Das Hospital von Renascân

  • Ich muss auch los, die Akademie ruft.
    Soll ich mit ihm reden?


    Meanor wartet noch Alanis Antwort ab und verabschiedet sich anschließend um so leise zu entschwinden wie er gekommen ist.

  • Alanis überlegt kurz, schüttelt dann aber den Kopf.


    "Nein, das mache ich schon. Aber danke."


    Sie verabschiedet sich von Meanor und bleibt dann alleine zurück. Die Stille, nachdem die Tür geklappt hat - dieses Mal leise - ist erdrückend. Abgespannt lässt sie sich wieder in das Kissen fallen und starrt an die Decke.

  • So vergehen weitere Stunden mit viel Schlaf und langsamer Erholung, bis Alanis eines Morgens die Augen aufschlägt und beschließt, dass es genug ist mit dem Aufenthalt im Hospital. Die Frage, die nun zu klären bleibt, ist, was der Leiter des Hospitals davon halten mag. Sie setzt sich auf und schwingt die Beine aus dem Bett - sehr vorsichtig natürlich. Mit den nackten Füßen tastet sie nach ihren Schuhen, schlüpft hinein und nimmt sich ihren Mantel, um ihn sich umzulegen. Langsam gehend und noch immer ein wenig wackelig auf den Beinen, macht sie sich auf die Suche nach Edric oder jemanden, der befugt ist, sie zu entlassen.

  • Alanis hatte gerade ein paar Schritte gemacht, als schon einer der jüngeren Gehilfen auf sie zugestürzt kam.


    Aber ihr könnt doch nicht...


    Er ergriff ihren Arm und versuchte sie zurück zum Bett zu führen.
    Es ist noch viel zu früh zum Aufstehen und außerdem würde es Meister Edric bestimmt nicht gutheißen. Denkt doch nur was beim letzten mal passiert ist, als ihr seinen Anweisung nicht folgegeleistet habt.
    Der junge Mann war vollkommen aufgelöst und wirkte für einen kurzen Augenblick etwas überfordert mit der Situation.

  • Alanis mustert den jungen Mann einen kurzen Moment und erwägt, sich loszumachen. Sie blickt auf ihren Arm, wo er sie festhält, doch dann bezwingt sie den Impuls. Wer krank war, musste sich von Menschen anfassen lassen, die man nicht kannte. Das war unangenehm, aber wohl nötig.


    "Ihr könnt mich loslassen. Könntet Ihr Meister Edric fragen, wann ich entlassen werden kann?"


    Ihr Stimme ist freundlich und spiegelt nichts von dem wieder, was in ihrem Kopf vorgeht.

  • Alanis tut, wie ihr geheißen wird und setzt sich wieder auf das zerwühlte Bett, das sie in den letzten Tagen hassen gelernt hat. Wenn man nichts zu tun hat, beginnt man unweigerlich nachzudenken und wenn man nachdenkt, kommen - zumindest bei ihr - keine schönen Dinge dabei heraus.


    Geduldig wartet sie also ab, ob Edric Zeit für sie hat. Die panikartige Reaktion des jungen Heilers verwundert sie ein wenig.

  • Alanis lässt die Beine baumeln und schüttelt leicht den Kopf. Ob nun wirklich alle Pfleger sie entweder für aufsässig oder eine Priesterverführerin halten? Sie verzieht den Mund, massiert mit der Hand ihre Schulter und sehnt sich nach einem Zuber warmen Wassers.

  • Es dauerte zwar ein wenig, aber dann betrat Edric mit leicht nach oben gezogenen Augenbrauen den Raum. Der junge Heiler, der ihn eben geholt hatte, kam nicht mit ihm.


    "Guten Morgen, werte Kollegin. Ich bräuchte euren Rat, bezüglich der Patientin Alanis. Wie würdet ihr deren Zustand beurteilen?"

  • Alanis blickt kurzzeitig verdutzt drein. Kollegin? Meanor musste Edric verraten haben, dass Heilkunde eigentlich etwas mehr als ein 'Steckenpferd' für sie ist, wie sie behauptet hat. Hoffentlich war der Mann nicht böse auf sie -. Edrics Worte verleiten sie jedoch zu einem Lächeln.


    "Die Patientin hat den Eingriff gut überstanden. Die Wunde heilt zufriedenstellend, ist jedoch noch offen und tamponiert. Das Fieber ist nicht mehr spürbar, die Patientin ist noch geschwächt, aber bei klarem Bewußtsein und bereit, für ein Bad aus dem Fenster zu klettern."

  • Edrics Gesichtsausdruck blieb undurchsichtig, er lächelte jedenfalls (gewohnterweise) nicht.


    "Verstehe, verstehe. Ich bin mir nicht so ganz sicher, welche Maßnahmen ich treffen würde, wenn meine Patientin sich selbst entlassen wollte, oder wenn sie gar für ein Bad aus dem Fenster klettern wollte. Da bin ich sehr beruhigt, dass ihr mit an der Behandlung beteiligt seid. Was würdet ihr als Maßnahme vorschlagen? Ich nehme an, eine Fixierung ans Bett scheidet aus?"

  • Alanis fühlt sich seltsamerweise in eine Ecke gedrängt und bemüßigt, sich zu verteidigen.


    "Selbst entlassen wollte ich mich nicht. Ich hoffe Euer Geselle hatte nicht den Eindruck - oder etwa doch?"


    Nun, diese Frage beantwortet sich eigentlich von selbst.


    "Fixierung ist - ehm, vielleicht etwas übertrieben. Ein einfaches 'Ihr bleibt hier!' würde es auch tun."


    Sie seufzt leise.

  • "Naja, sagen wir so, welchen Eindruck hätte er denn gewinnen sollen?"


    Er kam näher und setzte sich auf den Stuhl, der neben der Liege stand


    "Ein einfaches 'Ihr bleibt hier' würde wohl kaum dazu führen, dass ihr euch niederlegt und abwartet, bis ein eindrucksvoller Heiler auftaucht und euch die Freiheit schenkt."


    Er wartete kurz


    "Oder?"


    Wieder eine kleine Pause


    "Also, jemandem, der etwas von der Heilkunst versteht, auf einer vernünftigen Basis von seinen eigenen Wunden zu überzeugen, ist um einiges schwieriger als einen einfachen Bauern zu überzeugen, noch ein oder zwei Tage liegen zu bleiben. Daher will ich es erst gar nicht versuchen. Ich schildere euch meine Sicht der Dinge, ihr vergleicht sie mit eurer Sicht, und dann entscheidet selbst. Wenn ihr euch falsch entscheidet, dann sehen wir uns vermutlich ohnehin bald wieder. Einverstanden?"

  • Alanis wirkt ertappt und blickt zu Boden, ihre Mundwinkel zucken nach oben.


    "Der junge Mann schien zu glaube, ich würde abhauen wollen. Warum auch immer -. Ich lerne meist aus meinen Fehlern."


    Sie räuspert sich und blickt dann zu Edric.


    "Ich bin gespannt auf Eure Sicht der Dinge."

  • "Schön. Ich sehe es so: Eure Wunde heilt zufriedenstellend, ist jedoch noch offen und tamponiert. Fieber ist derzeit nicht mehr vorhanden, ihr seid aber noch geschwächt, was angesichts der Schwere der überwundenen Entzündung und des Eingriffes nicht verwundert. Und ihr seid bei klarem Bewußtsein, was die Sache nicht gerade einfacher macht. Könnte ich mich darauf verlassen, dass ihr euch noch mindestens eine Woche ausgiebig schont und die Wunde regelmäßig mit der Tinktur behandelt, die ich euch mitgeben würde, und natürlich die Verbände angemessen erneuert, dann würde ich euch entlassen. Auch nach diesem Zeitraum von mindestens einer Woche solltet ihr noch nicht unmittelbar in die nächste Schlacht gegen seltsame Kreaturen ziehen. Bei der kleinsten Komplikation würde ich mich an eurer Stelle wieder an eine geeignete Stelle wenden - das Hospital wäre beispielsweise eine gute Idee. Aber..."


    Er schaute Alanis einen Augenblick tief in die Augen


    "...aber da ihr ja kein einfacher Bauer seid und ich damit rechnen muss, dass ihr wenigstens einen meiner Ratschläge nicht ausreichend befolgen würdet, ich tippe insbesondere auf den Punkt 'Schonung', kann man meine Diagnose durchaus in einem anderen Lichte betrachten. Tja, und nun vergleicht dies mit eurer Sichtweise und entscheidet selbst."


    Edrics Mundwinkel zuckten nach oben, auch wenn dies nicht so ganz zu seinem restlichen ernsten Gesichtsausdruck passen wollte

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Alanis beißt sich auf die Unterlippe.


    "Nun, das möglicherweise vorhandene Risiko, dass nach einer Woche Schonung ein Kampf gegen seltsame Kreaturen eintreffen wird, geht in meinen Augen gegen Null. Die Patientin will bis nach der Einweihung des Waisenhauses bleiben und hofft, dass die Waschweiber die seltsamsten Kreaturen in dieser Siedlung sind. - Falls Ihr mit einer von ihnen verheiratet sein solltet, hat die Patientin das übrigens niemals gesagt."


    Sie hüstelt kurz, kommt dann aber wieder zurück zum Thema.


    "Das Thema 'Schonung' ist tatsächlich im Fall der Patientin das Zünglein an der Waage. Sie ist ungeduldig, kann schlecht mit Autoritäten umgehen und neigt dazu, sich zuviel zuzumuten, weil das bisher immer gut gegangen ist. Nun, ehm, fast immer. Da die Patientin alleinstehend ist, würde ich daher -." Ein leises Seufzen. "Würde ich daher einer Entlassung nicht zustimmen."

  • "Aaaaaaaaahja. Und das, obwohl ich eine Entlassung nicht in Bausch und Bogen ablehne? Das könnte eine interessante Diskussion werden, die wir auch gerne abkürzen können. Ihr seht die Probleme und die Rahmenbedingungen. Wenn ihr gehen wollt, werde ich euch nicht im Wege stehen. Wie ihr mit euch selbst umgeht, darauf habe ich ohnehin wenig Einfluss. Ich empfehle euch zumindest, dass ihr Meanor oder wenigstens eurer Herbergsmutter nahelegt, hin und wieder nach euch zu sehen. Denn ich sagte es ja schon, wenn ihr meine Ratschläge, die sich ja auch mit euren eigenen decken, nicht befolgt, dann stehen die Chancen gut, dass ihr ohnehin wieder hier landet - und eure Verfassung wird dann davon abhängen, wie früh ihr oder jemand anderes reagiert."


    Er griff in einen kleinen Ledertornister, den er am Gürtel trug, und stellte ein Fläschchen auf den Tisch, dessen Form Alanis höchst bekannt vorkam


    "Solltet ihr die Tinktur nicht mehr haben, so wäre hier eine weitere Flasche. Anwendung direkt auf die Naht, tagsüber alle drei Stunden, vor dem Schlafengehen, dann spätestens 6 Stunden darauf. Bis die Flasche aufgebraucht ist. Sollte die Entzündung wieder aufflammen, so wird die Tinktur sie hemmen, nicht aber verhindern. Die Hemmung reicht jedoch, um es rechtzeitig als Komplikation zu erkennen. Aber ich denke nicht, dass ich weiter ins Detail gehen muss?"

  • Alanis presst die Lippen zusammen und nickt leicht. Das Fläschchen kommt ihr tatsächlich sehr bekannt vor.


    "Ich - habe noch welche, vielen Dank." Schlechtes Gewissen gräbt die Falten auf ihrer Stirn tiefer ein. "Es tut mir Leid, dass ich solche Probleme gemacht habe. Ich lege es sicherlich nicht auf eine Wiederholung an."


    Auch wenn sie sich an eine ganze Zeitspanne nicht wirklich erinnern kann, ist in ihr doch eine Ahnung entstanden, dass es dieses Mal wirklich knapp gewesen war.

  • Edric reichte ihr die Flasche herüber


    "Nehmt sie trotzdem mit. Schaut einfach, wie viel ihr von der anderen Flasche verbraucht habt und verwendet für die fehlende Menge dann diese Tinktur. Sie ist auch ohne Probleme über ein Jahr haltbar, wenn ihr also wieder auf Reisen geht, könnte der Rest euch oder einem eurer Patienten dienlich sein. Ein klassischer Entzündungshemmer, den ihr auch zur Säuberung verwenden könnt. Benötigt ihr Hilfe beim Ankleiden? Ulf kann euch auch zur Herberge geleiten, wenn ihr es möchtet. Ich nehme an, dass ihr euch für diese Variante entschieden habt?"