Das Wohnheim der Akademie zu Renascân

  • Hadra stellte ein Bein ein wenig raus, verschränkte ebenfalls die Arme.


    "Wunderbar. Bis eben. Auch wenn die Frage indiskret scheint: Was tust du hier? Und mit hier meine ich nicht diesen Flur oder meine Tür sondern Renascân. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, war der rasante Aufstieg zum Schweinehirten dein größter Traum."


    In einem anderen Zimmer den Gang herunter knarrte die Tür und ein Kopf reckte sich heraus, der gar nicht amüsiert aussah. Hadra warf dem Gesicht einen ebenso giftigen Blick zu und trat dann beiseite.


    "Komm rein. Aber Laya möge dich behüten, wenn du auch nur ein Blatt voll tropfst."

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Hadra ()

  • Auch Marek bemerkte den Kopf der aus der Tür schaute und bedachte ihn mit einem abfälligen Blick bevor dieser wieder in der Tür verschwunden war. Nun wandte er sich wieder Hadra zu, bedachte sie mit einem Lächeln und gschlüpfte dann an ihr Vorbei in die Kammer.


    "Es tut mir ja fast ein wenig Leid das ich dir deinen schönen Tag verdorben habe Cousine, aber der Grund warum ich hier bin dürfte dir veventuell sogar noch mehr missfallen als meine blose Anwesenheit"


    Er machte eine kurze Pause und begutachtete Hadras arbeit.


    "Die Aufstiegschancen als Schweinehirte habe mir nicht so zugesagt, da habe ich mich dazu entschlossen einen Weg mit besseren Aussichten einzuschlage"


    Marek ließ ein letztes Mal den Blick über Hadras Blättergewirr gleiten bevor er sich wieder an Hadra wandte.


    "Ich bin bei deinem alten Meister in die Lehre gegangen um mich zum Magier ausbilden zulassen. Tja und nun bin ich hier um meine Kräfte an der Akademie noch weiter auszubaun."

  • Wortlos drehte sich Hadra um und griff in eine Truhe. Dann reichte sie ihm mit spitzen Fingern das Handtuch, was sie hervorgeholt hatte.


    "Und jetzt hör auf mit der elenden Scharade. Du bist so magisch begabt wie ein Eimer Weizenkleie. Wieso bist du wirklich hier?"


    Sie runzelte leicht die Stirn und wies auf den einzigen Stuhl im Zimmer. Sie selbst setzte sich auf das abgedeckte Bett.


    "Geht es Mutter und Vater gut? Ist etwas passiert?"

  • Marek setzte sich und trocknete sich mit dem Handtuch die Haare ab.


    "Deinen und meinen Eltern geht es bestens. Was meinen werten Herrn Bruder betrifft er ist immer noch der selbe Weiberheld wie damals. Es hat sich eigentlich nichts geändert bis ich mit dem Meister fort ging. Danach hab ich nicht mehr viel gehört von ihnen ab und an einmal einen Brief von Mutter aber das war es dann auch schon. Und was die angebliche Scharade bertrifft muss ich dich Enttäuschen, denn ich spiele keine. Aber wenn du mir nicht galubst."


    Mit einem leicht verschlagenen Lächelen begann Marek den Lederhandschuh der rechten Hand auszuziehen und streckte sie Hadra entgegen.


    "Dann reiche mir doch deine Hand, Cousine. Ich glaube nicht dass wir das Wohnheim in die Luft sprengen, jedenfalls nicht komplett."

  • Hadra schaute ihn an, dann seine dargebotene Hand. Sie selbst trug gerade keine Handschuhe, da sie ja geschrieben hatte, bevor sie gestört wurde.


    "Ich weiß nicht einmal, ob etwas passieren würde. Es sei denn du bist Heilmagier oder Schutzmagier oder etwas dergleichen."


    Heilmagier und Schutzmagier hatte sie deutlich abfällig ausgesprochen.


    "In diesem Falle würde es dir vermutlich mehr weh tun als mir."


    Eigentlich wusste sie nicht mal genau, ob gleichartige Magie sich friedlich verhielt. Es war vielmehr eine Theorie, die sie bisher noch nicht hatte ausprobieren können. Vielleicht jetzt die Gelegenheit nutzen? Sie rieb sich über die Schläfen und entschied sich vorerst dagegen.


    "Gut, was machst du also hier? Hättest du nicht... weg bleiben können? Möglicherweise doch Schweine hüten?"


    Sie sah ihren Cousin an.


    "Hier ist es schrecklich, die Leute sind unsauber und ungehobelt. Oh ich vergaß, das bist du ja auch."

  • Auch Marek zog seine Hand zurück.


    "Immer noch so vorsichtig wie früher, gut zuwissen. Und was ich hier suche sagte ich bereits, ich will hier studieren. Der Meister hat mir übrigens Geraten hier her zukommen, er war der Meinung etwas Konkurenz würde uns anspornen. Ich war zwar nicht begeister aber es erschien mir, trotz deiner Anwesenheit, immer noch der geeignetste Ort um meine Studien fortzusetzen. Und ich bin deine Anwesenheit ja auch noch aus Kindertagen gewohnt, schlimmer als du oder die Schweine aus unserem Stall zuhause kann es ja nicht sein. Zumindest können die Schweine hier reden."


    Marek lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück.

  • "Er hatte schon immer einen seltsamen Sinn für Humor."


    antwortete Hadra und dachte an den Meister.


    "Also gut, was sind deine nächsten Schritte? Einschreiben vermute ich. Wo wirst du schlafen?"


    In ihrer Stimme schwang ein deutliches 'Hier sicher nicht!' mit.

  • "Ich werde mich wie du schon gesagt hast morgen bei der Akademie einschreiben. Und mir in den nächsten Tage einen Überblick verschaffen, da ich wohl auf einen Führung deinerseits besser verzichte. Ach und schlafen werde ich hier im Wohnheim."


    Nach diesen Worten stand Marek auf und bewegte sich noch einem kurz durch das Zimmer, bevor er sich halb Richtung Tür wandte.


    "So dann werde ich dich auch wieder mit deinen Studien alleine lassen, liebe Cousine."

  • Seufzend kehrte Niro ins Wohnheim zurück und ging auf sein Zimmer.


    Noch einmal faltete er den Zettel auseinander und las die Botschaft.
    In Anrea waren wieder die unheiligen Anhänger Balors aufgetaucht.
    Eigentlich glaubte er diese ruhelosen, sehr realen, Leid bringenden Geister der Inquisitoren als fast vollständig vernichtet. Mit Hilfe von Niros Entschlüsselungskünsten war es gelungen, das Ritual zu erfahren, mit dem diese Geisterdämonen endgültig gebannt werden konnten:


    Man musste die Asche ihrer Urnen auf ihre Geister streuen und dabei laut ihren Namen rufen! Ein schwieriges Unterfangen, zumal man sie fast nur kämpfend antraf. Und wie unterscheidet man Geister ohne erkennbare Gesichtern nur aus den Aufzeichnungen der Vergangenheit? Nun, es war dank Niros Koordination trotzdem gelungen, sie anhand von bestimmten Merkmalen während der Endschlacht zu identifizieren und fast vollständig zu vernichten... wenn nicht diese dummen Mitreisenden gewesen wären, die ihrer aller Gastgeberin, der Gräfin, die mächtigste Urne in die Hand gegeben hatten!!!


    Diese hatte sich daraufhin natürlich als die Böse herausgestellt und war samt mächtigstem Großinquisitordämon noch während der Endschlacht in die Flitterwochen getürmt.


    Argh! Niro hätte schreien können vor Frustration!


    Natürlich hatte er, Niro, eine Verpflichtung gegenüber dem Land und den Menschen von Anrea. Wer konnte sonst noch die Runen lesen? Außerdem hatten er und seine Freunde sich damals geschworen, der Schnepfe kräftig den Hintern zu versohlen, falls sie noch einmal auftauchen sollte.


    Leider hörten sich die Nachrichten aus Anrea sehr übel an. Es gab dort angeblich viele kriegsähnliche Kämpfe bzw. Schlachten. Nichts für einen Schriftgelehrten wie Niro. Eine Eismagierin und Freundin von ihm, war in Anrea in einer Schlacht mit Dämonen umgekommen. Niro fürchtete, dass es ihm auch so ergehen mochte. Seine Freunde von damals, waren offenbar verhindert oder hatten sich nicht getraut, dort hinzureisen.


    Sein Mut sank. Und wenn dies seine letzte Reise werden würde? Wer würde ihn beschützen? Die tapfere, magonische Garde, auf die er sich anderswo immer verlassen konnte, reiste nicht in dieses Land... Vermutlich dieses Mal auch keiner seiner Freunde...


    Allein würde er dort sein. Brauchte man ihn denn nicht viel mehr in den Zeiten der Legenden? Oder auf Mythodea? Die Krieger Anreas benötigten doch keinen kleinen Schriftgelehrten wie ihn, um die Anhänger Balors zu vertreiben! Oder doch?


    GLAUBE MACHT RUHM


    Darum drehte sich alles. Immer. Bei allen Schlachten der Weltgeschichte.
    Und dabei fiel Niro ein anderes GLAUBENS-Erlebnis ein: Der Engel der Apokalypse und die Engel Eponas. Auch diese aus Anrea. Die Priester Eponas waren schwach und selbstsüchtig gewesen. Nur einen von 5 Märtyrer für ihre Göttin konnten sie selbst stellen. Der Glaube an das Licht hatte gelitten.


    Es half nichts. Niro würde sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Er würde versuchen zu helfen oder dabei - sehr wahrscheinlich - sein Leben geben. Noch nie hatte Niro so dunkle Vorahnungen vor einer seiner Reisen. Seufzend packte er seine Sachen.


    Würde es eine Rückkehr für ihn geben?

  • Niro war wieder aus Dalag Nor zurückgekehrt. Er war einer persönlichen Einladung zum Geburtstag von Lady Scandaris gefolgt.


    Dalog Nor war ein interessantes Land. Vom Krieg hatte er zwar glücklicherweise nur aus der Ferne etwas mitbekommen, aber er hatte den Titel des


    Klügsten Gelehrten


    im Wettkampf errungen. Auch wenn er diesen Titel dann gentleman-like an die ehrgeizige Zweitplatzierte abgegeben hatte. Okay... Tauron hatte seinem Gentleman-Verhalten mit einem zunftigen Arschtritt nachgeholfen, auch wenn dieser selbst mit stolzgewellter Brust über seinen schlauen Bediensten geprahlt hatte.


    Dann war da noch dieser Alptraum-Weber und die vielen Rätsel, die sicher damit zusammen hingen, klangen danach, dass er dort vielleicht den Menschen und Elben helfen konnte.


    Die Elben...
    Einerseits hatte er noch nie eine so alte oder zumindest so gealterte Elbe gesehen - die Elbenkönigin Nienna. Der Fall des Elbenwaldes an den Alptraumweber Raziel hatte offenbar seine Spuren hinterlassen. Genau wie die beschleunigte Alterung des Baron Captain Tauron van Daik, seines ruppigen Arbeitgebers, durch den Fall dessen Landes an die Dämonen.


    Anderseits hing Niro noch den Gedanken an die gemeinsame Zeit mit der Elbe Ravina nach. Die zaghaften Unterhaltungen, die zarten Bande und Spiele, das Tanzen und die Zweisamkeit im Wald...
    Plötzlich überfielen ihn heftige Schuldgefühle. Er durfte nicht denselben Fehler begehen, wie damals... Sein größter Fehler und seine größte Schuld...


    Er schluchzte laut, Tränen rannen aus seinen Augen und er begann zu zittern. Diese Schuld...


    Schließlich gab er sich einen Ruck. Er hatte eine Aufgabe. Diese wollte er erfüllen.


    Niro nahm nur die Schriftrolle und machte sich auf den Weg.
    Wo mochte er Dorian nur finden?


    Er machte sich auf den Weg zum
    Wachgebäude der Unterstadt (2)

  • Niro packte seine Siebensachen für Mythodea. Er freute sich auf den Besuch dieses für Gelehrte so interessanten Kontinents. Ob sie dieses Jahr zum Siegel der Ratio vordringen wuerden? Was war das ueberhaupt, diese Ratio? Was war so schlimm an ihr, dass sich die neun anderen gegen sie verschworen hatten. Nun, es wuerde sich zeigen und bestimmt spannend werden.


    Schön auch, dass er seine Freundin Merle iedertreffen würde. Er würde versuchen, iheinen Job als Chronisin der Nyame zu verschaffen.


    Wenn Niro gewusst haette, welche Konsequenzen sein kompromissloses Eintreten fuer das Gute und seine Opferbereitschaft haben wuerden... Haette dies etwas an seinem Tun geaendert? Vermutlich nicht. Alles was Niro tat war von seinen Motiven gepraegt. Aus seiner Leidenschaft heraus fuer alles was er liebte und beschuetzen wollte...


    So wollte es das Schicksal, dass Niro Stube leer und verweisst blieb.


    Auch als das neue Semester anbrach, war Niro noch nicht wieder zurueck...

  • Mit gerunzelter Stirn saß Hadra über die Berichte gebeugt. Ihre Handschuhe lagen neben der länglichen Kiste, in der ihre Federn lagerten. Mit der Rechten strich sie die aufgeschlagene Seite ihres Buches glatt und versuchte zum wiederholten Male zu rekapitulieren, was in Weltenwacht eigentlich geschehen war.


    Wieder kratzte die Feder einige Zeit rasch über das Papier. Ihre wieder und wieder ausgestrichenen, verbesserten und kommentierten, mit Fragezeichen und Unterstreichungen versehenen Aufzeichnungen in ihrem Reisebuch formten sich allmählich zu einem Bericht, den sie abzugeben wagte. Eine Ausfertigung für den Hohen Herrn, eine für den Sergeanten. Zumindest zweitere würde nicht sehr glücklich sein mit den Entwicklungen in Weltenwacht.


    Inat Laronn als der Mißverstandene? Der Gefolgsmann der Drachen und ... designierter Retter der Ersten Drachenwelt? War er wirklich geläutert aus dieser Niederhölle zurückgekehrt? Man hatte ihn gefoltert, ihn gequält. Er war drei Jahre der Zeit Weltenwachts und ungewisse Zeit dieser anderen Dimension einem Urteil ausgesetzt gewesen, das scheinbar falsch gewesen war und herbeigeführt durch ein Komplott seines Beraters und der Kaiserin höchstselbst. Das Herz Weltenwachts.
    Hadra legte den Griffel beiseite und lehnte sich zurück. Nachdenklich schaute sie in die Flammen der Öllampe. Man sagte, dass Weltenwacht untergehen würde, wenn sein Herz, die Kaiserin, nicht mehr sei. Im gewissen Sinne war es das. Das Weltenwacht, das all die Jahre existiert hatte, war nicht mehr. War die Kaiserin korrumpiert, war sie bereits immer die gewesen, die sie nun gezeigt hatte, wie verhielt es sich dann mit der Sendbotin, die ihre Schwester war? Waren die Sturmbrecher wach genug um aufmerksam zu sein und zu schauen, ob die Sendbotin möglicherweise genauso verderbt war wie ihre Schwester? Oder waren sie zu verblendet und zu hörig um zu zweifeln?


    Angestrengt rieb sich Hadra über die Schläfen. Viel zu viele Fragen. Sie würde einen Bericht abgeben mit dem, was sie als Fakten erachtete. Ein zweiter würde folgen, in dem sie Fragen und Mutmaßungen anstellte. Ein dritter, der mögliche Folgen, Namen und möglicherweise weitere wichtige Dinge enthielt. Drei Ausfertigungen von allen dreien. Eine würde sie für sich behalten. Das versprach eine lange Nacht zu werden.

  • Nach ungefähr einem Jahr Abwesenheit kehrte Niro zurück ins Wohnheim.


    Da hilft man jemanden und plötzlich bewegt sich das Leben in anderen Bahnen...


    Niro stieg die Stufen der Treppe zum den ersten Stock hinauf.


    Ein Jahr lang habe ich auf Mythodea, dem legendären Kontinent verbracht.
    Ein Jahr, dass wie ein halbes Leben schien...
    Ein Jahr, in dem ich nicht studiert habe - aber dennoch so viel gelernt habe, wie nie zuvor...
    Ein Jahr in dem ich quasi Papa für ein schützenswertes Wesen war - auch wenn dieses Wesen wahrscheinlich 1000 Mal älter als ich selbst war...
    Ein Jahr in dem ich gehofft habe, etwas Großes erreichen zu können...
    Ein Jahr, an dessem Ende ich nicht wusste, ob es nun Sieg oder Niederlage war, die wir errungen haben...


    Niro zerdrückte eine Träne. Während er den Gang zu seiner Tür hinunterschlurfte.


    Ein Jahr, in dem ich am Ende das Kostbarste geopfert habe, was ich hatte...


    Niro heulte gequält auf und steckte den Schlüssel ins Schloß. Die Tür klemmte ein wenig, so dass er in einem kurzen Anfall von Selbsthass sich selbst viel heftiger als nötig gegen die Tür warf, die schließlich nach innen aufflog und ihn mitriss...


    Die Katze, die hinter Niro den Gang entlangschlich sah plötzlich dichten Nebel-der-trocken-roch aus Niros Zimmer herausquellen. Sie hörte etwas fürchterlich husten und sah bzw. roch, wie eine Gestalt-die-nach-einem-möglichen-Futterbringer-roch, dem sie gefolgt war, aus dem Zimmer heraus kam. Etwas war seltsam: Die Gestalt war plötzlich viel kleiner und dafür länger und bewegte sich fast wie eine Katze auf vier Pfoten! Das war ihr nicht geheuer. Kurz überlegte sie, ob sie das fremde Wesen-das-nach-Mensch-roch-aber-viel-kleiner-war angreifen sollte. Aber dann machte sie nur fauchend kehrt sprang die Treppenstufen wieder hinunter.


    Niro tauchte aus der mölmenden Staubwolke auf, aus der er kriechenderweise zu entkommen versucht hatte und lehnte sich, immer noch von Hustenkrämpfen geschüttelt, gegen die gegenüberliegende Wand des Ganges.


    "Ein Jahr, in dem niemand mein Zimmer geputzt hat!", seufzte er schließlich als sich der Husten legte. "Wird Zeit, dass ich nicht nur mein Zimmer putze, sondern auch mein Leben aufräume..."


    Er gehörte nicht hierher. Sollte ein armer Student hier einziehen. Nur einem glücklichen Umstand bzw. der Gnade des Hausmeisters war es zu verdanken - oder dem Oblus, den er geschickt hatte, dass sein Zimmer noch nicht weiter vergeben war. Er musste sich langsam ein eigenes Haus bauen! Und seine überfällige Meisterprüfung ablegen...

  • Das Zimmer war von einer einzelnen Kerze auf dem Schreibtisch in ein warmes Licht getaucht. Vor Hadra lagen ein paar kleinere Stapel Papierbögen. Ihre Handschuhe hatte sie ordentlich an den Rand platziert, damit sie keine Tintenspritzer abbekommen konnten.


    Die metallene Spitze der Feder kratzte nun schon seit gut zwei Stunden über das glatte Papier und sie füllte Bogen um Bogen. Ab und an blätterte sie in ihrem Buch, las nach und vergewisserte sich, ergänzte einzelne Punkte aus ihrem Gedächtnis und überlas es wieder kritisch. Hier und da fügte sie in zierlicherer Schrift noch ein paar Anmerkungen dazu und war sich doch nicht sicher, ob das reichen würde oder ob es möglicherweise bereits zu viele Informationen waren.


    Nach einiger Zeit legte sie den Griffel bei Seite und ordnete den beschriebenen Stapel. Sie verwandte einige Zeit darauf ihren Schrieb noch einmal Korrektur zu lesen und faltete die Blätter dann in der Mitte zusammen.


    Überlegend zog sie kurz ihre Stirn kraus und nahm dann einen weiteren Bogen zur Hand. Wieder tauchte sie die Spitze ein und begann zu schreiben.


    "Marek. Was du mit den anderen Bögen tust und wem du sie zeigst, ist vollkommen dir überlassen. Doch wenn dieser hier irgendjemandem anderen außer dir unter die Augen kommt, so sei dir gewiss, dass ich deinen persönlichen Dämon auf dich herabbeschwören werde."


    Sie hielt kurz inne, tauchte wieder ein und fuhr fort.


    "Cornelius Akluto: Ein Priester, profaner Heiler und gleichzeitig Ratsherr in Amonlonde. Freundlich bis unangenehm zutraulich, aber mächtig. Mit seiner Macht ist er sehr freigiebig. Er ist in der Lage eine Art Segen zu beschwören, der Verletzungen von dir abhält. Es schmerzt zunächst, hinterlässt aber keine weiteren Spuren. Zeig dich jovial und er wird sehr sehr nützlich sein. Sieh zu, dass er dich bemerkt und dich mag.


    Alanis Tatius: Ebenso Priesterin und ebenso mächtig. Jedoch kaum lenkbar und wenig vorhersehbar. Beobachte sie vorsichtig. Wenn sie handelt, dann handelt sie mit allen Konsequenzen.


    Damorg: Rede nicht zu viel, handele. Ich gehe davon aus, dass man sich so zumindest seine Achtung, jedoch nicht seine Zuneigung verdienen kann. Er ist nicht unbedingt mit größter Klugheit gesegnet, ist aber auch nicht dumm genug, die Nützlichkeit von uns Magiewirkern zu mißachten. Engstirnig wäre für ihn wohl das richtige Attribut. Aber was will man von einem Kapalpriester auch erwarten. Und vergleiche seine Blutopfer nicht mit Blutmagie."


    Es tauchten noch weitere Namen auf wie Algonkin, Hexe Arkana, Jean Alexandre de Bascone, Tear und dergleichen. All jene, die Hadra zumindest flüchtig kannte und von denen sie annahm, dass sie möglicherweise an der Expedition teilnehmen könnten.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Hadra ()