Das Wohnheim der Akademie zu Renascân

  • "Ähem... Hallo Daria. Ich... wir haben nur den Hund gewaschen. Der war so dreckig", sagte Niro.


    Er kam sich so blöde vor wegen seiner lahmen Worte. Wie sollte er erklären, dass sie einen Hund von der Straße hereingenommen und gewaschen hatten. Einen Hund, der weder ihm, geschweige denn Fianna gehörte. Außerdem waren Hunde hier vermutlich verboten.

  • Die Studentin schien nicht ganz so erfreut zu sein, ihr Gesicht spiegelte eine Mischung aus Ärger, Überraschung und Zweifel


    "Ja, ist klar. Der war so dreckig. Das sehe ich!"


    Sie besah sich die Sauerei, die die Aktion bis jetzt angerichtet hatte...ob die Bauern von Renascân darüber erfreut wären, wenn sie wüssten, dass sich ca. die Hälfte ihres fruchtbaren Bodens jetzt hier befand?


    "Weißt du eigentlich, was für einen Radau ihr hier macht? Ich habe zu lernen und ihr führt hier so einen Zirkus auf! Seit wann hast du überhaupt einen Hund? Dir ist schon klar, dass das Ärger geben kann, nämlich mit unserem menschlichen Wachhund hier?"


    Sie zeigte nach oben in Richtung der Wohnung des Verwalters

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • "Der Hund, das ist Moclin, das Gardemaskottchen. Er gehört gar nicht mir. Er hat sich sozusagen hereingebellt bzw. -gewinselt. Hast Du ihn nicht gehört? Wir konnten ihn doch nicht draußen lassen. Aber hier drinnen konnten wir ihn zumindest nicht so dreckig lassen. Vermutlich hatte er Hunger. Aber ich habe auch gar nichts Vernünftiges zu Essen für ihn..."

  • Die Studentin zog eine Augenbraue hoch und sah dabei ziemlich arrogant aus


    "Doch, ich hab' das Bellen gehört. Und WIE ich das Bellen gehört habe. Wenn es das Maskottchen der Garde ist, dann soll sich doch die Garde drum kümmern. Wäre mir neu, dass das hier das Garnisonsgebäude ist..."

  • Moclin nieste und schnupperte daraufhin.


    "Nun, manche Leute mögen gleichgültig gegenüber dem Schicksal anderer Kreaturen sein, ICH bin es nicht", sagte Niro spitz.


    Damit ergriff er Moclin am Halsband, tätschelte ihn und führte ihn demonstrativ die Treppe wieder hinauf. Fianna folgte. Moclin winselte und schaute traurig dem leckeren Bratenduft hinterher. Wie ärgerlich, dass er den Braten erst wegen der Seife in seiner Nase nicht gerochen hatte - und dann Niro sein Halsband ergriffen hatte. Die Bewohnerin des Bratenduftraumes roch verärgert - vermutlich hätte er dort ohnehin nichts erbetteln können.


    Als sie wieder im oberen Stockwerk angekommen waren, sagte Niro zu Fianna:


    "Ich wollte es der Ziege zeigen, dass ich auf Ihre Meinung pfeife, aber ich habe wirklich nichts hundegerechtes zu Essen. Vielleicht sollten unsere Sachen zusammenpacken und in den Zaunkönig gehen. Da kriegt Moclin was zu Fressen und wir können uns vielleicht in eine Ecke zurückziehen und weiter lernen - falls es Dir nichts ausmacht."

  • Die Studentin stand mit offenem Mund da, als Niro sie so abservierte. Als er schon auf dem Weg nach oben war, rief sie hinterher


    "Und manche Leuten mögen gleichgültig gegenüber Leuten sein, die lernen müssen!!! Himmelnochmal!!!"


    Kurz darauf war das heftige Zuschlagen einer Tür zu hören. Offenbar war die Studentin Daria in ihr Zimmer zurückgekehrt, und zwar wohl nicht allerbester Laune

  • Fianna, Moclin und Niro betraten Niros Zimmer.


    Moclin riss sich los und beschnüpfelte alles, was ihm vor die Nase kam. Er tobte durch Niros Bett, roch an den Tintenfässchen auf dem Tisch und stieß eins dabei herunter. Ehe Niro hinstürzen und es auffangen konnte, schlug es auf den Dielen auf... Glücklicherweise war es so dickbauchig, dass es nicht kaputt ging. Dann roch er vergeblich an der Truhe - die konnte er nicht öffnen. Sie roch nach Papier, ein wenig trockenem Brot und Käse. Dann entdeckte er die grüne, schwach leuchtende, grüne Kugel im Regal und winselte sie an. Daneben stand eine halb angebrochene Flasche, die nach Honig und Wein roch. Vorwurfsvoll schaute Moclin Niro an, winselte und hechelte, dann leckte er sich über die Schnauze.


    "Siehst Du, ich habe nichts für Dich", sagte Niro traurig.


    Da entdeckte Moclin die fellbesetzte Tasche und schnupperte daran. Es roch nach Kräutern und intensiv nach Kirsche. Er versuchte die Zunge hineinzustecken, aber es war zu eng. Außerdem war es höchstens eine Notmahlzeit. Er begann wieder zu winseln und diesen traurigen Blick aufzusetzen, mit dem er sonst immer jeden Zweibeiner herumkriegen konnte, ihm Fressen zu geben. Er stubste Niro mit seiner Schnauze an.


    Niro half Fianna in ihren Umhang.


    "Warte kurz draußen bitte..."


    Dann tauschte er sein klitschnasses Hemd gegen ein sauberes, schlüpfte in seinen blauen Gambeson, warf sich einen grünen Umhang über, packte verschiedene Dinge in seine Tasche und verließ das Zimmer.


    "Komm' Moclin, wir gehen was essen", sagte Niro.


    Moclin war irrtiert. Was wollte der Zweibeiner? "ESSEN" hatte er verstanden. Moclin fand es irritierend, dass Zweibeiner so viele Laute gebrauchten, wenn doch davon nur ein einziger Laut, nämlich "ESSEN" Bedeutung hatte. Wollte Niro ihn zum Fressen führen? Hier schien es ja nichts zu geben.


    Er entschied sich, den beiden Zweibeinern zu folgen. Sie gingen die Treppe wieder hinunter zum Bratenduft. Leider wollten sie dann das Haus verlassen. Moclin war hin- und hergerissen.

  • Als sie mit Moclin unterwegs zum Zaunkönig waren, erzählte Niro:


    "Ich habe in letzter Zeit so seltsame Träume, die sich in Albträume verwandeln. Erst fliege ich über eine Landschaft. Ich sehe ein fernes Schloss und dann taucht eine Albtraumgestalt auf und foltert mich. Ich denke, ich werde mich mal in das Land Anrea aufmachen. Ich glaube, es wiedererkannt zu haben. Die Burg steht dort."


    --> Die Taverne "Zum Zaunkönig" (5)

  • Einige Tage vergehen. Niro bekommt häufiger Besuch von Fianna und bringt ihr weiter Lesen und Schreiben bei.


    In der übrigen Zeit kopiert Niro Morgaines Aufzeichnungen und versucht sie mit einem Alchimie-Grundlagenbuch überein zu bringen - was ihm nicht immer gelingt. Der Stoff deckt sich nur teilweise.


    Schließlich hat Niro einen Tag frei und geht in


    >>> Die Taverne "Zum Zaunkönig" (5)

  • Einige Tage später nimmt Niro ein Schiff und reist gen Süden in eine Hafenstadt namens Caivanos.


    Auf dem Basar dort, hörte er einem Geschichtenerzähler zu, der eine uralte Liebesgeschichte vortrug. Er und die Zuhörer erwachten in ebenjener Wüstenoase von der der Geschichtenerzähler berichtete. Diese Oase taucht nur einmal in 6000 Jahren für wenige Tage auf. Verschiedene, dunkle dämonenartige Wesen griffen an und ein Dschinn bedrohte eine Kalifentochter, endlich ihren dritten Wunsch auszusprechen: Sie hatte es verbockt. Um die ewige Liebe zwischen ihrer Schwester Deria und mit dem nicht-adeligen (und damit unwürdigen) Sohn des Großwesirs zu ermöglichen, rief sie einen Dschinn um Hilfe, der natürlich alle ihre Wünsche auf übelste Weise interpretierte. Sie wagte es nicht den dritten und letzten Wunsch auszusprechen, da sie genau wusste, dass auch dieser alles nur schlimmer machen würde. So quälte sie der Dschinn, in dem er die Oase nur alle 6000 Jahre auftauchen ließ. Es mussten viele Rätsel gelöst, magische Kacheln mit seltsamen Symbolen zusammengesetzt, einem Geist seine Erinnerung zurückgegeben werden, um ihn zu erlösen und Tränke gebraut werden.


    Am Ende während der Schlacht gegen die Diener des Dschinn mussten schließlich magischen Kacheln in der richtigen Reihenfolge in ein Zeitportal eingesetzt werden, um

    • Tao San, die Grausame,
    • Tholon, den Schlächter,
    • Talama, den Herrn der Seuchen,
    • Talan, den Dämonenbeschwörer,
    • Taruk, den Astralen und
    • Tarek den Gebieter über Gebieter über die Untoten zu bannen,
    • einen weißen Engel zu befreien,
    • den Dschinn zu vernichten,
    • die missinterpretierten Wünsche des Dschinns wieder rückgängig zu machen und schließlich
    • die beiden Liebenden wieder zu vereinen.


    Niro kehrt mit einem Schiff zurück und geht ins Wohnheim. Dort
    arbeitet er seine Reiseerlebnisse auf und verfasst einen Bericht auf einer Schriftrolle für den Renascâner Boten. Dann verlässt er das Wohnheim und geht zum


    >>> Dorfplatz von Renascân (2)

  • <<< Die Akademie zu Renascân (2, p.17)


    Niro kam aus der Akademie, legte seine Akademie-Sachen ab und warf sich auf sein Bett.
    Was für ein Tag! Was sollte er nur mit den Merquatores-Schwestern und was mit Morgaine machen? Hatte er überstürzt gehandelt? Er brauchte dringend eine Auszeit. Vielleicht sollte er irgendwoanders hin Reisen und über alles nachdenken oder sich sinnlos besaufen?


    Kurz entschlossen packte Niro seine Wanderausrüstung und machte sich auf...

  • Fröhlich vor sich hinpfeifend kommt Niro zurück von seinem Ausflug.


    Das ist ja blendend gelaufen. Dabei hatte ich nur geplant, ein bißchen auszuspannen... Bin ich jetzt ein reicher Mann? Für meine Eltern sicher schon - aber für die Leute hier? Eher nicht. Aber einige Sorgen bin ich damit los. Reicht das für ein eigenes Haus? Wer weiß - vermutlich nicht. Das kostet sicher das Hundertfache. Ich habe keine Ahnung, was ein Haus kostet - das ist ja auch bisher unvorstellbar gewesen.


    Niro sieht sich in seinem winzigen, kargen Zimmer um.


    Will ich hier weg? Es ist eigentlich ganz schön hier. Gemütlich... alles da, was ich brauche. Nur ein bißchen wenig Schutz. Ich muss Principal Meanor unbedingt bitten, mir etwas über Schutzkreise beizubringen. Aber erst einmal liegt eine Menge Arbeit vor mir.


    Er knackte mit den Fingern, holte seine Glasfeder heraus und begann zu schreiben...

  • SL - Zeitanpassung - SL - Zeitanpassung - SL


    Frühling läßt sein blaues Band
    Wieder flattern durch die Lüfte
    Süße, wohlbekannte Düfte
    Streifen ahnungsvoll das Land
    und rosa Wölkchen flüstern sanft...
    ...wir schreiben den vierten Monat im Jahre 409 n.Dj.


  • Wieder war Niro aufgebrochen und wieder kam er wohlbehalten zurück. Dieses Mal war sein Selbstbewusstsein allerdings etwas angeschlagen.


    Die Guten hatten verloren! Obwohl die Reisenden so gut zusammen gearbeitet hatten, dass es eine Freude war. Nur eine Gruppe - er nannte sie die böse Gruppe - hatte verschwiegen, dass sie ein Baby gefunden hatten, das sich hinterher als Dämon herausgestellt hatte. Irgendwo hatte er die Leute dieser Gruppe schon einmal gesehen. War es im Lande Anrea? Auch dort hatten sie etwas getan was nicht gut war, und hinterher hatten sie gesagt:


    "Upps. Tut uns leid!"


    So war es dieses Mal auch wieder. Vermutlich machten sie das absichtlich. Er würde versuchen, sich diese Leute zu merken.

  • Einige Zeit war vergangen. Niro hatte drei weitere Reisen unternommen. Auf Einladung eines Großmeisters - der keinen Titel wollte - war er zur alljährlichen Bardenakademie aufgebrochen und voller Elan zurück gekehrt. Danach nahm er an dem magonischen Wandertag teil und kehrte völlig verschnupft und ohne Stimme zurück. Eine Woche lang musste er das Bett hüten, ehe er wieder auf die Beine kam. Anschließend reiste er ins Land der Drachenkrieger. Wohl behalten kam er auch von dort zurück und brachte viele Dokumente mit.


    Nach weiteren Wochen auf der Akademie traf er schließlich langsam Reisevorbereitungen für Mythodea.


    Zum Entspannen ging er in die
    >>> Taverne zum Zaunkönig

  • <<< Die Anlegestelle von Renascân (2)


    Müde kehrte Niro ins Wohnheim zurück. Er lud seine Sachen auf seinem Zimmer ab und ging in die Waschküche im Erdgeschoß. Er schaute kurz, ob eine Waschfrau dort arbeitete - Nein, er hatte Glück. Er zog die Tür zu und füllte einen Waschzuber mit kaltem Wasser und goß drei Eimer mit heißem Wasser vom Ofen darauf. Dann entkleidete er sich seufzend, um in den Zuber zu steigen.


    Der Staub Mythodeas - Terras, korrigierte er sich belustigt - war ihm so tief in alle Poren gedrungen, dass er sich nach einem Bad sehnte. Mit wohligem Entzücken erinnerte sich an den Badezuber auf Mythodea am ersten Tag. Hoffentlich würde jetzt kein Waschweib kommen und ihn hier verscheuchen...