Die Akademie zu Renascân (2)

  • Nach einigen Stunden intensiven Studiums machte ihm die einsetzende Dämmerung das Lesen immer schwerer. Also klappte er den Folianten zu und trug ihn wieder zum Regal zurück, wo er ihn liebevoll wieder an seinen Platz stellte. Noch einmal ließ er seinen Blick über die gewachsene Bibliothek streifen und machte sich dann auf.
    Leise schloß er die Tür hinter sich. Als er seine inzwischen nicht mehr so nasse Gugel wieder anzog, überlegte er kurz, ob er zum Zaunkönig gehen sollte. Mit einem leisen Seufzen entschied er sich aber dagegen. Es wäre einfach zu dämlich allein an einem Tisch zu sitzen. Er würde sie die ganze Zeit anstarren und sie würde das wohl kaum freuen.
    Also entschied er sich dafür ins Wohnheim zurückzugehen und dort den Rest des Abends zu verbringen.

  • Nun was Morgaine angeht bin ich nicht so ganz deiner Meinung.
    Es ist eine Sache Wut, Hass oder auch Furcht als Teil von dir zu akzeptieren.
    Bei ihr ist das aber etwas ganz anderes.
    Zu akzeptieren, dass einem jemand sagt du sollst Bekannte und Freunde töten kann man nicht. Besonders nicht, wenn dieser jemand du selber bist.

    Er schüttelte energisch den Kopf
    Nein, sie muss lernen ihrem ich klar zu machen, dass sie es unter kontrolle hat.
    Auch sollte man sie nicht aus ihrer geliebten Umgebung reißen.
    Mit dem Amulet stellt sie keine Gefahr dar.

    Der Preister umgriff sein heiliges Symbol um den Hals
    Mit Ihtils Hilfe werde ich sicher irgendwann das Problem lösen können. Nur muss Morgaine sich erstmal richtig damit beschäftigen und ihren Geist stärken.


    Principal Meanor suchte sich einen freien Stuh und setzte sich zu Bellaria
    Wobei Morgaine kann und muss erstmal warten. Was genau solltest du mir zeigen und untersuchen?

  • Vielleicht hast du mich nicht richtig verstanden. Natürlich begrüße ich es nicht, dass sie darüber nachdenkt, Leute umzubringen. Erinnere dich an die Situation, als Morgaine einen anderen Studenten im Unterricht verletzte. Wahrscheinlich hat sie da schon realisiert, dass sie diese dunkle Seite in sich trägt. Sie wollte sie nicht. Sie wollte nicht so sein. Aber sie existiert dennoch. Und nun hat sie sich in konzentrierter Form von ihr, der Seite, wie sie vielleicht sein will, abgespalten. Somit ist der erste Schritt zum erneuten Zusammenfügen die Akzeptanz dieser dunklen Seite.
    Zumindest ist das meine Theorie.
    Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Amulett ihr helfen wird. Es unterdrückt die dunkle Seite. Das ist genau das, was sie seit Jahren eh schon gemacht hat - weshalb, nach meiner Theorie, diese Geistesspaltung überhaupt erst geschehen konnte. Zeit gewinnen wir damit auch kaum. Damit ist nur die unmittelbare Gefahr verringert.


    Bellaria seufzte. Sie wusste auch nicht so recht, wie man dieses Problem angehen sollte. Jedenfalls nicht, in dem man das Ganze unterdrückte. Nach einiger Zeit stand sie jedoch auf und ging zu der Truhe, die sie mit Magie gesichert hatte und hob diese auf. Meanor war auch aufgefallen, dass Bellarias Zimmertür mit Magie gesichert war - etwas, das sie normalerweise nie tat. Die Bardin holte die kleine Kiste, die Dokumente und Damorgs Bericht heraus und stellte alles vor Meanor auf den Tisch.


    Dies ist ein Bericht von Damorg über die letzte Expedition. Sie sind - wie auch immer - in die Vergangenheit und außerdem auf die Insel gereist. Die Delegation fand in einem alten Gutshof Unterschlupf, der, wie sich später herausstellte, das Anwesen des Namenlosen war, der übrigens sehr wohl einen Namen hat: Eugidius Hummenlob. Im Keller des Hauses, der von Untoten wimmelte, fand man auch ein Tagebuch. Bellaria deutete auf das andere Dokument. Und das hier konnte dort auch geborgen werden.


    Die Leiterin der Akademie klappte die kleine Kiste auf. Meanor sah ein in blutige Lederlappen eingewickeltes menschliches Herz. Es war perfekt erhalten und roch lediglich nach rohem Fleisch und frischem Blut, welches nicht geronnen war.


    Das Herz seiner verstorbenen Geliebten. Nach ihrem Tod ist er wohl wahnsinnig geworden und hat mit grauenhaften Versuchen begonnen: Untote, Zombies, die Kreuzung von Menschen mit Tieren und andere ekelerregende Dinge. Außerdem hegte er einen wahnsinnigen Hass gegen Magier, die er manipulierte und tötete, und vor allem gegen Nathaniel, der ihn ja später in diese Ebene sperrte, in die wir vor nun mehr vier Sonnenläufen gelangten und ihn durch ein Missgeschick mit befreiten. Das könnte seinen Hass gegen die Magonier im Allgemeinen erklären. Aber das bedeutet auch, dass die Akademie in größerer Gefahr ist, als wir bislang angenommen haben...

  • Meanor hörte Bellaria interessiert zu.


    Als Sie das Kästchen aufklappte Murmelte er nur Morgaine ist nicht eingesperrt oder so. Sie ist bei vollem bewusstsein kann nur niemanden angreifen oder gar verletzen aber dazu später...


    Dann schaute er schweigend das Herz an bis er das Schweigen durch ein Faszinierend unterbrach.
    Wieder schwieg er eine ganze Weile.


    Interessant wäre wie er das Herz in diesem Zustand hält und ob der Geist der Frau in irgend einer Weise an das Herz gebunden ist.
    Der Principal wendete seinen Blick vom Herz ab und sah die Bardin wieder direkt an
    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass wir mit diesem Herz eine Mächtige Waffe gegen diesen Nekromanten in der Hand haben. Eine moralisch bedenkliche Waffe aber eine Waffe. Und du hast recht. Sobald er weiß wo das Herz ist, sobald wird er einen Angriff auf Renascân und die Akademie starten.

    Meanor machte eine ausholende Geste die sich auf das Büro bezog
    Wir sollten sofort damit beginnen diesen Raum soweit abzuschotten, dass keine Energie oder sonst was nach außen dringen kann und somit auch keine magische Suche erfolg hat.

    Bevor er fortfuhr holte er nochmal tief Luft
    Das wird ihn früher oder später auch zu uns führen, wenn wir das Herz behalten, da er spüren sollte wenn es zerstört ist und wenn er es nicht finden kann wird er wissen, dass Magie im Spiel ist.

    Man konnte merken, dass Meanor beunruhigt war. Hatte er Angst oder war es wegen der Gefahr in der sich so viele unschuldige befanden?

  • Das genau ist unsere Aufgabe: das Herz zu untersuchen und zu analysieren. Ob es uns als Waffe dienen kann, wissen wir wohl erst nach der Untersuchung. Auch ob es zerstört werden soll oder nicht, sollte erst nach reichlicher Untersuchung und Überlegung beschlossen werden. Falls das überhaupt möglich ist. Falls es ihn nicht sofort zu uns führen würde... Ich sehe im Moment Hauptsache diese Bedrohung. Lass uns erst einmal in den Keller gehen für die Untersuchung; dieser ist fürs erste sicher genug. Danach sollten wir uns überlegen, wo wir es aufbewahren und welche Sicherheitsmaßnahmen wir treffen sollten.


    Sie seufzte. Bellaria war ebenso beunruhigt wie Meanor.


    Aber selbst, wenn wir das Herz außerhalb der Akademie versteckt hielten, wo es wahrscheinlich nicht so sicher ist wie hier, wären unsere Schüler in Gefahr. Und nicht nur die, die den Weg der Magie gehen. Der Schutz der Akademie muss also so oder so verstärkt werden. Wir können nur hoffen, dass dieser Eugidius seine Kräfte so schnell nicht wiederfinden wird und vielleicht sogar vorher zur Strecke gebracht werden kann.

  • Dann lass uns mal in den Keller gehen.
    Was mich immer wieder bewegt ist die Frage, wie bereitet man eine Stadt auf so etwas vor, ohne Panik zu verursachen?


    Meanor wartete Geduldig, bis Bellaria alles hatte was sie brauchten.

  • Bellaria drückte Meanor die Kiste, die sie wieder verschlossen hatte, in die Hand und suchte noch ein paar andere Utensilien zusammen. Während sie in ihrem Zimmer herumwuselte, dachte sie über Meanors Frage nach.


    Ich weiß es nicht. Aber die Geschichte öffentlich zu machen, ist nicht unsere Aufgabe, sondern die des Präfekten und der Procuratoren. Unsere Aufgabe ist es, im Hintergrund zu bleiben und mit unseren Kräften zum Schutz beizutragen. Im Moment sollten wir uns auf den Schutz der Akademie konzentrieren. Sobald er seine Kräfte gesammelt hat, wird er auf jeden Fall hier her kommen. Akademie bedeutet für ihn Magier und es gibt nichts, das er mehr hasst als eben jene...


    Dann öffnete sie die Tür ihres Zimmers, schritt hinaus, wartete bis Meanor ebenfalls auf dem Gang stand und verschloss die Tür - diesmal nur mit dem Schlüssel. Zusammen gingen der Priester und die Bardin in den Keller der Akademie.

  • Beim runtergehen achtete Meanor darauf, dass gerade keine Studenten in der Nähe sind als er sprach.


    Du magst recht haben, es ist nicht unsere Aufgabe die Öffentlichkeit zu informieren, aber wir müssen zumindest Emerald entsprechend vorbereiten und ihm als Berater zur Seite stehen.
    In Magiefragen ist er ja nicht der absolute Spezialist.

    Im Keller angekommen schloss Meanor den seiner Meinung nach sichersten Raum auf und stellte die Kiste auf einen Tisch.


    Dann wollen wir doch mal sehen, wie wir hier unsere Vorbereitung treffen müssen.
    Ich versuche erst mal die anwesenheit von Magie zu fühlen ohne ins Detail zu gehen. Wenn ich etwas merke, müssen wir wohl weitergehende Maßnahmen treffen.


    Meanor schloss die Augen und hielt die Hand wie schon so oft getan über den Gegenstand den er prüfen wollte.
    Ich rufe die fünf Elemente, helft mir zu spüren die Anwesenheit von Magie.
    Sollte tatsächlich Magie vorhanden sein, so würde er ein leichtes Kribbeln verspüren.

  • Nein, Emerald versteht nichts von Magie. Aber dafür gibt es ja den Posten des Beraters in Fragen arkaner Künste. Die steht zufällig neben dir.


    Bellarias Lippen umspielte ein amüsiertes Grinsen.


    Als der Priester die Elemente anrief, spürte er tatsächlich ein Kribbeln in seiner Hand.


    Es IST magisch; das hätte ich dir gleich sagen können... Also, wie ist der Plan?

  • Meanor nickt Bellaria lächelnd zu.
    Ich weiß.

    Er ließ die Luft mit lautem Ton ausströmen.
    Nun würde ich vorschlagen erstmal ein Schutzkreis zu erstellen und uns eine "Spielwiese" zu schaffen, in der wir ungestört vorgehen können.

    Das Lächeln verschwand wieder und Meanor fuhr fort.
    Wenn wir das geschafft haben gibt es zwei Möglichkeiten.
    Die Kiste ist nicht mit ihm verbunden. Dann wird er von allem nichts mitbekommen oder er ist mit ihr verbunden und verliert diese augenblicklich.
    Spätestens dann weiß er, dass er es mit Magie zu tun hat aber mir ist es ehrlich lieber, er weiß nichts mir von seiner Kiste, als das er sie spüren kann.


    Selten hatte man Meanor so ernst gesehen.

  • Auch das Lächeln auf Bellarias Gesicht verschwand. Sie hatte noch gar nicht daran gedacht, dass er gleich auftauchen könnte. Das wäre eine Katastrophe. Aber dann müsste er den Aufenthaltsort sowieso kennen und sie konnten nichts mehr daran ändern. Die Elemente würden sie schützen.


    Schutzkreis ist gut. Und dann erst einmal die Magie analysieren. Viel mehr Planen können wir wohl derzeit nicht. Aber wir haben ja Zeit. Hoffentlich.

  • Dann sorg ich mal dafür, dass wir ungestört bleiben.


    Der Priester schritt an die Tür und rief erneut die Elemente an.


    ... und so bitte ich euch die Türe zu verschließen, auf dass sie niemand außer Bellaria und ich in der Lage ist zu öffnen...
    Er bedankte sich im Anschluss und verzichtete bewusst darauf, die Magie zu sichern.


    Studenten würden die Tür sicher nicht freiwillig öffnen wollen und selbst mit Sicherung würde dies einen Angriff nur etwas verzögern.


    Bellaria, ich würde einen kompletten Schutzkreis vorschlagen, der sowohl Magie als auch Personen abhält. Sowohl von draußen nach drinnen als auch von drinnen nach draußen.


    Nach diesen Worten begann er einen Kreis aufzuzeichnen. Weniger weil er ihn brauchte, als dass er half das Gebiet einzugrenzen in dem man handeln konnte.

  • Meanor war etwas überrascht von der Frage.


    Nun, einer von uns sollte jetzt den Schutzkreis aufbauen.
    Am besten der, der nicht mit der Untersuchung beginnt.
    Was würde dir mehr zusagen?

  • Gerne, aber du weißt es dauert etwas bei mir.


    Er schaute sich um, ob auch alles wichtige im Kreis war.
    Ich hoffe du hast alles was du brauchst. Könnt sonst schwer werden es zu holen.


    Dann begann der Priester mit Hilfe der Elemente den Schutz zu bilden und zu formen.
    ...so Möge diesen Kreis nichts betreten oder verlassen was oder wer nicht die Erlaubnis von mir bekommt... Die Erlaubnis sei erteilt Bellaria...
    Somit steht jetzt der Schutz der Elemente. Ehre sei den Elementen, der Erde, dem Feuer, der Luft dem Wasser und dem Sein das die Elemente verbindet.

    Er verbeugte sich und wante sich dann an Bellaria die eine schier endlose Zeit gewartet hatte.


    Ich bin soweit. Eine Verbindung zum Kreis ermöglicht mir diesen noch weiter zu verstärken wenn etwas versucht ihn zu durchdringen.

  • Bellaria wurde nicht langweilig, sie wurde nicht ungeduldig. Sie konzentrierte sich ganz auf die Elemente, die der Priester anrief und es war, als würde das Lederband mit den 4 Perlen zu seiner Anrufung singen.


    Als er geendet hatte, nickte sie ihm zu und begann mit ihrer Untersuchung. Zuerst vernahm Meanor nur ein konstantes Summen. Bellaria spürte die Magie und die Kraft dieser mehr als deutlich. Dann irgendwann wurde aus dem einen Ton, den sie summte, eine Melodie und schließlich fing Bellaria an, zu singen.


    Schläft ein Lied in allen Dingen...



    Ein Lied. Magie. Sie war auf die Intensität vorbereitet und doch überraschte es sie. An einer Stelle zuckte Bellaria zusammen, doch ihre Stimme brach nicht. Auch das, was sie sehen konnte, überraschte sie. Wie konnte etwas so Grausames doch so rein und friedlich sein?


    Sie sang und sang und sang. Es musste Meanor wie eine Ewigkeit vorkommen. Doch schließlich wurde der Gesang der Bardin leiser und endete.

  • Ur - alte Magie...


    Sie sagte es mit großem Respekt. Ihre Stimme klang eher nach Staunen als nach Angst. Nach ein paar Augenblicken sprach sie weiter.


    Das Herz an sich ist nicht magisch. Die einzige Magie, die darauf liegt ist der Grund, weshalb es noch so


    sie zögerte, doch ihr fiel kein besseres Wort ein


    frisch aussieht. Er hat mit seiner Magie verhindert, dass es verwest - hat bewirkt, dass es immer erhalten bleiben wird. Die Gefühle, die es ausstrahlt sind wahnsinnig stark. Wir beiden arbeiten viel mit Emotionen. Und auch hier waren sehr viele Emotionen im Spiel. Liebe, Geborgenheit, Sicherheit, Sanftmut... und doch auch ein kurzes Aufschrecken.


    Meanor hatte wieder das Bild im Kopf, wie Bellaria während der Untersuchung kurz zusammen zuckte.


    So rein... und doch so grausam...