez Schwestern bringen. Weißt Du, wo das ist?", fragt Niro.
    "Nein", antwortet die Kleine enttäuscht.
    "Es ist das letzte Haus auf der rechten Seite in dieser Gasse", sagt Niro und zeigt auf eine westliche Gasse .
    "Das verstehe ich nicht", sagt das Mädchen. "Wenn Du selbst weisst, wo es ist und es gleich dort drüben ist, warum gehst Du nicht selbst hin? Ist es gefährlich?", fragt das Mädchen ängstlich.


    Niro zögert.


    "In gewisser Weise ja...", sagt Niro. "... aber nicht für Dich!", setzt er beschwichtigend hinzu.
    "Nee... das mache ich nicht!", sagt das kleine Mädchen und rennt weg.


    Niro schalt sich, wegen seiner Ehrlichkeit.


    Wie soll man einem Kind erklären, dass die Merquatorez-Schwestern für sie harmlos, aber einen erwachsenen Mann gefährlich sein konnten?, fragt sich Niro und steuert fluchend die besagte Gasse an.


    >>> Haus der Merquatorez-Schwestern