Taverne "Zur flennenden Flunder"

  • Die Priesterin kramte derweil ein Geldstück aus ihrer Börse, die sie gut verwahrt in einer eingenähten Tasche zwischen Rock und Unterrock trug.

    "Die 'Flunder' ist noch nicht lange wiedereröffnet, stimmt's?"
    , versuchte sie, die Wartezeit mit einem Gespräch zu überbrücken.

  • "Danke." Alanis reichte die Münze an und nahm den Becher direkt hoch, um einen Schluck daraus zu trinken. Sie seufzte zufrieden, als ihr der Zucker im Getränk den Mund zusammenzog. "Und, wie läuft das Geschäft?"

  • Alanis mußte lachen.


    "Beide? Aber vielleicht könnt Ihr mich über ein Renascâner Rätsel aufklären, das mich beschäftigt, seit ich hier lebe." Das Zwinkern in ihren grünen Augen bestätigte, dass es sich nicht um ein Rätsel gewichtiger Natur handelte, sondern dass sie lediglich neugierig war. "Werden im Badehaus nur Bäder und Massagen über der Wasseroberfläche angeboten?"

  • Dolores wischte sich in diesem Augenblick buchstäblich die Seele aus dem Leib. Aus der grauen Brühe war eine nahezu pechschwarze geworden, auf der unsägliche Dinge dem Ausgang und den Ecken entgegen schwammen.


    "Guten Morgäääääääääääääääääään!!!"


    tönte es lautstark von der Tür und ein ungewaschener Haarschopf mit zwei Augen darinnen steckte denselben in das helle Viereck um ins Dämmrige des Schankraums zu spähen. Struppiges aschblondes Haar bedeckt Gesicht und Kopf auf eine groteske Weise und ging fast nahtlos über in einen Büschel, der aus dem halb offenen Hemd schaute.
    Hinter ihm stand ein weiterer Bursche, der zumindest inselweise rasiert schien und sich schweigend und grinsend hinter dem Ohr kratzte. Nicht ganz die Sorte Traummann, neben der man morgens aufwachen wollte.


    "Oh haa! Wen habt ihr zwei Hübschen denn da angelacht, hä?"


    sagte der erste, der scheinbar Wortführer war und lehnte sich mit dem Ellenbogen an den Türsturz. Mit wackelnden Augenbrauen musterte er Alanis.

  • Alanis schenkte ihm einen Blick, der, wenn er von einigen wenigen Worten begleitet gewesen wäre, die zuckenden Augenbrauen in Eis verwandelt hätte. Sie erhob sich würdevoll.


    "Hennes und Dorn, nehme ich an?"


    Ihre Stimme klang sehr ruhig, aber nicht unbedingt freundlich, um klar zu machen, dass sie nicht an diesem Ort war, um sich begaffen zu lassen.

  • "Jawollja."


    kam die prompte Antwort.


    "Das ist Hennes." er zeigte hinter sich.


    ".. und ich bin Dorn. Willse wissen warum?"


    Wieder dieses Wackeln der riesigen, buschigen Augenbrauen, das sich keinesfalls von Alanis' Reaktion beeindrucken ließ. Die Vermutung lag nahe, dass Dorn es nicht begriffen hatte. Scheinbar war er aber auch nicht daran gewöhnt, dass es auf Anspielungen dieser Art irgendwelche nennenswerten Reaktionen gab.


    "Sieht aus, als hätte sie grade auf uns gewartet, Hennes, was?"


    Er stieß dem anderen den Ellenbogen in die Seite, der das nur mit einem lakonischen Achselzucken und einem breiten Grinsen "kommentierte".


    "Was können wir denn für dich tun?"


    In seiner Stimme schwang das abschließende "Puppe" sehr deutlich mit, auch wenn er es nicht aussprach. Sein Kumpan kratzte sich derweil mit glücklicher Miene im Schritt.

  • Alanis wollte keinesfalls wissen, warum der Mann so hieß, wie er hieß. Ihre Augenbrauen zogen sich merklich zusammen.


    "Erstens erwarte ich eine höfliche Ansprache", sagte sie eisig. "Und zweitens komme ich vom Hospital in der Oberstadt und untersuche einen Fall von Geschlechtskrankheiten. Eine neue Hübschlerin, die mir beschrieben wurde, spielt dort eine Rolle. Und Ihr beide werdet Euch dort heute Nachmittag zur Untersuchung melden. Gewaschen."


    Sie schloß ihren Worten kein 'sonst' an, da sie sich nicht sicher war, ob ihre Autorität so weit reichte, dass sie mit Zwangsvorführung drohen konnte. Davon spiegelte sich jedoch, wie sie hoffte, nichts in ihrer entschlossenen Miene wider.

  • Der Hintere hielt in seinem Kratzen inne und schaute verdutzt ob des scharfen Tonfalls.

    "Hospital? Wa..?"
    fragte derjenige, der sich als Dorn vorgestellt hatte, leicht dümmlich.


    Scheinbar hatte aber Alanis den richtigen Tonfall getroffen. Hennes verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schaute etwas betröppelt, versuchte ein entschuldigendes Grinsen.
    Dorn stammelte weiter.


    "Tja, ja.. ehm... wann? Und ehm.. reicht ein Eimer oder muss es das Badehaus...? Das ist nämlich teuer und....so...."

  • Alanis bemühte sich, nicht das Gesicht zu verziehen.


    "Ein Stück Seife, ein paar Eimer Wasser und große Sorgfalt sollten es tun", riet sie und wirkte nicht wie jemand, der sich mit weniger zufrieden geben würde. Dann wurde ihr Tonfall wieder freundlicher. "Ich kehre jetzt ins Hospital zurück. Ich erwarte Euch dort."


    Damit verließ sie die 'Flunder', dankte den beiden Damen nochmal und machte sich dann auf den Weg zum Dienst.

  • "Mensch, sag doch sowas nich'!"


    sagte Dorn aufgebracht. Hennes brummelte irgendetwas und kombinierte das mit einigen Gesten.


    "Wirste nich'! Die finden schon irgendwas. Schau doch nich' so bedrüppelt."


    Wieder gab Hennes einige Laute von sich, gestikulierte und zuckte mit den Schultern. Dorn holte daraufhin aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Hennes' Kopf flog herum, dann rieb er sich die rote Wange und schaute Dorn an wie ein zu Unrecht geprügelter Hund.


    "Was?! Nich' was!" äffte Dorn Hennes nach. "Schau nich' so rotzblöd. Wenn die sagen, die kriegen das hin, dann kriegen die das hin. Wenns nötig wird, kann ich dir immer noch dein Grab schaufeln. Mach dir da ma' keine Sorgen. Vor allem nich' jetzt."


    Als Hennes wieder ansetzte, sprang Dorn auf und funkelte ihn wütend an.


    "Was nu'? Hasse noch was zu karamellen?" fragte er den Freund scharf.


    Hennes zuckte mit den Schultern und versenkte seine Nase in seinem Bierkrug.

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • "Ach du ... KACKE!" fiepte Dolores und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als die andere Frau geendet hatte.


    "Ich.... ich muss weg!" sagte sie, raffte die Röcke und rannte mehr als dass sie ging in Richtung des Wachgebäudes, wo man ihre Freundin wohl hingebracht hatte.

  • Dolores war kaum aus der Tür, als sie Nesrin zurück kommen sah. Nesrin hielt ihre verbundene Hand weiter nach oben.


    "Dolores, du glaubst garnicht was passiert ist", krächst sie noch etwas heiser schon von weitem.

  • "Wie hörst du dich denn an?! Das ist ja furchtbar."


    Mit Nesrin zusammen verschwand Dolores wieder in der Flunder. Sie wies die andere an sich gefälligst zu setzen und holte dann einen Becher Tortuga Libre.


    "Da. Trink erst mal was."

  • Einige Tage vergingen. Den Festtag der Herrin Akestera beging man natürlich auch in der Flunder, wenn auch möglicherweise etwas anders, als andernorts. Wie alle zwei Wochen setzte man den Boden der Taverne unter Wasser um all den Schmutz der Gäste aus der Tür hinaus zu schwemmen und wie kleine Schiffchen trieb allerlei undefinierbares Zeug gen Ausgang und hinterließ eine leidlich saubere Taverne.


    Nesrin und Dolores hatten die Fenster weit geöffnet um Licht und Luft herein zu lassen und verräumten nun das Putzzeug.

  • "Hmmm, sieht ja nicht verkehrt aus diese Schenke...etwas nobler als das Horsa's Inn..." sagt der Priester mit einem kleinen Lächeln. "Evan...", Godwine geht zur Tür der Schenke und öffnet sie, "nach dir." Er blickt nochmals die beiden Knaben mit einem unwirschen Blick an...

  • Drinnen kam ein Gastraum zum Vorschein, der mit geschlossenen Fenster wohl schummrig gewesen wäre. Noch brannten die Laternen nicht, die auf jedem Tisch standen. Auf einem der Tische saß eine Frau. Ein Träger ihres Mieders war herunter gerutscht, was sie aber scheinbar wenig störte. Das Leibhemd untendrunter entblößte die Schultern.
    Auf dem Kopf trug sie eine Haube, was wohl hätte züchtig wirken können, wenn der Rest nicht gewesen wäre. Zumindest die Röcke waren knöchellang.


    Als die Tür sich öffnete, grinste sie.


    "Hall...OOOOO!!" flötete sie laut.


    "Nesrin, Liebes! Wir haben Besuuuhuuuch!" rief sie dann nach hinten und hopste von ihrem Sitzplatz herunter.


    Sonst war in dem Gastraum nur eine Person, die man nicht genau erkennen konnte, aber wunderbar hören. Ein großer Schlapphut war über das Gesicht des anderen Gastes gerutscht und der Brustkorb hob und senkte sich in süßem Schlaf.